Tagebuch 23. Juli 2005
Argentinien / irgendwo in den Dünen hinter Saujil


jetzt ist mister love wirklich tot und schon wieder ein marathon
ein trauertag.. mein buch über mister love ist fertig, ich glaub ich hab mich selten so in ein buch vernarrt, das dazu noch englisch geschrieben ist, wie in " the death of mr. love" von indra sinha. wie schon erwähnt.. indien ruft mich! irgendwann....

aber zurück zum kalten morgen. ich spring mit dem grossen objektiv an meiner kamera in die klirrende morgenkälte raus. das muss ich festhalten. die schneeriesen-berge sind nur einen streifen frei von wolken. sieht hammer mässig aus. ganz ehrlich: ich geniess dann auch wieder den anblick von drinnen, im warmen bett. aber manchmal muss man hald auch sachen machen, die nicht in seinem morgenfrüh naturell stecken. und dann, als die szenerie etwas an intensität nachlässt locken mich die letzten seiten des buches. sniff.. jetzt ists vorbei. fredel ist auch wach und wir geben uns noch etwas dem morgentlichen beineverschlingen, schulterliegen, kuscheln und verliebt anschauen hin. nach dem kaffe ist ausgedehnte morgentoilette angesagt und somit show für meinen lüsternden mann (bin ich dankbar, dass er mich, nach fast 12 jahren, noch immer zum schlürfen findet..).

heut ist fredels wandertag und er macht sich abmarschbereit. ich putzt noch die kamera und übergib sie ihm und dann, dann ist er weg. ich hab unser zu hause für mich und gib mich meiner spirituellen seite hin. ich lass von meinem sicher noch kleinen repertoir, fast nichts aus, karten legen, räuchern etc. einen anflug von spanisch lernen schleicht sich in die eso-zeit ein, aber sonst.. einfach für mich sein, spühren, geniessen, praises to the world höhren (danke auch für die cd, gudi..). dann ist die sonne stark genug und ich begeb mich für weitere tätigkeiten nach draussen, breite meine grosse decke aus, schnapp mir das joga buch und dann beginnt das verrenken meines körpers. im ernst. ich bin überzeugt, joga ist genau das richtige für mich. ab einem buch aber gar nicht so einfach zu lernen. mich wird das leben schon noch zu einem joga-guru führen. ich geniess es auf jeden fall, mal wieder jede faser meines körpers wahrzunehmen und mich zu dehnen und recken. bin sicher nicht auf der starken und beweglichen seite im moment, aber ich hab ja zeit.. irgendwie schade gehen wir wieder in den winter. geniess ich es doch sehr, draussen sein zu können und joga übungen zu versuchen, meditieren (auch zu versuchen, bin noch immer nicht voll drin.. aber time will tell). dennoch freu ich mich auch auf skifahren etc. man kann nicht alles haben.

wie schön sehen die bilder in dem jogabuch doch aus. die frau, die da abgebildet ist, hat wirklich die geniale beweglichkeit und alles sieht wirklich so tupfrichtig aus! schön!! sie inspieriert mich auf jeden fall jedesmal, wenn ich die seiten aufschlage.. danke liebe frau, wer immer du auch sein magst. mein nachmittag geht weiter mit meditieren, heute macht mein ganzer körper mit und bewegt sich in wellenformen hin und her, nach vorn und wieder hinten rüber.. seltsam, aber ich lass es geschehen. freu mich, wenn ich mich mal ganz und voll hingeben kann. lange bin ich noch immer nicht dran, aber es tut so schon gut! ich bin auf jeden fall grundsätlich bereit!! während ich noch ein stein mandala in den sand leg seh ich von weitem eine gestalt aus den dünen kommen..

der arme kerl hat ja gar nichts zu trinken dabei gehabt. ich servier ihm also grad als erstes ein kühlendes sirüpli und dann präparier ich uns noch ein resten zvieri, das wir draussen auf den hängersesseln geniessen. die landschaft wird von mir erneut bestaunt. sind wir doch glückspilze. der wind nimmt etwas zu und ich verkriech mich ins warme matzmobil um noch etwas zu schreiben und die fotos, die mein mann nachhause gebracht hat, anzuschauen. ein gutes auge für sujets hat er auf jeden fall (siehe fotos).

auch er kommt bald rein und lässt die finger tanzen. trotz langer wanderung zaubert mein bocuse noch ein pilzrisotto zum znacht hin und wir höhren uns den nächsten teil der vorlesung "schicksal" an. vor dem einschlafen wagen wir uns nochmals raus in die kälte um unsere blasen zu entleeren. was für ein anblick sich uns da bietet. der himmel ist schlichtweg überladen mit sternen, lichterwolken, das kreuz des südens vor einem schwarzen wolkenloch und einfach noch mehr und mehr sterne und die milchstrasse. unglaublich.. fast zu viel. während ich da also "huurä" (das deutsche wort kauern scheint mir irgendwie falsch, obwohl mein sprachgenie es mir bestätigt und das sicher auch stimmt..), zieht eine sternschnuppe einen schnitt in den himmel.. ich wünsch mir was und schlaf nachher, in der absoluten ruhe hier draussen, ein.

noch bevor ich aufstehe ist ein nicht endend wollendes geläufe im gang. schnitz geht raus kommt wieder rein geht nochmal raus kommt wieder rein.........
irgendwas ganz erstaunliches muss da draussen vor sich gehen.....
gut das naturschauspiel ist wirklich gewaltig. der blick aus dem fenster beschert mir die anden cordilliere, immer noch umnebelt von einigen hartnäckigen wolken, im frühmorgendlichen sonnenschein, ich kann ruscheli verstehen, dass sie ein solches panorama aus dem bett lockt.

bis ich mich endlich aus der decke geschält habe, und mein morgengebräu zusammen geköcherlt habe, ist ruscheli schon hellwach, und ich beginne gerade die ersten klaren gedanken zu fassen respektive mal guten morgen zu hauchen.
während dem frühstücksprozedere ist in meinen kleinen grauen zellen der wunsch erwacht einen spaziergang in der wüste zu machen. d'schine ist heute nicht zu überzeugen, so mache ich mich selber auf die socken.

um elf - zwei stunden ist die minimalste zeit die ich mir, vom aufstehen bis zum vollständig angezogen sein und kaffe geschlürft zu haben, vorstellen kann - zieh ich los. mit fotoapparat, feldstecher, und sonnenhut ausgerüstet mach ich mich auf, das verschollene meer hinter den sieben hügeln bei den sieben sandgoblins zu suchen.

vier stunden später ists dann auch bei schine vorbei mit der ruhe, und ich bin zurück von meinem dünen wander marathon, und sie rettet mich gleich vor dem verdurstungs tod. ein anflug von einem gedanken hat sich beim abmarsch noch eingeschlichen, ob vielleicht etwas flüssiges in der trockenen hitze von vorteil sein könnte , aber wie es so ist, war der gegengedanke, dass es ja nur ein kleiner spaziergang werden würde, stärker.

dass sich dieser spaziergang dann doch in die länge gezogen hat, war wohl ganz simpel blöd einfach der stille, der weite, der einsamkeit und der schöpferischen kraft - die alldem vereint, zu entspringen scheint - zuzuschreiben.
wie wohltuehend erholsam kann es sein, die gedanken, mit der unendlichkeit der sandkörner der vielfalt -der von wind geformten strukturen - und der ständig sanft wehenden brise, zwischen den dünen wandern zu lassen.....

inspiriert und brain washed schütte ich erst mal einen halben liter flüssigkeit in mich hinein, erhole mich etwas im hängersessel, und haue dann in die tasten, bis ich mal wieder bis zum heutigen tag alle einträge im compi habe, und die sonne nicht mehr stark genug ist, unseren solarpannelen genug energie zu liefern. aber gas haben wir noch genug, so kann ich meine kreativität auch beim kochen rauslassen, und haue ein risotto mit allerweltbesten ringgenberger dörr mix pilzen in die pfanne.
wie andere leute zum essen fernseh schauen, lassen wir einen weiteren teil des schicksal hörspiels an unsere ohren.
danach, so quasi als guetnachtgschichtli noch etwas lesen - zum glück hat d'schine noch etwas neues zum lesen gefunden, wer weiss ob ich ansonsten diese nacht noch zum lesen, geschweige denn zum schlafen gekommen wäre.............

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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