Tagebuch 01. Mai 2005
Grande Francia / Afrika - Casablanca auf See


tag der arbeit.. das wird wörtlich genommen hier!! stau vor casablanca.. stop over vor dem weissen haus
während der nacht hatten wir die zeit erneut eine stunde zurückschrauben müssen.. was uns untypischweise zu einem frühstück verhalf.. wir sind tatsächlich ortszeit 08.00 aufgestanden. ungläubige blicke im zmorgensaal.. mein geburtstagskuchen trauma veranlässt mich zum erneuten kuchenessen.. schon am morgen früh.. warscheindlich werd ich jetzt diese mangelerscheinung so ausleben müssen :-)

so früh schon plaudern und referieren und dann auf deck das selbe tun. nur sind wir heute nicht nur passagiere da oben.. nein, ein reges treiben um das rettungsboot steuerbord (tönt professionel, nicht?!? das wissen wurde von heinz, hennä, wiederbelebt und ich musste fredel trotzdem grad wieder fragen :-).. es arbeiten von 6 arbeitern so einige und der captain und seine jüngerschaft schaut zu und gibt kommentare.. der cheffe könnte eh nur noch als rettungsboot atrappe hinhalten.. mit seinem dicken bauch ist er sicher nicht in der lage etwelche köperliche arbeiten auszuführen. so stützt er sich doch besser gegen das geländer und gibt anweisungen. auch der eine welsche (passagier) ist an der front dabei und weiss wohl genau was zu machen ist. beide genfer (er und seine frau), sehen nicht sehr freundlich aus und grüssen einem nur seeehr selten. immer einen bösen blick drauf, und eine gesichtsmimik die einem angst macht.. sie werden wohl schon nicht grad herr devil und his wife sein.. aber so ganz sicher bin ich da trotzdem nicht.. vielleicht ist er ja der grimaldi höchstpersönlich, verkleidet als genfer segler oder so.. oder er hat grad die nächste etappe des americas cup gewonnen und redet nicht mehr mit allen.. wer weiss.. wir nicht.. segler könnte er aber schon sein.. so rein outfit technisch.. und chef der welt rein gehabe-technisch auch :-)

wir schauen also auch etwas dem treiben zu. unser schiff steht still, rundherum noch etwa 15 andere.. es ist erster mai und im hafen von casablanca wird nicht gearbeitet (im gegensatz zu der grande francia, heute scheint wirklich JEDER im einsatz zu sein.. schliesslich hat ja der oberboss zeit zum konrollieren, muss nicht in seinem steuersessel sitzen).. also heisst es vor anker gehen. könnte mir vorstellen der stau löst sich nicht so schnell auf und wir werden sicher zeit verlieren.. aber von eben dieser haben wir ja zur genüge.. also überhaupt kein problem.. wenn's so schön ruhig ist, geh ich dann lieber unter deck und töggele noch etwas in den compi und reinige mal die kabine (sie hats nötig..) fredel bleibt oben und schaut nach dem rechten, findet vielleicht noch ein paar rätselhafte zeichen auf dem schiff.. vielleicht waren die ausserirdischen hier?? hallooo höhrt ihr mich?? seit ihr da??

mittag ist schnell hinter dem bildschirm. mittagessen der meisterklasse.. etwa 6 platten mit antipasti.. mmmhhh.. heut hat der koch wirklich alles gegeben. danach noch selber gemachte ravioli und fleisch hätte man auch noch haben können und zu guter letzt: clace!! schoggigeschmack für gut!! fast schwarze kugeln zeigten sich rasch auf meinem teller.. noch rascher verschwunden in meinem bauch und die nachfrage nach mehr nicht ausgeschlagen, darauf den bauch umso voller geschlagen. :-) irgendwann hatte der captain wohl angst, dass das ganze eis in meinem maul verschwindet und er gibt dem stuwart ein unmissverständliches zeichen, den clacekübel in die küche zu verfrachten.. armer chef.. muss angst um seine aussenkabinen und die clacevorräte haben.. und das alles nur wegen mir / uns.. poor him.

dann wieder raus auf die stühle, bewaffnet mit buch und feldstecher (wiso heisst ein feldstecher wohl feldstecher?? ist ein halber feldstecher wie unserer auch noch einer? oder kann nur ein doppelrohr die felder stechen?!? fragen über fragen..). eine frage beantwortet sich heute: die rettungsboote sind also in der lage ins wasser gebracht zu werden. wir sehen mal davon ab, dass etwa 10 leute einen halben tag daran gearbeitet haben.. stolz war die crew auf jeden fall als das orange ei im wasser war.. aber ganz ehrlich, so unter uns.. im notfalle hätte sich da wohl niemand mehr gratuliert.. wären alle mit schwimmen beschäftigt gewesen.. aber jetzt wissen sie ja wie's geht.. irgendwie beruhigend :-)

ich scanne noch etwas die küstenlinie von casablanca ab und mir wird fast schwindelig.. besser wieder mit stativ arbeiten. die boote mehren sich und die arbeiten an board gehen unvermindert weiter.. einer malt schon seit tagen einen kran auf der spitze des bootes an.. titanic like.. hängt er da über dem wasser.. aber wenigstens hat er da seine ruhe und keinen fetten captain der dreinreden kann.. ist doch etwas. mir ist auf jeden fall klar warum die arbeiterklamotten voller farbspritzer sind: erstens muss das boot immer und immer wieder gestrichen werden, zweitens machen sie das auch bei voller fahrt.. hängend an irgendwelchen kranen.. da muss einem die farbe ja um die ohren fetzten.. vor allem bei den windverhältnissen und dem seegang der letzten tage. hut ab!

hitchkocks (wie schreibt man den das??) vögel müssen vor casablanca gedreht worden sein.. der erste sondierungsvogel hat die grande francia erreicht, getarnt als taube.. sie griff die orange rettungsboot-kapsel auf alle möglichen weisen an :-)) kein witz.. wir trauten unseren augen nicht mehr.. der doofe vogel flog in allen erdenklichen winkeln in das boot rein.. hat er da ein überdimensionales taubenfutter-korn gesehen?? zum glück les ich nicht noch ein buch (der schwarm), wo die tiere langsam verrückt werden und menschen angreifen.. vielleicht ist das der anfang.. hat der liebe vogel etwas zu viel im ölverseuchten wasser vor casablanca gebadet und ist jetzt von sinnen?? wieder fragen über fragen und für dieses verhalten sicher keine antwort..

später kam uns noch ein elfen-vogel besuchen, landete in aller sänfte vor uns und wir redeten mit ihm. ein wunderschöner, filigraner, kleiner vogel.. solche momente liebe ich! eine gefundene kreide setz ich in herzen und blumen auf dem schiffsboden um.. so gefällt mir das leben.

die sonne wird stärker und stärker und meine haut ist nicht daylonggeschützt.. also lieber mal wieder zurück in die kabine.. nichts übertreiben. etwas tippen und sein.. ich zaubere noch ganz südamerika auf den computer.. so können wir dann auch schön brav unsere route einzeichnen (schemenhaft.. wie gewohnt.. wir nehmens da ja nie so genau.. uns ist meistens nicht so wichtig wo wir genau sind, sonder dass es uns gefällt :-).

die zeit geht wieder um im nu und das znacht ruft. wir bleiben mal wieder am längsten sitzten.. wohl weil uns das zugefutterte gewicht per schwerkraft auf den sitzen hält. es gab sogar champagner heute.. ein philipino ist heute papi geworden.. schon irgendwie schade.. sein erstes kind, und er ist sooo weit weg!! wir wünschen dem neuen erdenbürger nur das beste.. auf nicole! wir wuchten uns dann doch noch auf's deck und wir erfahren, dass sie das boot gut beleuchten und kontrollieren, weil ab und zu flüchtlinge zusteigen wollen.. leute die raus aus afrika wollen.. wir sind einfach verwöhnt.. wir können aus der schweiz wenn es uns passt und auch wieder zurück.. und auf einen frachter schleichen müssen wir uns auch nicht, nein, wir können eine kabine mieten..

fredel verplaudert auf der brücke und ich mach mich ins schlafgemach auf, tippe noch etwas und schlafe schon bald!

wir haben uns nicht verfahren, aber casa blanca tönt so nach weissem haus.....
trotzdem dass es mal nicht schüttelt und rüttelt, wir sind vor anker und nichts geht, sind wir in aller herrgottsfrühe schon wach, und mit den anderen pax am frühstückstisch.
apros pos andere pax,
da ist mal hene und marianne , quasi brüggers
ihre motor - fliegerstorys und anderen geschichten lockern unsere menues immer wieder auf, wenn andrea -unser koch- so raffiniert kochen würde wie unsere zwei tischgenossen, ihre geschichten zum besten bringen, würde bocüs vor neid erblassen.

wir sind zu viert am tisch in einer ecke, damit wir genügend übersicht zum lästern haben. gelegenheit dazu bietet sich zur genüge.....
da wäre zum beispiel housi und irene alias john & irene aus england.
ganz nette zeitgenossen, und - wie sie beim ersten kontakt schon betonten - pensionäre die zeit haben. drum sind sie auf einem frachter, und nicht auf der queen mary 2.
die zwei haben ihre kabine gleich neben unserer, und zwar auch eine mit kajütenbett.
wir wissen ja nicht ganz genau was da in dem alter noch so alles abgeht, aber so wie irene zwischendurch loskreischt, muss housi noch recht einen drauf haben. oder kommt das gepolter nur vom kajütenbett hoch und runterklappen...? auf jedenfall sind die zwei voll locker drauf, und haben seit le havre ebenfalls zwei, etwa gleichaltrige tischnachbarn.
schweizer wie wir, aber halt ein bisschen anders, ein bisschen welsch einfach.....
nun kann unser tisch schlecht von den welschen schnöden, worauf hin wir diese zwei die gündlischwander getauft haben.
beide sind etwas beleibt, und extrem schlecht drauf, machts den anschein, aber vielleicht ist das nur mal wieder eines meiner vorurteile, und ihr beleibtes gewicht zieht ihnen die mundwinkel so brutal runter, dass es einfach zu anstrengend ist ab und zu ein wenig zu lächeln........???

Im weiteren haben wir den kompletten überblick, was am crew tisch abgeht.
italos halt, man merkt schon den unterschied zu den wirklichen secondos...
hier wird noch hirarchisches verhalten geschätzt. wenn marlon der stewart serviert, natürlich erst wenn der käptn am tisch - und somit alle anderen crewmitglieder - sitzen, und ihm zuerst, hat dann sicher jeder zweite noch irgendeinen spezialwunsch oder was zu mekkern, weil er ja auch noch wichtig ist......... ausser die kadetten - von unserem tisch liebevoll die schnupperstiften genannt - verhalten sich relativ ruhig und unauffällig, bis auf einen, welcher der sohn vom alten grimaldi - seines zeichens reederei besitzer - sein muss. weil dieser gibt meistens vollgas, reveriert, macht den pausenclown, hat aber auch anstand. jedesmal wenn er mit dem rücken gegen uns sitzt, entschuldigt er sich beim ganzen tisch!

dies also ein kleiner überblick, wer da so alles mit uns am esstisch sitzt.
die weiteren crewmitglider haben ihren eigenen speisesaal.
aber heute da tag der arbeit ist, sehen wir mehr oder weniger mal alle. die rettungsboote sind dran, gewartet zu werden. nachdem wir einen einführlichen resacue anda safetya coursa in italinglisha erhalten haben, vergnügen sich die pax, die offiziere sowie schnupperstife und wer sonst noch so an bord ist, mit beobachtungen, wie eine rettungsboot zu wasser einrichtung komplett auseinandergeschraubt, eingefettet, wieder zusammengesetzt und dann zu wasser gelassen wird. (so unter uns gesagt, nötig wars auf jeden fall, weil die jungs waren mit vorschlaghämmern meisseln und grobem wekzeug am mechen.)
das ganze ereignete sich natürlich mit unzähligen guten und weniger guten, schlauen und weniger schlauen tips vom ersten, zweiten und chief mate sowie käptn und ab und zu sogar von einem der schnupperstiften.
hene und ich hielten uns bewusst zurück, ansonsten wären die jungs noch zu früh fertig geworden, und hätten den halben
1. mai freimachen müssen.

so vergeht der vormittag im nu, und der nachmittag sieht nicht danach aus, dass wir schon in den hafen einfahren können.
also raus aufs deck, sonne geniessen hängen, relaxen ect. muss ja auch mal sein zwischendurch, vorallem nach so anstrengendem zuschauen am vormittag.

andrea der smutje gibt vollgas, zum nachtessen gibts eine antipasti platte die sich sehen lassen kann. eingelegte aubergine, in allen erdenklichen variationen, mit schinken und käse zu einer art omelette zusammengerollt, parma schinken, funghi, oliven, lachs, tomaten mozzarella......einfach weltklasse wir verschlemmen erst mal dieses vorspeischen, um nacheher noch was richtiges zwischen die zähne zu kriegen.
was zuviel ist, ist zu viel, aber wenns schmeckt ists gar nicht so schlimm........

Die Fotos und Videos vom heutigen Tag findest Du in der Fotogalerie!



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