Tagebuch 02. August 2004
Schweden


wild-life In Schweden alles grösser besser weiter höher
Heut morgen wurde fredels hypogthese (oder thoerie?!?!) wiederlegt, grad von ihm selber. NICHTS ist eigentlich ein aufwand, ist alles nur einstellungs-sache?!?! (vergleiche 31.07.04 fredels seite), na ja.. irgendwie sieht das ganz anders aus wenn es um folgende begebenheit geht:

aus dem bett kommen.. kein aufwand?!?! für fredel??? na ja.. er hat also selber zugegeben, dass dies doch wohl EINE ausnahme ist ;-)

er hats dann aber trotzdem geschafft und war schon bald mit dem bike in die nächsten fischer-gründe entschwunden (vielleicht gibts doch noch irgendwo einen fisch in der gegend??).

ich schnapp mir die schund-heftli die ich vom WC geklaut hab und lass mich von BRIGITTE berieseln. die haben 50-jähriges jubiläum und die erste ausgabe nochmals gedruckt. da steht ein bericht über reisen drin. wie man sich in diversen ländern verhalten soll. unter schweden: so viel wie möglich TAK (danke) sagen und schweigen. musste schmunzeln.. die schweden wirken auf mich sehr distanziert und ruhig, besser kein lächeln erwiedern, und am allerbesten nicht mal schauen... aber wie gesagt, wir sind auch noch nicht verrückt in kontakt gekommen mit den "ureinwohnern" hier.. irgendwie schaffen wirs nicht, trotz wir überall grüssen und einen auf locker machen.. kommt glaub nicht so gut an.. aber eben.. wir kennen das land ja noch nicht so gut, zumindest deren einwohner. wir haben auf jeden fall immer eine riesen freude wenn uns mal jemand ein lächeln schenkt oder uns sogar grüsst oder wenn kinder unser matzmobil bestaunen (erwachsene schauen SICHER nicht hin!!)..

zu meinem weiteren tag: daylong extrem testen!! ich saug sonne und saug und saug.. irgendwie brauch ich die wärme!! tut gut. die totale ruhe bis.. bis da irgendwo in der ferne mal wieder kuhglocken läuten. das ist ja wirklich nichts schlimmes, zumindest als schweizer kennt man das ja.. das gebimmel wird aber lauter und lauter und die ersten rinder-kinder stolzieren an mir vorbei und finden unser wunderschönes plätzli irgendwie auch genial zum verweilen, es kommen mehr und mehr und ein muni auch noch. wenn irgendwo ein leckeres "chrütli" gefunden wird entbrennt ein streit darum.. ein riesen durcheinander... die einen rinderkinder finden auch, dass jetzt noch der letzte sicherheits-abstand zu mir durchbrochen werden soll, was wiederum ich nicht so supper find. wir haben also ein hin und her und drunter und drüber... eine kuh (siehe bild) ist besonders am matzmobil und mir interessiert und kann es nicht lassen immer mal wieder das grenz-spiel zu spielen.. aber was will man machen, ich bin ganz klar mengenmässig im hintertreffen... nach geraumer zeit ziehen sie glücklicherweise irgendwo in die büsche ab, ohne rücksicht auf baum-verluste!! ich hab aber sicher was gelernt: kühe lieben 1. august-asche!! fast jede hat die schnautze in die feuerstelle gesteckt ?!?! die spinnen die rinder (wahnsinnig??). ich hatte also einen amüsanten nachmittag, nicht so alleine wie ich das gehoft hab.

noch was zu weiten tieren hier: so eine art tacher-vögel gibt es hier, mit etwas längeren hälsen. sehen ganz unscheinbar aus. haben etwas probleme mit starten und landen aber sonst ganz harmlos. weit gefehlt.. wir haben immer gedacht es werden irgenwo kinder ermordet die um ihr leben schreien, oder sonst was hoch-dramatisches.. das sind also die schreie dieser vögel.. unglaublich laut.. man glaubts wirklich fast nicht!!

dann gibts, entgegen den aussagen von fredel, doch fische hier. ca. 5-10 cm lang und sie möchten alle gerne delfine sein.. sie springen um die wette.. überall und immer.. sieht wirklich lustig aus die winzlinge in die höhe schnellend.. aber so ganz ernst kann man sie wirklich nicht nehmen.. aber wer weiss, vielleicht wachsen sie ja noch und werden mal der riesen fisch für fredels angel ;-)

fredel kommt auch schon bald und wir nehmen noch ein bad, trotz dunkler wolken die sich anschleichen. wir packen mal ein paar sachen ins matzmobil in der weisen voraussicht, dass es mit regen kommt. wir vertreiben uns die feuchte zeit mit zvieri im bett..

übrigens: bucheli berichtet schon seit tagen dass es mit regen kommt, heute war es aber wirklich so weit, aber nicht von langer dauer.. eine stunde später war schon wieder heller himmel zu erkennen. uns ziehts also wieder nach draussen. fredel an den see, obwohl es bei uns ja KEINE fische haben soll..

ich mach noch eine schutz-räucherung und "esotiere" noch ein wenig.. tut abermal gut und nachher dünkt es mich noch den kopf auszulüften. ich schnapp mir das velo und meine beine raddeln und raddeln und ich flieg über die fadengraden strassen. geniale abendstimmungen.. ich schrei nur mein glück raus und lerne grad noch freihändig zu fahren.. hat ich immer angst, aber heut ist der tag und es geht und geht und istdochgarkeinproblem.. die arme manchmal ausgestreckt, das gefühl vom fliegen!!! danke für die geniale erfahrung!!

zurück spring ich nochmals in den see und verschäuch fredel noch die letzten fische, wobei, was seh ich da, er hat einen gefangen.. eigentlich würde sich die frage ja erübrigen was für eine sorte fisch ;-)) ein EGLI, die gibts also auch hier ;-))

fredel macht noch ein feuer und grillt den egli-freund und ich setzt mich noch etwas an den compi. aber irgendwie gehts nicht richtig.. und schon bald leuchtet unsere strom-warnlampe wieder und das manöver compi wird abgebrochen... wird wohl ein zeichen sein.. also ab ins bett..

oder

die Erkenntnis dass die Werbung nicht immer hält was sie verspricht

Irgendwie spür ich’s schon im Blut, dass heut ein ganz besonderer Tag wird.

Erstens läuft mein Fischerei patent heut Nachmittag um 16.00 ab, und ich denke wir spüren beide, dass für uns die Zeit gekommen ist, ein stück weiter des Weges zu ziehen. Nicht ohne jedoch gebührend von diesen kargen Fischerei Gewässern abschied zu nehmen. Ich finde mich schon fast damit ab, dass wir hier drei (oder waren’s vier oder gar fünf Tage) logieren durften, Würmer baden ohne ende, und dabei kein einziges mal dieses, tief im Manne drin steckende Gefühl des Jagderfolges, respektive des Bisses und das anschliessende zappeln der Beute an der Angel, erlebt zu haben.

Vorallem nachdem ich den Vormittag mehr oder weniger am selben Ufer, wo mich gestern der, – jetzt ja Fliegenfischer Kollege, da ich mich seit gestern mit meiner gefundenen Mücke ebenfalls einer dieser Gilde schimpfen darf – freundliche Herr auf meine fälschlichkeit am Fluss hingewiesen hat, und wieder mal kein Schwanz angebissen hat.

Hart wie ich bin im nehmen, lässt mich dies jedoch völlig kalt, wir haben ja noch genug Teigwaren, Ravioli, Reis, Mehl für Omeletten und Pancakes sowie Ahorn-Sirup und wer weiss was sich in den tiefen unserer Schränke und Schubladen noch alles versteckt hält, auf Vorrat, und müssen auf jeden fall heut und morgen gerade noch nicht verhungern.

Am Bach habe ich, nachdem’s mir die Gummistiefel mit Wasser gefüllt hat, bemerkt, dass die alten Schweden vom oberen See wahrscheinlich Wasser ablassen. Deshalb habe ich mich auch mal auf den Weg gemacht, dem Wasserverlauf bis zu ‚’unserem ‚’ See zu folgen.

Was sich jedoch mit dem Bike, und der Fischrute welche doch immerhin fast einen Meter über den Rucksack drüberragt, und dem, manchmal fast undurchdringlichen Dickicht welches die schon lange nicht mehr gebrauchten Kuhpfade zu verschlingen scheint, (die kühe sind ja zu diesem Zeipunkt alle bei Ruth, und haben keine Zeit hier Pfade für irgendwelche erfolglose Fischertouris auszutreten) als ziemlich schwierig herausstellt.

Auch die drei vier zaghaften versuche, im Wasser mit weniger Strömung, bringt mir nicht die, in der Werbung des Touristbüros, versprochenen Riesensaiblinge bis zu

4.5 kg an die Angel, und ich schaue doch besser mal wieder ’’zuhause’’ vorbei, ob sich meine Schnitte nicht eventuell in der Wildnis irgendwo einen knackigen Schweden aufgegabelt hat.

Meine Befürchtung bestätigt sich als haltlos, und wir nehmen beide, nach unseren schweren Vor- und Nachmittagen ein erfrischendes Bad, wenn sie schon mal neues Wasser einlaufen lassen, wollen wir doch auch gleich profitieren davon.

Beim planschen und geniessen des vielen neuen Wassers, schiesst mir sogleich eine, von mir aus gesehen, geniale Schlussfolgerung durch mein bescheidenes Kleinhirn:

’’mehr Wasser vom oberen See = auch mehr Fische vom oberen See, welche runtergeschwemmt wurden’’

Also keinen Aufwand gescheut, ( den gibt’s ja seit vorgestern gar nicht mehr oder wenigstens fast gar nicht mehr) und die Fischereiutensilien erneut ausgepackt.

Und siehe da, nachdem Ruth endlich auf dem Bike entschwunden ist, und ich die Schwimmkugel einziehen will, ist da plötzlich brutal Gewicht dran. Gut, die Vorfreude bei mir hält sich in Grenzen, da in diesen fällen meistens der Angel irgendwo verhängt ist, oder der ganze plunder wieder mal mit Seegras im Schlepptau an Land gezogen wird.

Auch das für Fische im Todeskampf, typische zucken und sich gegen den - für sie in die falsche, für den Fischer jedoch in die richtige Richtung - zug richtung Land fehlt.

Und meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich, ich sehe, wie sich da am ende meiner Leine ein Lebloses stück Holz mit viel Wasserwiederstand, von mir gegen das Ufer ziehen lässt. Doch plötzlich zieht sich mein Herz zusammen, der Puls schnellt hoch, die Hände werden feucht, die Gedanken fangen an zu rasen..............

Nein ich bin nicht frisch Verliebt, aber da blinkt doch noch etwas so silbrig hinter dem stück Holz, und es bewegt sich sogar..........

Könnte das der, so lang erhoffte, so viel erträumte, in der Werbung so elegant beschriebene, in Ufernähe lebende, räuberische, rekordverdächtige ca 1m 70cm lange 14.5 kg schwere rekord Hecht sein...???

Und wieder haben wir etwas fürs Leben gelernt, das da heisst:

’’glaub nicht alles was in der Werbung steht!!!’’

Es war mal wieder ein Egli, stattliche 20 cm zwar, aber halt kein Hecht.

Was soll’s ich bin froh auch diesem Artgenossen das triste Leben, in einer so einsamen Gegend ohne Freunde oder Verwandte, erleichtert zu haben, und erlabe mich am Lagerfeuer, fast wie auf dem Foto in der Werbebroschüre, seines zarten und wohlschmeckenden Fleisches, und bin etwas stolz auf mich selber, dass ich es doch noch geschafft habe, sogar aus diesen, praktisch leergefischten Gewässern etwas ergattert zu haben.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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