Tagebuch 30. September 2004
Spanien / Camino de Santiago


kriese die erste... die fruchtbarkeit

die nacht verging mit hirschen (oder bären ;-) gebrüll, geraschel, mid diversen undefinierbaren geräuschen auf jeden fall und mit viel viel schlaf! die wärmeanpassung im schlafsi ist gar nicht so einfach.. mal zu heiss, zu kalt, dann feucht, oder von der matte gerutscht ;-).. es gibt immer etwas zu tun.. aber der schlaf kommt def. nicht zu kurz. wir stehen erst um ca. 10.00 uhr auf und packen unsere, immer noch nassen sachen zusammen. immer rücksichtnahme des schleimigen viechs vor meinem rucksack. heute gönnen wir uns sogar einen OVO riegel, da kann ja nichts mehr schief gehen. oder doch?!?! meine beine schmerzen heute für gut und das gewicht des rucksackes erdrückt mich fast!!.. hm.. in der überzeugung, dass diese beschwerden bald nachlassen gehts eing eröll-beet runter nach zubini. der name verspricht doch irgendwie spezielles.. war aber def. nicht so, ausser vielleicht der grossen industrieanlage die den weg nach dem dorf zäumt.. auch meine theorie, dass nach dem aufwärmen feritg mit schmerz ist.. weit gefehlt! so vergeht heute der ganze tag. immer in der hoffnung nicht dem jammern zu verfallen holpere und stolpere ich den weg entlang. die erste pause legen wir eben in den zubini ein, die zweite unter einer alten brücke, irgendwo zwischen hügeln und langen trockenen wegen. meinen füssen gönn ich ein fussbad im eiskalten fluss (wie kann das wasser bei der hitze so kalt sein?? kommt wohl von den bergen). das tut gut. dann noch etwas die beine auf dem einen rucksack hochlagern, den rücken am anderen stützen. wir schlafen fast ein..

weiter des weges. fast humpelnd und unter volleinsatz der stöcke!! machmal kommt mir die eine der drei schwestern in den sinn.. hat sie doch vor der reise mal noch 2 knochen am fuss gebrochen und ghet jetzt den camino mit fuss-schiene. auf die frage, ob das nicht mühsam sei meinte sie nur "o no!! it suports me".. o.k. was will ich da eigentlich jammern! aber doch, so zwischendurch könnt ich einfach anhalten und die ärmste sein ;-).. bin gespannt wies weitergeht..

eigentlich haben wir uns heute nicht viel vorgenommen. gudi kommt ja "erst" am freitag in pamplona an. aber ehrlich gesagt, oder geschrieben, ist das vermeindliche wenige schon sehr viel für mich heute!!

wir queren kleine dörfer, in denen überall katzen sind (gerne!!) aber nicht zwangsläufig auch menschliche einwohner.. oder doch? eine baustelle gehört dann doch minimum dazu.. die meisten wege heute sind eher steinig oder staubtrocken.. und warm wirds auch heute.. besser gesagt, heiss! und es zieht sich. meine beine finden es wirklich nicht supi, aber ich weiss auch, dass das die dinge sind, die man hald in kauf nehmen muss, um all die anderen, schönen sachen zu sehen und erleben auf dem camino de santiago.

also weiter des weges. da auch unsere vorräte zu ende neigen hoffen wir noch auf einen laden, aber der kommt und kommt nicht. auf einer brücke berufe ich einen stop ein. erneut fällt ein OVO sport unseren mäulern zum opfer. im folgenden kaff finden wir auch einen supermercado, rasch was kaufen und dann will ich nur noch raus, raus aus der stadt! jetzt muss ein schlafplatz her!! sofort ;-) wir gehen und gehen un es wird und wird nicht ländlicher.. da hilft uns ein engel in gestalt einer alten frau, sie ruft uns zu "peregrinos"? (pilger) und plaudert dann mit uns halb französisch, halb spanisch und schenkt uns noch ein zältli. hat man doch als kind gelern keine süssigkeiten von fremden anzunehmen.. aber ich denke wir können hier eine ausnahme machen ;-) beim weitergehen zu dritt bericdhtet sie uns, dass pamplona in 2 km anfängt!! aha!! wir sind also schin im vorort der grosstadt!! besser wir kehren trotz müden beinen nochmals um, raus aus dem kaff, zurück zur brücke, wo wir unser nachtlager aufschlagen. begutachtet von diversen alten und nich so alten leuten, die hier ihren abendspatziergang machen und sich wundern! im hingergrund brausen irgendwo autos auf der autobahn.. aber das alles ist sicher noch besser als in irgend einem grosstadt park zu schlafen und wohl noch von der polizei als obdachlose in eine notschlafstelle gebracht zu werden ;-)

den gekauften schinken entsorgen wir nach dem ersten biss, an dem ist wohl etwas faul, und ich bin erst recht faul, auch zum weiterschreiben.. also gut nacht..

nachtrag: auf dem ganzen weg haben wir diverse mandalas aus zweigen, blumen, ästen, blättern, steinen usw. gesehen. wunderschön und sicher zeitaufwändig zum machen.. wäre interressant zu wissen wer das wieso gemacht hat.. ich hab sie richtig lieb gewonnen, errinnern sie mich doch daran, dass die zeit des weges die wichtige ist, nicht das erreichen des ziels! ich fin es schön einen weg zu gehen, der schon so viele geschichten kennt.. und vielleicht ist es gut nicht alle zu kennen.. wird doch soeben die eigene geschrieben!!

Der Morgen begrüsst uns mit einem feuchten Gesicht, da wir gestern Abend nicht mehr daran dachten - oder vor Müdigkeit nicht mehr daran denken konnten - einen Morgensonnenplätzli zu suchen.
Dafür genossen wir den Abendkonzert Logen platz. Das Fruchtbarkeitsbezeugungs- und Brunftwilligkeitsgeröhre der Hirsche hörten wir noch lange in die Nacht hinein......

Das Wandern fand heute unter erschwerten Bedingungen statt! Bergab, was es heute am Anfang zur genüge ging, waren wir beide am jammern, da es uns schier die Oberschenkel verreissen wollte.
Der Gedanke an einen Kaffe in Zubiri - dem nächsten Dorf - half mir über die runden.

Jedoch dort angekommen schien alles wie asgestroben, und mit kaffe war eh nichts. Wenigstens konnten wir Wasser auffüllen, und erfuhren hier nebenbei, dass die Etappe nach Pamplone eher Flach sei, und wir waren beide sehr dankbar für so gute new's, da sich unsere £Beine auf den ersten Kilometern heute nun wirklich nicht erholen konnten.

Die weitere Strecke verlief Idyllisch den Hügeln entlang, vorbei an Kuhweiden, durch alte fast ausgestorbene Dörfer. Mich faszinierte die Fruchtbarkeit des Camino, die Strecke war gesäumt von Hagebuttensträuchern, endlosen Brombeerdickichten, welche von der Blüte über die grünen- bis zu den reifen aber sauer schmeckenden -Früchten das ganze programm bieten konnten. Auch Nussbäume hatte es zur genüge, und wenn wir uns die Musse und die Zeit genommen hätten welche zu sammeln, hätten wir in kürze genügend Nüsse zum z'Nacht beisammen gehabt. Aber wie die Nüsse liessenwir all die Hollunder und Quitten, die Vogel- und Tollkirschen sowieso liessen wir an den Sträuchern und Bäumen hängen.

Auch die verschiedenen Apfelsorten wie Zier- und Fressäpfel und vorallem die - über 4km überall auf dem Weg verteilten - Pferdeäpfel konnten die Versuchung in uns nicht wecken.
Als aber die Fruchtbarkeitsgöttin einfach so am Wegrand im niemandsland plötzlich Trauben wachsen liess, konnte ich nicht mehr wiederstehen. Gut, einen Wein daraus würde wohl kaum jemals einen Vin de Table Status, geschweige denn Esigstatus erreichen...

Auf dem weiteren verlauf des Camino, der sich nun zieht und zieht und staubig ist und sich noch mehr zieht, verfliegen sogar bei mir langsam aber sicherdie Gedanken an Fruchtbarkeit, dafür drängen sich jene der gequälten Muskeln und Füsse auf....
Auch d'Schine leidet, und um unser beiden leiden ein ende zu bereiten, beschliessen wir nach dem nächsten Dorf einen Schlafplatz zu suchen.

Im Dorf welches eher ein Städtchen ist, ruft uns eine ältere Frau zu um uns ein Caramel zu schenken. Nach ein paar Worten stellt sich heraus, dass wir 2 km vor Pamplonas Toren stehen. Obwohl wir heute eigentlich eine gemütliche etwas kürzere Etappe machen wollten..... Da wir nun voll im geschehen der Pamlonischen vorstadt stehen, drehen wir nochmal um, und begeben uns die viertelstunde zurück zur Brücke am eingang der Altstadt, und schlagen dort total erschöpft und müde - beobachtet von jenen Joggern Spaziergängern Hundeausführern und Turtelpäärchen - unser Nachtlager auf.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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