Tagebuch 22. Juli 2005
Argentinien / irgendwo in den Dünen hinter Saujil


snow in the sahara (fredel hatte recht, kein regen hier ;-) vom marathon bei winterlichen verhältnissen
ein geräusch, halb regen, halb traum weckt mich heute morgen.. die augen noch nicht offen, gedanken wie: zu leise für regen, doch ein geräusch, was ist.. nein.. ja, schnee.. schnee in der sandwüste.. gibts ja nicht. ich hätte stutzig werden müssen ab buchelis schönwetter ansage.. lange hat er regen gezeigt, dann plötzlich sonne.. verdächtig. und dann noch fredel aussage gestern, dass es hier sicher keinen regen gibt. hat er ja irgendwie recht, aber... nach intensivem augen reiben nochmals ein blick, nein, es ist wirklich schnee. der da so sanft auf das matzmobil schwebt.

die ganze nacht geträumt, ich hätte eine halbe stadt betoniert, aufwachen mit schnee in der wüste.. was für eine seltsame welt ;-). mein plan, heute draussen jogaübungen zu machen fällt in den schnee. es setzt wirklich auch etwas von dem weiss, über dem sandweiss an. eigentlich siehts ja nicht viel anders aus als gestern, noch eine spur weisser, und hald kälter. das hätte ich wirklich nicht erwartet. auf diesen schock gönnen wir uns ein zmorgä und dann vertief ich mich in mein buch über eine, oder diverse, schicksalsgeschichten in indien. wirklich super spannend. danke brigitte.

ein tag um zu hause zu bleiben. obwohl, die sonne zeigt sich doch noch etwas zwischen den wolken. mal schauen was der tag noch bringt. ich gesell mich auf jeden fall noch etwas zu fredel an den compi, schreib tagesberichte (bin heute eher ausführlich als gut-schreibig.. aber was solls..). fredel wiederum rettet die welt oder was auch immer auf seinem bildschirm. spiele tag ist für ihn angesagt. der richtige tag für so was. oder doch nicht?

die sonne übernimmt überhand am himmel, zumindest in der talmitte. die hügel, ups, wohl doch eher berge, oder eben andenriesen, sind noch verhangen. ich geniess die sonnenstrahlen vor dem matzmobil und les da weiter im buch, das mich einfach fesselt. ich würde wirklich gerne nach indien reisen. hoffentlich finden wir einen weg da hin! ab einer passage muss ich lachen. es wird ein inder zitiert, der englisch spricht. das wort film wird bei ihm zu filim. wie lange hats doch gebraucht, bis ich begriffen hab, was murthy mit flim meint ;-)..

vor mir reisst ein chilly williy (windhose) fast die sträucher aus und ich bin froh, dass er mich auslässt. aber ein eindrücklicher anblick, so schön vor meinen augen. die berge werden zum teil auch von den wolken freigegeben. da hat sich der schnee gehalten (bei uns unten nicht..). die kontraste sind so noch intensiver und der ausblick einfach atemberaubend. ich muss immer wieder rundrum recken um alles zu sehen. das wolkenschauspiel macht alles noch irgenwie imposannter. ich kann mich nicht mehr auf dem sessel halten und verabschied mich von meinem, immer noch gebannt vor dem bildschirm sitzenden, game-boy (ein witzli meiner seits ;-)

die wüste ruft und ich wandere mit fototasche bewaffnet in die sandhügel rein. sind höher als ich gedacht hab. die struckturen auf dem sand sind einfach unglaublich. der wind hat hier also wirklich ein meisterwerk in formen und strukturen geschaffen. und es kommt düne an düne, büsche werden verschluckt, täler bleiben standhaft.. alles irgendwie in bewegung und doch so still..unendlicher sand.. ich fass es fast nicht, wie schön die natur doch ist! und ich bin einfach alleine, weit weit weg, nur mit mir!! ein ommmm gesang stimmt mich ein für eine meditation auf einer wunderschönen düne ein, das gesicht gegen die sonne gerichtet, beine verschlungen ineinander, die erde ist mir so nah.. meine arme machen sich breit, offen für die welt.

ich sitz auch danach noch geraume zeit an dem schönen platz, seh dem sand zu, wie er von meinen bewegungen ausgelöst, den hang runterfährt um dann von unten her wieder anzuhalten. wenn man sich auf einen punkt im fahrenden sandkegel konzentriert und dann den blick nach einer weile abwendet, bewegt sich auch still daliegender sand. wers noch nicht probiert hat, geht auch bei wasserfällen. für was braucht die welt drogen?? die natur gibt einfach alles, zumindest für mich!

mit tonnenschweren, sandgefüllten schuhen erreich ich irgendwann wieder das matzmobil, das noch genau im gleichen zustand ist, dh. das interhieur zeigt sich noch genau gleich: glotzaugen meines game-man auf den bildschirm gerichtet ;-). da hat er also was verpasst, aber jedem das seine, denk ich mir und geniess die letzten sonnenstrahlen noch draussen, beim lesen. als ich dann rein geh, realisert fredel, dass er vielleicht doch noch eine bewegung weg vom compi machen will und wandert noch etwas in der umgebung rum. ich wiederum lass unser zuhause mit räucherduft einlullen, zünde kerzen an, geniess meditaionsmusik und das leben. meiner kochkreativität lass ich auch freien lauf und wir essen teigwaren mit paprika/jambon cru sauce.. gar nicht mal schlecht..

unsere ohren verwöhnen wir mit einem höhrspiel, oder wohl besser, einer buchvorlesung "schicksal". der hammer, der mann kann schreiben, oder lesen, oder was auch immer. bin neidisch auf seine sprachgewantheit und die verschachtelten sätze, die immer und immer wieder zum schmunzeln bringen. gekonnt werden da unwichtigkeiten immer wieder eingebaut und somit das wirklich wichtige nicht unwichtiger.. ach... leider kann ich nicht so schreiben wie der.. sonst würde es hier nicht enden.

ein leises klöpfeln an unserem dach enthebt mich sanft meinen träumen. dies ist unser zeichen für regen, und den ganzen tag im bett verbringen. aber das klöpfeln wird von schnitz erzeugt, und sie deutet - rücksicht nehmend auf meine morgendliche anti kommunikative ader -ganz aufgeregt nach draussen.
nach dreimaligem augenreiben realisiere auch ich, dass dieser schleier über den sanddünen nicht an meinen augenliedern liegt, sondern richtigen schnee darstellt......

snow in the sahara ( von der gleichnamigen cd von anggun ) ist das einzige was uns dazu einfällt, und wir bestaunen dieses naturschauspiel eine geraume weile. da wir keine langlaufausrüstung dabei haben, (dies wär im fall das paradies für die nächste world loppet olympiade ) setzen wir uns in unserer wohligen wärme hinter die kompis und schreiben uns ein paar tagesberichte von den seelen.

nach ein und einem halben tagesbericht überkommt mich das gefühl, heute einen marathon zu vollbringen. und das gefühl wird immer särker bis ich mich ergebe, die compi spiele hervorsuche, und eines der vielen games hochlade.
von da an ist es mir einfach geschehen. ich nehme jetzt mal an, dass es weder mich in 15 jahren, noch sonst irgendjemanden der diese berichte regelmässig liest, interessieren könnte wieviele welten ich durchlebt habe, wieviele dunkle wesen ich auf meinem weg, das auge des lichts zu finden, bezwingen musste, und wieviele unterwelt mächte ich an diesem tag verzaubert habe..............

jedenfalls wurde ich erst wieder aus meiner trance erweckt, als ruscheli von einer winter dünen wanderung zurückkehrte, mir von einem wunderbaren licht- schatten und sonnenspiel berichtete, und mich darauf hinwies, dass es langsam zu dämmern beginnt.

nun fällt mir auch auf, dass mir ein wenig frische luft in der hiesigen welt sicher nicht schlecht bekommen würde, und verabschiede mich für einen kurzen abedspaziergang. die lungen voller frisch gewaschener luft, ist schnitz bereits daran, ihrem von dunklen mächten und unterwelt ungeheuern gebeutelten helden ein kräftigendes z'nacht zu bereiten.
die teigwaren mit einer rohschinken paprika weltklasse salsa holen mich endgültig wieder in die realität zurück.
als ausgleich zum anstrengenden marathon nachmittag, lassen wir unsere gemüter von einem hörspiel berieseln, und haben ab dem dramatischen titel - schicksal - doch so einiges zu schmunzeln.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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