Tagebuch 03. Mai 2005
Grande Francia / Afrika - Marokko - Casablanca


casablanca downtown der muezin ruft
am morgen früh treibts mich zu einem sondierungsausflug an die frische luft.. und.. wir fahren!!! die stadt ist jetzt näher.. es geht was, wer hätte das gedacht.. also stürm ich ins zimmer und wecke mein schlafendes etwas und schlepp in zum kaffee, dann auf die brücke. wir erleben das erste mal live eine hafeneinfahrt.. mal nicht am schlafen, wir zwei beide.. juppiii.. wir sind gespannt und mit foto und filmkamera bewaffnet.. filmen wird nichts.. sind die batterien nicht geladen.. so wie auch fredels antrieb noch nicht wirklich.. er lässt sich nur mit rufen und gestikulieren der halben mannschaft von seinem aussichtspunkt, der eben grad im sichtwinkel des lotsen ist, vertreiben.. wir treiben in den hafen, langsam und gemächlich. das riesen schiff, in den kleinen hafen rein.. dann noch eine 180° wende mitten drin.. es gibt also wirklich was zu sehen und zu staunen. neben uns eine riesen zementfabric, die bepudert dasteht und von tausenden von möven belagert wird.. sieht irgendwie ganz speziell aus.. überall staub und lärm.. der militärhafen ist auch grad um die ecke und wir sehen das exportgut von marokko: holz.. muss es wohl sein.. sonst ist nicht viel zu sehen aussert ein paar container, einer fabric für cerealien (körnli, die die tauben lieben.. so wies aussieht).

das schiff schwebt langsam ans dock und es werden dünne drahtseile mit runden ringen am ende an land geworfen, diese haben dann die fetten taue im schleppzug. das ganze wird mit einem überdimensionalen, prähistorischen smartänlichen wagen gezogen und von hand festgemacht.. der jon waine mit langem mantel gibt alles! lustige gestalten warten da am dock.. was die wohl alle wollen.. die einen sauber rausgeputzt, andere mit suwa-flipflop und eben solche mit mänteln und sonstigen komischen uniformen.. na ja.. irgendwann sind wir festgemacht und die heckklappe wird runtergelassen. ein eindrückliches schauspiel! wir sind jetzt also verbunden mit casablanca.. das nutzen schon die ersten gestalten und kommen richtung schiff'sbauch.. die einen werden eingelassen, andere nicht.. jeder wirft mit den armen um sich und ein hin und her und drunter und drüber beginnt.. irgendein sinnvolles vorgehen ist, zumindest für uns, nicht ersichtlich.. aber die wissen wohl was sie tun (wissen sie das???).

wir machen uns bereit für den landgang und als erstes rät uns ein philipino "highly" ab von dem unterfangen.. sind wir doch in einem fremden land und überhaupt.. wir 8 touris lassen uns aber nicht abbringen und werden von einem marokaner mit irgendwelchen zetteln (we are from sweeden.. you know?!) ausgestattet.. unser ticket für raus aus dem hafen und hoffentlich auch wieder zurück. dann ein hin und her, ob uns jetzt ein taxi bis zum hafenausgang bringen muss oder nicht, oder doch, nein auf keinen fall.. also wandern wir - war eh unser vorschlag.. wiso nicht gleich! uns kreuzen diverse pinkgestrichene, alte lastwagen mit luftfilter extern.. wär für uns vielleicht die lösung.. so würden wir beim fahren erkennen, wenn wir ein extralight auf dem ansaugstutzen hätten :-)).

schon bald verlassen wir das hafengelände und fredel und ich wandern richtung riesenmoschee. die haben wir schon vom schiff aus gesehen und die soll erkundet werden.. die strecke dorthin ist gar nicht so kurz wies den anschein machte, von so weit draussen. das bauwerk ist gewaltig, ein riesen turm mit verzierungen, riesen tore und gebäude drum rum.. der hammer. wir sitzten vor der moschee auf dem riesen platz und staunen. vorbei gehen ein paar schulkinder. die kleinen mädchen lächeln uns supersüss an und sagen "ponschur".. wir grüssen zurück und sie ziehen weiter. die jungs fragen dann lieber grad nach hartwaren, bonbon? stylo? dann ertönt der muezin, oder vielleicht auch nur ein band, durch imense lautsprecher und ruft zum mittagsgebet.. ich hätte stunden zuhöhren können, ging aber leider nur eine minute.. schade!

uns treibts weiter, irgenwo durch casablanca durch, die gassen werden enger, das durcheinander grösser. überall wird irgendwas und alles dargeboten. ikea im kleinstformat, erdbeeren in grossauslage, velohändler mit schrottsortiment, schweiss-buden.. jeder verkauft irgendwas.. einen alten mann sehen wir noch ein rinderkinder-bein im wasser baden.. für was? das wissen wir nicht, wird aber sicher für was gut sein.. wir staunen und geniessen. die leute sind freundlich und fredel hätte wohl grad bei der dorfjugend bleiben können, hat er doch einen ball gefasst, der sonst irgendwo im markt veschwunden wär.. die jungs haben ihm zugejubelt.. wie einem fussballstar oder so..

irgendwo, mitten in den einheimischen - touristen hatten wir im gewimmel noch nicht gesehen - treffen wir brüggers wieder. was für ein zufall! wir schlendern zu viert weiter und finden in einer nebengasse ein geniales kaffe. eine richtige oase! marianne ist mir ja eh schon sympatisch, aber sie wirds noch mehr.. findet sie doch auf der karte noch glace und wir schlemmen was das zeug hält. fredel gönnt sich einen typischen marokanischen minzentee, der den ganzen innenhofe lecker nach minze riechen lässt. da sind blätter drin für gut, und süss ist der tee auch.. ich kenn das schon von einem früheren besuch in diesem land.. hätte wetten können das fredel das gerne mag. nach dem gemütlichen intermezzo gehts weiter richtung hafen. hier treffen wir dann noch auf die richtige touristen-meile, wo fredel einen uhrenverkäufer einfach nicht mehr losbringt.. bis ich eingreife.

zurück auf der grande francia muss ich mich von den vielen eindrücken erhohlen und schlaf grad mal eine stunde tief. danach pflanz ich mich nochmal auf deck und les noch etwas, geniess den sonnenuntergang und lass das gesehene nochmal revue passieren.. casablanca hat mir gefallen.

nachdem wir nun schon eine geraume zeit an bord sind, dürfen wir doch noch erleben, wie es sich ansieht, wenn man live in einen frachter hafen einläuft. wir stehen alle auf der brücke, und haben das gefühl da geht gar nichts vorwärts. wir bewegen uns im schildkrötentempo ( dies ist die richtige bezeichnung wenn man sich langsam auf dem wasser bewegt ) richtung hafen von casa blanca. vorbei an fischerböötchen, welche so klein aussehen, als würden sie von einer einzigen toilettenspülung von unserem riesenfrachter, gefüllt und versenkt werden.
gegnüber von unserem anlege platz reihen sich die marokanischen seepolizeiboote und kähne auf, und vor der stadt an der mole thront die moschee welche von hier einer grossen kirche gleicht.

kurz nach dem frühstück sind wir vertäut, und unsere ladefläche ist bereits geöffnet, aber es wird weder ein- noch ausgeladen, und von der brücke aus - seriös gezählt - sitzen stehen und lungern an die 50 männer unten am kai rum. was die alle da wollen, ist uns rätselhaft. ab und zu lässt sich einer blicken, der extrem zollmässig angezogen ist, aber auch diese verbreiten keine grosse hektik.
kurz darauf sind alle pax beim second off unten um uns abzumelden. dieser versucht uns einmal mehr beizubringen, dass er highly recommend, nicht nach casa blanca zu gehen. wir haben uns jedoch mit brüggers zusammengeschlossen, haben john und irene im schlepptau und die gündlischwander ihrem schicksal überlassen. mit einer - etwa halbe postkartengrossen - stempelkopie, welche uns als tagespass mit der kopie von unseren pässen dient, machen wir uns zu fuss auf den weg.
zu fuss, weil taxi gibts nur für stadtrundfahrten, und nicht für die 3km aus dem hafengelände raus.

wir machen uns also auf, die stadt zu erobern. schon am hafenausgang wird uns etwas mulmig, da der chef de securité eigentlich alles und jeden passieren lässt, ausser uns.
un petit peux parlez francais und auf die frage ob wir als schweizer auch flämisch sprechen, sage ich nein aber suisse allemand.....das findet er jetzt richtig lustig, und wir dürfen passieren.

ruscheli und ich marschieren erstmal zur moschee, welche schon vom schiff aus recht eindrücklich aussieht. auf dem weg dorthin, sehe ich enet der strasse eine terasse mit alten rostigen kanonen, und einem torbogen wo etwas wie cafe angeschrieben ist......
diese oase soll aber erst später in unseren stadtbummel eingebaut werden.
bei der moschee, oder besser gesagt beim gebetsplatz angekommen, offenbart dieses gigantische bauwerk erst richtig seine architektonische raffinesse und die versteckten details. wir verweilen eine geraume zeit auf dem grossen platz, werden von allen schulkindern extrem freundlich auf französich begrüsst, also freundlich eher von den mädchen, die jungs sind da schon eher forsch, und fragen gleich tu me donne un bonbon ou un stylo ? schon witzig dieser unterschied schon bei den kleinsten. wir ruhen uns noch etwas auf dem platz aus, bis uns der muezin aus den gewaltigen lautsprechern entgegenruft, und wir daran erinnert werden, dass wir eigentlich noch ein paar schritte tun könnten.

kurze zeit darauf sind wir bereits in einer anderen welt. direkt hinter der prächtigen moschee, sind die hütten am verfallen, die strassen voller unrat, und das menschentreiben nimmt mit jeder gabelung zu, und die breite der gässchen ab.
ehe wir genau wissen wo was wer und wieso, stehen wir mitten im leben von den marokkanern, im strassenmarkt, wo's nun wirklich alles zu kaufen gibt, jeder hat sein business, in einer winzigen garage aufgebaut. ob es nun eine metzgerei ist, wo die kuhbeine gleich nebendran auf der strasse ausgekocht werden, oder eine velowekstatt, welche bei uns als alteisenhandel durchginge bis zum elektrowarengeschäft, wo man kabel - wenn man mehr als 2m braucht - wohl zusammendrehen muss weils keine klemmen gibt......alles ist zu haben.

wie kanns anders sein, mitten im gewimmel treffen wir hene und marianne wieder, und wir schlendern ein stückweit zusammen durch die gassen. wir haben uns viel zu erzählen, und ich entdecke das caféschild, welches mir am anfang des stadtbummels schon ins auge gestochen ist, wieder. diesmal von der stadtinnenseite, wir treten ein, und es ist wie schon gesagt eine kleine oase.......ein friedlicher ort im gewimmel von leuten gerüchen und lärm, eine oase des friedens der ruhe und gemütlichkeit.
da wir mal wieder keines oder das falsche geld dabeihaben, pumpen wir einmal mehr brüggers an ( wartet nur wir revanchieren uns schon noch ) ich gönne mir einen marokanischen münzenthe, während alle drei anderen sich ein gläcu einverleiben.

nach dieser köstlichkeit begeben wir uns langsam aber sicher wieder richtung hafen, und streifen bei dieser gelegenheit noch die wirkliche touristenmeile, wo man mit den einheimischen auch mal noch deutsch sprechen könnte, und uhren welche eigentlich 300€ wert haben für lächerliche 50 $ zu haben wären. wir sind froh dieser tourifalle entkommen zu sein, die wahren gassen gesehen zu haben.......

brüggers müssen irgendwie noch 30 dirham
- muhammad weiss wieviel das sein mag - loswerden, und erstehen eine ananas, welche d'schine ein wenig neidisch macht, aber mehr dazu morgen........
zurück auf der grande francia sind alle froh, dass wir ohne ausgeraubt gekidnappt oder sonst irgendwelchen zwischenfällen wieder heil an bord sind.
wir verbringen die restliche zeit bis zum znacht mit ausruhen. haben wir doch seit tagen mal wieder etwas mehr als hundert schritte gemacht, ein mittagessen ausgelassen, und sind dementsprechend erschöpft, ausgehungert und abgekämpft.

xt Te

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