Tagebuch 24. August 2005
Chile / La Parva


das gibts ja alles nicht.. von tiefschnee abenteuern und umparkierern
und eben doch, es gibt's:

1. der perfekte skitag mit pulver bis an die knie, der uns um die ohren fliegt beim fahren. der hammer tag.. und das im frühling..

2. freerider die eine lawine auslösen und dann munter noch den hang runterfahren.. und zu allem werden sie noch beklatsch und man gratuliert ihnen..

3. so viele junge am trainieren, dass das halbe skigebiet von denen "besetzt" ist..

4. die polizei, die uns einen neuen stromanschluss organisiert, weil ihrer der gemeinde gehört, und die haben gemotzt..

5. ein gleitschirm der bei sträkstem wind von hinten über die berge doch irgendwie startet ?!?

aber an den anfang zurück: es wird bald klar, heut ist der tag, unsere latten in das frische weiss zu schmeissen, in die geniale NAXO (siehe sponsoren) bindung zu steigen und ab gehts. fredel jammert am schalter noch allen die kappe voll und wir haben immerhin einen discount auf die tickets. aber wie macht man die dinger an?? ist einfach ein kleber.. des rätesels lösung: am ersten lift werden sie mit metallstück an unsere jacken angemacht. und wohlverstanden: das personal macht das!! was für ein service.

von wegen service, ein herr spricht uns noch an, ob wir heli ski gebucht haben.. das wär der tag heute und noch zwei plätze frei.. mein bild ist sofort gemacht, wir im heli, die genialen neuschneehänge, ja!! ich werd aber abruppt aus meinem tagtraum gerissen bei den zahlen, die in mein ohr dringen.. würd uns grad mal einen tausender kosten, so ein tag ;-). wir wünschen also einen schönen flug und gehen durch an den tellerlift.

wir nehmen grad ein paar lifte um ganz rauf zu kommen. hier sind sie wirklich etwas moderner, und schneller, viel schneller.. der tällerli-lift ist so schnell, dass man fast angst kriegt und gut aufpassen muss, nicht mal auf eine skikante zu kommen, da würde es einem grad rauskarven ;-).. im ernst, der war extrem schnell!!! und dann sind wir oben, wind zieht über den gipfel über uns, von den anden her, runter nach santiago.. wo auch unser blick dran haftet. da steht man hier in frisch verschneiter landschaft und sieht unten eine grosstadt. das meer wäre auch nicht sehr weit weg, aber sieht man dann doch nicht grad. wir stehen da also wie die richtigen touristen und knippsen etwas rum.

und dann, dann gehts los, der erste hang wird duchflogen.. wow!! wirklich pulver vom schönsten, soweit ich das zumindest kenne ;-). ich schnauf mir schon fast die lunge aus dem brustkorb nach der ersten fahrt, aber das gesicht strahl trotzdem, nach einem "hängende-zunge-zeigen"-zeichen ;-). das wetter genial, pha!! was sind wir doch für glückspilze.. wenn man bedenkt, dass die schneefallgrenze recht hoch ist und als wir angekommen sind noch fast kein schnee im dorf lag.. und nun, dieser pulver.. der hammer.

fredel ist der wegfinder, ich geb alles mitzukommen und irgendwann muss ich kapitulieren.. meine beine sind kapput, müde, schlapp, schmerzen und überhaupt.. wir wollen ja nicht noch ein bein brechen.. und zu allem kommt, dass bei der letzten abfahrt meine ski ein paar happige kratzer von einem bösen stein davon getragen haben, und von einem nächsten noch mehr etc.. das ist genug "schaden" für diesen tag.. wir hätten nicht gedacht, dass sich unter dem schönen pülverli noch so hinterlistige steine verbergen.. aber die sind da..

wir machen pause im restaurant auf 3'100 müm auf der sonnenterasse. fredel zeigt mir noch sein couloir, dass er durchfahren hat - würd ich mich nie trauen. ich bin immer wieder fasziniert ab fredels fahrkünsten, ist der hammer. ein anderes couloir lacht ihm auch entgegen, aber dazu später.

im gesamten skigebiet sind die pisten mit toren und kipstangen übersäht. da ist so manches team am trainieren. und just auf den nachmitag, als wir uns auf die pisten besinnt haben, sind sie zum glück weg und hinterlassen nur die gräben um die tore (die können recht tief sein in dem weichen schnee ;-) ich hab so manchen hüpfer gemacht, der nicht wirklich geplant war). ich bin mal wieder froh, MUSS ich nicht skifahren, kann in die beiz sitzen, wenn ich lust hab und aufhöhren wenns genug ist.. die jungs und girls am trainieren waren schon vor acht in der früh auf dem berg und dann wird alles gegeben.

ich hab also lust noch etwas länger an der sonne zu verweilen und fredel brettert mal ins dorf runter und hohlt mich dann wieder ab. ich krieg heute karving-unterricht, lerne dabei aber lediglich, dass ich wie immer mal ein niveau erreicht hab und dann gehts nicht weiter. wenn ich tips und trick versuchte umzusetzten (du musst es nur spühren.. hahaha.. danke!!) dann geht grad gar nichts mehr. obwohl mir mein lehrer mit voller überzeugung mitgeteilt hat: skifahren kannst du ja, das macht es von alleine (aha!!), also nur das neue probieren, der rest ist atomatisiert. aber vielleicht haben sie da ein paar umsetz-chromosömli bei mir vergessen einzubauen ;-)).. bei mir geht dann grad gar nichts mehr, was mich dazu bringt, einfach wieder so zu fahren wie ich hald fahr, aber wie ging das nochmal??

an fredel lags bestimmt nicht, vielleicht war ich einfach zu müde, vielleicht bin und bleib ich einfach eine koordinative prinzessin ;-). freude macht mir der tag und ich strahle über alle backen (ja, die roten). als wir es mal wieder ganz rauf wagen, fegt uns der wind schon auf dem lift, auf dem schnellen, entgegen. windhosen wirbeln über den schnee, die ganze krete oben sieht fast lebendig aus, der schnee schleicht über die felsen. sieht genial aus. und da wär dann auch fredels couloir. ich versuch ganz naiv zu fragen: ja aber, hier bläst der wind allen schnee in den bergeinschnitt, wie siehts aus mit lawinen.. fredel ist da auch nicht ganz so sicher wie sonst und er entdeckt da oben im schneegestöber 2 gestalten. das coloir ist dran..

und das thema lawinen ist nicht zu weit hergehohlt: der erste fahrer geht rein in den steilen hang und der schnee rutscht weg.. pha.. sieht eindrücklich aus, aber sollten wir nicht vielleicht besser weg von hier.. wir stehen grad in der fallinie. sicher nicht eine grosse lavine, aber mein alarmsystem sagt mir bei jeder lawine: weg!! als das schneefeld einen felsen der aus dem boden ragt erreicht spritzt der schnee in die luft und auch fredel macht sich auf, den schauplatz zu verlassen.

wir hätten nicht weg müssen, aber sicher ist sicher. der schnee stopt vor der piste, aber dafür sind die beiden "glattä siächä" (wiä fredel sagt) nicht zu stoppen, sie fahren den hang trotzdem und zwar noch zusammen.. wie man es lernt im lawinen kurs. die beiden "helden" kommen beim publikum an, und es werden ihnen nicht die tageskarten weggenommen, wie man vielleicht ahnehmen könnte, sie haben ja doch über dem skigebiet einen rutsch augelöst, der absehbar war. nein: man klatscht, gratuliert, sie sind wirklich die tages- helden!! o.k, andere länder andere sitten ;-). wir grinsen und fahren den berg runter. auch die heli ski-er werden übrigens noch oben abgesetzt und machen den hang auch noch.

auf einem felsvorsprung weiter unten steht ein anderer held der berge und will da runter springen mit den ski.. ist ein trainings-bubi (so nenn ich all die jugentlichen die sich hier am "abkämpfen" sind) steht also da oben, all seine kollegen unten. glücklicherweise ist der etwas vernünftiger und gibt, trotz grossem publikum, das vorhaben auf! wir wagen uns nochmals in den tiefschnee und schon wieder kitzeln steine an unserem skibelag, also zurück auf die piste. ich fahr eher am unten lift, da ist die piste noch flacher, fredel fetzt oben noch rum und bald treffen wir uns wieder. auch er ist jetzt fix und fertig, zeit für ein apres ski. gemütlich in den sesseln hängend genehmigen wir uns ein cola und ein catorade (das wird hier vom strübsten beworben). die rechnung ist recht hoch, also das nächste mal besser im matzmobil einen sirup!

am himmel kommt doch tatsächlich, bei dem hack wind die berge runter, ein gleitschirm geflogen, uns müssen die augen getäuscht haben.. wie konnte der bei dem rückenwind überhaupt starten.. ein rätsel, wirklich!! wir schmunzeln erneut, aber nicht lange. unsere stromzufuhr zum matzmobil ist unterbrochen, die polizei hat uns abgehängt.. warum?? es ist niemand da und wir stellen alles wieder auf solar und gas um. etwas später klopft es dann und eine polizeifrau erklärt uns, dass das mit dem strom probleme mit der gemeinde gegeben hätte und sie uns abhängen mussten. sie übergibt uns freundlich unser kabel und dann kommts. ich mein, es ist ja schon nett, dass sie uns das alles so genau erklärt und sich fast ein gewissen macht. aber nein, es geht weiter: sie hat uns beim nächsten appartement-haus schon claudio, den hauswart, organisiert. er hat strom für uns.. gibts ja nicht, jetzt haben die uns tatsächlich rasch einen neuen stromanschluss gemischelt.. unglaublich.. die polizei, dein freund und vor allem helfer.. wir danken und parken um.

jetzt stehen wir also etwas weiter unten, recht gerade und haben wieder strom. wird uns sicher etwas kosten, aber das ist ja nicht ein problem. ausser wir hauen noch mehr znacht wie das heutige rein, dann sind wir nähmlich bald pleite.. aber im ernst: wir genossen im restaurant "st. tropez" köstlichkeiten der meisterklasse, im liebesecken mit sicht auf's tal. das ganze kostet uns etwa 90 franken, mit wein und dessert, vorspeise, fleisch etc.. in der schweiz für dieses menue sicher ein spotpreis, aber argentinienverwöhnt wie wir sind...

wir suchen noch lange für einen grund um uns dieses festtagsmenue als feiermenue verkaufen zu können, es kam uns aber nichts wirkliches in den sinn, so wurde es hald zum liebes menue.. genau, ist doch auch ein grund es sich gut gehen zu lassen ;-). zurück im matzmobil schauen wir noch teile der schweizer tagesschau und uns fallen fast die augen zu, also ab ins bett. meine füsse sind so kalt, dass fredel sie nicht mal zu wärmen vermag, ich schlaf also ein, wach abrupt wieder auf und sie sind immer noch eiskalt.. komisch.. aber irgendwann heitzt mein körper dann doch noch ein und ich schlaf bestens..

wenn heute nicht der tag zum powdern ist, wann dann..... der himmel zeigt sich schon zum aufwachen wolkenlos und von einem tiefen blau. die hänge sind frisch verschneit, und doch ist der erste hang schon so verkurft dass keine spur mehr in unberührten schnee gezogen werden kann.
ist ja klar, all die juniors vom us - scottisch - chilenischen und spanischen skiteams die hier am trainieren sind, haben doch schon gestern nach den trainingsläufen ihre spur in den powder gezogen. und wer's nicht gemacht hat ist selber schuld.

an der kasse wende ich mal wieder den swiss snow pro isia skilehrer trick an, und erhalte prompt einen discount. so können wir uns für je sfr 30.-- eine tageskarte gönnen.
noch bevor wir auf der piste sind, werden wir angesprochen, ob wir diejenigen wären, die den heli bestellt hätten. leider nein, und trotzdem es noch zwei freie plätze hat, passt dieses projekt jetzt einfach nicht in unser budget.....
aber wir wünschen der truppe einen schönen tag, und wir schwingen uns statt in den heli auf den tällerlilift. und noch einen und dann der top tällerli den sie heute auf stufe 5 gestellt haben. das teil zieht uns fast die schuhe aus, und rauscht in beinahe lichtgeschwindigkeit mit uns den berg hoch.

ich seh nur noch unberührte hänge und couloirs, und habe fast die wahl der qual. aber zum akklimatisieren, und schines zweiter tiefschneelektion, nehmen wir mal die eine flanke, welche uns dann zum sessellift führt. der schnee lässt also keine wünsche offen, und stiebt uns um die hüfte, ist leicht, und schnitz zieht ihre schwünge in fast unberührte hänge als ob sie nie was anderes gemacht hätte. konditionell könnten wir noch an uns arbeiten, und steilheits technisch fehlts meistens nur etwas an ruschelis selbstvertrauen. meine anmerkung dass es im steilen fast einfacher dreht wird in den wind geschlagen, und wir trainieren eher das gefühlvolle fahren. dies ist heute auch bitter nötig.
die unterlage lässt etwas zu wünschen übrig , und der geniale pulver schnee hat so mancherorts die steine nur gerade genug überdeckt , dass man sie nicht sehen kann, dafür um so mehr spüren wenn's einem plötzlich wieder, mitten im schwung ein bein nach hinten reisst.

einige fahrten und zwei coulouirs später machen wir unserem flüsigkeitshaushalt zuliebe mal ein zwischenpäuschen. erst jetzt fällt uns auf, dass wir auf klein matterhorn höhe 3100m - und das ist noch nicht zuoberst - sind.deshalb sind wir auch so ins schnaufen gekommen, und die pause ist wirklich verdient.

der schnee wird schon wieder etwas slashy, und wir ziehen unsere spuren auch noch auf den pisten richtung talstation. ich mach mal ab und zu eine abfahrt alleine, und hole dann meine skischülerin wieder am berg ab. die analyse ihres fahrstils ergibt, dass die auslöse bewegung einer feinmotorischen korrektur bedingt, was meine schülerin nur semi cool findet.
insbesondere sich ihre feinmotorischen x sowie y chrmosömchen heute in etwas verstecktere winkel ihres körpers verschloffen haben, und sich entschieden weigern auch nur ein makromü an der verbesserung ihrer kipp streck - auch die beug variante wurde erfolglos angewandt - rotierungs bewegung zu arbeiten......

nochmal zuoberst angekommen sehe ich zwei typen zu fuss die kante hochsteigen, wo ich schon am morgen "mein" lieblingcouloir ausgemacht hatte. ich weiss nicht obs meine faulheit, oder eine innere intuition war die mich noch davon abhielt, mich die halbe stunde da hochzukämpfen, um dann die erste spur in diesen sicher 45° hang reinzuziehen. die heligruppe deren guide uns heute morgen noch anheuern wollte fliegt ebenfalls in diesem moment ein, und setzt ihre leute auf dem gipfel ab.
unterdessen macht einer der fusstruppe einen ersten belastungstest des hanges, und löst eine mittlere lawine aus, die ihn - wenn er mitgerissen worden wäre - am felsen mitten im couloir verschüttet oder verdrückt hätte. semi sicher die verhältnisse, aber das hält den zweiten nicht wirklich davon ab, dem ersten rider gleich in den hang zu folgen.
unten werden die zwei jungs mit applaus empfangen, was in schweizerischen gebieten wohl eher in einem entzug der lift karten geendet hätte......

irgendwann ist bei schnitz die luft draussen, und sie schickt mich, zwecks vernichtung voriger energie, alleine nochmal hoch. oben treffe ich den heliguide nochmal, und erfahre dass er der besitzer des andes heli ski sowie des restaurantes gleich gegenüber von unserem chalet ist.....
einmal mehr betont er, dass wir den tag der saison verpasst hätten, und als ich das ruscheli beim apres ski erzähle meint sie nur dass wohl immer der tag der tage wäre, aber heute war so oder so der hammer auch ohne heli....

als wir müde aber glücklich die treppe vom ticket corner runter watscheln, hoffe ich dass mich meine augen anlügen. von weiten siehts aus, als wäre die 220v leitung zum matzmobil demontiert. zuhause angekommen bestätigt sich diese angst, und ich sehe, dass nicht nur der stecker ausgezogen ist sondern die ganze professionelle installation demontiert wurde, und mein verlängerungs kabel inklusive stecker fein säuberlich im verschlag deponiert sind. ich halte mich zurück, das ganze sofort wieder zu installieren, und auf diesen schrecken hin verziehen wir uns erstmal nach hause in die gute stube.

kurz darauf klopft es ziemlich forsch an der haustür, und kaum habe ich geöffnet, textet mich eine gendermeröse wasserfall mässig zu. alles in allem kriege ich knapp mit dass die gemeinde nicht bereit war uns mit strom zu sponsern, sie aber jemanden gefunden hätten der bereit sei uns zu unterstützen, und dieser auch nicht weit entfernt von unserem jetzigen standplatz sei.

ich mache bekanntschaft mit claudio dem hauswart des vierstöckigen gebäudes gleich gegenüber der talstaion, und wir machen ab - glaube ich zumindest - dass wir, sobald wir alles zusammengeräumt hätten bei ihm vorbeischauen. erstmal zu fuss - es ist nur etwa 100m weiter drüben - erkunden wo's am günstigsten respektive am geradesten wäre. ich such mal claudio, unseren neuen vermieter der gerade im keller unten ist, wo ich auch gleich den perfekten standplatz vor dem haus entdecke.
er meint das wäre super hier, und er ziehe gleich ein kabel von seiner wohnung raus....... mir ist soviel freundlichkeit und zuvorkommenheit fast unheimlich, aber was solls, schine fährt vor, wir kriegen strom é voilà...

auf diese freude hin gönnen wir uns ein feudales z'nacht in st tropez. wir waren schon lange nicht mehr in frankreich, und wenn dieses ja gleich um die ecke ist.....
wir werden verwöhnt mit vorspeise carpaccio, einem halbe roten, mein stroganoff mit weltklasse sösseli und reis steht ruschelis zwei filets à la bernaise mit förster härdöpfeln in nichts nacht. und da die portionen auch eher französich waren, und wir uns ja sonst nie was leisten, hauen wir zum dessert gleich noch ein cheese cake und eine crema catallana rein.

zurück im - dank claudio - wieder aufgewärmten zuhause, schauen wir noch, was in der schweiz buchstäblich so alles den bach runter ging, und liegen bald darauf ziemlich müde vom tiefschnee fahren sowie gesättigt von den eindrücken des so ereignisreichen tages im bett und schlafen.....

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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