Tagebuch 01. August 2005
Argentinien / Embalse de Ullum


vom jodeln und nationalhymne singen von feuerstellen frevlern und raclette patrioten
wir könnten den 1. august letzten jahres noch ins detail beschreiben, aber ich werd das doch nochmals nachlesen heute. in schweden an einem see, heute hald in argentinien an einem see, was macht das schon für einen unterschied.. ich bin auf jeden fall dankbar auf reisen zu sein..

heut nacht hatte ich schweissausbrüche, wirklich abänderung im anmarsch?? ;-). aufwachen in gemütlichkeit, wir haben ausgeschlafen, etwas an die schulter, kuscheldiwuschel und fredel braut alsbald kaffee. im bett siganisiert er mir das noch per zeichensprache. heute, neu im zeichenrepertoir, fragt er mich auch noch nach meinen morgenübungen. bauchübungen, liegestütz und kniebeugen im fingerformat. ich lach mich fast kaputt. es hat doch vorzüge, dass er vor dem kaffe noch nicht reden kann, zumindest ist es amüsant zu beobachten, dass er schon so kreativ sein kann, aber eben, viel zu müde um zu reden..

es geht weiter mit jodeln (ich) und einer freien inerpretation der nationalhymne (fredel). schliesslich ist ja erst august. das matzmobil parkieren wir noch um, an die vorderste front der landzunge, um uns nur wasser. dann gehts ans tagesberichte schreiben, räucherstäbli verbrennen (um unsere unangenehmen düfte die uns verlassen, dank sei meinem gestrigen söseli, zu überlagern). leider hat der wind eingsetzt, wird vielleicht nichts mit draussenessen.

ich mach mich dann ans die ersten vorbereitungen für unser nationalgericht, dem raclette. kurigeri sei dank, sie hat mir noch einen klumpen käse nach hamburg gebracht und viel vorher (siehe letztes jahr) ein racly geschenkt.. ohne diese zwei zutaten wäre es wohl eher schwierig ohne strom einen geschmolzenen käse event zu veranstalten ;-).. dankee..die vorfreude ist gross. fredel seinerseits macht ein feuer zum himmel in alter tradition. also holz sammeln, holz hacken. ich habs da bedeutend einfacher heute ;-). die 50% axt, die wir noch im coop baumarkt erstanden haben, zeigt sich als nützlich.

es ist mal wieder ende monat durch, also noch dvd als sicherung aller fotos etc brennen. man weiss ja nie. dann noch etwas raussitzen, die sonne geniessen, einen apreo mit fredel einnehmen und die letzten chips essen (sonst würd ich mich wohl wie ein löwe auf das racly stürzen.. fressen löwen so was??). zwei alte fischer-päppel gesellen sich zu uns auf die landzunge. ein engespieltes team.. die machen das nicht zum ersten mal. eine ruhe, eine gemütlichkeit. der eine fängt sogar immer mal wieder so einen furzfisch.. aber es geht wohl eher drum hier zu sein, etwas zu plaudern (selten) und hald einfach zu fischen. ich schau auf jeden fall auch denen gerne zu und geniess die sicht auf see und berge. es ist zu windig um draussen zu essen. schade eigentlich, bei dem schönen ort. die zeit will nicht vergehen und ich muss etwas tun. also rein, käse schneiden, ups der ist aber brüchig.. hat wohl die etlichen gefrier-entfrier-gefrier abläufe nicht so geschätzt, aber gut ist er trotzdem, was ich immer wieder testen muss, gürkli präparieren, speckli aufscheiden (die zwei zutaten waren gar nicht so einfach zu finden..), tomaten würfeln, ananas büchse öffnen (teuer hier) und wein bereit stellen.

dann geht die sonne langsam unter, und sie geht wirklich eher da unter wo fredel gesagt hat, nicht ich. bei mir hätte sie eine abkürzung genommen, hat mich gestern irgendwie verwirrt.. aber es ist wie es ist.. es sind 180°.. also bin ich froh, hab ich nicht gewettet.. schön ist es trotzdem dem feuerball beim untergehen zuzuschauen. die vorfreude nimmt zu und dann, irgendwann....nach diversem gratulieren zum 1. august (wir sind ja grundsätzlich einfach froh, dass wir etwas zu feiern haben ;-), und händchenhalten im abendlicht, irgendwann, dann...

das gelage kann losgehen. in einer gemütlichkeit wird da raclette an raclette geschmolzen, das raccly system ist nicht das schnellste, aber einfach schlichtweg genial. man kann schon etwas in dem schmelzenden käse rumstochern, noch ein paar zutaten rauf, wieder stochern.. bis es blubbert auf der platte und man diese kippen kann und dann gewürz drauf und fertig ist die delikatesse. wie schön ist es doch schweizer zu sein ;-).

wir geniessen bis zum abwinken, erzählen uns schwänke aus dem schweizer leben - was machen wohl unsere eltern? - und essen weiter. es ist zeit für ein verdauungsfeuer. es brennt für gut, das feuer bis zum himmel, es brennt sehr gut. wir sitzen da, geniessen das loder-schauspiel und mich treibt die kälte bald wieder rein. irgendwie wollen wir beide nicht nochmals essen.. komisch, hatten wir schon genug?? sieht so aus. also noch abwaschen und dann ab ins bett. wir trinken diese nacht noch literweise sirup.. liegt es am eher hohen alkoholkonsum, oder an dem verliebten metzgermeister, der die speckli eher etwas sehr salzig gestaltet hat??

montag, einmal mehr, und da dies ein feiertag ist, und am ersten august die schweizer eigentlich gar nicht arbeiten sollten, vorausgesetzt es sind rechte patrioten, was wir ja auch ohne zweifel sind, schlafen wir erstmal bis halb zehn aus.
dann beginnt die perfektion der positionierung, um den besten ausblick aufs übliche erstaugust feuer bis zum himmel zu haben. da die gestrigen assadöler alle wieder abgezogen sind, ist das umparkieren keine grosse sache, und wir sind direkt am ufer, gerade genug, dass uns der geschmolzenen käse nicht vom raccly flutscht, und jetzt fehlt nur noch das höhenfeuer.

damit unser plan für morgen, eine weitere episode von fruth travel auf dem www zu veröffentlichen aufgeht, schreiben wir noch die letzten juli tage nieder. bald ist alles festgehalten, und ich widme mich meiner hauptbeschäftigung des tages:
holzsammeln
das ist hier gar nicht so einfach. hat es doch mas o menos nur buschwerk, und die richtig dicken holzscheiter, oder sogar luftgetrockneten tanndli wie letztes jahr in schweden sind rar.
so mache ich mich auf, jeder einzelnen - und das sind nicht wenige - asado stelle von gestern einen besuch ab zustatten. bald ist genügend kleinholz beisammen, um das feuer bis zum himmel zu entfachen, aber die substanz fehlt. etwas das so richtig brennt, und sich nicht gleich in glut und asche auflöst.

wenige meter von zuhause werde ich fündig, und schleife einen gewaltigen holzstamm an. was jetzt folgt artet dann doch in arbeit aus. dieser mocken muss zu feuergerechten schitlis verarbeitet werden. hätte ich doch vor einem jahr, als wir an husqvarna in schweden vorbeigefahren sind meiner tiefen inneren stimme nachgegeben, und eine motorsäge gekauft.........aber wir haben ja zeit, und etwas körperliche ertüchtigung hat noch nie jemandem geschadet.
ein paar liter schweiss und atemlose luftschnappern später steht die holztriste, und wir sind beide etwas überrascht, dass schon 1530 schmetterlinge angeflattert sind.

wir knallen uns sofort in unsere hängersessel, geniessen den semi freien tag, lesen zur abwechslung mal was, und geniessen dazu einen eisgekühlten martini mit den letzten chips und für mich oliven. in der zwischenzeit haben sich zwei passionierte sowie pensionierte fischer zu uns gesellt, und wir beobachten das eingespielte team. der eine ist eher etwas rastlos, wandert immer von einem platz zum andern, und fängt auch ab und zu etwas, das nicht grösser als eine elritze sein kann. der andere sitzt in einer seelenruhe auf seinem taburettli und lässt den nachmittag verstreichen.

für unseren geschmack verstreicht dieser jedoch nur sehr zaghaft. auf jedenfall nicht schnell genug um mit unserem hunger schritt zu halten. eine letzte competition diskussion, wo die sonne wohl untergehen wird - gemäss schnitz hätte die sonne gerade einen 90 grad bogen über die südhalbkugel gezogen - wird von mir mit klarem vorsprung gewonnen. aber noch bevor die sonne überhaupt die bergkuppe berühren kann, sind wir schon drinnen, und starten den festtagsschmaus. raccly ist einmal mehr in hochform, der von kurigeri gesponserte ( wie das raccly auch ) käse schmilzt vor sich hin, der caracter syrah hat ein gewaltiges bouquet, die tanninen sind unverkennbar, und die späckli, die wir nach langem suchen in einem libertad gefunden haben, sind etwas gar salzig, aber schmecken trotzdem weltklasse.

die sonne ist schon geraume zeit hinter den bergen verschwunden, wir schon semi satt, und nun ists an der zeit ein zeichen in die schweiz zu schicken.
das erst august höhenfeuer wird entfacht! welch erhabener moment, als die flammen in den dunkeln nachthimmel lodern, und sich mit all den flammen tausende kilometer entfernt irgendwo im universum treffen ( diese kleine impression nur um eine idee von der grösse unseres feuers zu kriegen )
der plan war eigentlich, uns nach den ersten flammen wieder hinters raccly zu setzen, aber wir sind beide so was von vollgefressen, wir kriegen keinen bissen mehr runter, und brechen das festmahl unter diesen umständen ab.

ich bin nicht sicher ob es die, in unseren gedanken, immer noch explodierenden und farbige palmen an den himmel zeichnenden feuerwerkskörper, und wohlriechenden frauenfürze oder der alkohol vermischt mit dem käse und den salzspeckli sind die uns nicht zur ruhe kommen lassen. vielleicht liegts auch am gegenüberliegenden flugabwehr scheinwerfer der uns direkt ins schlafzimmer zündet, aber an schlaf ist nicht zu denken. ich steh sicher nochmal dreimal auf, um uns einen neuen liter kübel drink zu machen.
dass der nachbrand so schnell einsetzen kann, war mir gar nicht mehr bewusst. soviel wie wir dann zum glück - irgendwann doch zur ruhe gekommen - geschwitzt haben, mussten wir nicht mal besonders viel aufstehen um zu brunzen....

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