Tagebuch 07. August 2004
Schweden


Bei kleinem Flüssigkeits-zustrom, grosser Flüssigkeits-verlust.. Näs gefunden
Etwas das mich schon seit geraumer zeit beschäftig: wiso müssen wir so viele male (auch in der nacht) die blase entleeren. ich drink für meine verhältnisse wirklich nicht sehr viel seit wir unterwegs sind.. aber um so mehr muss ich auf's wc.. wie kann man sich das erklären?!?! fredels theorie (oder hypothese?): unsere nieren sind nun so entspannt, dass sie besser arbeiten können und somit mehr verwerten.. hm... das sind die wichtigen fragen im leben ;-))

wir stehen mal wieder erst um zehn auf (abgesehen von den oben erwähnten aufsteh-übungen in der nacht) und setzen uns hinter den compi... noch die resten schreiben die wir gestern wegen strom-mangel nicht konnten. nun, wenn ich heute bei dem interressanten thema bleiben darf: ich hab zum ersten mal die frisch-renovierte outdoor scheisse benutzt.. eine wohltat!! so im sitzen, in der freien natur.. genial..

später fahren wir los und gehen an den rand der wildniss, nach "gäddede" und finden da sogar ein tourist-info. die frage nach dem internet würde sich ja eigentlich erübrigen.. aber ich kanns nicht lassen..fehlanzeige, wie gedacht.. fragen kann man ja.. dafür kaufen wir eine detailierte karte und schleppen noch so manchen prospekt aus dem netten häuschen.

ah, fast vergessen: vorher waren wir noch in eine menschenmenge gefahren, alle sehr düster gekleidet, wohl eine beerdigung.. schnell wieder raus. eine tanksstelle gefunden und unseren "sonne" tank auch noch füllen können. die wartenden hinten (man braucht hinter uns immer etwas geduld, schliesslich tanken wir zwischen 250 und 550 liter) waren sehr freundlich und haben sich sogar zu einem lächeln überwunden. beim tankstellen shop war auch der treffpunkt der dorf-jugend. schliesslich verkaufen die auch hot dogs und clace!! wie gesagt.. man isst clace wenn immer man kann in scheden (sehr guter brauch ;-). wir amüsieren uns köstlich an den coolen jungs mit ihren "schnellen" oder zumindest lauten autos.. anscheinend bleibt das "speed"gen hier in schweden bis in's hohe alter erhalten. wenn man bei uns die betagten am stocke gehen sieht, fahren sie hier in einer art trottinet auf zwei schinen rum. koordinativ sicher nicht so einfach... aber die leute geben vollgas.. so alt sie auch aussehen.. fehlen nur noch die extra-lights ;-)

wir fahren also richtung "wildniss" und finden alsbald ein "näs" (eine art halbinsel in den see raus) und machen es uns gemütlich und geniessen noch etwas die sonne. fredel fischt und auch sonst gibts hier so manchen fischer. aber auch dieser thematik hab ich so meine eigene theorie:

erstens: sehr wichtig: man wirft an einem ort nur ca. 10x aus.. wenn nichts beisst packt man alles wieder ins auto (schmeisst mindestens 20x die türen zu) und fährt weiter. dies ist so - also dies hat nichts mit meiner theorie zu tun.. this is fact!!

dann wie gesagt: in allen prospekten, auf allen anschlägen, in allen tourist info: überall wird das fisch-paradis angepriesen.. man sieht auch überall SEHR gut ausgerüstet fischer, mit stiefeln bis zum hals, in booten, mit material-behangenen tarn-gilet's, mit tausenden von verschiedenen ködern, mit moskito-mütze und so weiter und so weiter.. alles stimmt.. nur eins, stimmt, mich nachdenklich: nirgens sieht man jemanden der auch nur einen fisch gefangen hat, zumindest nicht die kaliber die man auf allen bildern sieht.. ich glaube: das alles ist nur ein gerücht (amerika händ gar nöd gfundä das isch numä äs grücht - züri west).. die touris-industrie kann es sich sicher nicht leisten den einzigen leistung-träger zu verlieren. somit wird das thema aufgeblasen und weiterverkauft und gepriesen.. obwohl: es hat gar keine grossen fische ;-)) aber was gibts schöneres, als das bild des stolzen vaters, der da seinem sohne, in unendlicher wildniss, die über generationen weitergereichten tricks und tips zum fischen erzählt und an einem lagerfeuer den ein meter hecht gaart?!? oder was ist wirksamer als den jagt-instinkt der männer zu wecken und nie mehr wieder abklingen zu lassen?!? und, unter uns, wer gibt schon gerne zu, dass er bei seinem fischer-einsatz keinen fisch fängt?? besser im laden um die ecke noch eine prachts forelle kaufen und dem holden weib daheim berichten wie man mit dem tier gekämpft hat und die glänzenden augen des stolzen sohnes sehen?!? der sohn, der dann wieder in der gleichen misere steckt und seinem sohne die selbe geschichte erzählt um auch seinem vater keine schande zu machen, und dem grossvater und dem enkel und überhaupt??? (vielleicht, eines tages, wenn das weibliche geschlecht die welt überwiegt, vielleicht dann, steht da eine starke frau und macht schluss mit dem gerücht und wird auf dem scheiterhaufen verbrannt).

aber wie gesagt.. das ist nur meine persönliche einschätzung, nach meiner genauen studie der hier-ansässigen und ferien-bedingten fischer-leute. aber ich bin ja nur ein laie.. ;-))

so, zurück zum richtigen leben: ich find auch in der pfanne ist es möglich einen gratin zu machen. gesagt, versucht.. fehlgeschlagen.. der kartoffel/zugetti/käse-gratin war zwar essbar aber nicht etwa überzeugend.. aber wie gesagt, ein versucht wars wert ;-)

bei einem feuer wärmen wir uns noch am späten abend und lassen den tag ausklingen..

Gäddede ruft, und wir schüren ein letztes fünklein Hoffnung, in diesem, einigermassen ''grossen'' Dorf einen Anschluss zu finden, wo wir unsere Zusammenfassung der letzten paar Tage rüberbeamen können.
Dieses fünklein erlischt schon fast, wenn man im Reiseführer liest, dass von insgesamt 1500 im ''Kanton'' lebenden Menschen, 500 in diesem Dorf, ansässig sind.

Bei unserer Ankunft sind ca. die hälfte der Einwohner gerade an einer Beerdigung, und die restlichen 250 machen in der Zeit wo wir mal wieder einen Tank füllen, den obligatorischen Samstagmittagstankstellen besuch.
Die einen, das heisst eher die jüngeren, fahren da mit ihrem wahrscheinlich ein und allem Ami schlitten vor, die anderen, dann doch eher die, der älteren Generation, trottinettlen auf ihren, von der Altersvorsorge gesponserten dreiradschiebekärreli um die
Kurven.

Ein weiteres fünklein erlischt, als mir der Tankstellen mitarbeiter erklärt, dass es seit kurzem keine Post mehr gibt, aber, voller stolz erzählt er mir, sei ein Briefkasten gleich um die Ecke......
Und noch eine Ecke weiter existiert sogar ein Tourisbyrä, welches voller liebe und hingabe, mit einer Erlebnisgrotte, Leseecke und ausstellungsmässigen Infowänden, eingerichtet ist. Nachdem wir der guten Frau erklärt haben, dass wir mit dem Mobilehome unterwegs sind rümpft sie , unscheinbar, fast unmerklich die Nase.
Um selber etwas die Übersicht zu erhalten, kaufen wir eine Karte, und ziehen, mit einigen prospekten über allemansrechten, fischereigründe, sehenswürdigkeiten, längste Canyons in Nordskandinavien (800m!!!), unsichtbare Flüsse ( das köönen auch nur die Schweden, sich mit unsichtbaren Flüssen zu brüsten) Grottenführern und Biberfluss info's los weiter Lappland.......

Wenn wir schon mal in eine rechte Karte investieren, dann nutzen wir das doch auch aus, die erst beste Ausfahrt von der Hauptstrasse richtung 'out in the pampas' nehmen wir mal, und versuchen unser Gück auf ein geruhsames verlassenes plätzchen irgendwo an einem Fluss oder See....
Das gewünschte fanden wir leider hier nicht, aber ein wenig Heimatgefühle kam dafür auf, der Weg mit der Umgebung, erinnerte mich unwillkürlich an die Lombachalp......

Schlussendlich wieder an der Strasse um den grossen See, finden wir auf jeder zweiten Tafel das wort ''Näs''.
Ruth kommt schlussendlich drauf, dass das wahrscheinlich wie bei uns ''wil'' ist, und so wie's aussieht ist Nomen Omen, es sind immer kleine Halbinseln, die aussehen wie Nasen.
Auf genau so eine Nase steuert nun meine trucker prinzessin zu, und findet einen platz, direkt am See, mit Bachauslauf, Feuerstellen, genügend gefälltes Holz und super Abendsonne. Mehr brauchen wir gar nicht für heute, und wir lassen bei etwas lagerfeuerromantik den Tag ausklingen....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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