Tagebuch 01. Oktober 2005
Chile / Fundo Santa Filomena, bei René


leben geht und kommt das uiversum nimmt und gibt...
atypisch geht ich heute zuerst zum schwangeren rössli, es kommt zu mir, lässt sich aber nicht mehr so bereitwillig streicheln. danach zu den katzen, kreisen doch noch immer die gedanken und die xxx-mietzekatzen bringen mich schon auf den boden zurück. so ist es dann auch. alle kleinen haben nun die augen offen.. jöhhhh. eine kommt sogar auf mich zu, robbend, ich nehm sie in die hand und setzt das häuflein katze zurück zur mutter, zu den geschwistern.. sind die kleinen schööön, und die mutter auch noch grad, kann mich nicht sattschauen.

zurück im matzmobil brau ich kaffe und gönn mir lieber nur einen saft. ich berichte noch: ich glaub s'rössli chunt hüt. fredel meint: nächste woche. mal sehen. nach einem abwasch werden die compis ausgepackt und ich geh hinters sortieren der fotos für die homepage. ich berichte fredel auch von der unruhigen nacht, von den gedanken, fragen.. es tut gut zu reden. hoffentlich hat priska gute freunde die ihr beistehen!!

irgendwann, auch atypisch schlägt fredel vor, die katzen zu besuchen. sonst ist er ja immer eher etwas eifersüchtig auf all die streichel und kraul-einheiten, die die xxxx's von mir erhalten. er braucht mich auf jeden fall nicht lange zu überreden. der kleine juan carlos kommt uns entgegengerannt und berichtet was von "ninos".. was, kinder? mir ist schnell klar um was es geht.. das kleine ross ist da! es liegt im gras, noch halb in der schlabberfruchtblase. jöööhhhhh... es strampelt schon rum, will sich von der blase lösen.. geht aber noch nicht.

das haben wir beide noch nie gesehen, ein frisch geschlüpftes fohlen.. juan carlos meint nur: eine neue familie.. wie wahr.. leben wird genommen, neues entsteht, wie nah doch alles zusammenliegt.. wohl aller gedanken sind auch bei beni und priska als wir da faszniert stehen und dem neuen leben zuschauen.

fredel meint, es geht etwa 3 stunden bis das kleine steht, adriana informiert uns aber, dass das in 1 stunde schon so weit ist, und als juan carlos noch stolz meint: in 20 minuten.. na ja, da war's dann wohl dem rössli zuviel, es liess sich zeit und fredel hatte in dem belang heute recht. schon irgendwie verrückt, kaum rausgeflutscht versucht das fohlen schon aufzustehen. unglaublich. und das mit den ellenlangen beinen, kann fast nicht möglich sein, dass das bald steht ;-).

fredel meint auch noch: wenn ruscheli einem tier in der nacht den bauch streichelt, sind am anderen tag die jungen auf der welt. wirklich, bei der katze war es so, hab zwar nicht geschnallt um was es ihr ging, aber ich hab sie gestreichelt, die hand lange auf ihren bauch gelegt.. und am anderen tag sind die 4 xxx geschlüpft.. und gestern nacht war ich ja auch noch bei dem rössli und hab es gestreichelt, auch am bauch.. und heute.. fredel meinte nur zu adriana, lass sie nicht deinen bauch streicheln, sonst kriegst du grad ein kind.. diese vorstellung hat ihr aber nicht so gefallen ;-). scheint sie hat genug mit den dreien...

juan carlos erzählt uns etwas später noch von einem weiteren todesfall in der umgebung vom fundo, jemand hat sich erhängt.. wirklich eine dunkle zeit. wir werden noch gefragt, ob wir fotos von beni haben und diese ausdrucken können. aber sicher. auch will ich noch eine karte für priska kreeiren, im namen von uns beiden und der familie juan carlos.. mir fehlen zwar die richtigen worte zum niederschreiben, aber es gibt sie sicher auch gar nicht, die richtigen worte für so eine tragödie. also einfach schreiben was kommt und bald ist das couvert fertig. wir wollen das noch heute auf die post bringen. aber wir haben ja gar keine adresse. also tel. an rené. er gibt uns auch noch priskas telefonnummer. die steht da also auf dem zettel. wir werden sie mal anrufen, aber wieso "mal".. wieso nicht jetzt? falscher moment, zu früh??.. ich komm zum schluss, auch hier gibts nicht den "richtigen" moment.. priska kann ja sagen wenn sie nicht sprechen möchte. nummer wählen, eine leise stimme vernehmen, priska ist dran. wir reden, erzählen.. immer mal wieder gedanken, ob das nun angebracht ist, was ich sage, aber dann sofort wieder vergessen.. einfach sprechen, eingehen..

richtig verstehen, mitleiden in dem sinn kann man ja eh nicht, wenn man das nicht selber kennt. und ich kenn das zum glück nicht! aber, wir denken an dich, priska!!! es war gut, anzurufen.. es zerreisst einem fast das herz, dass man da nicht helfen kann.. wir hoffen, dass du, priska abschied nehmen kannst, alles rauslassen kannst, leiden, tränen, dass alles rauskommt!!! und wie beni gesagt hat, die zeit die ihr zusammen hattet, kann einem niemand nehmen!

wir wollen also so rasch wie möglich ins dorf, den brief aufgeben. aber mein velo hat einen platten, ich muss zu hause bleiben, wechsle den schlauch. auch fredel ist bald zurück, alles sei zu. samstag hald.. er bringt aber ein glace und meint: das sei sicher das richtige für mich.. warum eigentlich nicht. wir sitzten vor dem matzmobil, den blick rüber zum rössli, dass nun wirkich steht, wenn auch sehr, sehr instabil ;-). hallo du neues leben!!

nach einem kurzen computer einsatz geh ich nochmals zu den katzen. sie xxx-mutter miaut, scheint hunger zu haben. ich spende ihr von unseren spagetti carbonara, die wir zum znacht machen werden, etwas schinken. heute machen wir nicht lange. essen und nach acht schon ins bett in den tiefschlaf fallen. irgendwann hupt es draussen, ich bau das grad in einen traum ein, fredel wohl auch. wir drehen uns um und sind schon fast wieder am abdriften, als es klopft an der tür.

es sind esther und flaco. kaffe gefälligst? esther teilt uns mit, sie hätte irgendwie das gefühl gehabt, nochmal hier her kommen zu müssen. warscheindlich so, wie ich heute das gefühl hatte, ich muss die tür zu benis schlafzimmer öffnen. wir können doch noch auf beni anstossen meinen die beiden. das ist doch ein guter plan. wir ziehen uns also an und wir frauen gehen schonmal rüber und setzen wasser für tee und kaffe auf. die männer machen noch eine matzmobil besichtigung und kommen später dazu.

esther scheint eine "gspührige" zu sein. es tut wirklich gut mit den beiden zu sprechen, sinnieren. bis in die nacht rein sitzten wir zusammen, bis allen fast die augen zu fallen. danke für den besuch!! und gut nacht.

nachdem wir uns beide die ganze nacht ziemlich unruhig umhergewälzt haben, umduftet mich schnitz mit frischem kaffe geruch. die meisten arbeiten sind abgeschlossen, und wir finden mal wieder zeit zum schreiben. nach dem ersten tagesbericht, steht mir der sinn nach ein wenig kopf lüften. sind doch die gedanken immer wieder beim gestrigen tag.....

auf dem weg zum stall, rennt uns jan, juan carlos jüngster entgegen und ruft irgendwas von hijos=jungen. erst als ich die ganze familie beim korral stehen sehe, kapiere ich was er uns genau sagen will. das pferd hat ihr junges zur welt gebracht!
den hinteren teil immer noch in der fruchtblase verpackt, versucht sich das junge fohlen frei zustrampleln. offensichtlich sind beide tiere recht erschöpft, ist es doch nicht einfach auf dieser erde fuss zu fassen....

im wahrsten sinne des wortes. nach einer halben stunde versucht das kleine fohlen mit den viel zu langen beinen hochzukommen. unserer ansicht nach ist dies ein ding der unmöglichkeit. eine stunde nach der geburt bereits erste stehversuche zu machen, und das noch mit den langen spindeldürren stelzenbeinchen.
ich schätze das es nach drei stunden wohl schon auf den beinen sein wird. adriana denkt eine stunde, und als juan carlos zu uns stösst, stellt er die etwas übermütige prognose von zwanzig minuten......? wir können unsere augen von der ersten live pferde geburt die wir erleben nicht abwenden, und schauen sicher eine stunde lang zu. meine gedanken schweifen ein paar tage zurück, und mir wird klar dass ruscheli ein geburten helfer händli hat. allen, denen sie den bauch streichelte, gebären am nächsten tag ihre kinder. ich warne adriana davor, sich von schnitz den bauch streicheln zu lassen.

juan carlos fragt mal noch, ob wir nicht ein föteli zur memoria=erinnerung von beni hätten. haben wir doch, und da ruscheli eh gerade daran ist ein trauerkärtli für priska zu kreieren, drucken wir der familie gleich ein a4 mit fotos von beni auf dem bau wie er leibte und lebte sowie priska und ihm in trauter zweisamkeit aus. uns fällt auf, dass wir priskas adresse gar nicht zur hand haben, und rufen rene nochmal an.er gibt uns adresse und telefonnumer an, und wir beschliessen priska gleich in diesem moment anzurufen.

ruth nimmt den hörer, und priska ist am apparat. das gespräch hat glaube ich beiden gut getan, haben die beiden doch von anfang an einen guten draht zueinander gehabt. zwar hatte schnitz etwas zweifel ob dies der richtige zeitpunkt wäre um anzurufen, aber für ein tröstendes gespräch ist immer der richtige zeitpunkt. schine, einfühlsam und offen wie sie ist, konnte trost spenden und zuhören, und ich denke priska hat es sicher geholfen von uns ein zeichen des trostes zu hören...

nach dem telefonat, wollen wir die trauerkarte gleich auf die post bringen. wir satteln unsere bikes, und fahren los. wenige hundert meter vom fundo entfernt, scheint es mir angebracht, ruschelis hinterrad noch ein wenig mehr zu pumpen. aber während dem pumpen reisst plötzlich das ganze ventil aus, und wir sind bald wieder zuhause.
während meine multifunktional einsetzbare braut den schaden selber flickt, mache ich mich alleine auf, die post in collina zu suchen.

zu spät um die karte noch abzuschicken komme ich dort an. aber im montserrat hätte es noch einen weiteren postschalter, aber auch dieser ist schon zu. so mache ich mich unverrichteter dinge wieder auf den nach hause weg. kurz vor der abzweigung zum fundo ist noch ein kleiner tia esmeralda =tante emma laden. ich bringe es nicht übers herz so mit ganz leeren händen aus dem dorf zurückzukehren, und kaufe schines leibspeise helado!

somit war meine schonfrist für's tagesberichte schreiben vorbei, und ich brachte noch ein paar zeilen zu not book. schnitz unterdessen verfütterte einen guten teil unseres z'nachts an die katzenmamma, um sich dann auch um mein leibliches wohl zu sorgen. die spaghetti carbonara - wir haben immer noch eier in hülle und fülle - schmecken köstlich, und nach dem z'nacht sind wir beide so müde, dass wir uns gleich ins bett legen.

plötzlich, wie uns scheint mitten in der nacht, hupt es draussen. mein mit schlaffetzen umnebelter verstand sagt mir, dass juan carlos ins fundo gefahren ist, und beim kurbeln auf die hupe gekommen ist. weiter kommen meine gedanken nicht, denn es klopft an unserer tür. halbnackt öffne ich und rede wirres zeug. draussen stehen esthi und flaco. esthi hatte das gefühl mit uns sprechen zu müssen, und nachdem wir beide geschnallt haben, dass es erst kurz nach neun ist, laden wir unseren besuch auch auf einen kaffe ein, und machen es uns in der stube von don jacks hut gemütlich.
ich mache mit flaco noch eine hausbesichtigung , und er findet wirklich gefallen an unserem zuhause. die tritte zum bett hoch findet er aber einfach das genialste, und ich fühle mich schon ein wenig geehrt.

drüben stossen wir noch mit einem glas rotwein den flaco mitgebracht hat auf beni an, diskutieren miteinander wie schnell es gehen kann, wenn die zeit gekommen ist. bis spät in die nacht sind wir am sinnieren und geschichte austauschen. als der aufbruch naht, erhebt sich flaco und stellt sich an das waschbecken. esthi ist etwas erstaunt, das mache er zuhause nie, aber er meint ihm sei es auch noch nie passiert, dass jemand in seinem büro zum kaffe eingeladen worden sei, und diese vor und nach dem kaffe den abwasch gemacht hätte. einmal mehr hat sich bestätigt, wie man in die küche schreit so kommt das echo aus dem walde oder so.......

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch