ein gemütliches aufstehen, wieder den ganzen platz für uns.. sind wir verwöhnt.. dann gehts an das letzte stück camino de santiago, den hügel runter in die beleuchtete und geschäftige stadt. wir stärken uns im vorort noch mit pain au chocolat und wandern den strassen entlang richtung altstadt.. immer den gelben pfeilen folgend, so wie wir das die letzten bald 30 tage gemacht haben.. eine herberge wäre auch noch am weg, aber wir wollen das "ziel" so erreichen, wie wir jetzt immer unterwegs waren!
die porta de camino nahmen wir als kuss-anlass und traten also in die altstadt ein. die kathedrale konnte nicht mehr weit sein.. auf den letzten metern haben wir wohl eine abzweigung verpasst und kamen von der seite an die imposannte kirche ran. unser glück! keine menschenseele, ein riesen platz für uns und die totale ruhe, und wir: angelangt am pilgerziel! ich konnte nur noch fredel die liebe anschreien und dann genossen wir den anblick, die ruhe und magie des moments! jetzt sind wir da, am ziel, dass wir so gar nicht so erstrebt haben, aber jetzt doch in vollen zügen aufsaugen..
wir nützen die ruhe des morgens noch für den besuch im pilgerbüro und wir erhielten das zertifikat auch mit wenigen stempeln im pilgerpass.. und wir erhielten auch eine wirklich nette behandlung von der jungen spanierin am schalter. die war so richtig herzlich und hat unsere namen im zeritifikat auf latein eingetragen.. ruth bleibt ruth und fredel heisst also alfredus! wir wurden auch darauf hingewiesen, wo die herbergen sind, dass man den rucksack bei ihnen einstellen kann (was wir machten) und ein paar tips von wegen rückreise bekamen wir auch.. nett die leute im pilgerbüro.. und wir waren noch alleine da, das wird sich am tag sicher ändern..
dann gings ohne gewicht am rücken wieder zur kathedrale.. seltsam!! der grosse hauptplatz war schon gefüllt mir reisegruppen, pilgern und einheimische huschten auch über die fläche.. ein reges treiben! waren wir wieder dankbar, dass wir gestern noch auf dem monte cozo geschlafen haben und den heutigen morgen wirklich gniessen konnten, so wie wir's immer geschätzt hatten.. ohne grosse hektik, einfach ein ruhiger moment der ankuft.
dann genossen wir ein paar kaffe's in einer schönen bar mit blick auf das treiben in der altstadt und mit solchen aktionen gings eigentlich den ganzen tag weiter..wir hatten ja zeit.. die einzigen pläne: messe um zwölf, rückreise organisieren und herberge aufsuchen.. das ist zu machen.
um zwölf war also die pilgermesse, die jeden tag durchgeführt wird während heiligen jahren (das sind jahre, wo der 25. juli, der feiertag des st. jakob, auf einen sonntag fällt, und 2004 war so eines). das war unser glück und wir waren schon eine halbe stunde in der wunderschönen kirche mit querschiff und einfach eindrücklichem innenleben!! unglaublich riesig und doch stilvoll!! wir fanden nur mit suchen noch einen sitztplatz, und das in der riesen kathedrale.. wirklich extrem eindrücklich dieses gebäude!!
neben uns sass eine brasilianerin, die schon 3 jakobswege gemacht hat und sich sehr freute, neben anderen peregrinos zu sitzten. wirklich eine herzliche person! vor zwölf begann eine klosterfrau zu singen und stimmte somit ein kurzes lied ein, dass fast alle mitsangen.. mir ging das tief rein und mein körper erschauderte und hühnerhaut war pflichtprogram während der ganzen messe, immer und immer wieder!! freudentränen bahnten sich ihren weg und ich genoss diese zeit an diesem ort vollends! meine gefühle kann ich wirklich nicht in worte fassen.. es ging einfach tief und war unglaublich schön! die predigt hielt ein bischof, oder kardinal, oder was auch immer.. auf jeden fall nicht "nur" ein normaler pfarrer und er hatte noch mindestens 10 gehilfen im pfarrergewand. wirklich eine eindrückliche messe, wie ich es noch nie erlebt hatte!! ein riesen pot mit weihrauch wurde noch durch die querschiffe geschwenkt, fast bis zur decke! ich liebe diesen duft!! das machte es für mich noch intensiver!!
es wurden auch noch alle pilger, die heute in santiago eingetroffen sind, mit herkunftsland erwähnt.. 2 aus der schweiz, also wir! schon irgendwie komisch, an so einem speziellen "anlass" erwähnt zu werden! für mich war diese messe auf jeden fall der perfekte schluss für diese teil-reise nach santiago! wir werden weiterreisen, aber dieser monat ist etwas ganz besonderes!!
am ende der messe ging der bischof (oder was es auch war) durch die menschenmenge und schüttelte den leuten die hand, oder seine wurde geküsst. ich werde das glückstrahlen der brasilianerin wohl nie vergessen, nachdem sie die hand des mannes geküsst hatte! genial!! ist doch schön was der glauben den leuten geben kann!! auch ich bin dankbar wieder glauben zu können, wohl nicht im genau nach katholischen sinn, aber überhaupt glauben.. machmal denk ich wirklich, dass leute, die noch an irgendwas glauben können, zufriedener wirken.. aber wer weiss.. so stimmts für mich auf jeden fall!
das war für mich wirklich eine magische messe und die dankbarkeit für alles was ich habe und vor allem bin und leben kann, kam von allertiefstem herzen!!
ich würde die letzten 29 tage wirklich gerne in worte fassen, aber es gelingt und gelang mir nur als einfältige tagesablauf-berichte! warscheindlich muss das wirklich jeder für sich erfahren und kann so seine eigene erfahrung fühlen..
zurück also zum tagesablauf ;-). wir haben in der herrberge eingecheck, einem riesigen alten bau mit grossen schlafsälen.. errinnert irgendwie an lazarette oder klosterschule. wir waren auf jeden fall dankbar für das günstige bett (herbergen kosten von null bis 7 euro). dann gings wieder zurück in ein schönes kaffe und wir schrieben mal wieder etwas und ich fühlte mich irgendwie wirklich komisch.. kein weiterwandern?!?!
wir haben marc wieder getroffen und wollten ihn noch im hotel aufsuchen, zwecks gemeinsamen znacht... wir kamen aber auf dem nicht an einer einladenden tappas bar vorbei, und somit etwas spät im hotel an. marc kam sofort in die eingangshalle, hatte aber unterdessen schon andersweitig abgemacht.. einen kleinen moment hatte er aber noch zeit und machte mit uns einen rundgang im hotelkomplex, grad neben der kathedrale.. wir staunten nicht schlecht was sich hinter dieser fassade verbarg!! rittersäle, innenhöfe und alles wunderschön renoviert und doch uralt!! die spanier haben einfach stil!! wirklich ein besonderes hotel!!
wir verabschiedeten uns dann von marc und werden ihn sicher mal in verbier besuchen.. dann suchten wir ein, vom pilgerbüro, empfohlenes restaurant und verwöhnten uns mit guten speisen. aber heut war das volle programm zu viel für uns.. die kalorienzufuhr hätte, nach dem gemütlichen tag, wohl etwas kleiner ausfallen sollen.. aber wir müssen uns wirklich wieder umgewöhnen.. es ist vorbei mit dem camino de santiago!!!
wir rannten im strömenden regen zurück zur herberge und ich schlief bestens..
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Isabel for President, das junge Mädchen an der Reception hat uns eine ruhige Nacht beschert, und keine weiteren Peregrinos in unser Zimmer einquartiert.
Dementsprechend ausgeruht und gut erhohlt, machen wir uns um 08:30 auf das letzte Wegstück.
Die Zielstrebigkeit, die Kathedrale von Santiago auf direktem Weg zu erreichen, leidet ein wenig, da der Camino dummerweise an einer Panaderia mit Pan au Chocolat vorbeiführt, und wir beide das Gefühl haben, wir könnten die letzten 20 min. unmöglich ohne dieses Frühstück überleben.
Bei unserer Ankunft war's stellvertretend für den ganzen Camino total ruhig und friedlch, wir erreichten die impossante Kathedrale, durch ein kleines Gässchen, von der Seite, wo um diese Zeit das rege treiben noch in weiter ferne lag. Durch weitere gässchen gelangen wir an die Frontseite, und erleben gleich, wie ein solcher Pilgerort in kürze bevölkert werden kann. Zwei drei Reisegruppen mit Reiseführer ein zwei Pilgercars, und der riesige Vorplatz ähnelt einem Ameisenhaufen.
Wir flüchten gleich ins Pilgerbüro, wo wir unser Pilgerdokument erhalten, und unsere Rucksäcke für den rest des Tages einstellen können. Daraufhin war ein richtig gemütlicher, ausgedehnter Kaffehalt angesagt, und wir genossen das rege treinben in den Gassen zu beobachten.
Schon bald war's Zeit für die grosse Pilgermesse um 12 Uhr, welche wir uns, trotz voller oder sogar überfüllter Kathedrale, nicht nehmen liessen beizuwohnen.
Der Aufmarsch des Bischoffs und seiner Kardinäle, oder was das auch immer für Würdenträger waren, war an und für sich schon ein impossantes Schauspiel.
Wir fühlten uns gleich darauf geehrt, als zu beginn der Messe, alle Nationalitäten, welche heute Morgen in Santiago eingetroffen sind heruntergelesen wurden, auch zwei schweizer genannt wurden.
Der absolute höhepunkt der Messe war sicher das schwenken des fast Mannshohen
( weltgrössten ) Weihrauchpotes, welcher von jenen Messedienern über einen Armdicken Strick durch die Seitenschiffe bis völlig unter die Dachbogen gependelt wurde.
Auch der Abgang des Bischoffes und seinem Gefolge war eine eindrückliche Szene, und wir benötigten eine geraume Zeit, wieder aus der Kirche rauszukommen.
Danach genehmigten wir uns mit Mark und einer Kollegin von ihm im Casino Caffe einen richtig guten Carajillo.
Schon bald waren d'Schine und ich wieder vollbepackt mit unseren Rucksäcken sowie Reiseproviant für die morgige Zugfahrt auf dem Weg zur Herrberge. Auch hier fehlte es uns nochmal an der Zielstrebigkeit.
eDie Eingangstüre welche eigentlich nur augestossenwerden müsste, konnte ich nicht öffnen, und ich spaziere lieber einmal um den ganzen Komplex, als dass ich es ein zweites mal probiere. Endlich stehen wir an der Reception, und wir können uns für die Nacht einschreiben, aber auch dies geht nicht so leicht wie man sich das vorstellen könnte!
Habe ich doch vergessen Geld zu tanken, und wir machen nochmal einen kleinen Ausflug ins Dorf, obwohl es wieder in strömen regnet, aber wir sind ja heute noch so wenig gewandert, und Nass sind wir auch noch nicht richtig geworden.....
Unterdessen habens auch wir geschafft, unsere Schlafsäcke sind im Schlafsaal ausgebreitet, und wir lassen uns überraschen wie die Nacht wird.... Etwa 100 Leute im gleichen Raum, aber was solls, wenn wir nicht schlafen können, habenwir morgen 12 std Zugfahrt vor uns, und genügend Zeit den Schlaf nachzuholen...
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