Tagebuch 30. August 2005
Chile / La Parva


wühlen, graben, schaufeln.. von verschiedenen entscheidungshilfen...
als meine augen das erste mal öffnen, heute mit weniger aufwand als gestern, schneits mal wieder draussen, nur leicht zwar, aber doch.. also nochmals kehren, kuscheln, weiterschlafen. beim nächsten augenliederzücken nehm ich blauen himmel wahr.. ja was.. was jetzt?!? das dachfenster über uns scheint zu leben, die tropfen (taut es schon?) bahnen sich den weg durch den schnee und so ist alles in bewegung. sieht witztig aus. aber eigentlich ist das ja nur ein deutliches zeichen für eine wärmebrücke.. bei den vielen vorteilen des lieblingsfensters ist das aber schnell verziehen.

fredel macht sich an, den kaffe zu brauen, aber da kommt kein wasser mehr aus dem hahn, grad jetzt, wo das aufdreh-nipsi (nipsi haben wir von wolf gelernt, ist einfach ein ding) wieder gehen würde.. aber der tank ist lehr, da nützt der beste hahnen nichts.. wir werten das als erstes zeichen heute, vielleicht den ort bald zu verlassen. dank dem fashionpoint team haben wir noch den 20 liter erstatz beutel (danke, wir sind wirklich froh drum ;-). das reicht noch für heute.. und lust von weit her wasser anzuschleppen haben wir auch nicht wirklich. wir gönnen uns also doch unsere morgengetränke ab dem reservetank und sinnieren, ob wir vielleich auch bald mal die gastfreunschaft unseres vermieters ein wenig strapazieren. wir haben ja am anfang gesag, ja wir bleiben zwei drei tage.. ist also etwas länger jetzt. gut wir sind eingeschneit, aber eigentlich lässt sich schnee ja verschieben, das haben wir im schweizer winter gut trainiert (danke auch an flo+be ;-).

in unseren köpfen schwirrt also schon der gedanke von der baldigen abreise rum. aber mal schauen was der tag noch bringt. es hat wieder etwas zugezogen, das wetter. es sind wiederum nur die unteren lifte offen, also sicher alles verfahren. skifahren lassen wir also, auch aus spargründen. den ganzen tag am internet hängen ist auch nichts, sind doch nach dem schnee die strahlen irgendwie verschwunden und wir sehr, sehr offline :-((. der reiz des dorfes ist ja auch nicht so wirkich der hammer.. also sind wir uns bald sicher, wir werden morgen losfahren.. gegen das meer zu, oder in ein anderes skigebiet, wenn wir dann auch umbedingt noch wollen. einen krönenden abschluss der saison hätten wir sicher gestern gehabt.. man soll ja aufhöhren wenns am besten ist.. mal schauen.

fredel verbringt die nächste zeit mit filmverarbeitung, ich mit lesen.. mein momentanes buch ist mässig spannend, aber irgendwie bin ich hald doch dran. die zeit geht um. mein kopf drückt mich irgendwie und es gelüstet mir nach frischer luft. also schaufel in die hand, aufs dach, und den restlichen und neuen schnee runterschaufelnt.. das matzmobil muss sich federleicht fühlen jetzt.. meine muskeln umso schwerer ;-). die luft tut gut, die musik in den ohren beschwingt mich.. ist doch wirklich gar nicht so schlecht, schneeschaufeln, so lang man nicht umbeding muss ;-). ich schau mir von oben auch schon mal die gesamt situation an, wenn wir denn wirklich gehen wollen morgen, da haben wir noch schwer was zu bewegen..

zurück in der wärme wieder lesen, fredel gesellt sich zwischendurch zu mir und spielt gameboy. auf meine bitte, rückt mein "ernährer" noch aus, 2 brote zu kaufen. kaum ist er draussen, spring unser vermieter auch auf den platz, verpasst ihn aber anscheinend doch. auch die polizisten streunen rum. wollen die uns loswerden? und wieder der gedanke.. wir können es nicht übertreiben mit hierbleiben, die gastfreundschat ist ja riesig, aber wir wollen ja nicht maden im speck werden.

als fredel von seiner shopingtour und geldrauslass-mission (unglaublich, einen bankomat hats dann, wo man mit EC geld rauslassen kann..) zurück kommt ist es irgenwie klar, wir buddeln das matzmobil aus, und gehen morgen. aussert es schneit uns wieder ein über nacht.. hats ja schon gegeben ;-). was gmacht isch isch gmacht.. ist die devise und wir schafeln uns fast die arme aus den schultern.. uff.. das strengt an.. fredel informiert unseren vermieter noch über sein glück und man kann es kaum glauben: er will nichts für all den strom.. sei ein gefallen. er kriegt aber von uns doch noch eine flasche wein und ein wenig geld.. und wir können immer mal wieder kommen, hat er gemeint.. unglaublich nett.

zurück im warmen zu hause tippen wir noch etwas und schon bald ist dieser nicht speziell aufregende, aber umso anstengendere tag um.. heut ist wirds nichts mir üppigen znacht. unsere vorräte zwingen uns zu etwas brot mit mayonaise und senf und etwas fleischpaste. dazu, so quasi als beilage, gönnen wir uns einen dvd "vanilla sky" und somit ist der abend doch recht nett ;-).. mein kopf surrt und hämmert, ich fühl mich in keiner position so richtig wohl, was ist da wohl los? bessser ins bett und bald einschlafen.

die wasserpumpe pumpt und pumpt, aber der wasserhan tröpfelt nur..... sogar zuwenig zum zähneputzen, vom kaffekochen ganz zu schweigen. zum glück - oder war's mal wieder eine versteckte vorahnung - hatte ruscheli beim letzten wassertank füllen die idee, unseren 20l reserve kanister auch noch zu füllen.
und nur dank dieser idee kommen wir heute doch noch zu tee und kaffe.

der pistenbericht, von mir aus erster hand geliefert, verheisst wiederum nur zwei lifte offen, und die ganzen hänge verfahren bis zum geht nicht mehr. auch die temperaturen sind unanständig warm, und der erste entscheid der heute gefällt wird, ist dass wir unseren ski trieb heute sicher unterdrücken können. desweiteren sehen wir den akuten wassermangel als klares zeichen, quasi als entscheidungs hilfe an, dass unsere zeit hier in la parva langsam aber sicher abläuft. als wir dann noch versuchen die zeit mit internet surfen telefonieren und mailen zu vertörlen, aber mangels wifi strahlen dieses manöver ebenfalls abgebrochen werden muss, sehen wir uns in unserem entscheid langsam aber sicher die zelte abzubrechen nur noch mehr bestätigt.

ich versuche mich einmal mehr in meinem, in aller eile vor der abreise noch heruntergeladenen video bearbeitungs programm, was aber jedesmal wenn ich einen übergang reinbeamen will abstürzt ... vielleicht ist heute nicht der tag wie schine zu sagen pflegt, und ich versuche mich mal in einer professionelleren software von adobe, was dann, nach vernichtung etlicher stunden, die erleuchtung bringt, dass ich doch nicht profesionell genug bin, um mit sovielen spezial einstellungen und features etwas zustande zu bringen.

ein kratzen und ächzen vom dach weckt mich irgendwann mal aus meiner video software versenkung,
schnitz lüftet ihren schweren kopf an der frischen luft, und schaufelt noch die letzte schneeflocke vom dach. drinnen jedoch tönt das ganze manöver als ob jemand mit einem riesen büchsen öffner uns die haube wegreissen würde.
ruschelis frischluft akt erinnert mich daran, dass unser vorhaben, morgen abzureisen an etwa das gleiche prozedere gebunden ist nur in etwa einer zehnfachen multiplikation. hinter dem matzmobil ist im minimum ein meter schnee von einer fläche von zwei guten parkplätzen wegzuräumen, damit wir morgen rückwärts rausfahren können.

also bevor wir uns an diese beschwerliche arbeit machen, besser zusammen ein wenig energie sammeln, auf dem bett liegen und uns entspannenderen dingen als schneeschaufeln hingeben
( wie game boy spielen und langweilige weiberbücher lesen )
schon der gedanke an die bevorstehende befreiungs aktion regt unsere fress zellen im kleinhirn an, und ich werde an die oberdorfstrasse geschickt um nach etwas essbarem ausschau zu halten.
so nebenbei war auch dies eine der entscheidungshilfen, dass unsere vorräte langsam aber sicher zur neige gehen, und wir gerne mal wieder etwas kochen würden wonach wir lust hätten ( wer hat da soeben fleisch fondue geschrien...?)

mit semi frischem direkt import brot aus st tropez komme ich voller energie zuhause an, und dann beginnt der kraftakt.
wir beide schaufeln wie besessen, bis wir ab und zu richtig nach luft schnappen müssen. die gendermeria findet das schauspiel wirklich amüsant und ansteckend, und die beiden zuschauer liefern sich - im angesicht unseres schweisses - gegenseitig eine schneeballschlacht.
schnee geräumt, fix und fertig. claudio unser vermieter ebenfalls gerade dabei seine eingangstreppe zu enteisen. ihm geht das ganze etwas einfacher von der hand, lässt er doch aus einem schlauch heisses wasser über die treppe laufen.

ich erzähle ihm, dass wir uns morgen richtung meer verziehen werden, und schenke ihm zum abschluss und als dank - er meinte nur der strom anschluss sei ein gefallen seiner seits- eine flasche wein und einen batzen. er sei leider morgen nicht da, er müsse den lohn in santiago abholen..... sachen gibts die gibts gar nicht. in einem land wos völlig an allen tankstellen gratis internet wifi kabellos zugang gibt, holt man den lohn noch cash beim arbeitgeber ab....
unser heutiger lohn sind die zwei brote mit dem letzten bisschen mayonnaiye und senf, dem allerletzten büchschen leber paste, etwas dulce de leche und das wars dann.......

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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