Tagebuch 21. Juli 2005
Argentinien / Thermas de Fiambalá - irgendwo in den Dünen hinter Saujil


taktischer gebietswechsel / sand ohne ende von sanften dünen und verlorenen meeren
wie ein hund markier ich heut als erstes an unseren matzmobil pneu. es hat zu viele autos rundrum um sonst ungesehen zu bleiben und es ist einfach zuuu kalt um rauf zur toilette zu gehen. aber wie gesagt.. schon hunde vor mir haben sichtlich spass daran gefunden, unser matzmobil als ihr revier zu kennzeichnen. jetzt sollte aber klar sein, wer hier frau und meister ist!

nach einem kaffee genehmigen wir uns einen morgenschwumm im warmen wasser. tut das gut!! man, bzw die argentinier, trinkt mate-the im wasser und isst crackers, diskutiert, lässt den tag gemächlich angehen. einige schlafen wohl noch tief und fest in ihren zelten oder schlafsäcken, oder wollen einfach nicht raus in die kälte. versteh ich irgenwie. nicht jederman hat unseren luxus, in wärme aufstehen zu können und sich so auch umzuziehen. wir haben einen plan geschmiedet: ort verlassen und am sonntag, wenn die ferien um sind, zurückkehren. so machen wir's, aber zuerst, wie geschrieben, noch etwas verwohlen im heissen nass. und schon bald sind wir in wilde diskussionen mit den nachbarn vom hippybus verwickelt. wir kriegen wieder tips ohne ende und es gesellen sich auch noch andere dazu, jeder plaudert was, man kennt sich, oder hat zumindest keine hemmungen mit jedermann zu diskutieren.

wir weichen unsere haut also eine gute stunde auf und finden dann sogar eine dusche um uns noch etwas abzuspühlen. es gibt hier auch kaltes, sehr kaltes, wasser. nachdem fredel noch die adresse von den hippy-eltern in empfang genommen hat gehts los. wieder den weg runter, rüber, rauf etc.. wieder schön nach fiambala rein, wie es sich gehört. die dünen im hintergrund sehen einfach verlockend aus. gemäss unserer karte ist da aber kaum zivilisation, oder strassen. wir werden eines besseren belehrt. wir fahren also richtung sandberge und finden uns in einem riesen dorf wieder. überall wege, pfade und hinten die dünen. die leute leben hier sehr, sehr einfach. strom haben sie, was uns erstaunt, aber sonst ist wirklich nicht viel mehr als einfache lehm hütten mit strohdächern, verschlägen für tiere, einige weinreben.

wir sind hier sicher irgendwie etwas deplaziert mit unserem riesen gefährt. die menschen auf ihren pferden haben ihre liebe mühe, die tiere ruhig zu halten. muss man verstehen, die armen gäule haben so was wohl noch nie gesehen. die kinder, die da gemütlich auf dem sandweg am fussballspielen sind räumen zwar augenblicklich den weg für uns, vergessen aber vor lauter staunen und winken, ihre schuhe im sand und fredel findet nur knapp einen weg um die latschen rum. viele menschen strahlen uns an, winken zu und wir sind mal wieder erstaunt, wie zufrieden die gesichter doch wirken. mein vergleich mit der bahnhofstrasse in züri, wo so viele wohlhabende leute unterwegs sind und nicht annähernd so glücklich aussehen, muss ich los werden.

irgendwann sind wir dann am fuss der dünen und merken bald, dass hier nicht der platz für ein gemügliches sein bis zum sonntag ist. hütten der einheimischen sind hier im sand plaziert und somit ist alles besetzt. irgendwo endet die strasse in einem privaten grundstpück. der besitzer ist grad am losfahren und informiert uns noch rasch, dass ein weg hinter seinem haus auf die dünen führt (er hat uns doch als touristen erkannt.. unglaublich, er hat sogar gefragt ob wir sind.. hihi.. ) und wir vor seinem haus parkieren können. das würde einem wohl in der schweiz auch eher nicht passieren..

unser ziel ist aber ein gemütliches plätzli, der wind weht auch aus der falschen richtung um gleitschirm zu fliegen, also geht unsere spannende erkundungstour weiter den dünen entlang, das tal weiter rein. es hat auch hier wege.. wir staunen und fahren über eine sandpiste mitten in die sahara rein. sandünen, wunderschön harmonisch vom wind geformt zäumen den weg. genial!! da unser entdeckergeist erfahrungsgemäss erst dann endet, wenn es irgendwie hald nicht mehr weitergeht, fahren wir weiter und weiter in das schöne offene tal rein. niemand sonst ausser uns ist da unterwegs. irgendwann gehts etwas in die berge rein, durch einen bach und wir müssen zwangsläufig weiter. wenden wäre ein ding der unmöglichkeit. und gegenverkehr haben wir zum glück auch nicht ;-). und dann, angezeigt durch hohe pappel, kündet sich ein dorf an. auch hier nicht viel los, aber freundlich winkende menschen und ein wendeplatz. was uns etwas erstaunt: ein riesen polizeiposten mit neuestem pickup davor parkiert, zwei grimmig schauenden beamten.. was müssen die hier draussen, wo doch nichts anderes ist als ein paar lehm hütten, wohl kontrollieren oder machen?? ein rätsel! vielleicht ein schnuggelweg nach chile?

wir winken auf jeden fall auch den polizisten zu und schüttel-die-rütteln wieder zurück zu den schönen dünen. ein plätzli ab der strasse ist rasch gefunden. das matzmobil muss zwar alles geben, ist der sand doch zum teil etwas tief, aber wir stehen und befassen uns dann beim zurückfahren (wos raufgeht) wieder mit dem sandfahren. vor uns die wunderschön geschwungenen sandhügel, hinter uns gehts weiter bis zu den bergen rundrum. hier soll es gipfel bis 6'800 m geben. der hammer. anden-riesen ist wohl wirklich der richtige ausdruck. bei einem vitaminreichen zmittag lassen wir die umgebung mal etwas auf uns einwirken. gegen süden bahnt sich eine sandwolke an, wird wohl bald bei uns sein. so bleiben wir also im schütztenden matzmobil, machens uns im bett so richtig gemütlich, lesen, geniessen. immer wieder der blick auf die geniale landschaft, fredel checkt das auch noch aus dem dachfenster, der rundblick.

heute verschwindet so manches in meinem maul, jetzt ist es noch ein sandwich. bucheli zeigt wieder mal die 19% luftfeuchtigkeit an, typisch für solche wüstenlandschaften, haben wir schon rausgefunden. irgendwie hat man das gefühl, hinter den dünen müsse noch das meer brechen. ein schönes plätzli haben wir da mal wieder gefunden. fredel überrascht mich noch mit einem bocuse znacht: kohl de rouge dans un jambon cru avec crem de marron. amis de pomme du terre avec du herbes du provence.. mais oui.. quel sensation!!! wir schlemmen und fühlen uns wie im siebsigsten himmel. fredel interpretiert aus voller kehle mit basstimme ein spanisches liebeslied.. je t'aime mon fred du alf..

nach dem abwasch ist dann bei mir aber die luft draussen und ich muss sogar die musik abstellen.. sonst wärs doch irgendwie fast zu viel heute. etwas spannendes buch lesen von meiner seite, fredel mit kopfhöhrer hat noch lange nicht genug musik gehört. es haben sich noch ein paar wolken an den hängen plaziert. aber fredel beruhigt mich, dass es hier sicher kein regen gibt.. wie recht er hat ;-)

die badewannen sind schon eingelassen, und wir können von 37° bis 45° alles haben. dennoch, so scheint es, fehlt uns das wichtigste bei unserem morgengeplantsche. wer keine mate am beckenrand bereitstehen hat, outet sich gezwungenermassen als gringo. uns stört dies jedoch überhaupt nicht, und wir geniessen die morgendliche aufwärmaktion. im 45° becken angekomen, gesellt sich der hippi vätu der gestrigen film vorführ crew zu uns, und einmal mehr erhalten wir infos wo was warum noch zu besichtigen sei. auch seine frau setzt sich zu uns ins heisse wasser und ergänzt die ganze info, zu ruschelis besserem verständnis noch in englisch. irgendwann ist unser kreislauf soweit aufgeheizt, dass wir uns, aus gesundheitlichen gründen verabschieden.

kurz darauf sind wir dem regen treiben der thermen entflohen, und fahren richtung norden, den riesigen sanddünen, die sich anfangs als gletscher tarnten, entgegen.
nach fiambala brettern wir über eine fast neue strasse, die jedoch irgendwo mittendrin -wahrscheinlich um zu zeigen wie es sein könnte wenn die strassenbauer nicht so fleissig wären - sicher einen kilomerer lang vergessen wurde zu renovieren. wir folgen der strasse, vorbei an einem friedhof, in die - auf der karte als einsame wildniss verzeichnete - gegend. aber man merke, wo eine strasse da auch siedlungen. sobald die ersten lehmhütten sichtbar werden, verwandelt sich auch die hauptstrasse wieder in eine sandpiste, und wir biegen irgendwo, ohne einen blassen schimmer zu haben wo wir enden könnten, rechts richtung dünen ab.

über ein bachbett das sogar mal wieder wasser führt, auch dem matzmobil sei mal ein fussbad gegönnt, fahren wir durch immer enger werdende, von rebstöcken und vieh unterständen gesäumte staubpisten. wir kommen den sandhüglen näher, aber die siedlung scheint nicht enden zu wollen. erst als die spur an einer hütte endet, wo der besitzer gerade daran ist abzufahren, sehen wir uns zur umkehr gezwungen . obwohl der señor uns sofort als las touristas erkennt, und uns offeriert hier zu parkieren und den weg hinter seinem stall auf die dünen zu folgen, suchen wir uns lieber ein plätzchen in weniger besiedelten gefielden.

also wieder den sandpfaden folgend in die andere richtung, und siehe da irgendwo findet die urbanisation ihr ende, und wir befinden uns wieder auf einer ziemlich breiten piste. jetzt gehts richtung norden, wo sich die dünen in einigen gebirgszügen verlieren, und wir nehmen uns vor einfach mal soweit zu fahren wie's geht.
und es geht noch ein gutes stück weiter. es wird wieder enger, und wir durchqueren einige male das bachbett, bis wir wieder auf ein pueblo treffen. irgendwo ganz hinten im tal nicht gerade die hölle los, und wiederum machen wir kehrt und fahren richtung wüstenähnlicher fläche am anfang des tales.

im nirgendwo zwischen dem pueblo und der ersten siedlung, steuert schnitz vom pfad ab in die sandwüste.
zögernd steuert d'schine unser haus durch den sand, immer mit dem hintergedanken dass unsere sieben tonnen vielleicht in einem treibsandloch steckenbleiben könnten............. wir haben immer gesagt dass wir uns langsam an die grenzen des matzmobils herantasten wollen, und so bleibt uns ein sandblech und ausbudel nachmittag erspart.

wir geniessen die aussicht, respektive ich geniesse die rundumsicht aus dem dachfenster, berichte ruscheli genau was ich sehe, und sie braucht sich nicht gross zu bemühen. gleich vor unserem balkon ist ein kleiner abhang, der zu wasserreicheren zeiten wohl das flussufer zu sein scheint, danach erstreckt sich nur noch sand, dünen, ab und an ein busch der der trockenheit trotzt. das meer muss gleich hinter dem nächsten sandhügel sein, und mit ganz viel fantasie vernimmt man die sanfte brandung in der ferne.....

ganz weit hinten die anden cordilliere, wo sich unsichtbar für uns, eine passstrasse richtung chile schlängeln würde. aber chile muss noch etwas auf uns warten, wollen wir doch erst noch ein paar andere eindrücke dieses so abwechslungsreichen landes erkunden.

ich spüre die kreative koch kraft kkk in mir hochsteigen, und beginne mit der kreation eines menú de la desierto.
in jambon cru versteckter rotkohl mit einem hauch von gebratener zwiebel verfeinert mit einem gedanken von creme du marron an bratkartoffeln à la provence......... ohne jetzt mich selber zu loben, aber dieses gericht war einfach köstlich...........

zum dessert gebe ich mich den musischen klängen von pitch black (danke rölfi der tip ist gold wert), culture clash und seinen freunden hin. für ruscheli ist das ganze etwas zuviel rythmus und perkusion, also versinke ich - nachdem ich auch noch etwas im entspannungsbuch geschmökert habe - der muskel- geist und seelengelösten ruhe hin, begleitet von eben den perkusionistischen klängen aus den schalldichten, schines ohren schützenden kopfhörern.......

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