der morgen ist neblig und wir verwohlen noch etwas in unseren super warmen schlafsäcken,die wir zusammengezippt haben! es leben daunen schlafsäcke!!! trotz wecker um 7.30 sind wir erst vor neuen auf dem camino. wir schreien dem cruz nochmals adieu zu und gehen lastenlos weiter des jakobsweges.
trotz des grauen schimmers ist der weg wunderschön.. es geht etwas rauf, runter, dann wieder grad, und das alles auf schönem wald oder grasboden! genial! so gefällt es uns. und unsere beine machen die tagesetappen bald schon locker. es ist mal wieder ein zerfallenes dorf am weg, dass jedoch doch noch leben birgt. ein paar spät-templer führen hier eine herberge im hippy stiel (siehe foto). davor steht eine gans und verteidigt wehement ihr revier. eine italienerin, die wohl auf der toilette war und durch das gänse-revier musste, wurde grad attakiert ;-). wir helfen ihr etwas mit unseren stöcken. trotz dessen dünkt es mich, dass genau diese gans, stellvertretend für alle federviecher dieser art, eines dankes gebührt! ich verneige mich vor den stolz schauenden tier und werde auch die nächste nacht wieder bestens in meinem geliebten gänse-daunen schlafsack schlafen!! dank an alle gänse die ihre federn für unseren konfort liessen!!
weiter des weges wünschen wir uns, dass der nebel sich lichtet.. schliesslich sind wir ja gespannt, was sich hinter den bergen zeigt. und unser wunsch war petrus befehl! es zeigen sich noch weiter berge rundherum und belebte landflächen weiter unten, alles grau in grau, mit nebelschwaden verziert.. auch das sieht genial aus! wir können uns also wieder langsam auf die zivilisation vorbereiten.
dann gehts runter und runter.. es zeigt sich bald ein wunderschönes bergdorf, alle häuser mit schieferplatten dächer. wirklich idyllisch. zeit für einkehr! wir gönnen uns in einer schönen bar ein, zwei kaffe und sind fasziniert, ab all den bildern die da an den wänden hängen.. von früher, von schnee, von wolkenbildern und vielem mehr. wirklich mit liebe eingerichtet. wir fühlen uns wohl. ein argentinischer peregrino spricht uns an und erzählt vom superguten honig der hier hergestellt wird. er hat schon ein kiloglas gekauft und käse bestellt. wir können auch degustieren und geniessen die delikatessen! er schwärmt noch etwas von seinem heimatland und wir träumen schon von reisen mit dem matzmobil durch patagonien!!
gestärkt gehts weiter die hügel runter. es muss hier mal gebrannt haben. überall verkohlte büsche und bäume, dann wieder saftig grüne wiesen. sieht auf seine art genial aus. wir geniessen den camino in vollen zügen. bei einer wiesen-arena mit riesigen kastanienbäumen im kreis rundrum machen wir spontan mittagspause. irgendwie dünkte es mich, dass wir hier, bei dem einen baum, bleiben sollen. gefühlt getan. der stamm dieses baumes war sicher 3 meter dick und die hauptäste so dick wie sonst grosse bäume einen stamm haben! unglaublich eindrücklich! ich glaub dies ist ab heute mein lieblings-baum!! ich konnte es nicht lassen, daran zu lehnen und seine energie zu spühren. wow!!
beim gemütlichen hock unter diesem baumriesen hat der regen dann einesetzt und wir uns in unsere regenkleider gehüllt. ein guter plan. der regen zog sich nähmlich ab jetzt durch. zum abschied umarmte ich meinen hölzernen, neuen freund und wir wanderten weiter den berg runter.. adieu riesen-energie-baum!!
es ging nochmals durch schöne bergdörfer und dann wurde es flacher. irgendwie ist es auch im regen schön zu gehen. alles glänzt und glitzert und das geräusch der regentropfen auf der kapuze ist irgendwie so harmonisch und beruhigend.. auch dieser tag geht um im nu und bald erreichen wir triefend nass die herberge.
wir setzten uns nach der dusche und nach dem schlüpfen in trockene, warme kleider in die eingangspforte des gebäudes, auf die zwei einzig bequemen sessel. einer links vom eingang, der andere rechts. so konnten wir alle ankommenden, tropfenden, peregrinos begutachten als sie die herberge erreichten. einige mit glückstrahlen in den augen, erleichterung, frust, wirklich ein interressanter platz für uns. wir massierten uns die füsse und steckten diese in unsere "füssli" (wie kleine schlafsäcke für die füsse) und waren froh, diese mitgenommen zu haben. genau das richtige nach so einem tag!! wir haben auf jeden fall viele neider heute!
es brauchte gewisse überwindung nochmals raus ins nass zu gehen. aber wir hatten nichts zu essen.. also ab ins dorf. auf umwegen sind wir da in ein geniales restaurant geraten. die vom kellner empfohlene vorspeise mit pilzen, blutwurst und sonst noch irgend was undefinierbarem und ein riesen salat haben wir genau so weggeputzt wie die riesige hauptspeise die noch folgte. der blick des kellners zeigte nur blosses erstaunen!! das hätte er uns wohl nicht gegeben.. eigentlich war die frage nach dessert überflüssig, wurde aber aus witz doch gestellt ;-). diese (drecks-;-)pilger, die essen für gut!!! und trotz dem eher deftigen essen, dass wir so zu uns nahmen muss man sich figurtechnisch keine sorgen machen!! das wird alles locker verbrannt!!
nach diesem unerwarteten gelage rannten wir zurück in die herberge und schliefen alsbald tief und fest.
übrigens: dieses üppige essen mit wein und einen liter mineralwasser kostet hier alles zusammen grad so viel, wie in der schweiz eine fleisch-hauptspeise. unglaublich. und das fleisch hier in spanien ist extrem gut. und die portionen kein vergleich zur schweiz. die qualität des fleisches ist auch kein vergleich zu frankreich. auch die toiletten sind immer sehr schön und sauber.. das muss jetzt mal gesagt werden. uns gefällts also sehr gut in diesem land.. wir kennen ja noch nicht nicht viel.. aber was wir gesehen, erlebt und vor allem gegessen haben.. genial!
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Gegensätze gibts ja immer und immer wieder, manchmal mehr und manchmal weniger.
Das wohl beste Beispiel sind vielleicht d'Schine und ich. Manchmal packen wir die genau gleichen Dinge so gegensätzlich an, als ob wir von verschiedenen Universen kommen müssten. Und trotzdem oder eventuell vielleicht unter Umständen sogar gerade wegen dem funktionieren wir recht gut, im moment sogar fast perfekt, oder besser gesagt einfach harmonisch!
Aber dies waren nicht eigentlich die Gedanken die mir heute auf dem Camino durch den Kopf gingen. Es waren eher die Gegensätzlichkeit wie vor dem aufstehen, wo alles noch in Nebel gehüllt war, von dunkelheit umgeben, und ich hatte das Gefühl dass ich nie und nimmer schon aufstehen könnte. Und warum? Wegen des Gegensatzlichen Klimas im wohlig warmen Schlafsack, und den frostig alle Knochendurchdringenden 4°C draussen!
Aber kaum aufgestanden relativierte sich alles gleich wieder, beim Wandern erwärmen sich die Muskeln schnell, und nach zwei drei mal " Näbelmeer Näbelmeer riess uuuf " schreien, eröffnete sich uns sogar der Ausblick auf die ganze heutige Tagesetappe. Oder auf die nächste Gegensätzlichkeit..
Mutterseelenalleine out in the Pampas irgendwo auf einem Bergrücken, sehen wir nun ins Tal auf Ponferrada, einer hässlichen Industriestadt mit den Kühltürmen eines Kernkraftwerkes, mit den Strommasten, welche die ganze Landschaft wie ein Spinnennetz überziehen, und bei diesem Anblick wandern wir gerade in ein Dorf ein, in welchem vor 100 Jahren die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
In der Bar in diesem 200 Seelendörfchen gönnen wir uns ein zwei Morgenkaffe, und begeben uns dann auf den Camino diretissima in die Zivilisation, und zwar auf einer ,schweizerischen passstrasse ähnlichen , Asphaltiert und steilen Carretera, welche wegen ihrer härte die Füsse mal wieder aufschreien lässt.
Auch das Wetter macht bei der heutigen Gegensätzlichkeitengeschichte mit.
Bei unserem Mittags-energie-tankplatz, wechselt es von wolkig betrübt auf Regnerisch. Im Gegensatz zu den, in Rioja genügend heissen Tagen, packen wir uns hier in unsere wärmeren Sachen und in unser Regenzeug.
Energietankplatz war es wegen den riesigen Kastanienbäumen um uns rum. Wir lehnten uns an die Jahrtausendealten Bäme, und tankten unse Energiereserven auf.
Und es nützt, und wer's nicht glaubt, solls ausprobieren, und wer nichts spürt beim ausprobieren soll einfach etwas fester dran glauben.
Voller Energie bringen wir den Abstieg auf der Passstrasse in triefenden Regen hinter uns, machen im nächsten Dorf kurz einen Desserthalt, um gleich darauf gen Ponferrada weiterzuziehen.Langsam aber sicher werden unsere Schuhe doch nass, und wir sind froh, dass wir die für heute wohl letzte Gegensätzlichkeit, die Herrberge erreichen. Gegensätzlich, weil wir gestern auf dem Pass noch ganz alleine für uns sein konnten, und heute uns Abend im Aufenthaltsraum mit einem riesenaufmarsch an Peregrinos, solchen zu Fuss sowie solchen per Bike, aber alle triefend nass vom nun anhaltenden Regen.
Wir beide entfliehen diesem gewimmel, und pflanzen uns in zwei Sessel im entree, bringen unsere täglichen Gedanken zu Papier, und machen nebenbei alle vorbeikommenden neidisch mit unsren Ajungilak Füessli....
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