Tagebuch 27. September 2004
Frankreich


.. nur noch einmal schlafen.. es gibt viel zu tun, lassen wir es ruhn
morgen ist es soweit.. wir gehen los.. also heut ist noch erledigungstag.. fredel will, komischweise, nicht mal meine pendenzenliste höhren zum morgenkaffe! versteh ich nicht.. ich lern ihn immer wieder neu kennen ;-)

dann gehts zum patron des camping, der uns unterdessen glaub doch akzeptiert hat uns sich sogar zu sprüchen und lachen hinreissen lassen hat.. wir kaufen heut noch strom und zahlen mal die woche die wir jetzt hier sind.. und den rest, zahlen wir am abend, schliesslich hatten wir mal wieder nicht genug geld in den taschen ;-)

dann gehts ans schreiben und es schreibt und schreibt und schreibt.... auch noch eine dvd brennen als sicherung und soeben hat gudi noch angerufen.. sie wird also am freitag schon in pamplona eintreffen!! klappt ja alles wie geschmiert.. wir freuen uns!!

zum zmittag gibts eine mais/böllä/speck salat (resten machen kreativ) performance.. wir essen im stehen aus einer schale.. ganz andere perspektive zum verköstigen.. sollte man vielleicht als restaurant konzept verkaufen? mir schwebt da ein single-treff-restaurant vor.. immer zu weit wird im stehen, ohne tisch, aus einer schale gegessen.. und wem der food nicht wieder hochkommt, hat doch schon mal reelle chancen auf eine gewisse annäherung, oder zumindest nicht auf die totale abstossung des gegenübers.. liebe geht ja doch über den magen.. das hat schon das altgriechische reich gewusst.

details: ohne vorbehalte kann man die ersten verhaltensmuster der vermeindlichen neuen liebe, wie: hält er oder sie die schale? schmatz er oder sie und so weiter, schon mal vorabchecken!! man könnte das konzept so weit verfeinern, dass das kochen, abwaschen und der toilettengang auch in den prozess einbezogen wird.. will nicht jede frau wissen, ob er nun den deckel hebt oder nicht?? wer wäscht ab, wer kocht??

für den restaurant betreiber ergeben sich folgende vorteile: - nur eine beschränkte auswahl an lebensmittel müssen zur verfügung stehen (soll doch auch die kreativität des koches, oder eben der köchin auch schon aufschluss geben über den künftigen partner??). - kleiner personalaufwand (die kunden machen ja alles selber)- geringes inventar (es wird im stehen gegessen, nur mit schale und besteck).

unseren marktforschungs-studien zu folge, muss dieses konzept gerade in der heutigen zeit erfolg haben! ist es doch grad heute ungemein wichtig, nicht zeit für unnötiges zu verschwenden!! die erste verliebtheit ist schnell verflogen, danach kommen die oben erwähnten verhaltensmuster zum vorschein und machen in mindestens 75% der fälle eine langfristige beziehung geradewegs unmöglich oder aber sicher unglücklich.

genau da setzt das konzept an und verspricht dem kunden das folgende: die, schlussendlich für ein scheitern der beziehung verantwortlichen maken, werden schon beim ersten date erkannt und somit eine verschleuderung der kostbaren zeit verhindert! es kann umgehend ein neuer partner nach den, einem wichtigen, kriterien getestet werden. ein weiterer zeitverschlingender faktor kann im gleichen zug mit dem nützlichen verbunden werden: das essen! also: zwei fliegen auf einen streich: verpflegung mit selektion des geeigneten lebensabschnittsparners! gerne stellen wir ihnen unser konzept vor und, wenn gewünscht werden wir auch die lokalitäten für sie organiseren. kontakt: schnell-treff-imbiss-imobilien.kommm ;-)

o.k, ich schweif mal wieder ab.. aber es kommen bessere zeiten auf euch zu, denk ich zumindest... oder kommen einem auf einem pilgerweg noch schrägere sachen in den sinn?? wer weiss.. und der weiss?? wenn der nicht weis, wer dann??

jetzt aber!!! zurück zum tagesverlauf. wir haben auch im dorf noch viel zu erledigen.. zuerst wird die post angesteuert und die sicherungskopie an meinen bruder geschickt.. dann weiter zum znacht kaufen (haben wir doch über den mittag schon alle resten vernichtet..) und dann noch ins pilgerbüro. wir brauchen einen pilger-ausweis, so kann man günstig bis gratis in herbergen unterkommen. falls mal schlecht wetter ist auf jeden fall eine alternative.

diesmal ist die tür zum glück offen und somit vor mir sicher. heute ist eine andere selektion von damen am wirken. unser pilgerausweis für sage und schreibe 2 euro!! ist bald ausgestellt und wir suchen uns noch eine riesen-gewalts jakobsmuschel aus einem chrättli aus... meine ist fast ganz weiss (wie das baby an meinem hals..) und fredel schnappt sich die aller aller grösste.. jetzt sind wir def. gut erkennbare pilger.. beim ausfüllen der formalitäten kann man noch anstreichen was die motivation ist: ich streich glauben und sprituelles an, fredel spirituelles und sport.. o.k... mit sport hat er ja nicht wirklich unrecht.. aber mir ist einfach der glaube, der schon millionen von menschen hier vorbegehen lassen hat, irgendwie nicht unwichtig.. und glauben, das wird mir mal wieder so richtig bewusst in dem moment, ist für mich ein offener begriff und ich bin froh kann ich wieder glauben. vielleicht nicht nach gesetzen und vorschriften, aber einfach an meine visionen und ziele und überhaupt.. ist etwas schwer zu erklären, aber wer mich kennt weiss was ich meine.

für die muschel-ausbeute spenden wir den "amis de chemin de st. jaques" grad noch 10 euro.. sind wir doch immer gratis im internet gewesen und immer sehr freundlich behandelt worden.. fredel drückt mir die note in die hand.. und ich bin in die kindheit zurückgeworfen.. ja, ich darf den batzen in den korb legen.. so war doch das früher in der kirche immer!!! apropos internet: laut der amerikanischen dame geht es mal wieder nicht.. aber microfred bringt wieder alles ins lot und erklärt auch grad noch, wie sie es selber wieder zum laufen bringen können in zukunft! leider haben wir so nicht allzulange zeit um selber zu schreiben (was ja eh fast unmöglich ist bei den anderen tastaturen..), geniessen aber umsomehr das lesen der neuesten begebnisse in der schweiz!! wir freuen uns wirklich immer über alles!! und heute, ich speziell.. hat doch mein bruder so manche geschichten geschrieben, ein mail für die eltern eingerichtet und bilder von supperwurm und der immer rund-bauchigeren deena geschickt.. genial!! er hat auch mal wieder mitgedacht und uns an die sicherungskopie der fotos errinnert.. war wohl schon gedankenübertragung.. haben wir diese doch vorhin auf die post gebracht.. aber trotzdem: was würden wir ohne ihn machen.. er schmeisst all unsere sachen in der schweiz!! ein riesen schmutz und dank!!

wir verabschieden uns also def. von dem, fast zum zu hause gewordenen, pilgerbüro und machen uns, bepackt mit unseren riesen-muscheln nach hause.. und, was liegt da grad auf dem weg?? unsere orangina ecke.. traditionen müssen bewahrt werden.

mir wird das erste mal ein wenig mulmig bei dem gedanken, was auf uns zukommt.. dieses gefühl spühl ich aber bei der dusche, zurück im camping, mit einer beruhigenden gesichtsmaske (danke sändy!!) von mir und mach mich sauber geputzt ans aufräumen, packen und schreiben.. es steht noch eine schutzräucherung an, znacht essen, viel mehr nicht mehr.. den camping haben wir ja auch schon bezahlt bis 31.10.04, es kann also wirklich losgehen morgen!! und wenn ich das schreibe, kommt da doch wieder ein anflug von flauem magen rauf.. aber wie gesagt.. es wird werden wie es sein soll.. eine weitere etappe auf unserer reise / der reise in die welt und vor allem zu uns selbst und uns!

Das ist, kurz zusammengefasst, was morgens in der früh in meinem kleinhirn abgeht. Ganz im gegenteil zu meiner holden Schine, welche
- je früher desto besser - am liebsten Pendenzen Listen schreibt, und diese dann auch gleich am liebsten, in einem Lesesaal voller Schlaftrunkener nichtmorgenmenschen, vortragen würde.
Doch wir finden den Weg nebeneinander, und ich bin Ruth für die jeden Morgen wiederkehrende, liebevolle aufopferungswürdige rücksichtnahme extrem brutal mega Dankbar!

Nach einem Kaffe können wir ja mal die erste Hürde nehmen, und unsere Erinnerungen und Notizen zu Computer bringen.
Dieses Unterfangen zieht sich bis zum Mittagsschmaus hin, welchen d'Schine mit einer "Creation du rest de dernier Jours" zu verzaubern weiss.
Um die Neuartige Kreation vom Mais Zwiebel Sojamilch und Speck Salat gebührend zu würdigen, essen wir im stehen. Eigentlich ist dies nur Mittel zum Zweck, da wir nur eine Salatschüssel verwenden, und das verspeisen dieses Salates wahrscheinlich den ganzen Tisch, inklusive Compis, Mäusen, Notizen Kaffemugs und was sich da sonst noch so auf unserem Tisch tummelt, in Salatsauce ertränken würde.

Als angenehme nebenerscheinung taucht auch noch die Kulinarische Nahrungsaufnahme aus einem völlig neuen Blickwinkel auf, was Ruth zu Konzeptionellen Höhenflügen hinreissen lässt.
Meiner Meinung nach gehört die hälfte des textes nebenan unter die Rubrik Projekte und nicht hierhin, aber es sei ihr Ausnahmsweise mal vergönnt, solche Auswüchse Marketingtechnisch hochstehendenr Neuerfindungen auszuleben.

Derweil widme ich mich den wichtigen Dingen des Lebens, vor einer so grossen Wanderung zu, und versuche die extra tracks des Game Boy Supermario Car Races zu knacken.......

Next station unseres vorpilgerprogrammes sieht einen Banküberfall sowie ein Frontalangriff auf die Post vor. Nachdem beide Vorhaben wie am Schnürchen klappen, setzen wir gleich noch einen drauf, und versuchen zusammen rauszufinden, was wir den heute Abend noch verdrücken könnten.
Das tönt jetzt mal wieder wie die einfachste Sache der Welt, stellt sich aber - mit einer hungrigen Schine als Einkaufs und Entscheidungs Hilfe - als ziemlich kompliziert heraus!
Kaum im Laden, zieht's sie direkt, wie von einem Magneten agezogen - zum tifkühlfach zu den Häägen Daz Ice creams.........
Lichtjahre später habe ich es endlich geschafft die Galce vernichtungsmaSchine von dort wegzuzerren, und etwas halbwegs vernünftiges in den Warenkorb zu legen. Doch schon an der Kasse, wohlverstanden die halben Lebensmittel schon auf dem Fliessband, schlägt das Monster wieder zu, und schmeisst, wie von Geisterhand geführt, ein 4 er Päckli Rocher Kugeln hinterher.
Ein solches Verhalten kann ich, in meiner Wenigkeit als Entwicklungshelfer natürlich nicht dulden, und führe Ruth ziemlich forsch hinter die nächsten Regale, wo, rein Nährwert- Preis und Gesundheitsgünstigere Süssigkeiten zu erstehen sind..................
wie zum Beispiel die Verkaufskette eigenen 10er Pack Yes Küchlein, welche im Verhältniss nur einen Bruchteil dessen kosten als die - so Kinder- und Ruthfreundlich aufgestellten masslos überteuerten mini schöggeli gleich an der Kasse!

Auch diese Hürde des heutigen Tages wurde gemeistert, und wir begeben uns mal wieder ins Sankt Köbi Brüder Büro. Neue Manschaft und neue Sitten erwarten uns dort, gleich bei unserer Ankunft, bietet uns eine der Mitarbeiterinnen sogleich einen Becher Wasser an......( Wahrscheinlich sehen wir nach all den Erledigungen aus, wie Pilgerer, welche bereits eine der härtesten Etappen hinter sich haben )

Wir erhalten unsere Pilgerausweise, welche wie ein Carnet de passage, für zahllose Herbergen und Unterkünfte entlang des Weges als eintrittsticket dienen. Wir kommen auch auf die Internetverbindung zu sprechen, welche gemäss der Amerikanischen "empfangsdame" heute mal wieder nicht funktioniert. Ich erkläre mich bereit, das problem mal zu begutachten, obwohl mir der eine Mitarbeiter nicht wirklich grosse Chancen einräumt.
Aber irgendwie mit demGlück eines Laien, finde ich mich in der französichen Systemsteuerung zurecht, kann den Wlan Adsl oder was auch immer Anschluss aktivieren, und wir Surfen mal wieder auf der Matzmobil mail Seite.
Realtime Berichte von Bergdietikon sowie fast live Info's vom Berlin Marathon von meinem Brüetsch erfreuen uns! Ist wirklich aufbauend, immer wieder new's von der guten kalten alten Schweiz zu kriegen ein Dank nochmal an alle schreiberlinge(innen), und auch an diese die es noch werden wollen.

Irgendwann können auch wir uns von den bereits liebgewonnene Lokalitäten, wie eben dieses Büros und etwas später auch von unserem Aussichtspunkt der Orangina Bar inklusive der vis à vis altweiber Ecke verabschieden.

Zuhause geniesst Ruth erstmal eine ausgiebige Dusche, welche mir genug Zeit einräumt, ihren Rucksack - einmal mehr - mit dem tonnenschweren Petanque set zu verknüpfen........ Die Überraschung bei ihr ist gross, als sie die letzten kleinutensilien verstaut, und merkt, dass sie irgendwie überladen ist.

Da ich nun mehr oder weniger die ganze Zeit über, wo dSchine fleissig wie eine Biene noch gepackt, geschrieben und zusammengeräumt hat, faul und eine slbergedrehte Zigarette rauchend im Sessel gefangen war, bin ich nun leicht im Verzug, und schon fast auf dem Weg, die Dusche nachzuholen, auf dass wir endlich Essen können, um danach unsere elektronischen kleinode in den Matzmobilisch internen Tresoren zu verstauen, und eventuell dann sogar einen Plan zu zeichnen, denn wer weiss, was in vier Wochen sein wird, und ob wir uns noch an alle Einzelheiten vor unserem Aufbruch erinnern können............

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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