Tagebuch 08. Juli 2005
Argentinien / Nationalpark Los Cardones - nach El Carmen

fliegenfischen im kaktusswald von oasen und kamäleon dolomiten
kaum aufgestranden trieb es mich raus in die morgenkälte..gewisse geschäfte lassen sich hald einfach nicht aufschieben. und was ist das, hier in der morgendämmerung? weisse flugblätter um's matzmobil? ich schnapp sie mir und erfahr darin so manches über's fliegenfischen ;-)?!?! fredel mag sich also nicht errinnern, dass er diese blätter rausgenommen hat.. vielleicht warens ja borgmänchen.. ich hab auf jeden fall meine freude dran, dass auch er mal was vergisst..

es ist wunderschön hier, aber so mitten im nationalpark wollen wir dann doch nicht bleiben. in aller gemütlichkeit packen wir alles zusammen und ich fahr das matzmobil spurgetreu den gleichen weg wieder raus, nicht dass noch andere büsche zu schaden kommen. übrigens, von meinem schrein, und den erdgester gespendeten brötli mit gurke, war die gurke weg.. also irgendwelche kleingetiere müssen hier leben. wir winken unseren kaktuss-freunden allen nochmals zu und wir verabschieden uns von ihnen.

die strasse windet sich ein paar höhenmeter den berg runter um dann wieder ein tal freizugeben.. wow! im hintergrund berge die über 6000 m hoch sind (steht zumindest im reiseführer, die karten hier haben praktisch nie höhenangaben.. ist ja auch nicht so wichtig ob die strase jetzt über 4000 müm geht oder nicht ,-). wir staunen immer wieder, wie verschieden die berge hier geschichtet und strukturiert sind. die höchsten tragen heute sogar eine kleine schneehaube. sieht einfach hammermässig aus. wir fahren also ins tal rein und runter. nochmals zwei velofahrer kreuzen uns, härti siächä, und bald fahren wir durch cachi. ein grösseres dorf, das einfach nur friedlich aussieht. die schulkinder sammeln sich auf dem hauptplatz und einige winken uns zu.

hier hätte man sicher irgendwo ganz gemütlich kaffe trinken können, aber den hatten wir erst kürzlich im matzmobil, also weiter des weges. nur wo ist der weg?? fragen. die erste person weiss nicht wos langgeht (wär etwa wie wenn man in bergdietikon fragt wo's richtung dietikon geht.. kann ja nicht jeder wissen ;-), die nächste zeigts uns dann aber und redet so viel, dass ich dann doch fredel beiziehen muss um alles zu verstehen. es geht wieder auf unbefestigten strassen weiter. das matzmobil muss leiden. die blöden riffel-beläge machen es fertig.. kein tempo ist richtig..

das tal ist recht breit und fruchtbar. sieht fast oasenartig aus. die strasse geht aber dem talrand entlang und das in hunderten von kurven, über stock und stein. dies ist übrigens wieder die nationalroute 40 ;-).. die landschaft ist aber der hammer und wir geniessen die fahrt. die bewohner des oasentals haben überall bewässerungskanäle angelegt und ihre hütten und grundstücke sehen super sauber und gepflegt aus. auch hier gibt es viele verlassene häuser, aber die bewohnten sind wirklich mit liebe erhalten. sogar ein "gräueli", eine graue katze seh ich auf einem gehöf und die luft wird von papgeien durchstreift.. papageien auf dieser höhe, wer hätte das gedacht.

die lanschaft scheint flacher zu werden um weit im hintergrund sehen wir schon bizarre felsen, ganz scharf und spitz sehen sie aus.. (siehe fotos.. schwer zu beschreiben für mich). je näher wir den gebilden kommen, werden sie eindrücklicher und eindrücklicher.. ein platz zum bleiben. und auf einer steinklippe über dem tal finden wir dann auch einen platz für's matzmobil. vorherige abklärungen zu fuss, ob wir auch ins tal reinkommen, zum fluss, haben mir den atem genommen und waren nicht wirklich erfolgversprechend. aber nun ist er gefunden. der perfekte platz, nahe der strasse zwar, aber bei den paar autos nicht wirkich ein problem. ein fantastischer ausblick. zur front: die bizarren felsen mit sandtälern dazwischen, davor das oasen-tal. rechts weitere, niedrigere felsspitzen (wo soll denn da die strasse durch??) und eine farm, deren besitzer noch die geissen eintreiben wird gegen abend. links der blick auf den kreuzweg (das muss hier jedes dorf haben, immer schön mit weissen steinen den berg rauf gekennzeichnet, sieht genial aus) und das dorf el carmen mit der ältesten kirche der gegend. hinter uns weitere berge, etwas sanfter in der form. einfach wirklich wunder wunder schön.

die vielen steine um mich inspieriern mich zu einem farb-verlauf-stein-mandala vor dem matzmbobil und ich sammel auch noch ein paar schöne exemplare zur matzmobil decko. so blumen mit dunklen steinen sieht genial aus. ich werd durch die natur wirklich inspieriert und sehr kreativ.. und ich geniess die ruhe, die aussicht, fredel und das leben! wir hängen uns in unsere sessel, lesen unsere aktuellen bücher und immer muss ich den blick wieder von den buchstaben abwenden um zu checken, ob das wirklichkeit ist um uns rum. immer die aussage: ist das schön hier.. wow, wirklich!

fredel zaubert noch ein zvieri plättli und wir geniessen einfach nur. der nachmittag geht so rasch um und die sonne droht zu verschwinden, was immer mit recht massivem temperatursturz untermalt wird. wir geniessen das erste farbenspiel der abendsonne noch draussen und beobachten das schlussbouquet von drinnen. die struktur und farbe der felsen scheint sich nochmals total zu verändern. gleiche landschaft, tausend gesichter..

wir geniessen zum znacht das menue 1 und fredel lässt sich natürlich sein freitags cicaret nicht nehmen. er schnapt auch noch die kamera und betätigt sich als nachtfotograf. ich wiederum zünde kerzen an, räucherstäbli und lass einfach all die endrücke irgendwie passieren.. und bin einfach mal wieder tief-dankbar, dass wir diese reise machen können.

so schön es hier im kaktus wald war, aber uns ziehts weiter, dem tal engegen. ruscheli am morgen schon frisch genug, unser matzmobil zu manöfrieren, schafft es, zurück zur strasse die genau gleiche spur zu ziehen, und somit dem naturschutz wieder einen grossen gefallen zu erweisen.
die strasse zieht ihre kurfen dem tal entgegen, und schon nach kurzer aufwärmstrecke fahren wir durch cachi. die gemütlichkeit dieses dorfes scheint uns einzuholen, und ehe wir uns versehen sind wir einmal mehr fast ums ganze dorf rum, bis wir bemerken dass dies nicht wirklich unsere schlachtrichtung sein kann. schnitz versucht die routa 40 zu erfragen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. die erste señora meint " no idea " und die nächste scheint extrem erfreut zu sein, dass mal jemand mit ihr spricht, und erklärt uns so ziemlich jede gasse die wir nicht nehmen müssen, redet von abzweigungen und kreuzungen, obwohl wir eigentlich nur umdrehen und geradeaus fahren müssen....... muchos gracias y suerte..

ab hier wird die routa national 40 eher zu einer carreterra=karrenweg. für zwei fahrzeuge zu eng zum kreuzen, wellblech dass unser doggy schier das genick aushängt, aber dafür fast ohne verkehr. ab und zu passieren wir einen bauernhof ganz aus adobelehm gebaut. einfache bauersleute, die hier einen flecken land bewirtschaften, der sicher nicht zu den schlechtesten des landes gehört.
dass flussbett, fast einen kilometer breit, führt genügend wasser um etwas vom kühlen nass abzuzweigen, und die felder zu bewässern. was zwar harte arbeit zu sein scheint, aber schlussendlich den - so scheint es - selbstversorgern zu fruchtbaren feldern verhelfen.

die piste hält sich schön an die hügelsohlen, was sich dann in tausende von kurfen auswirkt. in anderen ländern wäre schon lange im bachbett eine gerade linie durchgezogen worden, aber hier machts keinen sinn, da erstens die verkehrsdichte minimal ist, und zweitens zwei stunden füher oder meistens eben später eh keine rolle spielen. wir geben uns also den strassenbegebenheiten hin, fahren manchmal in richtungen die eigentlich gar nicht stimmen. aber nach zwei drei hügelketten sind wir wieder auf kurs.

irgendwo begrüsst uns eine ortstafel mit der information, dass hier die älteste kirche der gegend steht. das dorf selber besteht aus einigen wenigen häusern, und natürlich einem kreuzweg, welche wir in dieser gegend nun bei jedem dorf gesehen haben. diese wege sind mit weissen steinen markiert, führen meist auf einen hügel zu einem weissen kreuz, und sind von weither zu sehen. auf dem hügel hat man die übersicht übers ganze dorf.
wir sichern uns gleich nach dem dorf ein übernachtungsplätzli, von welchem wir ebenfalls eine sensationelle übersicht haben. und zwar über dorf, kreuzweg, flussbett bis rüber zu den dolomitenähnlichen gebrigszügen, die noch im verlauf des heutigen tages ihre farben, ähnlich einem kamäleon wechseln werden.

mein, schon längere zeit ruhender klettertrieb erwacht plötzlich wieder, und ich beginne mir schon auszumalen, wie es wäre an diesen bizarren felsformationen die wildesten verrenkungen zu vollbringen. aber noch sind wir nicht nahe genug daran, und im moment schreit eher der magen nach arbeit als irgendwelche arm- und beinmuskeln. also besser ein zvierei plättli mit cräckers und käse vorbereiten, das wir dann vor dieser herrlichen rundumkulisse geniessen können.

nun beginnt einmal mehr das farben schauspiel. mit dem sonnen untergang zeichnen sich ganz neue felsformationen die eigentlich nur von schatten geformt , aber umso eindrücklicher scheinen. die farben wechseln von gelb zu orange bis rot , und scheinen jede sekunde ein neues bild abzugeben. schnell wirds kälter, dunkelt ein, und verbannt uns zum znacht in unser wohliges heim.
nach dem essen zelebriere ich den freitag mit einem fetten zigarillo, mache ein paar probenacht aufnahmen, und fühle mich einen moment lang fast dem mond den sternen und dem universum näher als dieser erde...........

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