Tagebuch 21. Oktober 2004
Spanien / Camino de Santiago


vom donativo-geschäfts-sinn / attact by a cow! die herrlichkeit
es ging mal wieder im dunkeln los. wir hängten uns zwei blappernden frauen an und mussten immer wieder unser thempo anpassen. je mehr sie berichteten, je langsamer wurden sie ;-) es zogen nebelschwaden um unsere köpfe und es war bitter kalt! nach einer letzten steigung gings dann abwärts und langsam erwachte der morgen. sogar etwas blauen himmel konnten wir ausmachen. auf der anhöhe war da noch ein metallener pilger im riesenformat. sah im nebelteiben genial aus.

wir gingen also weiter des immer schöner werdenden weges und durchquerten einen weiler, dann dörfer.. und siehe da, eine schöne bar in einem uralten, renovierten steinhaus. da konnten wir natürlich nicht wiederstehen. danach gings ans erklimmen des letzten, höchsten punktes in diesen bergen. steil einen alten weg rauf, der auch noch grad bachbeet ist. der himmel ist unterdessen knallblau! was für ein anblick! wir geniessen die sonne, ohne vergleich!!

am höchsten punkt angelang, feiern wir dies mit gipfel-kuss und gehen dann etwas weiter. so richtig warm will es ja dann doch nicht werden.. also in bewegung bleiben. etwas weiter dem bergrücken entlang geht ein schöner weg und wir gönnen uns etwas später noch die letzten, vermantschten, madeleines. mmmhh.. dies war quasi unser zmorgen heute.

hier ist alles wieder viel viel grüner als auf den letzten wegstrecken. sieht in etwas so aus wie das appenzell. viele hügel, grasflächen, felder, bäume.. wirklich wunder, wunderschön.. solche landschafts-typen hät ich in spanien gar nicht erwartet. wir kommen weiter durch einige bergdörfer und an rinderherden vorbei. uns fällt schon wieder auf, wie gepflegt und wohlgenährt die tiere hier sind! kein wunder bei den saftigen wiesen.

in einem kleinen weiler bietet uns eine alte frau crep mit zucker an. nett die galicier! die tun was für die pilger! o.k., schlussendlich verschwand unser kleingeld in ihrer tasche.. nur eine kleine spende, für die arbeit.. meinte sie und riss uns noch den letzten batzen aus ;-) wir mussten grinsen und ihr den geschäftssinn lassen.. und die crep waren wirklich gut! etwas weiter des weges bot uns ein älteres, australisches paar kräckers an.. ohne donativo, meinten sie (ohne spende). sie hatte also das gleiche schicksal ereilt ;-) und wir lachten zusammen über das erlebte! und noch über vieles andere. die zwei waren voll auf unserer wellenlänge. wir hätten wohl noch stunden mit diesen aussis lachen und grölen und schnöden können. zum glück wünschte uns der mann dann mal einen guten camino und wir zogen weiter. sie erzählten uns, dass für sie alle mexikaner pablo heissen, wir werden wohl als heidi und peter in ihre analen eingehen ;-)

heut war also mächtig was los auf dem camino. aber dessen nicht genug. vor dem nächsten dorf kam uns mal wieder eine kuherde auf dem schmalen hohlweg entgegen. das kennenw ir ja unterdessen schon.. ich bemerke mal wieder, dass gudi das wohl nicht so schätzen würde und wir machen platz für die rinderkinder. diese schönen kühe wären wirklich nichts für gudi gewesen, auch eigentlich für uns nicht ;-) plötzlich bricht in der herde eine unruhe aus, und rind drängt rind weg und nächstes rind wieder ein rind und dieses dann pilgerer der den nächsten pilgerer verdrängt und der findet sich im gestrüp und stacheldraht wieder!! das war fredel! shit! aber ich konnte nichts mehr machen.. die rinder katapultierten mich in seine richtung..

wir mussten lachen und ich war froh, dass fredel nur ein paar schrammen hatte! ich war ja weich "geflogen" ;-). der kuhhirte auf dem pferd erkundigte sich noch nach uns und wird wohl am abend in der bar eine neue pilger-geschichte zu erzählen haben.. oder ein neues spiel? pilgerdomino??

wir mussten noch lange über das erlebte lachen und werden uns wohl nie mit rinderkindern anlegen.. die sind also massiv und kräftig!! es geht den berg runter und wir machen noch mittagspause unter kastanienbäumen und sind dankbar, mal wieder draussen sitzten zu können, ohne frieren! das tut gut. wir geniessen die rast. ebenso freuen wir uns auf's draussen schlafen.. bei dem wetter, keine frage!!

es heisst also im nächsten dorf noch essen kaufen zum znacht.. und wir hatten schon wieder glück. kurz nach ladenschluss (siesta von 14-17 oder 18 uhr ist normal) konnten wir noch in den dorfladen hüpfen und uns eindecken.. die sind nett, die galicier! und machen sicher auch gutes geschäft mit den pilgerern. wir geniessen vor einer bar noch einen kaffe und dann gehts weiter.

wir wollen noch unsere wasservorräte beim brunnen vor der kirche auffüllen.. aber da kommt kein tropfen raus. dafür bieten uns 4 spanierinnen alles was sie haben an.. eine spargel ess ich gerne mit und wir plaudern noch etwas und gehen dann des weges. es geht wieder mal richtung eines passes. auf dessen anhöhe würden wir gerne übernachten.. also rauf den berg. auch dieser weg ist wunderschön, durch alleen von kastanienbäumen, alles ist saftig grün, an kuhweiden vorbei, durch bergdörfer, so klein, dass sie wohl nicht mal einen namen haben.. genial schön. wir geniessen es in vollen zügen. bei einer kleinen kapelle und bei einem brunnen machen wir eine kleine rast und erreichen schon bald den alto (pass). und wir finden auch grad ein schönes plätztli zum schlafen! sind wir doch verwöhnt heute!! und nicht nur heute! auch das wird mir immer und immer wieder bewusst auf dem camino de santiago! tiefe dankbarkeit..

wir lassen uns noch etwas von der sonne verwöhnen, massieren unsere füsse und geniessen den abend. und schreiben natürlich noch tagebuch, wie jeden tag! das znacht war auch der hammer. den einheimischen, recht weichen käse, rollten wir in rohschinken ein.. eine wucht!! wir wähnten uns also im totalen frieden, als auf dem kleinen strässchen unter uns ein kugelrunder mann, mit natel am ohr, die hände verwarf, nervös rumging, etwas suchte, dann wieder rumpirschte.. sehr suspekt!! was soll den das?!?! wir konnten nicht rausfinden was da abging.. vielleicht eine missglückte drogenübergabe? wie auch immer. wir gewöhnten uns an ihn und als es stockdunkel war zog er des weges.. seltsam. später besuchte uns noch irgend ein grosses tier, keine ahnung was.. es war also noch mächtig was los. was uns nicht abhielt bald einzuschlafen. und die paar wünsche, die mir durch sternschnuppen bescheert wurden, waren ein schönes gut-nacht!! ist es doch schön wieder mal draussen zu schlafen!!

überzieht den ganzen Tag. Wir beginnen den heutigen Tag ohne Wind und vorallem ohne Regen. Die Herrlichkeit mit trockenen Füssen zu Wandern, kann vielleicht erst verstehen, wer schon mal 7-8 Std seine Fusssohlen, Zehen und Fersen aufgweicht bekam. Auch der Kaffe in einem sehr schön restaurierten Steinhaus, reihte sich perfekt in die herrlichkeit des blauen Himmels und der hügeligen Emmental ähnlichen Landschaft ein. Der Camino leitete uns auf einen weiteren Pass, und von da durch Bauerndörfer und Weiler.

Beim einen Gehöft kam "per Zufall" gerade die Bauersfrau mit frisch gemachten Crepes um die Ecke gewetzt, und bot uns je einen an,,,,,,, für eine kleine donativo, wie die meisten selbstverständlich - wie sie sich ausdrückte - für die Arbeit zu geben pflegen.
Die Omeletten mit Zucker bestreut waren einfach herrlich, und ich klaubte einen Euro aus den tiefen meines Portemonnaies.
Die schlaue Bauersfrau hatte offensichtlich noch sehr gute Augen, und erspähte in einer entfernten Ecke noch ein einsames 50 cent stück. Sie meinte mit einer mitleiderweckenden Miene, das es wohl angebrachter wäre 1.50€ zu spenden, da wir ja auch2 Omeletten gehabt hätten......Überrascht von soviel Bauernschläue konnten wir ihr die 50 Cents nicht ausschlagen.

Etwas weiter vorne wieder auf dem Weg, streckte uns ein älteres Australier paar einige Biskuits entgegen, und wir dachten schon das dies vielleicht auch donativo Jäger sind, und wir kamen ins Gespräch.
Es stellte sich heraus, dass auch sie beide ein Crepe hatten, und die Bauersfrau in seiner Hand 2€ erspäht hatte welche es Wert waren gespendet zu werden. Wir amüsierten uns alle 4 herrlich.

Kurz vor dem nächsten Dorf mussten wir zwei uns mal wieder durch eine Herde Kühe kämpfen, welche uns entgegengetrieben wurde. Also eigentlich war Anfangs gar kein Kampf angesagt, aber als irgendetwas die Leitkuh, welche schon an uns vorbei war erschreckte, diese kehrtum machte, ihre Mitkühe, - auf dem etwa 2m breiten auf der einen Seite vom Hügel und der anderen von Brombeer und Brennesselsträuchern begrenzten Pfad - zu einer huelta zwang, konnte ich mich nur noch mit einer halben Hechtrolle vor Ruth und den Kühen retten. Passiert ist zum Glück niemandem was, und der Schreck war in null komma drei mal nichts schon wieder vorbei.

Weiter ging 's vom Pass, durch herrliche Kastanienhaine, Kuhweiden entlang über Alpwege dem Tal entgegen. Kurz vor dem im Führer beschriebenen Tagesziel machten wir Mittagsrast. Der Picknickplatz erinnerte, mit seinen Steinbänken und Tischen unter Kastanienbäumen, an ein Grotto im Tessin.
Wir verweilten ein bisschen bei Schokolade und Brot, genossen die wärmende Mittagsonne und vvergassen dabei schier die Zeit, wollten wir doch im Dorf noch etwas einkaufen, da das Wetter heute mal wieder ein draussen Schlafplätzli zulässt.

Glück gehabt, eine Minute vor Ladenschluss, durften wir den Supermercado noch stürmen, und deckten uns für ein feudales z'Nacht ein.
Einen Kafeeklatsch mit 4 spanierrinnen - wo die eine in Zürich gearbeitet hat - weiter, nehmen wir mal wieder einen Pass unter die Füsse. Eineinhalb Stunden trennen uns noch vom Alto wer weiss wie hoch, und wir werden gleich von Anfang an von der herrlichkeit des Camino überrascht.
Wie eine hohlgasse ist er in den Wald gebttet, führt an zwei weiteren Weilern vorbei, und bringt uns schlussendlich auf fast Brünigpass höhe.

Hier oben finden wir einen Platz, etwas abseits der Strasse, ein wenig überbevölkert von Spinnen die vom Netzbau keinen blassen Schimmer zu haben scheinen - lassen sie doch einfach einzelne Spinnfäden in der Gegend rumhängen, und hoffen dann dass sich eine fette Fliege darin verfängt - dafür an der immer noch wärmenden Herbstabend sonne.
Oben ohne schreibe ich noch einige Gedanken zu Papier, und freue mich dann auf das herrliche kalte Plättli mit herrlicher Aussicht und dann auf eine herrlich ruhige Nacht draussen....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch