Tagebuch 03. Oktober 2004
Spanien / Camino de Santiago


der spanische rythmus.. die geschwindigkeit
wir werden heut von einem camion geweckt, der wasser füllt im fluss.. die aussage von gestern.. am sonntag arbeited eh niemand war somit wiederlegt und wir wach.. aber einmal drehen im schlafsi und noch etwas weiterschlafen war dann doch zu verlockend. dann gehts zurück auf den camino. gudi ist vollgestopft mit globuli gegen ihren hautausschlag und wir alle sind voll petit dejeuner chnäbis.

der weg fürh uns heute auf umwegen, oder eventl. abkürzungen (wer weiss.. der weiss.. und wenn der nicht weiss, wer dann??) an einer riesen baustelle vorbei.. die armen rad-pilgerer können nicht so einfach über die absätze klettern wie wir.. sind wir doch mega locker drauf und springen wie junge rehe den berg rauf (o.k, übertrieben, witztli gsi..). das wetter wendet sich zum guten, wie uns das gudi schon vorab prognostieziert hat (das wird sich auch weiterziehen.. was sie sich wünscht.. ist des camino-laufes befehl und trifft ein..).

heut ghets durch wunderschöne dörfer, weite felder, wiedermal genial schön!! es geht auch v orbei an diversen anderen peregrinos, oder besser geschrieben, sie gehen an uns vorbei.. die taktik der spanier ist folgende: vollgas bis zum zusammenbruch, der mit gejammer über extreme schmerzen untermalt wird, um dann wieder mit vollgas weiter zu gehen.. wir wollen schon hilfe anbieten, bis auch wir realiseren, die schmerzen sind wohl eher wehwehchen und nicht wirklich weiter schlimm.. aber sie werden ausgeblümt und komentiert.. wir müssen grinsen und hoffen, dass es nicht mal jemandem wirklich schlecht geht und wir ihn nicht mal mehr ernst nehmen ;-)

wir sind mal wieder froh machen wir den weg nicht im sommer. hitze und noch mehr leute wären uns wohl zu viel. ist es doch jetzt schon teilweise busy und sehr sehr heiss in den mittagsstunden. die kurzen hosen, die ich nur zum schlafen eingepackt hab sind nun meine täglichen begleiter.. wir schwitzen was das zeug hält und sind immer erpicht unsere wasservorräte regelmässig aufzufüllen.. drinken wir doch literweise..

wir legen mal eine riegel-ess-pause ein und im nächsten ort lacht usn da eine bar an.. menue 1 (kalter kaffe) und dann grad noch nachdoppeln.. in spanien gibts also wirklich guten kaffe!! im letzten kaff draussen haben sie die richtigen espresso maschinen und brauen genialen kaffe zusammen! und das für max. 1 euro!!

irgendwie kommen wir heute nicht so richtig vom fleck, aber was solls.. später hat gudi wieder eine vision einer bar in der man brot kaufen kann: wird umgehend gefunden.. und dann die 2. vision: eine tankstelle mit shop.. wir lachten vor uns hin, haben wir doch auf dem gesamten camino noch nicht einen einzigen tankstellenshop gesehen.. ein paar schritte weiter: eine riesen tankstelle mit noch grösserem shop!!! gibts ja nicht.. von nun an lassen wir immer gudi visionieren wenn wir etwas brauchen!!! mir gefallen also gudis visionen und vor allem das znacht dass wir so zusammenstellen konnten.

auch heute gabs wieder viel zu erzählen und sinnieren.. ein guter tag!! bald fanden wir ein nächtigungsplätzli mit sicht auf ein kloster.. ich war froh meine beine ausstrecken zu können auf meinem geliebten daunen-mätteli (exped for president.. das ist die erfindung des jahrhunderts für mich!! so konfortabel hat es sich noch nie schlafen lassen.. und wärmen tun sie auch noch.. also ein tip für alle die mätteli kaufen wollen: exped down-matresses!! etwas teurer.. aber das lohnt sich alleweil.. sonst könnt ihr gudi fragen ;-)

übrigens: vor dem kloster hatte es noch eine quelle mit einem hahn frischwasser und einem anderen mit wein.. also besser hinters znacht..

....spielt ja bei uns nicht wirklich eine grosse Rolle, und auch Gudi kann sich mit diesem credo voll identifizieren, und wir machen uns einmal mehr nicht allzufrüh auf den Camino.

Heute erhalten wir einen intensiv lehrgang in sachen Geschwindigkeit. Zuerst werden wir von einem Biker überholt, und merken, dass dies, zumindest uaf diesem Teil des Weges das richtige fortbewegungsmittel wäre.
Gleich darauf werden wir von einem Spanischen Paar, visuell belehrt, dass es auch zu Fuss viel schneller gehen könnte. Wir relativieren ihr Tempo mit dem wenigen Gepäck, das - wie Ruth und Gudi sofort bemerken - alles er zu tragen hat.

Es überholen uns weitere Biker, und einer scheint von den zwei hübschen Pilgerinnen beflügelt, und fetzt ein wenig den gegenhang hoch, versucht zwei drei mal ein Wheeli, und verpufft so seine ganze Energie, was er kurz darauf wohl gleich wieder bereut. Hier wird nämlich eine Strasse neu gebaut, und der Camino wird - niht wirklich Bikerfreundlich - umgeleitet. Alle müssen ihre Drahtesel schieben, und sogar der erste welcher uns überholt hatte, lässt uns wieder aufschliessen.

Somit hätte sich auch die Geschwindigkeit per Fahrrad oder Bike relativiert. Nach längerer Zeit als wir uns vorgestellt haben, erreichen wir eine Bar, wo wir -unterdessen alle drei Süchtig - einen zwei Cortado on the Rocks geniessen. Hier treffenwir auch wieder auf eine dreier Gruppe Männer, welche uns schon gestern überholten. Der eine fasst sich ans Knie, wohl auch um "meinen beiden Chicas" zu zeigen wie hart er im nehmen ist, und bringt nur noch ein Hombre mit Schmerzverzerrtem Gesicht raus. Mit der Zeit treffen lauter bekannte Gesichter hier ein, alle in ihrer eigenen Geschwindigkeit, in ihrem Rythmus, die die kommen sowie die die gehen und alle kommen irgendwann irgendwo irgendwie an.

Aber alle scheinen uns zwei drei Schritte voraus zu sein, den plötzlich sind wir wieder alleine in der Bar. Nur um zwei Dörfer fast alle wieder zu sehen, wie sie schon wieder pausieren....Nun merken auch wir, dass unser Mittagsrast längst überfällig ist, und pausieren ebenfalls schon wieder.

Hier wurde ich zur Überschrift inspiriert, und zwar weil am schluss, wo ausser uns natürlich, wieder alle weitergezogen waren, ein Wanderstock übrigblieb. Eine viertelstunde Später kam sein Besitzer im Laufschritt, und entfernte sich auch wieder in dieser Geschwindigkeit.
Und zum zweiten war da noch ein englisch sprechendes älteres Paar, wo die Frau einen extrem ermatteten und müden ja gar erschöpften Eindruck machte. Das an und für sich sieht man noch ab und zu, und ist nicht wirklich schreibenswert, aber Stunden Später, wir waren schon längst eingerichtet, und bestauntet den Sonnenuntergang, Schleppte sich dieses Paar an unserem Nachtlager vorbei, obwohl kurz vorher ein Dorf mit jenen Übernachtungsmöglichkeiten passiert wurde.

Und noch weitere überholten uns, in einer Geschwindigkeit, die offensichtlich über ihren Verhältnissen lag. Einem Portugiesen konnte ich es nicht verkneifen den Tip zu geben, etwas ausgeglichener zu wandern, was er sich wohl auch zu Herzen nahm.

Nach dem nächsten Dorf kamen wir zu einer Fuente die aus einem Hahnen Wasser und aus einem anderen Wein für die Pilgerer spendete. Gratis, wir waren in Navarra willkomene Gäste...
Wenige hundert meter nach dieser Quelle schlugen wir unser sternenfeld Nachtlager, mit Blick auf ein nahegelegenes Kloster auf, genossen ein kaltes Plättli mit einem Schluck Wein zum znacht..........

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch