Tagebuch 19. Juli 2005
Argentinien / Ruinen von Quilmes - vor Belén


vom staub überhohlt. von staumauern ohne stauseen
den sonnenaufgang bekomm ich nur durch schlafgetrunkene augen mit. hab mir gestern noch gedacht, evt. fotos zu schiessen von den runinen im morgenlicht. aber mein hirn sigalisiert, dass es nicht lohnt. vielleicht war es einfach körpergesteuert und eben dieser wollte noch nicht in die horizontale position wechseln. wer weiss. auf dem platz vor uns ist der frieden bald vorbei. zuerst kommen ein paar jungs vorbei, alles sauber zurecht zu machen. wirklich genial wie sie dem gelände schauen! dann folgt bus über bus. wir machen uns rasch abfahrbereit. fredel sinniert noch, dass er, wenn wir endlos geld hätten, hier grad etwas batzen springen lassen würde. einfach für das personal, dass hier wirklich viel leistet und die arbeit anscheinend mit liebe macht. ich wär dabei!! würde eh gern mir dem dicken geldbeutel durch die welt und geziehlt etwas spenden. mal schauen was das leben noch bringt. vielleicht gewinnen wir ja mal im lotto ;-)) und reich sind wir eh schon, an erfahrungen und eindrücken. was will man mehr?!?

zurück auf der hauptstrasse verwandelt sich diese alsbald wieder in eine rumpeldiepolterpiste und fredel hat eine gute idee.. und das am morgen früh!! der spanisch kurs auf mp3 wird laufen gelassen. perfekt für mich. am morgen bin ich am aufnahmefähigsten. ein guter plan. ich plapper also nach, was da in der noch fremdem sprache so vorgesprochen wird und hoffe, es bleibt was hängen. von mir aus kann das jeden morgen so gehen. irgendwann lern ich es dann vieleicht doch. nach 4 lektionen ist dann aber schluss für mich und ich versuch noch ein paar sätzte die fredel eher zum schmunzeln bringen.

die piste führt von dorf zu dorf. recht überbauen hier, aber doch nicht wirklich. friedlich ist es auf jeden fall. im pueblo punta balasto kurbeln wir die scheiben runter und lassen allen balast, den wir vielleicht in uns tragen, raus! errinnert uns an den steinhügel auf dem jakobsweg letztes jahr. es geht erleichtert weiter. wir singen zu pinkfloyd, allen engelsliedern unserer kollektion (wir sind beim E wie engel ;-), vorher war mal A wie amerika dran, auch da haben wir eine menge an liedern mit diesem titel). beschwingt geht es das tal runter. oder rauf? wir sind schon wieder auf gut 2000 müm und der fluss, der vielleicht eine richtung anzeigen würde ist trocken ;-)

wir durchqueren unzählige flussbeete, bzw. geröllhalden. es muss hier im sommer wasser haben. man sieht es an den formen der flusstäler ganz deutlich. aber jetzt ist da nur staub und geröll. überall winken uns nette leute zu und ich bin einfach nur zufrieden und dank fredel mal wieder, dass wir das zusammen machen können. ist ja schliesslich nicht selbstverständlich, dass wir uns so was überhaupt leisten können und es dann noch zusammen geniessen! glückspilze sind wir! die landschaft ändert sich kurzfristig in eine dünenlandschaft um dann in eine hochebene auszulaufen. ). dann wirds wieder flacher und eine hochebene öffnet sich vor uns. wir sind auf ca 2'300 müm und winken den rindern, den ziegen, den eseln und schafen. sonst scheint hier nichts zu sein.. oder doch? eine farbige siedlung oder ähnlich zeigt sich am horizont. muss ein friedhof sein, die sind ja immer so farbig. beim näheren betrachten wird aber klar, ein camp. auch sind im gelände baggerarbeiten, oder bohrarbeiten am laufen. immer mehr kleine weisse punkte zeigen sich in der lanschaft. es ist etwas los hier.. nicht nur tiertreiben. nur was?? wir tippen auf erdgas.. aber das ist def. nur eine vermutung. auf jeden fall scheint es rentabel zu sein. können wir es doch kaum fassen: ein flugplatz mit 2 jet's steht da oben im niemandsland. die flieger sehen nicht etwa alt aus!! seltsam, seltsam. wohlbemerkt, sonst ist hier wirklich einfach nichts! kein dorf, ni raton. merkwürdig, merkwürdig.. es wird ein rätsel bleiben.

auch ein rätsel schien einem argentinier seine landkarte zu sein. er hat uns angehalten beim kreuzen und gefragt wo denn die strasse hingehe. ich sagte ihm das nächste ort und er schien erleichtert. die landschaft mach sich auf, wieder felsiger zu werden. auf der rechten seite rote felsen, im hintergrund gletscher (!!) und auf der anderen seite ein grünes tal (hier hat's wasser). wir auf einer krete dazwischen, lassen uns vom schlechten strassengrund durchschütteln.

das matzmobil hält aber durch und wir durchqueren auch wieder mal die talsole auf der linken seite. schnell sind wir nicht unterwegs, sogar unsere staubwolke überhohlt uns heute. nicht schneller als unser schatten, nein sogarl angsamer als unser staub ;-). aber wir haben ja zeit. temporär bin ich mir mal nicht so sicher, ob wir noch auf kurs sind. schon lange keine kilometeranzeige am strassenrand (distanz zu buenos aires) und eine abzwiegung in einen nationalpark hab ich auch nicht gesehen. wir sind in einem der ärmsten kantone des landes. vielleicht können sie es sich her nicht leisten, die strassen zu beschildern, oder sie können die schilder auch für anderes bauen. sie sind hier eh recht fantasievoll im verwenden von verschiedensten baumaterialen vor ort. not macht erfindersch.

es folgt asphalt, das hat sich das matzmobil verdient. heute haben wir wirklich so manchen kilometer gefahren.. wir vernichten ein paar höhenmeter und finden uns im tal von belem wieder. kurz vor dem ort platzieren wir uns an das breite flussbeet und befummeln unsere computer. tagesberichte, immer wieder eindrücklich alles niederzuschreiben. eindrücke zu verarbeiten. dann noch zwei riesensteaks mit salat geniessen und ab ins bett.

hier bei den ruinen werde ich mal nicht von einem krähenden hahn geweckt, (die sind wohl alle auf dem grill gelandet) sondern vom einsamen holzhacker, der wohl den tagesvorrat bereitstellen muss. aber morgens um sechs...? ich lass mich nicht beirren, und schlaf noch ne runde.
aber allzulange hält auch das nicht an, der besucherstromm beginnt ab halb acht zu fliessen. die ersten am schauplatz sind natürlich wir, aber dicht gefolgt vom ford 4x4 pickup club die herangerauscht kommen, und gerade -als ich auf morgentoilette muss- den - noch etwas verschlafenen - señor fragen, wann denn die nächste führung stattfinden würde. ich schnapp nur auf, dass sich die fördler 15 minuten gedulden müssen, aber als ich zum matzmobil zurück gehe, sehe ich die pick ups schon wieder davonpreschen. haben wohl noch programm heute, und müssen unbedingt weiter und noch cafayate, humahuaca und seine freunde besichtigen......

wir lassens gemütlicher angehen, schlürfen unseren kaffe, und sehen zu wie sich der parkplatz langsam aber sicher zu füllen beginnt...nach dem vierten bus wirds uns zuviel, einen letzten grossen schluck, checkliste abgeklappert und wir sind weg der touristization entflohen.
das erste stück zurück zur hauptstrasse rüttelt uns so richtig wach, und alsbald wir die ruta erreichen, beginnt die heutige spanischlektion. dieser geistesblitz muss das rütteln in meinem kleinhirn bewirkt haben, und die gelehrige schülerin machte aufmerksam und gelehrig mit.

währendessen ziehen an uns dörfer, weiler, fruchtbare quebradas und sandlandschaften vorbei, d'schine steuert das matzmobil behutsam durch bachbette und bald sind wir wieder auf einer hochebene wo uns nur büsche, gräser, sträucher und einige viecher etwas fürs auge bieten.....bis wir irgendwo in der ferne einige farbtupfer ausmachen. die spekulationen sind noch im vollen gange als wir, neben caterpillar bagger, lastwagen und einem kran also quasi einem ausgewachsenen sändeler, gasbohrer und oder ölsucher camp, vorbeifahren.
irgendwas muss die erde hier hergeben, und zwar etwas ziemlich rentables, den einige kilometer weiter sticht uns eine tip top instandgestellte landepiste ins auge, inklusive tower, alles umzäunt und zwei privatjets am hangar.........? out in the nowhere....? gold? drogen? menschenhandel? wer weiss, wir auf jeden fall nicht.

nach einem ganzen tag rütteln dann und wann abgelöst durch schütteln, ist dem matzmobil dann doch noch etwas befestigte strasse gegönnt, und diese windet sicht unaufhaltsam der talsohle entgegen, wo wir einem flusslauf folgen, der zwar etwas wasser führt, dieses aber nicht sehr euphorisch sprudelt.
es wäre auch eine staumauer vorhanden, aber im winter fallen die wasservorräte wohl eher gering aus, und wir wagen uns nach dieser mauer ( dammbruch wird wohl nicht zu erwarten sein ) ans ufer des rio belen um unsere nacht, mal wieder unter 1000m hier zu verbringen.

aber bevor wir uns ins bett hauen, hauen wir erst mal unsere zwei, in cafayate erstandenen filetos in die pfanne. schnitz bereitet ein vitaminreiches tomaten gurken salätli, und wir können uns heute mal, mit einer stolzen tagesettappe von doch etwas über 160 km ins bett legen, uns und vorallem dem matzmobil die wohlverdiente ruhe gönnen.

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch