Tagebuch 24. Juni 2005
Argentinien / in der Quebrada de Humahuaca (irgendwo vor Humahuaca) - Pass vor/nach Iruya

es schläft sich gut.. auf 4'000 m hohen abwegen
ich hab also gut geschlafen auf fast 3000 meter.. sehr gut! die morgensonne taucht die umgebung in leuchtende farben und ich versuch mal wieder das auf fotos festzuhalten.. na ja.. aber schön wars auf jeden fall!! unsere gasheizung, die einzige heizung, die auf diesen höhen noch geht (diesel funktioniert nicht mehr..) zeigt per roter lampe, dass ihr irgendwas nicht passt. nur was. geheizt hat sie.. merkwürdig. neben fredels kaffe koch ich mir noch etwas tee und press mir noch einen saft. mmm... fredel wälzt noch die gebrauchsanweisungen. keine angaben bis wie hoch die dieselheizung geht, keine angaben was das kleine rote lämpli der gasheizung uns sagen will. also besser matzmobil fahrfertig machen und los.

wir haben beschlossen in humahuaca halt zu machen. gesagt getan. da sind wir aber ganz und gar nicht die einzigen ;-) reisebus an reisebus, und irgendwo dazwischen parkieren wir das matzmobil. fredel hängt sich salopp unseren müllsach um und wir gehen los. einen container zu finden ist gar nicht so einfach. container existieren eh nicht, nur solche hochgelagerten ablagen.. und wir finden eine.. es ist schon bald wieder mittag und wir haben gelernt. besser noch alles besorgen was wir brauchen vor 13.00. also rein in die nächste panaderia und in die übernächste auch noch. kein chörnlipickerbrot.. wir nehmen also weissbrot.

jetzt kanns losgehen. einfach tourist sein. im reiseführer haben wir gelesen, dass um 12.00 ein heiliger aus einem turm kommt und alle segnet (einer aus holz). es steht da auch, dass es nicht immer ganz pünktlich passiert. wir merken aber eh gut, das der event bald stattfinden muss. pilgern doch ALLE touristen auf den platz zu und installieren sich. jeder möchte sich höher plazieren und die alten leute machen fast unfälle, nur um dann den fotoaparat sicher rechtzeitig gezückt zu haben. wir sind dezent im hintergund und beobachten das treiben und lachen nicht schlecht. überall strassenhändler, die den leuten hüte und schmuck andrehen (erfolgreich, läuft doch nachher fast die halbe stadt mit den neuen hüten rum ;-). als der heilige dann rauskommt wirds aber doch schlagartig still und irgenwie grad anders. hätt ich nicht erwartet. aber es war grad eine erfurcht in der luft. wir liessen es uns aber doch nicht nehmen, all die leute, die das ganze nur durch die linse sehen konnten durch unsere linse festzuhalten ;-).

nach so viel trubel machen wir uns beide den gleichen gedanken. wenn jemand etwas in den fahrzeugen klauen möchten, dann wäre 12.00 sicher der perfekte augenblick. wir checken also das matzmobil und es steht da, zwischen den grossen, unversehrt. so können wir auch schon die ersten einkäufe einräumen und schlendern dann durch das dorf, den markt und geniessen die sonne. und endlich finden wir eine beiz mit stühlen draussen. sind zwar nur vier, aber mehr als zwei brauchen wir ja nun wirklich nicht. so sitzen wir da also und geniessen. fredel rückt noch rasch aus um post einzuwerfen und 2 stück supergutes fleisch zu erstehen. beim rückweg zum matzmobil kommen wir nicht an einer alten dame vorbei, die uns noch 4 empanadas verkauft.

dann wollen wir aber definitiv wieder raus in die wildniss. los gehts richtung iruya. ein dorf, etwa 50 km weg von der hauptstrasse. gemäss führer aber ein lohnenswerter "drive". wir haben ja zeit, also fahren wir los. es geht schnell bergann. wir sind ja schon auf 3000 meter und das matzmobil windet sich kurve um kurve, durch bachbeete und geröllhalden rauf auf sage und schreibe 4000 müm!! o.k. gemäss unserem navy sind's nur 3960, aber wir glauben da doch lieber mal den argentinier, die den pass mit 4000 bezeichnet haben ;-). auf der erlebnisreichen fahrt sehen wir kleine dörfer, esel, leute in traditionellen kleidern (sehr farbig - indio mässig) und viel natur. im hintergrund prangern so rot-rosa berge über alles. die sehen so leichtgeschwungen aus, man würde ihnen nicht geben, dass sie sicher 5000 hoch sein müssen. eine geniale landschaft. einmal kreuzt uns noch ein altes auto, mit einem abstehenden, schrägen rad. ich zeig ihm per zeichensprache das problem und er lacht nur und meint: no problemo. o.k.... und das auf diesen holperdi-polter strassen!! gibts ja nicht ;-). wir grinsen und fahren weiter.

auf der pass höhe machen wir kurz pause um die gegend zu betrachten. umwerfend. die weichgewellten berge haben einschnitte, die wohl das wasser reingefressen hat (im moment ist alles furztrocken..). so hat es also diese kleinen, eingefressenen täler, die sich dann summieren und grosse abbrüche zu einem grossen tal formen. wir werden später durch das grosse tal fahren und immer wieder in die kleineren seitenschluchten schauen können. imposant. und wieder in allen farben. aber zuerst gehts runter in serpentinenstrassen, hin und her und runter und runter. unten, im ersten kleinen dorf angekommen ist da ein anhalter, den wir nicht mitnehmen und ich mir noch lange ein gewissen mach. aber wir haben vorne einfach nur platz für 2 und bei dieser imposanten kulisse hintenreinsitzen.. wär wirklich schade. ich werde das projekt - einen platz mehr vorne - mal noch konstruieren ;-). will ich mir doch nicht immer ein schlechtes gewissen machen. und jemanden alleine hintenrein lassen währ bei unseren vielen "wertsachen" schon grad etwas zu gewagt. mal schauen.

wir fahren also das tal runter und können uns nicht vorstellen, das hier irgenwo noch ein grösseres dorf sein soll. an den seiten der schlucht hat es ab und zu ein paar bewohnte häuser, sonst alles am verlottern. von was leben die leute hier wohl? auch schauen wir uns schon mal nach einem schlafplätzli um. das ist aber eher schwierig, weil schräg oder unzugänglich. also fahren und fahren wir, staunen, geniessen und sind viel, viel später im dorf iruya. tatsächlich ein grösseres dorf, in einen hang gebettet. keine strasse geht hier weiter. unglaublich und schön. wir können grad knapp auf dem platz vor der kirche wenden, die gassen sind eher für fussgänger oder smart's.. parkplätze: weit gefehlt. standplatz: weit gefehlt.. (den .... municipal, den wir zuerst als öffentlichen platz oder so verstanden haben, entpuppte sich als öffentlicher schlachthof ;-) es bleibt uns also nichts anderes übrig, als wieder zurück zu fahren. aber eine solch schöne strecke machen wir noch so gerne 2x. es gibt immer wieder etwas zu sehen und entdecken. eine wilde schlucht! in der abendsonne nicht minder eindrücklich.

auch von dieser richtung finden wir im tal unten nichts wo man einigermassen grad stehen kann.. wir machen uns also schon gefasst, auf dem schönen pass, auf 4000 (oder 3960) zu schlafen. das matzmobil ist heute wirklich gefordert und gibt alles!! kraftvoll schnaubt es den berg wieder hoch, ohne zu motzen! genial unser gefährt!! die strasse ist wirklich nicht überall so gut, aber kein problem für uns drei.. ich frag fredel ab und zu wieviele höhen-schmetterlinge wir noch zu erklimmen haben und es geht gar nicht mehr so lange und wir stehen oben. superwagrecht, wie selten, stehen wir also auf 4000 meter und haben einen rundblick der meisterklasse!! genuss pur. fredels erste beschäftigung ist eher unangenehm, muss er doch die gasflaschen-halterung flicken. die hat das heutige holperdiepolter nicht überlebt. ich präparier schon mal etwas das znacht. heute lassen wir es uns gut gehen. repollo salat, bratkartoffeln und fleisch.. wow!!

dann ziehts mich etwas weiter rauf auf einen superflachen stein und ich bin einfach nur dankbar, hier zu sein.. wunder wunder schön!! und die absolute ruhe!! einfach nur natur und wir.. so gefällt es mir sehr sehr gut.. den eigenen atmen, der eher etwas schwer ist, hier oben, ist das einige geräusch.. fredel kommt auch noch dazu, hat er doch schon alles erledigt und zusammen verkriechen wir uns nach sonnenuntergang ins matzmobil. bucheli dreht fast durch.. den druckabfall interpretiert er als super-regen-front ;-). die temperaturen gehen aber wirklich rasch zurück.. fredel gönnt sich noch das freitags zigarret und ich fang an zu kochen. mhhhhh!!

so zur verdauung les ich noch etwas über höhenkrankheit vor ;-). sollte man also pro tag nur 300 meter machen.. na ja.. mal schauen wie wir heute schlafen. letzte "brünzli" aktion draussen bringt grad nochmals das totale staunen!! so einen sternenhimmel hab ich noch nie gesehen. war ich ja schon häufig draussen am schlafen und hab viele geniale nachthimmel genossen.. aber das hier.. wow!! milliarden von kleinen, grösseren lichtern, staubwolken.. einfach unglaublich!! schade ist es so kalt.. wäre gerne draussen geblieben. mir blieb nichts anderes übrig, als aus dem bett den fensterausschnitt zu bewundern. zwar nur ein teil des ganzen, aber immerhin! bin wiederum dankbar, haben wir das dachfenster über dem bett eingebaut (wir - papi und fredel natürlich. wer sonst ;-).

ehrlich gesagt schlaf ich die erste nachthälfte eher schlecht (kopfdruck), in der zweiten, als noch wind dazukam umso besser.

einen kaffe nach aufstehen sowie gebrauchsanweisung der alde gasheizung als morgenlektüre verlassen wir dieses gemütliche plätzli, um uns so ne richtige touristenfalle anzusehen.
15 km weiter zweigt die strasse ins dorf humahuaca ab. direkt an der gabelung steht auch gleich das tourist office, belagert von zehn fünfzehn jungen leuten. einer springt wild fuchtelnd todesmutig auf die strasse direkt vors matzmobil. ich kurble die scheibe runter, und er labbert mir einen willkommensgruss von humahuaca vor, gespickt mit historischen daten und sehenswürdigkeiten. ich höre mir das ganze eine zeitlang an, bis der hijo kurz mal luft nehmen muss. ich bedanke mich für die ausführungen, versichere ihm, dass wenn wir dann etwas nicht finden würden, auf jeden fall zu ihm zurückkehren werden, hasta la vista y suerte................

wir fahren ins dorf ein, wohlverstanden mal vor ein uhr, da gemäss führer um zwölf eine heiligen statue aus einem türchen alle anwesenden segnen soll. dieses spektakel wollen wir uns ja nicht entgehen lassen. aber erst mal müssen wir einen parkplatz finden, was sich gar nicht so einfach gestaltet, da schon jene vollbeladenen touri busse eingefahren sind. irgendwo zwischen sechs solchen 60 plätzern finden wir dann auch eine parklücke und gesellen uns zu den grossen brüdern.

das dorf erkunden wir ausgerüstet mit müllsack, was hier gar nicht gross auffällt, da eh jeder irgendeinen küder- oder plastiksack bei sich trägt. drei schritte vom matzmobil entfernt, treffen wir schon wieder einen amigo, der uns gleich fragt woher wir sind. in solchen fällen ist europa schon mal gar nicht so schlecht. zweite frage, seit ihr das erste mal in humahuaca. antwort natürlich nicht, wir kennen das dorf und seine shenswürdigkeiten schon so gut, dass wir quasi als locals bezeichnet werden können. und wieder hasta la vista y suerte...........

bald entledigen wir uns des gepäcks, und steuern in die erstbeste panaderia. erst mal schauen, eine zweite inspizieren, und mit brot beladen auf weitere erkundungstour.
uns ziehts vorbei an artesanal=handwerk souvenier tiendas=läden auf den hauptplatz, wos schon recht geschäftig zu und her geht. die fliegenden händler verkaufen alle dasselbe, die fliegenden touristen kaufen alle dasselbe, so funktioniert die toutismus industrie. komischerweise bietet uns keiner etwas an.....? vielleicht liegt es daran, dass wir das durchschnittsalter drastisch nach unten reissen, und die pensionäre leichtere opfer sorry kunden sind als wir.
viertel vor zwölf, eine leichte unruhe breitet sich auf dem platz aus. jeder versucht den besten platz mit der besten aussicht auf das hölzerne tor welches sich bald öffnen soll zu kriegen, und koste es den einen oder anderen knochenbruch vom besteigen einer banklehne oder eines mäuerchens.......

wir geniessen eher das schauspiel der anwesenden als jenes der heiligen holzfigur, und haben wahrlich viel zu lachen. bis uns plötzlich gedanken im kopf rumschwirren die weniger zum lachen sind. beide denken dass diese zeit perfekt wäre die car's oder gar das matzmobil auszuräumen...... also zurück zum parkplatz, wo alles in bester ordnung ist, kurz die einkäufe verstauen, und nochmal ins getümmel. dieses hat sich jedoch langsam verzogen, da nun jede gruppe von ihren, an ihren lautstarken stimmen zu erkennenden reiseleitern in eines der zahlreichen restaurants verfrachtet wurde, wo nun bei empanadas, carne und folklore die salbung von vorhin zelebriert wird.

wir zelebrieren ebenfalls, aber in einem kleinen kaffe im freien. ich schleich mich mal noch davon, um zwei beafs zu erstehen. erstaunlicherweise, oder nicht, günstiger als der cortado und schines jugo de naranja........ humahuaca, gesehen, genossen und abgehakt, nicht ohne jedoch der marktfrau am weg zu unserem parkplatz noch vier empanadas als zwischenverpflegung abgekauft zu haben.

in nullkommadreimalnichts sind wir dreissig kilometer weiter, wieder an einer abzweigung, diesmal richtung eines dorfes, welches - wie sich dann bei der ankunft herausstellt - eher das gegenteil von einer touristisch erschlossenen gut vermarkteten hochburg ist. aber bevor wir das realisieren, fährt uns das matzmobil über staubstrecke vorbei an semi verlassenen pueblos, durch quebradas = 1.schlucht 2. bach 3. pass in etwa dieser reihenfolge.
einmal mehr zieht uns die fahrt durch diese landschaft in ihren bann. gewaltig, grossartig, einmalig unbeschreiblich, unsere augen können sich kaum erholen. beinahe wie diejenigen der pueblo bewohner, an denen wir vorbeifahren und freundlich winken, und diese vor lauter staunen manchmal keine hand rühren können.

nach etwa der hälfte der strecke, verschlägts uns schier den atem, im wahrste sinne des wortes. wir erreichen 4000m! geniessen die aussicht, sehen die serpentinen welche uns sicher die nächste stunde in einen canyon führen werden. unten angekommen, halten wir bereits ausschau nach einem schlafplätzli. dieses unterfangen erweist sich dann jedoch schwieriger als gedacht, da im flussbett das gefälle doch recht gross ist.
auch die hoffnung, im dorf, welches übrigens ein sackgassendorf ist, wird spätestens beim knapp bemessenen wendeplatz vor der kirche zerschlagen. die häuser sind alle irgendwie an den hang geklebt, und die einzige plane stelle ist der obligate fussballplatz der nicht befahren werden kann.

uns machts nichts aus, und wir fahren die strecke zurück, geniessen die aussicht nun verkehrt, und halten von dieser seite ausschau. vielleicht haben wir ja irgendwo eine ebene fläche verpasst..?
wir halten also aussicht bis wir wieder auf dem passe sind. aber hier ists einfach perfekt. also installieren wir uns, erkunden gemächlich die umgebung, um auf keinen fall etwa ein lungen oder sogar hirnödem einzufangen.
erst jetzt bemerken wir, dass die gasflaschenhalterung die wellblechstrecke nicht so mega cool fand, und die zurrgurten von den ganzen vibrationen durchgescheuert sind. reparatur auf 4000m höhe, gaaaaanz behutsam, keine hektik entwickeln, und immer schön geschmeidig bleiben. das kommt mir doch sehr entgegen.

nach einem sonnenuntergang schauspiel, welches die farben der umliegenden "hügelketten" (ca 4'500 - 5'500m hoch) nochmal so richtig zum ausdruck bringt, gelüstet uns nach einem richtigen z'nacht. wir hauen bratkartoffeln und die beiden beafs in die pfanne, schnitz zaubert noch einen repollo salat, und wir schlemmen was die lebensmittel hergeben.
danach schmeckt mein freitagszigaret doch nochmal besser, und als ich mich von meinem raucherstein erhebe wird mir sogar ein wenig schwindlig, ohne dass irgendwas im zigaret eingerollt gewesen wäre ganz ehrlich!

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



info@matzmobil.ch