Tagebuch 26. Oktober 2005
Chile / Lago Pellaifa - Copec nach Loncoche an der Panam


keine chance viadukte im urwald und eingezäunten seen
die nacht hat das wetter wirklich umgeschlagen.. es hat erst böig gewindet und dann zu regnen begonnen.. unser kopfweh war also nicht für nichts ;-). so in den morgenstunden, als ich mich mal wieder gewendet hab und dem regen zuhörte.. kam mir der gedanke, dass wir ja gestern durch den bach fahren mussten, um an den schönen platz zu gelangen..und wenn es regnet.. können bäche doch etwas reissender werden, oder? ich frag, mitten in der nacht fredel, ob wir wohl rüberfahren sollen.. eine blöde idee, wär ja eh nichts mit sicht und überhaupt.. wenn wir hald hier feststecken würden, wär das ja auch kein problem.. wir können eine gute weile überleben.. aber auch mein hirn funktioniert nicht einwandfrei, in der nacht (auch sonst nicht wirklich, ferien in denen man alles vergiss, das merkt man ja auch gut an meiner rechtschreibung etc ;-).

am morgen ist es also grau und trüb, tropfen klatschen aufs dach, es windet noch immer.. meine morgenübungen vollzieh ich nur halbherzig. heut ist ja kein safttag, aber ich trink doch einen zum zmorgen, mit einer "schnitte".. ja, so nennt fredel ein "gonfibrot". wir schmieden pläne. bei dem wetter und vor allem bei der kälte hierbleiben bringt nicht viel.. ist zwar ein schöner platz, aber eben, nicht grad ideal, um eine weile zu verweilen.. also an die nächsten seen und ein kuschelplätzli im windschatten suchen, oder so.. das wetter ist morgen sicher auch wieder perfekt und so können wir etwas draussen sein, geniessen, fredel fischen.. aber es kam anders.. wie immer im seengebiet von chile..

zurück auf der "hauptstrasse", dem hier eigentlich wirklich recht breiten weg, fahren wir also weiter. es sollte bald ein abzweiger kommen, der uns zum nächsten see bringt.. aber der kommt und kommt nicht. wir durchfahren farmland mit alten höfen im bretterstil. vor uns erscheinen rinderkinder auf der strasse.. ein schlechtes omen?? wieder mal überqueren wir eine 6 tonnen begrenzte brücke, die aber, ganz ehrlich gesagt, unsere 7 tonnen sicher besser hält, als manch andere, die wir überfahren haben. und dann, endlich, der abzweiger.. also kein witz auf der karte. wir sind etwas nervös.. ist doch diese strasse als eng angegeben.. und wir sind ja schon breite gefahren, die gar nicht mehr waren.. wie sich das reimt..

die erste brücke verspricht nur gutes: eine richtige, massive betonbrücke, doppelt so breit wie die strasse davor.. und nach der brücke.. ist die stasse nur noch ein weg und max. ein viertel so breit wie die brücke und ein zweitel so breit wie der weg zuvor.. könnt ihr folgen? kurz und gut: es wird eng und.. steil. schildkrötengang rein, den nassen weg rauf.. wär ja gelacht.. das matzmobil gibt alles und ich schau nur ab und zu den abgrund runter. die strasse ist hoch in den hang gebaut.. unten ist wohl sumpfgebiet.. sonst hätten sie den aufwand, hier durch den dicken dschungel und die felsstücke, einen strasse anzulegen, wohl nicht auf sich genommen. der weg ist gar nicht mal ganz so übel, für unser matzmobil sicher harte arbeit, aber machbar. wir schwanken im geröll-untergrund-takt und lassen uns von nora über die ohren verwöhnen.

irgendwann taucht tatsächlich der see im blickfeld auf, die strasse windet sich wieder runter. so eine kleine angst, dass doch noch eine eingebrochene brücke kommt, lauert in unseren hinterköpfen. ein gebranntes, oder besser umgekehrtes kind, scheut das feuer, oder besser die rückfahrt.. aber wir haben glück.. der gemeindepräsi der nächsten gemeinde hat der regierung wohl die nötigkeit des massiv-brückenbaus gut verkauft (er hat wohl ein baugeschäft). es kommen nämlich nur noch massivste, überdiemsionale brücken.. die wollen hier wohl eine autobahn erstellen und fangen bei den brücken an ;-). schon witzig.. an orten, wo man in 2 stunden kein einziges fahrzeug sieht, so fette brücken zu finden, auf einem weg, der nur grad einspurig ist..

am see sollte wieder ein vulkankegel sein.. die wurzel sieht man.. aber nicht den gipfel..schade. alles in dicken wolken, die sicher keinen schneekonus freigeben!! und dann, wir habens geschafft, wir sind am see! jetzt nur noch ein schönes plätzli finden! aber den "feufer und s'weggli" oder besser "d'strass und dä platz" ist wohl etwas zu viel erwartet.. wie an allen anderen seen auch.. alles eingezäunt. wir sind bald etwas desilusioniert.. die gegend ist ja schon schön, aber so ähnlich der schweiz, das können wir ja auch da sehen.. und wenn man dann nicht mal einen schönen platz findet.. hm... ich würde ja gerne mal ein paar tage einem dampfenden vulkan zuschauen, aber scheint nicht möglich zu sein. fredel meint, vulkane finden wir auch sonstwo.. genau!

auf dem weiteren weg durch die landschaft erspäh ich immer wieder den ort, an dem der vulkan währe.. aber eben.. er bleibt im wolkenband versteckt.. sniff.. wir machen mal noch fotostop an einer kleinen kirche und ein paar meter danach quert jesus (dä richtig jesus??) den weg.. ein herr mit weissem kreuz auf dem buckel. ist wohl der kirchenwächter, der das frisch gestrichene kreuz zurück in die kirche bringt.. sieht aber doch irgendwie seltsam aus.. uns kommt die taufe von nicole in den sinn.. aber das wär eine lange geschichte.. codewort: dä richtig jesus??

bald sind wir in einem grösseren ort.. und wir beschliessen, dem seengebiet für einen moment den rücken zu kehren. alle wege führen ja bekanntlich an die panam, also internetcafe rasch checken, wo es eine copec hat.. wenn wir schon auf der autobahn sind, dann nutzen wir doch lieber die möglichkeiten! auch eine panaderia suchen und finden wir nach längerem durchforsten der strassen. sowie die die lange gesuchten eiswürfelbehälter, die kleine eiswürfelchen prodzuieren... perfekt für caipis.. haben wir bei rené gesehen.. und erst hier, im kaff, irgenwo im seengebiet, gefunden. der mann in dem todo (alles) laden hat keine eile und wir verbringen somit sicher 10 minuten in dem, sauber geordneten, laden, bis wir im besitz dieser plastikdinger sind ;-).

an der hauptstrasse (nebenstrassen-pensum ist erfüllt für heute) machen wir noch mittagspause und schlemmen 2 salatgurken mit aromat. mir kommen gute alte zeiten beim "grosmuäti" in den sinn.. wir haben anno auch zusammen gurken mit aromat gegessen.. fredel gönnt sich noch resten aufschnitt, den es 300% nicht gibt.. so behauptet er auf jeden fall, ich zieh das fleisch aber 100% aus dem kühlschrank ;-).

bald sind wir an altvertrauter stelle, einer copec an der panam. ja, ja, du liebes seengebiet.. du scheinst uns wirklich nicht zu wollen. und bei dem schlechten wetter können wir schliesslich auch sachen erledigen.. besser ein erledigungsplatz, als keiner!

zur feier des tages gönnen wir uns einen kaffe im ciosco und fredel flirtet grad mit der ganzen crew. mein blick schweift rum und kein free WIFI zeichen ist angebracht.. hm.. aber zum glück haben sie nur das schild vergessen, nicht die WIFI strahlen. wir sind bald online, schreiben was zu schreiben ist und tippen was zu erledigen ist.. apropos zur feier des tages.. wir sind sicher, dass migrol urs bald zurück in die schweiz muss/darf, oder schon ist.. grund genug um heute ein fondue auf ihn zu nehmen.. und nochmehr grund, auf ihn anzustossen.. danke urs, für dein sponsoring fondue!! deine ex-stammkunden (migrol reppischhof, nur zu empfehlen) geniessen für gut!!

so kreisen wir also unsere brotklumpen im geschmolzenen käse und züri west würde sagen "es schmöckt wieder wiä dihei, irgendwo auf ämänä parkplatz... ".. soooooo gut.. dazu noch etwas schweizer fernsehen reinziehen, plaudern, grossabwasch tätigen danach und zur krönung des eh schon schönen abends ein glace.. zufrieden ins bett und gut nacht.

das war eine nacht für die blumen.es hat mal wieder geregntet. von den gedanken, die wiederum von den steten wassertropfen an meine volle blase erinnert wurden, getrieben, muss ich mal raus in das sauwetter. ruth erinnert mich daran, dass ich gleich noch das bächlein neben uns kontrollieren soll, ob es sich nicht bereits zum reissenden wildbach entwickelt hätte. aber erstens kann ich in der dämmerung kein wasser entdecken, und zweitens tönt es im matzmobil immer wie ein gewaltiges gewitter, sobald ein paar tropfen aufs dach fallen, es waren also nur ein paar tröpfli was da vom himmel fiel.

den kaffe habe ich nach dem gestrigen safttag mal wieder so richtig mit innsbrunst genossen, und sogar nach einer schnitte hats mich am morgen schon gelüstet. ( nach der schnitte im bett natürlich auch , aber die lust stand eher nach einer kulinarischen diesmal ) also gönnen wir uns ein zmorgen, und besprechen den weiteren plan.
nicht gerade das draussen hängen und ferien geniesse wetter, nicht gerade den perfekten standplatz um bis zum ende der welt zu bleiben, also können wir auch noch unseren entdeckergeist etwas befriedigen, und herausfinden wo uns die schotterpiste noch hinführt.

nach längerer zeit fahren, sind wir schon der meinung wohl bald an der grenze zu argentinien stehen zu müssen.endlich erscheint ein abzweiger zu einem weiteren see. ab hier kanns nur noch besser werden. einige bauarbeiter sind hier in der gewohnten hektik daran eine brücke zu stellen, was sage ich brücke die jungs bauen einen viadukt. stabil genug die nächste eiszeit zu überstehen. das einzige was nicht so ins bild passt, ist die schotterpiste welche sich, weniger als knapp halb so breit wie das bauwerk, den hügel hochschlängelt. schine fährt unbeirrt weiter, obwohl die piste mal wieder recht eng wird, aber unsere überlegung ist, dass das material für den viadukt bau auch über diese strasse gekommen sein muss, und obwohl wir in chile sind werden sie dieses nicht mit ochsenkarren gebracht haben..........?

und siehe da, etliche kurven, vibrationen und schlaglöcher später erblicken wir einen weiteren see. friedlich liegt er, umringt von sanften hügeln und einigen berghängen , flankiert von einem vilkan, vor uns. die aussicht von hier oben ist vielversprechend, und auch der weiterverlauf der schotterpiste scheint gesichert zu sein, haben wir doch noch das eine oder andere viadukt ähnliche brücken gebilde überquert. so wie's aussieht werden hier erst mal neue brücken erstellt, danach einige waldparzellen gerodet, später vielleicht das eine oder andere tal geflutet um dann auch genügend strom für die vielen neu parzellen besitzer zu produzieren, und ganz am schluss, wenn dann der erste flugplatz betoniert ist, werden dann auch die strassen zu strassen ausgebaut........ vielleicht....

unsere hoffnungen auf ein seeplatz mit vulkanaussicht wird von kilometer zu kilometer weniger, und irgendwann muss ich meinem unmut über die eingezäunten überall verschlossenen unzugänglichen landzungen und herrlichen ausstellplätze mal luft machen. ich erkläre schnitz dass ich diese voraussetzungen überhaupt nicht aufbauend finde, und eigentlich nicht mal lust habe noch einen weiteren see zu erkunden, da wir nun sicher an sieben seen ( die lagunen mitgezählt ) waren, und weder die sieben chiccas noch einen ferien stellplatz gefunden haben.

im nächsten dörfli versuchen wir unseren brotvorrat etwas aufzustocken. aber auch die panaderias sind auf unserem weg nicht mehr so viel verstreut zu finden wie auch schon. oder vielleicht mussten wir erst zu fuss eine huelta ums ganze dorf machen, um neben der panaderia in einem todo laden unsere langgesuchten micro eiswürfel schalen zu finden. ab sofort sind wir - auch ohne ice crasher -für caipi perfekt ausgerüstet!

kurzerhand haben wir uns nun entschlossen, die seen seen sein zu lassen, und uns auf der panam richtung süden oder dann sogar rüber nach argentinien durchzuschlagen. auf diese entscheidungs freudigkeit fahre ich gleich mal an ein mittagsplätzli ( nicht ohne vorher sicher noch vier mal den dorfplatz umrundet zu haben, weil wir mal wieder keinen blassen schimmer hatten wo's durchgeht ) wo wir uns wohlverdient zwei gurken und einen resten schinken einverleiben, was unseren mägen sowie meiner stimmung extrem wohlbekommt.

intuitiv fährt es uns überland richtung altvertrauter panam. nach einem kurzen stück nrdwärts fahren erblicken wir die, im vorherigen dorf noch kurz internet mässig eruierte copec. also die ausfahrt retorno nehmen, und in null komma zwei mal wirbelwind sind wir stationiert. so freundlichkeits halber leisten wir uns gleich mal einen kaffe im kiosco wo gerade schichtwechsel ist. sieben chiccas hinter dem tresen - also können wir diese auch abhacken - und keine scheint wirklich im dienst zu sein. ich frage mal wer mir denn einen kaffe bonbon machen würde, und ernte lächeln all over....... schnitz checkt noch kurz die wifi lisität da am eingang nicht wie üblicherweise ein entel wifi kleber prangt. aber es ist alles im signalstarken bereich, und die offizielle erlaubnis für die übernachtung hab ich auch gleich noch reingeholt.

wir hauen gleich noch zwei drei tage zu note buche, stossen zwischendurch mal mit einem glas wein auf den migrol ürsel ( tankstelle repischhof ) an. gemäss unserer ungefähren zeitrechnung müsste er jetzt langsam aber sicher auf dem weg in die schweiz oder schon wieder dort sein. zu seinen ehren heizen wir auch gleich das rechaud ein, und machen eines der beiden von ihm gesponserten fondues zum z'nacht. mit zwei archiv folgen von punkt.ch ziehen wir unsere autobahnrastsstätten ferien ins lächerliche, und sind für unsere verhältnisse recht spät im bett.....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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