Tagebuch 16. Oktober 2004
Spanien / Camino de Santiago


in meiner eigenen windstillen welt.. die spiritualität
heut gibts mal zmorgen.. etwas früh zwar, aber als stärkung für das lange stück ohne einkehrmöglichkeit, genau das richtige. wir verlassen mal wieder als letzte die herberge und kämpfen gegen den wind. das wetter sieht eher düster aus und die wolken stürmen über unsere köpfe. heute gehts zuckerrüben und maisfeldern entlang. die bauern sind überall mit ihren uralten geräten und traktoren am arbeiten. hier gibt es wirklich riesige, unendliche felder. aber neue gerätschaften sieht man nie. schon irgendwie komisch. im kleinen schweizerland ist alles auf dem neuesten stand.. und hier. wo es wirklich benötigt würde.. alles generationen zurück. die bauern hier würden wohl nicht schlecht stauenen bei einer reise durch die schweiz!!! es scheint generell, die arbeit ist hart hier auf diesen steinigen feldern.

im ersten dorf genehmigen wir uns einen kaffe und beschliessen heute eine lange etappe zu gehen. dank fredel, meinem windschatten-könig, schaff ich das auch.. der zweite teil ist eher wieder hügelig und abwechslungsreicher. die zeit verfliegt wie der sand der in unser gesicht gepeitscht wird. irgendwie eine ganz eigene stimmung, die regenbänder, die düsteren wolken, regenbogen, blauer, himmel, farbige landschaften immer im wechsel.. alles ändert sich schnell und stetig! in dem stürmischen wind fühl ich mich manchmal wie eine kleine eigene welt, eingepackt und windgeschützt, um mich rum alles in bewegung und laut.. drinnen still und doch geht's auch vorwärts..

heut lassen wir uns auch mal von mini rinderkindern und pflanzen und bäumen am wegrand zur rast einladen. ein schöner tag! intensiv, ich geniess den camino in vollen zügen.. und mein körper macht mit..

irgendwann packen wir uns noch in die regenhosen und decken noch den rucksack ab, aber unglaublicherweise werden wir nie richtig verregnet, mal ein paar tropfen, that's it.. das grenzt an ein wunder bei dem treiben am himmel!! nach ca. 35 km erreichen wir aragosta und setzen uns frischgeduscht sofort an das chemine in der herberge, massieren unsere füsse, stretchen und lassen uns von der wohligen wärme verwöhnen.. das tut gut.. das geniessen wir in vollen zügen und lassen uns auch durch einen plaudrigen deutschen nicht aus dem frieden bringen.

o.k. der ungar danach lag an der grenze und wir machten uns dann besser ins dorf auf. das ziel war einzukaufen und dann noch pasta essen. mich gelüstet hier auf dem jakobsweg immer nach einem teller pasta.. aber das ist nicht immer zu finden.. hier in der stadt hat es aber einen italiener.. also sofort dahin. vorher noch eine heisse schoggi in einem gemütlichen kaffe mit hängersesseln (hier sind heisse schokoladen wie flüssiges, warmes tam tam..mmmmhhhh).. und dann noch einkaufen und schon sitzen wir in der pizzeria. salat und pasta und zum dessert genehmigten wir uns noch eine pizza.. wandern macht hungrig ;-)

auch im riesen schlafsal dieser schönen herrberge in einem alten haus schlief ich bestens.. müde genug war ich auf jeden fall!!

Es war auch heute morgen nicht das freundlichste Wetter, als wir uns - einmal mehr als letzte - auf den Weg machten. Der Wind blies uns wieder von beginn weg ins Gesicht, jedoch nicht mehr so kalt wie Gestern. So hieöt ich auch die 3 std Wanderung, durch Mais und Zuckerrübenfelder ohne grösseren schaden ohne KAffepause durch.
Vielleicht lag das ja auch am ausgedehnten Frühstück, das uns vor der langen Durststrecke empfohlen wurde, und wo ich schon mal etwas schwarzen Menschen Diesel einfüllen konnte.

Kurze Zeit gesellte sich eine schweizerin zu uns, und wir kamen ins Gespräch Sie ist seit Juni auf dem Camino unterwegs, und das von der Schweiz aus. Da können wir beide nur noch sagen Hut ab, und Buen Camino.....So wie wir ins gespräch gekommen sind, so verlieren wir einander auch wieder.

Nach 3 Std aufwärmwandern, gelüstet uns dann doch beide nach einer Pause, und nachdem wir das Dorf Cebreiro del wer weiss wie noch mehr, einmal sauber umrundet hatten - was d'Schine dann gar nicht zu goutieren wusste - fanden wir doch noch eine annehmliche Bar, wo wir neben einer Stunde Cortado trinken auch mal wieder bewegte Bilder in einer viereckigen Kiste (ist schon so lange her, hab vergessenw ie das Teil heisst) sahen welche sich national geografic nannten.

Wir heckten ebenfalls noch aus, dass wir noch fit genug sind, die 5 std nach Aragosta zu schaffen. Und auf gings, ab hier wurde für mich der Weg wieder intensiver, abwechslungsreicher, hügeliger, spiritueller...?ICh weiss nicht, abe wenn man sich nicht so viel zu erzählen hat - wir sind ja nun auch schon bald 12 Jahre zusammen, da muss man sich nicht immer zutexten - Nein im ernst, ich, breit wie ich bin musste fast die ganze Zeit für d'Schine windschatten machen, und deshalb war es eher schwierig miteinander zu kommunizieren. Und so kommt es halt, dass man hal in seinen eigenen Gedanken versinkt, diese bisweilen etwas aus dem lot geraten, und man sich selber mit Phylosophischen verwirrungen findet wie:
" Wäre jeder Stein auf dem Jakobsweg ein guter Gedanke,
wäre das Gute so schwer, dass die Erde sich selber erdrücken, in sich selber einfallen und zerbersten würde. Wäre hingegen jeder Stern ein gedanke an Liebe, und jede Sternschnuppe ein anflug von Friede, wäre das ganze Universum gerettet......oder so"

So verfliessen die Kilometer, verfliegen die Stunden, und bald schon sehen wir von einer Hochebene, welche wir unterdessen erklimmt haben, die Stadt Aragosta. Obwohl wir von hier oben immer noch, sicher eine Stunde Marschzeit enfernt sind, sticht einem die imposante Kathedrale gleich ins Auge.
Der Camino führt uns am schluss noch durchs ganze Dorf, an unzähligen kleineren Kirchen vorbei, bis wir gleich vis à vis der grossen Kathedralet eine Herrberge finden, die ganz unseren wünschen entspricht.

Wir Sitzen hier vor einem Cheminee, welches wir grad nochmal eingeheizt haben, schreiben unsere Tageseindrücke nieder, massieren unsere Füsse, schnöden über andere Leute, lassen uns von Sigismund Gabor geschichten erzählen, die wir gar nicht wirklich hören wollen, aber alles in allem schwelgen wir in einer wohligen zufriedenheit, wenn nur nicht noch einer anfängt zu schnarchen heut Nacht....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch