Tagebuch 06. November 2005
Argentinien / Lago Rivadavia (Nationalpark Los Alerces)


vorspeisenkunst und arschsauger sonntägliches treiben...
das erste mal erwache ich schon um halb sieben.. sogar für mich etwas früh.. ich hab also, trotz tiefgehendem film gestern abend, tief und fest geschlafen.. meine träume sind mir nicht präsent.. vielleicht besser ;-). das zweite mal öffnen sich meine augen um acht uhr.. meine innere uhr funktioniert fast immer. es ist sonntag, also keine übungen und fredel ausschlafen lassen.. der liegt jetzt da noch immer.. ich hab schon aufgeräumt, kaffe vorbereitet, morgentoilette gemacht und die computer angestellt und bin am tippen, er hängt noch immer im bett.. na ja.. soll er hald..

irgendwann ist er dann in der vertikalen und will aufmerksamkeit.. aber ich bin konzentriert am schreiben.. ja aber hallo?!?! zuerst will er in ruhe gelassen werden, aber wenn der herr dann aufsteht, sollte alle nur erdenkliche aufmerksamkeit auf ihn gerichtet sein?? ein seltsame welt.. die morgenwelt von fredel.. ich lass mich nicht beirren und schreib weiter. und weiter und weiter. mal noch kaffe schlürfen, den wald etwas düngen und wieder schreiben und vorlesen und schreiben. der morgen geht um im nu, jetzt bin ich a jour.. also besser hinter den berg an geschirr.. muss ja noch abgewaschen werden. und da fredel noch immer tage im rückstand ist.. mach ich das doch. auch kommt mal wieder eine grundreinigung der küchen-kombi dran.. das glänzt ja alles wie neu..

mein mann ist bereit, die fischergründe zu checken und verschwindet schon bald. ich schmeiss mich in "sünnel" montur und der sonntag kann beginnen. im schatten der 2 hängerstühle hoff ich auf genügend sichtschutz um so viel haut wie möglich an die sonne zu legen.. aber irgendwie ist mir doch zu viel los um uns rum und bald bin ich wieder eingekleidet.. ein gespräch mit meiner kleinen verschieb ich auf später..

bald ist auch fredel von seinem fischtrip zurück und auch ein alter mann mit seinem enkel gesellt sich zu uns. der kleine ist super wach und grüsst freundlich, um dann sofort im wald zu verschwinden um zu spielen. opa erzählt uns so manch interessantes und auch seine augen sind wach und freundlich. er meint auch, dass der kleine mit seinen 5 jahren noch nie ernsthaft krank war.. das liege sicher an der vielen zeit in der natur.. das stimmt sicher. hier kann man wohl recht naturverbunden aufwachsen und hat den grössten, nur möglichen spielplatz vor der nase. auch werden wir informiert, dass man das fluss und seewasser trinken könne.. glaub ich auch.. so klar es hier ist, so wenig menschen hier leben..

es ist zeit für unsere hängersessel-session. wir sizten da, lesen, ich bade ab und zu mal die füsse im kalten wasser, so zur erfrischung und um uns rum wirds wirklich busy.. es kommen immer mehr autos und kinder rennen rum, hangeln an einem ast des riesen baumes neben uns (armer baum.. aber vielleicht ist ihm das ja recht, wenn er kinderaugen zum strahlen bringen kann), eltern und jungs fischen und überhaupt.. auch den autoradio lässt man laufen.. zu viel der naturruhe ist dann wohl doch nichts ;-).

wir haben unsere kleine insel mitten im geschehen und sind da einfach, in aller friedlichkeit. heut ist es warm, sehr warm.. mal kein hack wind.. schön. gegen späteren nachmittag kommt der alte mann nochmals vorbei und händigt uns einen resten seines weines aus. den müssen wir probieren, und günstig sei der auch.. danke für den tip. ich find ihn wirklich gut. auch werden wir noch mit manchem reisetip ausgestattet und ich kann mich ab den gütigen augen des mannes fast nicht sattsehen. auch den ein oder anderen witz über die italiener lässt er fallen.. er äfft einen italiener nach, dessen hände am rücken zusammengebunden sind beim sprechen ;-). auch über kaffe wird diskutiert, er scheint wohl noch einen tropfen italienerblut in sich zu haben. auch wenn er eher nach indianerhäuptling aussieht (für uns zumindest).

dann sitzt ich da an meinem platz und plötzlich rebelliert was in mir.. fühl mich komisch.. ups, die aussprache mit meiner kleinen vergessen, sorry.. ich begeb mich an den strand, setzt mich auf den gmütlichen stein im wasser, lass meine füsse im klaren nass abkühlen und bin bei mir und ihr und uns, in der natur.

dann kommt ein hüngerli auf.. mal schauen was wir an resten verarbeiten könnten. ich zaubere eine brötli-blume und somit ist der startschuss für das vorspeisen hapening gefallen. fredel doppelt später noch mit herzbrötli nach und für uns ist die welt in ordung.. etwas kleines chnäbern, die aussicht geniessen, lesen, reden, sonne aufsaugen... meine gedanken kreisen aber schon bald wieder um's essen.. was zum znacht.. wir haben nicht mehr viel vorräte.. also wie immer: schauen was es hat und idee aufkommen lassen.

leider sind die pimentos etwas bitter, aber die pasta mit peperonisauce ist doch gar nicht so schlecht.. fredel hat zwar die lieben teigwaren heut nicht wirklich gut abgeschüttet und so schwimmen ein paar cravättli hald noch im salzwasser auf dem teller. ich im gegenzug vergess das gas abzudrehen.. jedem sein fehler.. unsere znacht diskussion handelt um selbsliebe, die bei mir ja nicht grad überaus gross ausgebildet ist im moment.. fredel versucht mir noch den ein oder anderen tip zu geben und ich bin dankbar darum. auch wenn der ansatz, dass ich mich lieben soll, weil ich die gabel mit der faust halte und so das essen reinschaufle, vielleicht nicht grad der richtige ist ;-).

im bett ärgern wir uns gegenseitig noch mit manch unnützer diskussion und halten uns gegenseitig von lesen ab ;-).. fredel platziert mir als krönenden abschluss noch einen sauger auf die arschbacke.. das neben dem, mit kugelschreiber gezeichneten herz, dass da auch noch immer prangert.. gut nacht ;-)))

welch ein service heut morgen, die kaffekanne ist schon geladen und bereit, ich konnte ausschlafen, und bin ganz stolz als ich schine nach einem blick auf buchelis uhr berichte dass ich schon wach bin. bucheli meint 8:15h schine meint stimmt nicht es sei halb zehn....

auch gut, spielt ja eigentlich gar keine rolle, und nachdem eine liebesattacke meinerseits von schnitz, aufgrund konzentrations aufwendigen arbeiten am kompi abgeblockt wird, beginne ich doch auch mit tippen.
obwohl ich nicht viele tage im rückstand bin, wird der ganze morgen am kompi verbracht, und ruscheli, effizient wie sie ist, erledigt in der gleichen zeit, fötelis, tagesberichte und abwasch....

nach dem schreiben brauche ich etwas entspannung, und bereite meine fischerutensilien vor. heute mal einen riesigen löffel dranhängen, in der hoffnung, meine theorie geht auf. theorie=grosser löffel= mehr gewicht=mehr weite=grössere forellen=erfolgversprechende jagd.
nach viermal auswerfen, habe ich so ein gehürsch am einhaar, dass ich zuerst die knoten lösen muss, dadurch aber mein köder bis zum grund absinkt, und beim versuch diesen einzuziehen, beim ersbesten stein hängebleibt.... abgerissen... verloren....
also zurück nach hause, etwas leichteres, kleineres dranhängen.
mit diesem köder springt mir ein kleinwüchsiges, dafür grössenwahnsinniges fischchen an den haken, und wenig später ziehe ich den köder einem weiteren mini furz vor der schnauze weg.
um den kleinen forellchen das lippenpiercing zu ersparen, lasse ich das fischen für heute sein, und lege mich zu schnitz in die sonne.

dann beginnt das sonntägliche treiben. fahrzeug um fahrzeug fährt plötzlich ein. ein büssli, zwei fischer und vier chiccas, zwei pw's, es wird plötzlich richtig geschäftig an unserem bisher einsamen plätzli.
wir lassen uns nicht beirren, und lesen gemütlich in unseren hängersesseln weiter. zwischendurch überkommt schnitz der hunger, und sie zaubert eine vorspeisen blume, welche wir gegessen haben, noch bevor sie auch nur ans verwelken denken konnte.

einmal mehr erhalten wir besuch. der grossätti ist mit seinem enkel unterwegs in den wald. wir kommen ins gespräch, und er erzählt mir dass er hongos = pilze sammeln geht mit dem kleinen. der kleine vier jährig und ein aufgewecktes kerlchen, hat ein küchenmesser dabei. ich zeige ihm den klinge nach unten trick, und erkläre ihm dass es so weniger gefährlich ist, wenn er stolpern sollte. als ich ihm das messer zurückgeben will, macht er zwei schritte zurück, und meint er wolle es nicht mehr er habe angst. als die beiden aber vom wald zurückkommen, hat sich der kleine das messer wieder geschnappt, und wie vom fremden mann gelernt mit der klinge nach unten, und die beiden verschwinden um die ecke.

kurze zeit später steht der alte mann mit einer angefangenen flasche wein vor uns. nur im fall, wenn wir gerne wein hätten, dieser sei gar nicht teuer, und sehr gut. ich soll mal probieren. und so komme ich zu einem sonntäglichen apero, und einem weiteren schwatz mit dem viejo=alten. er gibt uns noch einige tips, wo es in der umgebung weitere schöne plätze hat, und macht sich dann auf den heimweg.

unterdessen haben sich unser mägen wieder gemeldet, war doch das erste vorspeisli nicht wirklich nährhaft. ich lass mich überreden, meine fantasie auch noch walten zu lassen, und bin wenig später mit einem teller gestrichener butter, mayo, senf, zwiebel herzlideckobrote zurück.
dies regt jedoch unseren hunger nur noch mehr an, und während ich mein buch zu ende lese, ist schnitz schon in der küche und kocht pasta an pimento- zwiebelsauce, womit wir dann unseren bären hunger doch noch stillen können.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch