Tagebuch 28. Juli 2005
Argentinien / Nationalpark Talampya - Difunta Correa (Vallecito)

danke difunta correa / klein matzmobil bei den grossen.. von zwei monate feiern und beinahe crashs
menue 1 am morgen, übungen, kaffee.. dann gratulieren zum 2 monatigen in argentinien. wir haben mal wieder was zu feiern. das festtagsmenue hatten wir zwar gestern abend schon.. aber das müssen wir ja nicht so eng sehen. bald fahren wir weiter. am nächten parkeingang vorbei, an einer vermeindlichen polizeikontrolle ist niemand.. dafür beginnt eine grosse strassen-baustelle. da geht was. auf beiden seiten der neu entstehenden strasse sind sandpisten, die nicht etwa schlecht sind. uns kreuzt mancher wasserwagen. der untergrund wird anscheinend mit wasser etwas fixiert. die lautsprecher versuchen mir spanisch zu lernen, mit mässigem erfolg, aber etwas wird schon hängen bleiben.. ich hoffe weiter ;-)

irgendwann können wir dann wieder rauf auf asphalt und vor uns rennt ein tier über die strasse, das ich nicht so richtig einordnen kann. fredel meint eine tapirart.. aber das hat er vielleicht im geo gelesen ;-). es sieht auf jeden fall sehr ulkig aus. auch, das für mich kleinste schaf, das ich jeh gesehen hab (glaub ich zumindest ;-), überquert mit seiner familie die strasse grad vor uns. es ist etwas los heute. wir kommen ins nächste breite tal. und da stehen 2 gestalten auf der strasse.. was wollen den die? strassenwischen, sand von der fahrban wischen, mit dem normalen besen!!! kein witz.. die haben für ewig arbeit.. sie winken uns freundlich zu und wir ihnen erstaunt zurück. ich fahr auf jeden fall auf dem sandstreifen weiter, in der hoffnung, dass so etwas sand von der strasse verfrachtet wird, und die jungs etwas weniger zu tun haben. meine gedanken schweifen ab, wie könnte man die arbeit, auch ohne wischermaschine etwas einfacher machen? ein esel mit besenbatterie hintendran?? oder gar ein rössli mit verlängertem schwanz, wobei, ein rössli wedelt nicht mit dem schwanz, müsste ein hund sein ;-).. aber mal wieder eine erkenntnis. die wischerjungs haben nicht etwa unzufrieden ausgesehen..

im nächsten grösseren dorf wollen wir einen camping suchen um nochmals grosswäsche, vor dem winter, durchzuführen. das unterfangen ist aber nicht erfolgreich, den einen camping den wir finden ist zu schattig und irgendwie motivierts uns nicht zum bleiben. also weiter, wir müssen ja nicht wirklich waschen. wär gut, aber nicht zwingend. bei einem kehrmanöver im bachbett rammt fredel fast einen, von hinten kommenden, pickup. das war haarscharf!! uff!! aber wer rechnet hier draussen schon mit einem anderen fahrzeug.. wir sind grad eine weile ruhig und vor allem dankbar. war sicher difunta correa, aber dazu später ;-)

die strasse führt uns in eine grosse fläche rein, hier muss mal ein meer gewesen sein, so flach wie es hier ist. die strasse zeigt sich aber wellig und etwas besoffen, aber in gutem zustand. auf der karte war sie noch als geröllweg eingezeichnet.. wir fliegen aber auf asphalt, mit 60-70 kmh dem winter entgegen. landschaftlich ist heute wikrlich nicht viel zu sehen. also vertreib ich mir die zeit mit meinen hobbys: nasä böögä, fingernägel-chätschä, lippä-nifflä, pickel-usdruckä und haarlockä-drähä.. etwas fehlt mir noch zum absoluten glück: ohrä-grüblä.. aber das hab ich mir vorübergehend verboten, schmerzt doch mein eines ohr etwas, und woody, mein hausartzt hat gesagt, ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ohren-grüblä gaaar nicht gut sei!! man hat eine dünne haut da drinnen, und der orhenschmalz sei eh ein schutz (auch von insekten).. bla bla bla.. er wird ja recht haben.. aber es fällt mir schwer, darauf zu verzichten, vor allem auf so eintönigen strecken wie heute ;-)... für die, dies jetzt "grused".. ich steh eben dazu.. so bin ich, auch das gehört zu mir..

wir sind weit gekommen, wollen bald mal ein plätzli zum schlafen finden. aber die strasse ist belebter und befahrener geworden. wir sind weitaus die langsamsten.. wir werden von riesen-camion-zügen überhohlt, von bussen und personenwagen sowiso. ich bleib aber doch in der ruhe beim fahren.. kilometer um kilometer, näher dem schnee entgegen. es sieht zwar überhaupt noch nicht nacht winter aus.. aber wer weiss, vielleicht kommt der schneller als wir denken. am strassenrand liegen diverse rössli, rinder etc, die von den geiern recht sauber seziert worden sind. die haut aber, die scheinen sie nicht zu mögen.. so entstehen die abartigsten kreationen von getrockneten tierkadavern. würde sagen, rahel supperwurm würde es hier nicht gefallen ;-)

dann, mal wieder, eine frucht-kontrolle. der zitronentrick ist semierfolgreich, es heisst, minus eine pomelone zu verzeichnen. ich hätte die frucht noch essen können, vor den augen der beamten, vor der schlange von autos hinter uns, liess ich dann aber dankend bleiben ,-). ein junger beamter kommt noch dazu und plaudert mit fredel noch übers matzmobil und es scheint hier niemand eilig zu haben. die schnäpfe, die uns angehalten hat wird sogar auch noch etwas freundlicher, aber auch nur mässig. vor unseren augen; villecito, ein dorf, das bekannt ist durch eine pilgerstätte. es soll mal eine frau ihrem mann durch die wüste gefolgt und dabei verdustet sein. man fand ihre leiche mit ihrem sohn an der brust, der noch lebte, dank ihrer milch.. auf jeden fall pilger hier anscheinden während ostern hunderttausende hin. so wie sich das gelände zeigt, mit tausenden von parkpläzten und grillstellen, muss man das glauben. wir parkieren unser matzmobil genau vor einen schweinestall (merken wir erst später, aber sofort, dass der gestank pestialisch ist). die ganze pilgerstätte ist mit danksagungen in allen formen und arten bestückt. tausenden von autonummern (die difunta correa soll vor allem für überlandfahrer die schutzheilige sein), brautkleidern, plaquetten mit inschriften, fotos, gebisse, statuen etc.. und vor allem: selbergebaute modell-häuser. auch hier immer der dank für das haus, der dank gebührt der difunta correa.. sieht einfach genial aus. hügel für hügel mit kleinen häusern drauf, ich lass mich grad inspierieren, dazu später. auf einem anderen hügel werden noch kerzen und was auch immer verbrannt. der wachs läuft in einem bach den berg runter. wirklich der hammer, was es hier alles zu sehen gibt.

wir haben genug gefahren heute, und wir beschliessen grad zu bleiben, nicht grad vor dem schweinestall, versteht sich, aber auf dem grossen gelände. uns wird bewusst, wie viel glück wir heute hatten bei dem fast-crash im bachbeet. dazu kam noch eine vollbremsung, die fredel wegen einem hund machen musste. wenn da jemand hinter uns gewesen wär.... vielleicht hat uns ja die heilige auch beschützt. eine kapelle ist voller camion-modelle, wieso nicht auch ein matzmobil? ich hab ja papi-uf dä muur ein modell gebaut und noch ein paar bogen ausgedruckt gehabt. gedacht getan, matzmobil im 7-8 cm format basteln angesagt. ich kleb das auto zusammen, fredel schneidet die kleinen räder aus (danke, wär nichts für mich, wachse schon über mich mit basteln in diesen kleinen dimensionen, ist nicht wirklich mein grobmotorisches naturell) und fertig ist das babymatzmobil. noch eine danksagung drauf.. und fertig ist das meisterstück.

da müssen wir uns mit etwas streichkäse, brot und einem wein (wir haben ja was zu feiern) stärken. dann wird das kleine matzmobil feierlich in die camion-kapelle gebracht. es ist sicher weitaus das kleinste da drinnen, aber für uns eben doch das grösste. etwas andacht, dankbarkeit und dann heisst es adjeu babymatzmobil sagen. wir werden hoffentlich weiter geschützt auf unserer reise. zurück im grossen bruder, schreiben wir noch etwas, immer mal wieder einen schluck wein, und ich krieg wallungen. es ist ziemlich warm draussen, aber dass ich grad so schwitze?? wechseljahre?? wer weiss.. ich stoss auf jeden fall mit fredel auf meine ersten menopause-wallungen an.

beim tagesberichte schreiben, bzw den fotos auswählen versuch ich mich wieder in selbstakzeptanz und veröffentliche ein foto von mir im bikini.. das werte ich als leistung, ist mir nicht leicht gefallen, bei den fett-wülsten.. aber das bin ich, so ist es nun mal. also ab ins netz damit und zu mir stehen.

wie schon vorher geschrieben, die difunta correa ist vor allem die heilge der fahrer. und das wird da sehr ernst genommen. ein camion am anderen dröhnt ins gelände um die pilgerstätte zu besuchen. nicht die idylle hier. aber ein ort, der doch wieder so voller guter gedanken ist. und vor allem, voller dankbarkeit, mir gefällts. ich denk an unser kleines babymatzmobil, da drinnen mit den vielen grossen.. und bin auch dankbar, hier zu sein, und überhaupt. auf dem feuerhügel lodert immer irgend eine flamme, sieht by night eindrücklich aus. da wir ja noch fast nichts gegessen haben (;-), pilgert fredel noch zu den läden und kommt mit einem riesen sandwich zurück. auch das wird gegessen und schon bald schlafen wir ein, die lastwagen, die immer noch endlos an uns vorbeifahren, stören uns nicht wirklich.. gut nacht und danke.

wir fahren früh morgens weiter. ziel ist san augustin ein kleines kaff auf der strecke nach san juan der hauptstadt der gleichnamigen provinz.
schines plan, in san augustin an einem kleinen dique auf dem camping übernachten, den bereits überquillenden waschsack leeren, alle tagesberichte fertigen, um dann am nächsten tag in san juan alles mal wieder rüberzubeamen. ebenfalls in san juan eventuell den pass verlängern lassen, grosseinkauf im dort ansässigen libertad, kurzum der trick heisst, heute und morgen erledigungstage.

aber erstens kommt es anders und zweitens als man plant........
und so kam es:
die strecke richtung san augustin entpuppte sich als recht abwechslungsreich. nicht unbedingt der landschaft wegen, sondern wegen den kleinen kurzen storys die sich fortlaufend ergaben. die erste kuriosität begegnet uns am beginn der neu asphaltierten strasse. schon von weitem sehe ich auf dem hügel vor uns mitten auf der strasse zwei gestalten. wir malen uns schon aus, ob das vielleicht die dorfjugend ist die da irgendwelche mutproben vollzieht......wer bleibt so lange auge in auge mit dem nächsten fahrer bis er das weisse sehen kann oder so. etwas näher sehen die beiden dann wiederum eher wie zwei strassenräuber aus, gesicht vermummt und irgendwelche stöcke in der hand. und als wir an ihnen vorbeifahren sehen wir dass es strassen wischer sind. strassenwischer wohlverstanden irgendwo auf einer pampas strasse. mit strassenbesen den sand von der piste wischend. und dessen hat es viel, und die strasse ist noch lang.... hauptsache die jungs machen was, und verdienen hoffentlich auch etwas dabei.

die nächste story hat sich folgendermassen ergeben:
in san augustin angekommen, durchqueren wir erstmal standesgemäss das ganze kaff, biegen dann auf dem rückweg nach rechts ab, um kurz darauf wieder zu wenden, um dann schlussendlich an der placa den polizisten wäckerli nach dem dique zu fragen.
der ist in der einzigen richtung wo wir noch nicht waren, und wir finden dann auch rasch dorthin. aber am dique selber ist nicht wirklich platz für uns, und wir fahren mal am camping municipal der am - wieder mal - ausgetrockneten flussbett liegt, vorbei bis in die mitte des baches. dort entscheiden wir unverhofft, dass es auf der anderen seite wohl auch nicht viel besser aussieht, und ich haue den rückwätsgang rein.
bim rückwärtsfahren lässt schnitz einen schreckensschrei fahren, und ein jeep kurft ziemlich geistesgegenwärtig an uns vorbei. das war haarscharf, und wir sind beide etws geschockt. wer rechnet denn in irgendeinem bachbett mit einem von hinten kommenden jeep. nach einem kleinen abstecher in die seitengassen, auf der suche nach einem anderen camping, finden wir uns selber wieder an der placa, und geben den ersten plan von heute morgen auf.

der nächste plan, weiterfahrt richtung vallecito, wo sich ein kleiner pilgerort der difunta correa - ihres zeichens schutzheilige, zwar von der kirche nicht anerkannt, dafür von den argentiniern umso mehr verehrte mutter die in der wüste verdurstet war, aber ihr kind an ihrer brust überlebte -

auf dem weg dorthin noch nicht lange nach dem letzten schock vom beinahe zusammenstoss, fahren wir durch einen kleinen pueblo. plötzlich wie aus dem nichts ein doof hund direkt vor unsere räder springt. ich steig in die klötze, und verhindere so einen weiteren flunder hund.
schnitz abgebrüht wie sie ist fragt mich nach diesem geistegegenwärtigen reflex manöver nur " hast du in den rückspiegel geschaut " sorry voll verschwitzt, zum glück war keiner so nah hinter uns wie der andere vorher im bachbett.

das hat mein kontingent an schockerlebnissen pro tag vollends ausgeschöpft, und ich hoffe nun auf einen friedlichen verlauf der weiteren strecke. so ist es dann auch. die meisten viecher die wir der strasse entlang sehen sind nicht mehr in der lage vor unsere räder zu rennen springen hüpfen, da sie dies, zu einem früheren zeitpunkt schon mal gemacht haben, und nun zu flach sind um es ein zweites mal zu versuchen.
und da weiter vorne mal wieder etwas vertrautes, ein paar pillonen auf der strasse, ein paar leute am winken und einweisen......... mal wieder eine fruchfliegen kontroll stelle.
diesmal scheint das ganze einen etwas offizielleren eindruck zu machen, wohl weil wir nun an der provinz grenze angelangt sind.
aber wie gehabt:
ich verstehe nicht dass der beamte gerne reinkommen würde, klettere etwas umständlich - nur um zu demonstrieren dass man mindestens ein 6b+ im vorstieg beherrschen muss um bei uns rein zu kommen - in den wohnraum, öffne den kühlschrank und schwenke die zitrone. der beamte jedoch scheint noch nicht wirklich überzeugt, so ziehe ich den joker, und zeige ihm ganz schuldbewusst eine pomelone. er meint ich könne sie gleich hier essen, und ich sage ihm dass ich das nicht entscheiden könne, weil die meiner novia=freundin (nicht neue auch wenns so tönt) gehöre, und nehme die drauffolgende frage an schnitz gleich zum anlass wieder rauszuklettern und die türe hinter mir -und somit die untersuchung - abzuschliessen. die pomelone wurde geopfert, limon no importa!

keine dreihundert meter weiter ist die auffahrt zum difunta correa schrein, hügel , gelände. es sind unzählige kleine kapellen aufgestellt. der hügel in der mitte ist von vier seiten über bedachte treppen begehbar - oder je nach gläubigungs grad auch bekriechbar wie uns ein mann schnaufend, leidend beweist - alle seitenhänge sind über und über von selbstgebastelten puppenhaus grossen- oder auch grösseren - häuschen mit danksagungen übersäht. hunderte, tausende, muchos. die geländer und pfosten sind voller autonummern, luftfiltern, kotflügeln, steuerrädern ect.
die kapellen sind alle einem eigenen thema gewidmet. eine ist voller brautkleider, wovon man einige sogar mieten kann. eine ist den diplomen und danksagungen von studierenden vorbehalten, wiederum eine andere ist für die sportler und so weiter. uns gefällt die, der camioñeros sehr gut. hier ist der ganze raum von selber gebastelten - professionel sowie semi professionel bis nur noch zu semi - camions.

hier muss ruschelis nächster plan zum leben erwacht sein. zurück im matzmobil - das wir noch kurz umparkieren mussten, da wir nicht unbedingt vor dem schweinestall übernachten wollten - erinnert sie sich an den von ihr entworfenen matzmobil bastelbogen. bald sind wir beide in trudy gersters bastelstunde, und leimen und schneiden was das zeugs hält.

nach einer zweimonate feier flasche wein begeben wir uns beide ganz feierlich in die camiñoneros kapelle um unseren - wenn auch noch so kleinen - dank zu hinterlegen.
und so kam es, dass seit diesem tag ein kleines 3d papier matzmobil in der kapelle der difunta correa im kleinen vallecito seine garage gefunden hat.
da die stunde schon vorgerückt ist, beschliessen wir, die nacht gleich hier stehen zu bleiben, obwohl der platz nicht gerade das ist was man sich erträumt, aber wir fühlen uns wohl und vor allem sicher.
um die ecke in einem kleinen comedor=tourifalle erstehe ich noch ein überteurtes sandwich welches wir feierlich zum z'nacht verspeisen und uns dann zum etwa 62 igsten mal in argentinien ins bett verziehen.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch