Tagebuch 21. November 2005
Argentinien / vor Bahia Creek - vor Choele Choel


gefahr für mich und die umwelt?? die ereignisse überstürzen sich...
norbert würde wohl sagen: spührst du dich?? ich hab mich gespührt, als ich nach tiefem gutem schlaf erwache, die morgenübungen mache und wie immer, das bett rausfege (da sammelt sich jeden tag etwas sand etc an) und so rückwärts aus unserem schlafgemach steige.. aber da ist kein tritt (man muss an dieser stelle erwähnen, dass fredel heute VOR mir aufgestanden ist und schon kaffe gebraut hat und zu diesem zwecke die tritte raufgeklappt hat um den kaffe aus dem schrank zu nehmen und eben deshalb die tritte nicht da waren wo sie sonst IMMER sind!) und ich drifte ins leere ab. mein rücken stopt mich abrupt an der der einen ecke, mein schienbein kratzt sich am metall-streifen unter mir fest.. autsch.. ja, ich spühr mich.. ;-)..

nach so viel ungeschick am morgen früh mach ich grad weiter und verschütte meinen morgensaft über den ganzen tisch.. das kann ja heiter werden. fredel warnt mich kurz darauf vom bösen eingangstritt, der dann auch seitlich wegklappen kann (er scheint auf dem gleichen ungeschickt- trip zu sein). wir müssen uns gegenseitig etwas schauen.. sonst kanns noch gefährlich werden ;-).

bald sind wir fahrbereit und nach erden gehts los. auf die schöne küstenstrasse, die vom sand noch mehr in beschlag genommen wurde. es bläst noch immer in voller kraft. dann steigt der weg an, es geht rauf auf die schönen klippen. schon von der seite haben wir vermutet, dass das perfekt wär zum gleitschirm fliegen. bald kommt auch noch ein startplatz dazu.. aber der wind, ja der kommt von der falschen richtung und stark ist er auch. aber gut zu wissen. fredel zückt das gps um die daten zu speichern.

auf dem weiteren weg kreutz uns nur gereade mal ein landrover mit deutschen kennzeichen, sonst gehört die küste uns und den straussen.. wir schreien straaaauuuusssss alarm wenn wir einen nandu sehen (kleine straussvögel) und das schreien wir wirklich! auch ist mal noch ein stop bei einem, wunderschön blühenden kaktuss drin und genau da realisiert fredel, wo sich der rucola, vovon uns mercedes berichtet hat, wächst: überall.. versteckt unter schönen gelben blumen.. ein test biss und wir haben die gewissheit: rucola ohne ende.. perfekt.

im reiseführer haben wir von einer seelöwen kollonie mit etwa 3'000 tieren gelesen. das sie da nichts schreiben von der welt-grössten papageien-kollonie?!?! die ist nämlich auch da und die vögel machen mindestens so einen lärm wie die seelöwen ;-). wir haben den aussichtspunkt auf der klippe für uns alleine - menschentechnisch gesehen. um unsere köpfe lärmen also die unzähligen papageien rum, unter uns kämpfen seelöwen, oder sie liegen wie tot in bergen von körpern rum. wir staunen nicht schlecht ab der grösse dieser kollonie. da läuft was. und da riecht auch was :-). die gurken-tiere sind also recht schnell in der fortbewegung.. wir staunen wie sie auf vorder-flossen und schwanzflossen rumrennen. eine seelöwen dame springt sogar einen rechten absatzt runter um zum wasser zu gelangen. manchmal bricht in einem rudel plötzlich unruhe aus und alles ist in bewegung, was die berge an löwen nebenan nicht, überhaupt nicht aus der ruhe bringt. ein gewalts treiben unter uns, das aktustisch unterstrichen wird mit schreien, grunzen, johlen..

da nehmen wir doch grad noch unser zmittags sandwich ein, an dem schönen ort. wir sitzen auf der terasse des museums (ist geschlossen) und geben den friedenlichen hunden sogar einen happen ab. ein sandwich mit gurken ist einfach doppelt so gut.. dann gehts weiter der küste entlang.. schliesslich schreien fredels magen-nerven nach parillada de marisco (meerfrüchte grill). das ist mit ein grund das wir hier sind.. also los. weiter der küste entlang kommen wir an fischerfreunden vorbei, an weiteren startplätzen, an einem leuchtturm. gegen ende dieses küstenabschnittes ist nur noch steilküste angesagt. und da man ja nicht einfach runterklettern kann, haben sie da ab und zu eine bajada (abfahrt) aus der küste geschlagen.. da kann man dann runter an den strand fahren.. geili siächä..

einmal fahren wir etwas ab der strasse und bleiben fast stecken. ich bin fast etwas enttäuscht vom matzmobil. hätte gedacht, das schafft es locker. (fredel dachte das gestern bei der düne sicher auch). war aber nicht so.. aber vielleicht war ich einfach etwas zu übermotiviert ;-). und komischerweise bin ich eh rasch genervt heute.. braucht nicht viel.. kann auch mit dem frauentechnischen monatszyklen zusammenhängen.. wer weiss. fredel stösst auf jeden fall nicht auf ein gegenüber voller liebe ;-).

wir kommen zum letzten dorf am meer, dann geht die strasse wieder inland. aber in dem kaff ist so gut wie gar nichts los.. saison ist gemäss reiseführer gerade mal 2 monate ;-). uns gefällts aber eigentlich recht gut hier, witztige häuser, schöne farben, meer vor der tür.. aber zu einer parillada würden wir sicher nicht kommen, es ist ALLES zu. also adieu meer, wir fahren ins nächste grössere ort, unweit vom meer um fredels gelust zu stillen.

über saftig grüne flächen ziehen wir also richtung viedma. da soll es ein gutes restaurant geben. in unseren ohren wiederhallt beste musik, wir fahren beschwingt da rein.. aber dann, dann hat uns der "alltag" eingeholt.. viel verkehr, viele strassen, brücken, öffentliche campingplätze die seltsam beschildert sind und eh weit weg vom restaurant dass wir suchen und auch finden und das uns überhaupt gar nicht anspricht.. uff.. meine stimmung ist wieder etwas durchzogen und ich kann fredel nicht glauben, dass er weiter fahren will. so viel weg zu seiner parillada und nun ohne diese innland fahren?? seltsame welt.. nach 100x iger nachfrage glaub auch ichs und wir fahren tatsächlich weiter.

jetzt sind wir also schon weg vom meer.. ging aber flott.. kanns noch fast nicht glauben.. aber eben, wir haben ja ziele zu erreichen ;-). ist richtig komisch, mal wieder einen "termin" einhalten zu müssen.. sind wir uns nicht mehr gewohnt. eile ist nicht angesagt, aber irgendwo bleiben wos uns nicht gefällt noch viel weniger. die folgende strasse ist recht langweilig, keine tiere, keine bäume, steppe hald. es hat fast keinen verkehr aber der wind bläst noch immer. um uns gesellen sich schon dunkle wolken, aber wir kommen wieder mal trocken durch. im weiten flachen nichts steht da eine recht grosse windhose (chilliwilly wie wir das nennen) die wir lieber nicht durchfahren möchten. müssen wir auch nicht. sie bleibt brav neben der strasse.

endlose weiten, fadengerade strassen. und dann, eine kurfe!! alarm.. nur nicht überreagieren meint fredel.. stark sein für diese herausforderung ,-).. wir witzeln und suchen nach einem schlafplatz. uns ist eines ohne worte klar: das wird kein idyllischer ;-). wir sind aber dann recht dankbar, dass wir nicht unmittelbar an der strasse campen müssen. ein kleiner weg führt uns auf eine erhöhung, etwas weg vom geschehen. perfekt für diese gegend. glück gehabt. aus unerklärlichen gründen nervt mich fredel ein klein wenig und ich schick ihn, rucola zu pflücken. diesen findet er nicht, er bringt aber einen gedrehten draht zurück.. aber das ist natur!! da gibts pflanzen die so was hervorbringen, hammer.

zum znacht brat ich kartoffelscheiben und zugetti röllchen an und dazu die resten saucen von gestern.. mmmmhhh.. beim notitzen machen der letzten 2 tage mixen wir so das ein oder andere.. wann war jetzt das mit den schildkröten etc.. ich nerv mich.. bin glaub nicht so belastbar, besser ins bett. es ist noch immer heiss, ein paar tropfen lassen die gegend in einen duft von sommerregen tauchen und so schlaf ich ein.

es beginnt wie jeder nicht gesund tag beginnt. sobald schnitz mit ihren morgenübungen startet, stürze ich mich aus dem bett und mache kaffe. - so ganz unter uns hab ich mir schon ein paar mal vorgestellt wie das für aussenstehende beobachter aussehen muss, wenn sie mit ihrem ständigen auf und ab ihre bauchmuskeln stählert, und das matzmobil so schön gleichmässig im takt am schaukeln ist..-

any way dies nur so nebenbei am rande erwähnt .... als ich da so dem kaffe beim brauen zuschaue, ist schnitz fertig mit den übungen, und bäselet haare und sand - es ist schon erstaunlich was sich da alles ansammelt in ein zwei tagen - aus dem bett, und will, wie sie es immer macht , rückwärts die beiden tritte runtersteigen. nur hat meine tritt runter koordination vor dem ersten schluck kaffe noch nicht so gut funktioniert, und schine steht ins ziemliche nichts. in todesmutiger manier schafft sie gleich noch eine viertel körper verwindung , und knallt mit dem rücken an die schrankecke, und entgeht so nur knapp einem genick bruch.

auf diesen schreck will sie lieber einen saft anstatt kaffe, was ihr auch gegönnt sein soll. und die serie geht weiter. schine will ihr shirt anziehen, und schlägt dabei ihren saft becher von den füssen.... und wie es mit unglücken eben so ist, kommen die selten allein. also mache ich gleich mit bei dem fröhlichen zusammentreffen, und hole mir schier einen dreifachen offenen schienbeinbruch beim aussteigen und seitwärts umklappen unseres neuen eingangtrittes.
somit wäre das soll für heute erfüllt, und wir belassen es bei diesen zwischenfällen.

wir sind erst gerade losgefahren, als wir schon wieder anhalten müssen. nicht etwa wegen eines weiteren missgeschickes, sondern wegen den farbenfroh blühenden kakteen. die orang gelben blüten leuchten uns so freundlich entgegen, dass wir dies gleich auf speicher karte bannen müssen. mit diesen prachtvollen blüten im kasten fahren wir ein paar hundert meter weiter, und müssen schon wieder anhalten. straaaaauuuss alarm, obwohl's die kleineren nandus sind. diese sind ganz in der nähe im meterhohen gras, und geniessen ihren frieden. also lassen wir diese unfliegbaren gewalts vögel alleine um zehn minuten später einen brunzhalt zu veranstalten.

die pflanzen vielfalt am strassenrand und in der pampas faszinieren mich immer wieder. wie gerne würde ich all diese kräuter, blumen wurzeln und blätter einfach so kennen. einige pflanzen kann man ja am geschmack erkennen, und so hat es sich schon seit längerem eingebürgert, dass ich die blüten und blätter zwischen meinen fingern verreibe, und erstmal daran rieche.
mercedes hat mal so ganz beiläufig erwähnt, dass ganz argentinien voll von wildem rucola salat sei. und nun so am wasser lassen sehe ich die typische blatt form, mache den reibtest, und der ebenfalls typische geschmack bestätigt die vermutung. rucola ohne ende....

nun wollen wir aber mal ein stück weiter kommen, und fahren auf der piste den, schon von weitem sichtbaren steilklippen entgegen. aber hier steht schon der nächste stopp an.
diesmal muss das gps hinhalten. die kleine sandige mulde neben der strasse bietet den perfekten dünen klippen startplatz, und muss sogleich eingegeben werden. wer weiss, wann wir mal wieder da vorbei kommen, und der wind sich vielleicht zu einer perfekten meeresbrise herablässt.

weiter des weges hat schnitz im führer eine seelöwen kolonie ausgemacht. und wenn wir schon da sind, machen wir doch den drei kilometer abstecher dahin. die gebäude und das museum am ende der zufahrt sind zwar geschlossen, aber wir können trotzdem auf die stege hoch über der kolonie spazieren, und den tausenden von seelöwen bei ihrem nicht von hektik geplagten leben zusehen. vom gleichen aussichts punkt sehen wir auch gagapeien (ich kanns gar nicht mehr anders aussprechen geschweige denn schreiben) und zwar zu zehntausenden. dies soll weltweit die grösste kolonie dieser, in den felsnischen brütenden vögel sein.
die cacaphonie aus der luft, gemischt mit dem lärm und dem gestank von den felsigen klippen unten hinterlassen einen bleibenden eindruck.

wir fahren weiter, immer noch eine parillada de marisco = meeres getier grillade in meinem kopf, richtung viedma. vorher machen wir vor einem leuchtturm noch einen kleinen abstecher durch eine klippenfurt zum strand runter. die signalisation weist links dem strand entlang in 150m an ein estacionamento =parkplatz. wir fahren aber wie es sich gehört auf der strasse weiter, und biegen nicht weit vom faro in ein schmuckes aber ausgestorbenes ferien dörfchen ein. nichts mit parillada, da alles, aber wirklich alles geschlossen ist. schliesslich ist saison vom dezember bis januar, und kein bisschen vorher und schon gar nicht nachher.

die gegend wird nun wieder etwas bewohnter, und wir driften vom meer weg. als wir in viedma einfahren, zeigt sich einmal mehr, wies ist, wenn die vorstellung die man sich unweigerlich immer wieder macht, nicht mit der realität übereinstimmt. ich dachte eher an ein kleines fischerdörfchen am fluss denn an die provinzhauptstadt von rio negro. ich brauche einiges an überredungskunst, dass wir weiterfahren, weil sich überhaupt keine romantik in aussicht stellt, in einer stadt eine parillada de marisco zu geniessen....

einmal abgesehendavon , dass wir eigentlich nur wegen der parilla diesen ort angesteuert haben, konnten wir auf diesem riesen umweg dann doch einige sehr interessante sachen zu gesicht kriegen. obwohl wir das meer nun eine längere zeit nicht mehr sichten werden, kann ich das projekt parillada sicher zu einem späteren zeitpunkt unserer reise mal noch umsetzen.

also raus aus der stadt , und dem rio negro entlang eine abzweigung zum fluss gesucht. aber das ist gar nicht so einfach wenn nicht gar unmöglich. die strasse ist immer in gebührendem abstand, und zufahrtswege konnten wir keine ausmachen.
irgendwann haben wir dann genug vom fahren, und biegen auf eine kleine spur ab die irgendwo zu einem - zum verkauf stehenden - grundstück führt. wenn wir schon in ein grundstück investieren, wollen wir auch erstmal drauf übernachten.

die notizen für den heutigen tag gestalten sich aufgrund der multi visionalen ereignisse sehr schwierig, und die kommunikation gliedert sich gleich mit ein, wohl aus dem grund des immer wieder kehrenden weiblichen zyklischen hormon austausches.
nach einer kleinen wanderung meinerseits ist der stimmungslevel jedoch wieder auf einem akzeptablen niveau, und wir können gemütlich z'nacht essen und uns dann zusammen schlafen legen.....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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