Tagebuch 09. Juli 2005
Argentinien / nach El Carmen - Anfang Quebrada las Flechas


eine gewalts strecke gemacht ;-) qualität geht vor quantität.......
da meine augen schon vor fredels das morgenlicht reinlassen, les ich noch etwas neben meiner liebe und lass ihn erwachen, wenn auch immer seine innere uhr das für richtig hält. hatte glück, es ist nicht nachmittag gewoden ;-). kaffe trinken und die morgenfrische draussen erkunden. kaum draussen durchströmt meine nasenhärchen ein undefinierbarer aber genialer morgengeruch.. wow!! was ist das, irgenwdie bekannt, geliebt und doch so fremd.. da muss fredel dranglauben und es auch reinziehen.. wir kommen nicht drauf was es ist.. aber ich geniess den duft in vollen zügen. auch wird uns bewusst, dass hier nicht allzuviele düfte in der luft liegen, normalerweise, aber heut ist das anders.. ein schönes wachwerden.

das matzmobil wird fahrbereit gemacht und es geht der 40-er entlang weiter das tal runter. ich bin gespannt wo die strasse wirklich durchgeht. laut karte müsste sie wirklich durch das felsenmeer durch.. aber wo?? es zeigt sich bald, dass zwischen einer felsschicht immer mal wieder ein sandtal ist. sieht von vorne aus wie ein grosser kompakter fels, aber es sind schichten über schichten. und so wurde auch ein weg für die strasse und die begleitende stromleitung gefunden. uns fallen mal wieder fast die kiefer runter aber den unglaublichen gebilden die hier einfach so rumstehen und wohl weiter von wind und wetter geformt werden.

wir müssen schon sehr bald wieder anhalten und staunen, fotografieren, die vermeindlichen felsen (sind eigentlich eher lehmgebilde mit steineinschlüssen) anfassen und einfach schauen, dass wir nicht zu viel staub schlucken bei den offenen mäulern. wirklich unglaublich schön. es wird uns beiden sofort klar, dass wir hier nochmals irgenwdo bleiben wollen. wir passieren noch einkleines dorf, es hat übrigens reben hier, scheinen weinbauern zu sein, und schon bald nähert sich die strasse wieder etwas mehr dem fluss. wir nutzen die chance und manövrieren das matzmobil einen canyon runter, zwischen felsen, grünen büschen mit roten blüten, steinen, und kleinen sandabrüchen durch, ans wasser. weg von der strasse, grad in einer flussbiegung. perfekt!! wir könnens kaum glauben, die absolute idylle. höchstens die stromleitungen, die hier auch von der strasse weg gehen, könnten das bild ein klein wenig stören, aber eigentlich gehen die auch unter in der genialen natur um uns rum. ok, wenn es zu regnen beginnen würde, dann wär wohl aufbruch angesagt, befinden wir uns doch in einem flussbett, und es scheint wirklich, dass hier im sommer auch wasser kommt. noch was zum sommer: wir sind eigentlich sehr froh im winter hier zu sein. die sonne wärmt den tag durch genug und das wichtigere: praktisch keine touristen hier. das soll im sommer anscheinend anders sein, so sagt es uns zumindest der reiseführer. also sind wir besser mal wieder azyklisch unterwegs und geniessen die einsamkeit.

so sind wir also hier.. auf der gegenüberliegenden sandbank haben sich saftig gründe büsche und pappeln angesiedelt, neben uns felsen in allen erdenklichen formen. und zwischendurch, ganz klein, das matzmobil und wir. unsere heutige tagesetappe ist nicht länger als ein paar kilometer, aber das hat genügt, uns mit eindrücken zu füllen und eben, hier zu bleiben.

auf so viel glück richte ich grad etwas das matzmobil ein und koche noch "gummel" für einen "gummel-salat", den wir einige zeit später einverleiben. die hängersessel geben uns die gemütlichkeit um unsere bücher fertigzulesen (eva und grusel-buch abgeschlossen, wieder etwas weniger im matzmobill. ja!). ich lass es mir nicht nehmen, etwas zu blüttlä und die sonne reinzuziehen, nicht lange, auch hier scheint sie sehr stark..aber doch etwas das gefühl der sonne auf der haut.. ich liebe es! und hier hin wird sich wohl niemand verirren. oder doch? ein geishirte mit seiner herde auf der anderen uferseite zieht mal vorbei, aber sonst.. die ruhe und einsamkeit!!

der luftverkehr nimmt aber mit der wärmer werdeneden sonne stetig zu. nicht sind es jumbojets oder md11 oder sportflugzeuge (mani matter singt auch grad von so einem.. ;-) , nein.. kleinflugobjekte aller farben und formen. ich werde diverse mal besucht von einer wespenart mit überdimensional langen beinen. sie gibt fast nicht auf, auch wenn ich ihr immer wieder mitteile, dass ich und meine farbige decke keine blume sind. auch zwitschert uns ein vogel ein lied, grad vor uns, in einer selbstverständlichkeit. die bäume mit den roten blüten werden besucht von so kleinen vögeln mit langen schnäbeln die so schnell mit den flügeln schlagen, und eben soooo klein sind, dass sie eher wie insekten aussehen. sie saugen die blütenkelche aus, im flug, versteht sich. bartolomäus ist zum monster mutiert und ist jetzt fett und glänzend, aber immer noch freundlich bei uns auf besuch. gegen abend werden sich auch noch die schwalben vor den felsen eine flugschow bieten und überall summt und zwitschert es.. ein geier nimmt platz im fels und jonatan passt das überhaupt nicht, was er lautstark zu verstehen gibt. wirklich etwas los in der luft heute ;-). wir sind auf jeden fall nicht verblüfft, dass die vögel hier wohl sind. haben die felsen doch überall löcher, perfekt für nester.

nach den genuss des nachmittags mit lesen, feuerholz sammeln und feuerstelle einrichten (fredel), mandala legen für die erd und flussgeister und einfach die sonne geniessen zieht es uns raus, in die prärie.. wir machen uns wanderbereit und gehen dem fluss lang aufwärts. der geissenhirte ist grad in gleicher richtung unterwegs und grüsst uns. und dann, dann stechen wir in ein tal rein.. links und rechts die wildesten felsformationen, ausgewaschene furchen, büsche und sand im tal drin. die kleinen nebenschluchten geben unserem entdeckergeist antrieb. wir krakseln in eine furcht rein um zu merken, dass es irgendwo einfach nicht mehr weitergeht. dies machen wir noch so manche male und immer sind es die stacheligen büsche, die uns irgendwo stoppen. denen scheint es gut zu gefallen in den kleinen canyons. jeder ausflug, weg vom haupttal lohnt aber doch. die formen sind wikrlich unglaublich vielfältig. wir fötelen und filmen was das zeug hält und schreien uns gegenseitig in aller stimmes-stärke "love" zu, um das echo bis weit rein ins felsenmeer zu höhren.

natur pur, ruhe, genuss, entdeckergeist.. ich könnte füddliblut da durchlaufen, fühl mich der natur so nahe!! kaum zu beschreiben. wir merken auch gar nicht, dass wir immer etwas höhe machen. viel zu abgelenkt sind wir durch die kulisse. auf eine sandbank gestalte ich mit meinen spuren noch ein riesen herz und die liebe ist wirklich stark, bin dankbar dass wir das zusammen machen können, so frei sein, so unbeschwert, so eindrucksgeladen! was für eine schöne welt..

irgedwann sind wir auf der strasse oben und gehen diese dann auch zurück. sind wir doch schon geraume zeit unterwegs. wir stauenen nicht schlecht, wie viel höhe wir zu vernichten haben, und auch strecke, bis zu unserem zuhause, dass da, idyllisch am fluss steht, in mitten der büschen, neben den genialen felsen. wir sind durstig und kippen flüssigkeit in uns rein. das abentliche farbenschauspiel geniessen wir draussen in den hängersesseln umspielt von einem genialen feuer. eine flasche wein und einfach nur staunen.

irgendwie, nach so vielen eindrücken, bekommt mir der wein nicht so gut und ich werd fast ein wenig mötzig.. warum wohl? wird mir ein rätsel bleiben. manchal vertrag ich alkohol glaub einfach nicht ;-). wie auch immer, es war zeit ins warme zu flüchten und fredel schmiss die omeleten durch die küche wie ein weltmeister und wir konnten käseomeletten und confige dazu geniessen. etwas essen und sie ist wieder munter ;-).

aber beides miteinander vereint, ist wie das altbekannte "füfer und weggli" sprichwort, welches wir heute ohne schlechtes gewissen auf " zähner u ds tessinerbrötli" ausweiten können........
wir verlassen die dolomitenähnliche aussicht, und tauchen völlig in diese landschaft ein. keine zehn minuten gefahren, sind wir von den kuriosen, bizarren und faszinierenden lehm und sandsteinformationen verschluckt. wir fahren ein, in eine märchenlandschaft, in welcher die fantasie uneingeschränkte höhen flüge vollführen kann. jedenfalls die des beifahrers! ruscheli ist voll konzentriert auf die wellbelchpiste, die uns schier den wohnaufbau abzuschütteln scheint. ganz zu schweigen von unserem lädierten tank, dem wir unterdessen an standplätzen, naturschützender weise einen katheter verpassen.

die strasse bahnt sich einen weg durch die bizarren felsformationen.
wo von der ferne her kein durchkommen schien, findet die piste, ähnlich einem fluss, immer irgendwo eine gasse, ein tal oder eine furt zwischen den miniatur bergformationen, in welchen wir uns nun mittendrin befinden. mein, gestern schon erwähnter klettertrieb wird gleich im keim erstickt. diese vermeintlichen flesformationen sind allesamt adobe bauwerke......heisst, lehm, sand, steine, keinen halt für körpergewicht, geschweige denn einen klemmkeil oder sonstige sicherungs möglichkeiten.
also klettern verdrängen und sich an den tausend verschiedenen formen und farben erfreuen.

ruscheli äugt schon nach jeder kurfe richtung bachbett, ob's da nicht etwa irgendwo zwischen den büschen felsen und steinen eine möglichkeit gäbe runter zufahren. wir müssen auch nicht gross diskutieren, als ein ausgetrockneter flusslauf ans bachbett runter zu führen scheint. schnitz lenkt ein, es holpert e bitz, und kurze zeit später haben wir ein traumplätzli gefunden. direkt am wasser, zwischen den möchtegern felsen, umgeben von gesträuch , idylle und friedlichkeit........... da fällt auch nicht weiter auf, dass dieser ort minimale 7.7 km von unserem letzten übernachtungsplatz entfernt ist. so nah und doch schon wieder eine total andere welt..........

d'schine lässt ihren kreativen geist walten, und das matzmobil innere verwandelt sich in ein innendekoratorisches weltmeister stück. so ganz nebenbei wird da plötzlich noch ein härdöpfel salat der extraklasse serviert, und wir verköstigen uns für die, schon bei der ankunft, angekündigten erkundungs exkursion. aber erst noch ein verdauungs schläfchen, etwas brennholz für den abend sammeln, die cabras=zeigen, die mit ihrem cabron durch s flussbett ziehen beobachten, und die wärmende nachmittags sonne geniessen.

das erste mal sind wir an einem fluss, und das angeln macht mich nicht wirklich an. vielleicht liegt es daran, dass das wasser trüb und dreckig erscheint, und nicht wirklich tief ist. als ausgleich erfreue ich mich dafür daran, eine schöne feuerstelle für den abend einzurichten, währenddessen schnitz ein mandala ornament auf dem sandboden erstellt, welches mit den weissen steinen alle erd- wasser und felsgeister erfreuen muss.

irgendwann raffen wir uns auf, und folgen dem flusslauf entgegen, um in irgendein quebrada=tal abzubiegen und uns in den dortigen formationen, bildern, farben, büschen, steinen und schattenspielen zu verlieren. wir kraxeln um gesteinsbrocken in verzweigte schluchten, umgehen stachelige büsche, rutschen über geröllabsätze fötelen und filmen und finden immer wieder neue köpfe, gesichter und sonstige felsformationen die unsere fantasie beflügeln.
mir scheint dass jeder stein mal von leben erfüllt war, und irgendwann vom sandstein und lehm eingefangen und für ein paar millionen jährchen eingeschlossen wurde, um irgendwann von der erosion dann wieder zum leben freigegeben zu werden.
wie betrunken von eindrücken lassen wir uns weitertreiben, lassen das echo unsere love schreie hundertfach wiederholen, und werden irgendwann von einer schlucht wieder auf die strasse gespuckt.

erst auf dem rückweg der strasse entlang bemerken wir, wie weit wir von immer wieder wechselnden vielfältigkeit und dem entdeckertrieb geleitet wurden, und vorallem wie viel höhe wir auf dieser kleinen wanderung gemacht haben.
auf dem weg zurück, treten wir die wellblech buckel, die unser matzmobil auf der ganzen strecke immer wieder malträtiert haben, mit den füssen zurück. ob's hilft und wir auf der weiteren strecke weniger rumpelpiste haben ist fraglich.....???

nach dieser körperlichen ertüchtigung, richten wirs uns zuhause, um die feuerstelle gemütlich ein, entfachen das trockene holz, entkorken eine flasche wein und lassen das feuer die einschleichende kälte des abends so lange wie möglich abhalten.
irgendwann ist die dunkelheit und kälte aber doch stärker als unser durchhaltevermögen und wir ziehen uns ins matzmobil zurück. hier beginnt ein weiteres kapitel der creperie alfredo, und ich mach mich daran ein paar dieser einfachen köstlichkeiten durch die küche zu werfen. gespickt mit zwieblen und käse sowie einige natur rondellen zum dessert mit erdbeer gonfi findet unser tag in einer omeletten orgie sein ende.
wir begeben uns gesättigt und glücklich ins bett, und lassen uns vom gemurmel des flusses und der stille der nacht in den schlaf wiegen..............

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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