Tagebuch 11. Oktober 2004
Spanien / Camino de Santiago


unendliche weiten... die schweigsamkeit
wir stehen heute gemächlich auf und finden uns dann schon bald auf dem camino. dorfauswärts sehen wir mal wieder eine camion-waage. das muss jedes dorf haben.. ebenso wie eine calle mayor und eine plaza mayor oder zumindest eine calle real ;-).

unglaubliche weiten bringt der heutige tag! stundenlang einfach nichts.. beziehungsweise eben viel! plötzlich werden details wichtig, farbspiele der zwischendurch scheinenden sonne, die alles noch spektakulärer machen.. unglaublich eindrücklich heute. die wenigen ortschften die wir passieren sind nicht minder schön. diverse ruinen, die wohl geschichten erzählen könnten sehen und bestaunen wir auch. ein wirklich intensiver tag.

die erste pause machen wir in einem schönen kaffe, zmittag essen wir neben einer brücke im windschatten eines hauses. der wind bläst auch heute unvermindert.. es ist noch nicht lang her, da empfanden wir etwas wind als erfrischend.. heute laugt er uns aus.. aber noch immer macht er alles noch intensiver.. er fegt das lichterspiel über die landschaft und zaubert wolkenbilder an den himmel die wirklich genial aussehen.

gesundheitlich fühl ich mich noch nicht wirklich super gut und bin froh, dass auch heute die herberge wieder etwas früher auftaucht als angenommen. es warten wieder mal grosse schlafsäle auf uns.. aber ich bin so müde und schlaf trotzdem durch! vor dem schlafen essen wir noch vor ort.. da wir im dorf nichts finden, wo man etwas zu essen kriegen könnte.. also zurück in die herberge und essen was auf den tisch kommt ;-), aber auch das war mal wieder gut und vor allem günstig.

vor dem einschlafen hoff ich, dass das wetter bald mal wieder einen schlafplatz unter sternen zulässt!!

Die Nacht war so ruhig so friedlich, dass am liebsten alle im Raum weitergeschlafen hätten. So ergb es sich, dass die ersten sicherst um halb acht bereitmachten, und die letzten - natürlich wir - erst etwa um halb neun das Gebäude verliessen.
Das Gelände präsentierte sich mal wieder recht übersichtlich, und ich zählte kurz nach unserem Aufbruch so an die 20 Pilgerer vor uns.......

Wir schlugen jedoch von Anfang an ein gemächliches Tempo an, und zogen relativ ruhig und gemütlich dem Camino enlang.
Kurz vor dem Kaffehalt, wurden wir jedoch von den zwei Spaniern überholt, die wir schon gestern kennengelernt hatten, und die - wie sie uns voler Stolz berichteten - einen 50 km gewaltsmarsch hinter sich hatten. Irgendwie schaffte ich es, der Schweigsamkeit der Frauen zu entfliehen, und zog mit den beiden Jungs flotten schrittes von dannen.

Referierend, gestikulierend lachend und gröhlend - wie in einem richtigen Männergespräch halt - marschierten wir im nächsten Dorf ein. Erst dort realisierte ich , dass meine beiden Chiccas gar nicht mehr bei mir sind, und ich liess die beiden Jungs weiterziehen. Kurze Zeit Später war ich wieder vereint mit Gudi uns Schine in einer Bar am Kaffe trinken und Pläne für heute schmieden.

Überraschenderweise, ohne grosse umschweife und Diskussionen, einigten wir uns, heute mal einen Wandertag einzulegen.
Der Camino führt uns nun ziemlich steil auf einen der vielen Tafelberge, der hier typischen Mesetas hoch. Diese sehen aus als hätte sie jemand mit einer riesigen Motorsäge abgeflacht. Oben auf der ebene holt uns die Schweigsamkeit ein.
Ich weiss nicht ob es der Wind ist, der unsere Stimmen verschluckt, oder die Kappen und Kapuzenum unsere Köpfe welche ein verstehen fast unmöglich machen.

Auf jeden Fall wandern wir, jeder in seine eigenen Gedanken versunken über die malerische Hochebene. Die Wolken werden uns entgegengeblasen, bilden manchmal eine geschlossene dunkle Decke, um nur etwas weiter rechts inlockerer formation mit blauen löchern wie Zuckerwate am Himmel zu kleben.

Nach dem Abstieg von den Mesetas und dem Anblick von kilometerlangen Äckern und gepflügten Feldern, spüren wir schon wieder die ersten wehwehchen und bobochen. Bei einer kleinen Einsiedelei, ähnlich einem mini Kloster machen wir im Windschatten einen Mittags und entscheidungshalt. Entweder im nächten Dorf übernachten, oder nochmal drei einhalb Stunden weiterziehen. D'Schine -welche immer noch leicht angeschlagen ist - rafft sich zusammen und hilft uns bei der Entscheidungsfindung.

Weiter... und wieder führt der Camino auf eine Hochebene, diesmal nicht mehr so steil, dafür langgezogen. Oben angekommen hat man wieder das Geefühl, das ganz Land überblicken zu könen. Die Aussicht, das Wetter - welches sich heute recht gut hält - und den Camino geniessend, pilgern wir dem nächsten Dorf entgegen. Zum Glück ist auch diese Strecke kürzer als in unserem Führer angegeben, und bald schon sitzen wir geduscht, Füsse massierend und müde im Massenschlag einer brasilianer hochburg Herrberge.......

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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