tagebuch april 2010
grande sao paolo / argentinien / chile


el fredel schreibt:

das leben änet dem äquator

so immens wichtig einem die überquerung eines so geschichtträchtigen, seit immer schon bestehenden, unvergänglichen, weltumfassenden jedoch unsichtbaren, aber trotzdem so vieles verändernden historischen bogen scheinen mag, es ist nicht mehr als zuhause über die türschwelle zu gschtürflen.... ehrlich. ausser dass das wasser andersrum dreht wenn es den abfluss runtergelassen wird - auch das ist nicht sicher, weil ich nie bewusst beobachtet habe, auf welche seite es auf dieser seite des äquators dreht - bleibt sich der tagesablauf gleich.
abends jedoch sind glaube ich einige andere sternenbilder zu sehen als diesseits. aber auch dies passiert fliessend nacht für nacht, stunde für stunde minute für minute sekunde für sekunde, meistens hat man einfach nicht die musse das ganze lange genug zu beobachten. auch wir nicht. plötzlich ists einfach so wie's ist und so wies ist, ist's gut....

01-06 wasser soweit das auge reicht

wie gesagt ändert der äquator nicht viel an unseren tagesrythmus. morgens noch bei dunkelheit aufstehen - will nicht heissen vor sonnenaufgang, aber innenkabinen haben nunmal kein fenster und sind einfach stockdunkel - und rüber ins gym muskeln, sehnen, körper und geist stählern und dehnen. anfangs ists ein krampf. ohne disziplin läuft nichts. nach einer gewissen zeit merkt man dass es jeden tag etwas bringt. nach noch einer gewisseren zeit hat man das gefühl dass es einem richtig gut tut. nochmal eine weitere gewisse zeit später hat man das gefühl dass man ohne dieses ritual - was es inzwischen geworden ist - nicht mehr leben kann.
unter uns gesagt, ist's schon ein elendes gefühl wenn man am ersten tag keine zehn sekunden im schneidersitz verweilen kann, einem jede sehne schmerzt, das bein - mangels durchblutung - abzufaulen scheint und man kaum mehr in die normallage zurückkehren kann weil kein einziger muskel mehr den gehirnströmen gehorcht. nach zwei wochen aber wechselt plötzlich der gemütszustand von elendiglich in erhaben. wieder als schleichender prozess bahnt sich da ganz hinterhältig eine gewisse entspannung ein wenn man im schneidersitz nun schon leicht vornübergebeugt ruhig seinen atemzügen horcht und sogar ein leichtes dehnen in den oberschenkeln und der leistengegend als angenehm empfunden wird.
und plötzlich ists einfach wieder so wies eben grad ist und genau so wies in diesem moment ist, ist's gut.
was aber noch besser ist, ist der kaffe nach dieser halben, manchmal dreiviertelstunde.
ganz ehrlich. mit unseren macchiato gläsern einen richtig guten heissen kaffe kreieren und dann an der bar auf der brücke oben geniessen. man erinnere sich, die bar ist einfach die einzige abstellfläche auf der rehlin von wo aus wir die wellen, den horizont die ladung und die fliegenden fische beobachten können.
nach diesem zmorgenschmaus bleibt uns meistens nur noch ein stündchen für körperpflege, liebe, lesen, freizeit quasi. dann, genau um elf uhr nämlich darf sich das fussvolk - das sind eigentlich alle ausser dem kapitän und dem chief mate - zum mittagessen begeben. über roco's kochkünste lassen wir uns jetzt hier mal nicht aus. was erwähnenswert ist vielleicht an dieser stelle noch, dass er auch nicht besser singen und pfeiffen kann als kochen. gehörschäden hat bisher niemand davongetragen, und verhungert ist bisher auch noch nie einer.

kleiner nachtrag zu rocco's ehrrettung: einmal hat er eine art eclair dessert gezaubert, mit vanille creme im innern und schokoladenguss aussenrum, das war wirklich weltklasse!
noch kleinerer nachtrag: wir waren genau vier wochen auf dem schiff, das war das einzige kulinarische highlight!

den nachmittag läuten wir meistens mit einem kurzen schwarzen für alle gäste ein. da haben wir uns perfekt abgewechselt. immer zwei zusammen haben sich in kabäuschen mit der kaffemaschine verzogen und kaffe für alle rausgelassen. an einer richtigen professionellen kaffemaschine, mit richtigem italienischem pulverkaffe im echten kleinen weissen plastikbecher - es stehen nur vier espresso tässchen für den kapitän und den chiefmate zur verfügung -
um von der manchmal etwas schleppenden konversation abschied zu nehmen verziehen sich schine und ich dann meistens an die bar hoch. gian-luca der immer nach dem kaffe eine zigarette rauchen muss, zieht es vor in der gesellschaft von regine, daniel sowie den drei stinkenden küchenabfall containern an der ecke seine selbstgedrehte anzuzünden und die frische meeresbrise zu geniessen....

gerne halten wir nach dem essen ein wenig siesta, schliesslich war der tag bis zu dieser stunde doch irgendwie ereignisgeladen. wie es aber so ist, dauern siestas meistens nicht allzulange, und wir begeben uns zum nächsten animationsprogramm welches hier auf dem schiff geboten wird. dieses findet jeden tag ausser sonntag und während dem landgang statt und heisst munteres spanisch lernen mit tante ruth und ihren lustigen lernkarten.
ganz unter uns gesagt, brauchte es etwas mehr als eine woche bis ich mich an die wörtchen und satzvorlagen auf den kärtchen gewöhnt hatte. schine verblüffte mich immer wieder, wie sie nur so mit präsens preteritivo perfect und solchen spassigen grammatischen vorschlaghämmern um sich schlug. die frau hat was gelernt die letzten zwei jahre. hut ab. und ich klemm mich jetzt auch dahinter, und lerne halt, dass es für sofort nicht nur die bauern übersetzung von altiro gibt sondern auch noch ein hochstehendes enseguida oder so... an dieser stelle sei einmal mehr ein herzliches dankeschön an meine geduldige liebste privat lehrerin ruschelli spanelli ausgesprochen. die zeit des lernens wird meistens mit einem nachmittagskäfu aufgelockert. je nach laune des kochs - er hat die allmächtige herrschaft über den gemahlenen kaffe - fällt dieser als latte macchiato mit milchschaumhaube aus, oder aber als nespresso milch zuckerwasser gemisch, was eigentlich auch gar nicht so schlecht schmeckt.
die zwei oder drei lektionen dauernde spanisch animation wird je nach lust und laune, wetter und klima draussen im liegestuhl, drinnen in der bibliothek oder in unserer koje abgehalten.

der zweite teil des nachmittages wird dann mit lesen, musikhören, shiatsu, handakupunktur, meridiane und organe lernen abgerundet. ruscheli hat sich freundlicherweise als leicht hipochondrisch veranlagt gewandelt, was mir die möglichkeit eröffnet, alle drei - vier tage eine neue diagnose zu stellen, ein neues behandlungskonzept auszuarbeiten, und einen gesamthaften heilungsprozess in die wege zu leiten... wenigstens ansatzweise. ich bin jedenfalls froh ein williges testobjekt gefunden zu haben und gehe von shiatsu zu handakupunktur über softlaser zu moxabehandlung zur finalen fussreflexzonenmassage das ganze repertoire durch. 
wenn die nachmittagsstunden sich nicht allzulange hinziehen, bleibt uns noch ein stündchen zum ausruhen, lesen, gamen nicht vergessen, bis wir wieder zu tisch gebeten werden. da wir wieder mal beim essen sind, kann ich auch gleich noch ein wort zum tischwein verlieren, obschon er das eigentlich gar nicht wert ist. ganz am anfang gabs ja noch die netten einerli oder zweierli fläschchen. irgndjemand hat dann aber irgendwann mal rausgefunden, dass wenn die fläschchen in einer karaffe zusammenschüttet, das ganze dann noch - egal ob rot oder weiss - mit genügend eis streckt, man mit zehn fläschchen statt lächerliche zwei tage, locker mal eine woche auskommt. ich trink auf jedenfall so weniger wein. meine figur und ruscheli freuts umsomehr.

den abend läuten wir dann relativ schnell nach dem essen ein. kein kaffe kein langes, verlegenes, ich-weiss-nichts-erzähl-aber-trotzdem-was gefasel verziehen wir uns an die bar, schauen uns den sonnuntergang, den sternenhimmel oder den horizont an und verziehen uns dann bald mal in unsere kabine. hier ist dann aber noch lange nicht feierabend. jetzt fängts erst richtig an. schliesslich sind wir erst ein jahr verheiratet. die fetzen fliegen, in null komma drei mal computer start sind wir im pijama und sehen uns filme an, welche wir alle schon mal - vor noch gar nicht allzulanger zeit - gesehen, aber deren inhalt schon lange wieder vergessen haben.
wenn ich dann extrem glück habe darf ich noch eine halbe stunde auf die playstation tasten hauen. aber wirklich nur wenn ruscheli gut gelaunt ist ansonsten muss ich -obwohl wir auf zwei verschiedenen ebenen schlafen - das licht löschen und mit ihr zusammen müde sein..... ist wohl mein los, war schon so als ich mit brüetsch im gleichen zimmer geschlafen habe. immer sagen die anderen wann ich müde sein und schlafen muss......

soweit jetzt mal die vergangenen sieben tage in einen einzigen bericht gefasst. man stelle sich vor die - mehr oder weniger - gleiche geschichte sieben mal am stück lesen oder gar schreiben zu müssen. es lebe die ära des monatsberichts!!!

07 und immer wieder vittoria

in der früh - also sicher schon etwa neun uhr - fahren wir die lange hafeneinfahrt nach vittoria rein. ein dejavu überfällt uns beide. als ob wir das kloster welches hoch auf dem hügel thront, die gewaltige brücke welche sich über die einfahrt spannt, die gegensätze der verspiegelten hochhäuser und verrottenden bretterverschläge sowie die abschliessende an ort wende unseres ganzen kahns schon mal erlebt hätten.......
als das ganze wende- und anlegemanöver dann endlich abgeschlossen ist, warten wir mit daniel und dem chief ing. an der rampe auf die immigration. nochmal etwa eine halbe stunde später dürfen wir das schiff verlassen und begeben uns allezusammen in eine nussschale welche uns auf die richtige seite rüberbringt. einzig die bezahlung ist ein kleines problem. keiner hat auch nur einen einzigen brasilianischen real dabei. uns wird aber sofort geholfen und der fährimann bringt uns zu einer wechselstube. sicherheitshalber - man weiss ja nie, wer von wem wieviel provision zugeschoben kriegt - wechseln wir mal fünf dollar. die zeit welche wir dann im bus sitzen um zur shoping mall zu kommen, zerbrechen wir zwei uns dann den kopf, wieviel real denn nun ein dollar ist und wiviel schweizerfranken denn nun ein dollar sein könnte.... daniel, ruscheli und ich sind die absolute attraktion im bus. die schule ist gerade aus, und alle kinder starren uns an als ob wir gibeligelbe nasen hätten. ein mädchen nimmt allen mut zusammen und fragt schine irgendetwas. meine frau des portugiesischen nicht wirklich mächtig fragt ganz freundlich und schweizerdeutsch hhäähhhh? der ganze bus bricht in gelächter aus und wir stimmen mit ein.
wir zwei als quasi einheimische - jedenfalls haben wir alle informiert dass in der stadt vorne ein riesiges einkaufscentrum steht - merken leider erst jetzt, dass wir gar nicht sicher sind wo wir genau aussteigen müssen, geschweige denn ob wir im richtigen bus sitzen.
adriano seineszeichens brasilero hat dies ganz offensichtlich bemerkt. und spricht uns an, auf portugiesisch selbstverständlich! wenigstens versteht er im gegensatz zum buschauffeur das wort shopping center und gibt uns zu verstehen dass er ebenfalls dorthin muss. nächste station aussteigen. im entenmarsch setzen wir uns in bewegung. ich bin in eine angeregte diskussion mit unserem neuen führer verwickelt, verstehe aber nicht nichts sonder überhaupt gar rein nichts! aber wir finden das einkaufscentrum. wir verabschieden unseren führer, und wenig später auch noch daniel, eigenbrötler was wir sind.
das einzige was wir heute käuflich erwerben sind: die weltallerbesten schoggistümpen! nicht irgendwelche aus schokolade, sondern so richtige zum verbrennen aber mit schokoladegeschmack. nach diesem grosseinkauf wollen wir uns auf den heimweg machen. zu fuss wie letztes mal. per zufall treffen wir grad nochmal auf unsere beiden begleiter von vorher. adriano grad fertig mit essen und einige tische weiter daniel ebenfalls grad fertig mit essen. daniel nehmen wir gleich ins schlepptau auf unseren rückmarsch.
eigentlich wollen wir noch die ankunft in brasilien feiern. mit einem richtig schönen frischen caipi, daniel freut sich schon wie ein kleines kind darauf. nur haben wir im ganzen hafenviertel dann keine einzige bar gefunden - und das puff wo ich mit schine meinen 35. geburtstag gefeiert habe, siehe tagesbericht 18.mai 2005 - ist noch nicht geöffnet.
nicht so schlimm! ruscheli und ich gönnen uns einen söndauner ( sundowner ) nach dem essen und verbrennen dabei einen schokostumpen. bienvenidos in südamerika!!!

8/9 tümpeln richtung rio

noch am siebten verlassen wir vittoria wieder. ziel, gleich am nächsten tag in rio de janeiro anzulegen. aber neptun hat da etwas ganz anderes vor. wir haben ziemlichen wellengang. rauhe see, wind, wellen, und ein ziemliches geschaukel. auch nachts im bett. zum glück bleiben wir mehr oder weniger verschont vor seekrankheit. ruscheli hat ein zwei mal eine provilaktische handakupunktur therapie verschrieben gekriegt, welche auch sehr gut angeschlagen hat. und nun treiben wir im schneckentempo dahin richtung rio. und als die berühmten wahrzeichen dann ansatzweise sichtbar werden - es ist immer noch alles wolkenverhangen und ziemlich düster, stehen wir da mit etwa 20-30 weiteren schiffgenossen vor rio vor anker. wegen sturmwarnung ist der hafen geschlossen, und nur neptun und seine gehilfen - sowie gian luca und daniel welche immer die neusten news haben welche aber zu 98% nicht stimmen - wissen wann wir reinfahren können...

10 randvoll in rio

gestern nacht beim letzten deckgang, konnten wir live die einfahrt in den hafen von rio miterleben. die flugzeuge donnerten wenige hundert meter über unsere köpfe weg - die landepiste endet mehr oder weniger im meer, wehe dem dessen umkehrschub nicht funktioniert - und die lichter der stadt empfingen uns mit ihrem freundlichen strahlen.
aber es ist nicht ganz alles platin was glitzert! das sehen wir einmal mehr, als wir frühmorgens unseren landgang antreten. der hafen bus hat uns sicher acht doks früher ausgeladen als letztes mal. der vordere teil ist jetzt für die grossen ms harmonias und ms traumschiff's reserviert.
also machen wir uns zu fuss auf, entlang den alten dokmauern richtung stadt. zwei sachen fallen uns sofort auf. erstens wieviele obdachlose sich hier irgendwie einrichten - karton kisten geben ein super häuschen ab - und zweitens wieviele alte kontoren- und dokhallen hier einfach am vergammeln sind - wir rätseln wie lange es wohl noch geht bis diese in lofts umgebaut werden, wie in hamburg oder buenos aires schon geschehen -
nach einem längeren fussmarsch sind wir dann endlich an der altbekannten kreuzung am eingang der stadt, aber noch lange nicht drin. noch geniessen wir die ruhe. die stadt ist noch nicht auf den beinen. wir folgen unserem instinkt. ruscheli hat doch glatt den rio stadtplan vergessen einzupacken. als die ersten sonnenstrahlen über die hochhäuser bis in die gassen reichen, finden wir uns am eingang einer verzweigten marktgasse. bevor wir uns aber in das nun bereits geschäftigere gewimmel stürzen, verschreibe ich uns einen käfu. dieser wird sorgfältigst von mindestens vier personen zubereitet. nach dieser kleinen stärkung stehen wir wieder auf der strasse, und treffen unglaublicherweise auf unsere beiden mitreisenden gian luca und daniel. wie klein doch die welt, respektive rio ist. ein kurzes hallo und schon lassen wir uns, in der nun aufgewachten menschen masse in die marktgassen tragen. an farbe und kitsch fehlts nicht. auch die marktschreier machen ihrem namen alle ehre. das ganze wird noch mit scheppernden lautsprechern aus denen drei millionen verschiedenen radiosender plärren unterstützt. im ganzen gewimmel erfülle ich mir nun einen traum. ich kaufe mir ein paar echte havaiannas flip flops. das sind nicht einfach irgendwelche flip flops sondern - weil in rio gekauft - echte richtig coole puristische havaiannas.
wenig später erfüllt sich auch für meine frau ein traum. wir schlendern in einen park. nicht einfach irgendein park, sondern ein büsi park. ehrlich jetzt! alles voll katzen. und die tierchen werden sogar gefüttert. ruscheli ist selig. als uns dann noch eine persönlich begrüsst, ists um meine frau geschehen. und nicht nur katzen hats hier, nein noch ganz skurille putzige tierchen welche direkt aus dem märchen narnia zu stammen scheinen. ein wenig eichhörnchen eine prise känguru dazu nicht zu wenig meerschweinchen alles gut vermischen und am schluss mit einem hauch ratte und murmeltier garnieren..... so in etwa sehen die tierchen aus..
der einzige trick wie wir uns vom büsi park lösen können ist ein mango jus versprechen. wir ziehen los und wollen noch das erklärte tagesziel erreichen. das caipi restaurant welches wir beim letzten besuch nicht mehr so ganz liniengetreu verlassen hatten. wir könnens immer noch nicht glauben dass die zwei drei behinderten caipis so eine verheerende wirkung auf uns hattten. also testen wir das gleich nochmal aus. wir schlendern also durch rio, haben aufgrund des fehlenden stadtplanes keinen schimmer wo wir uns befinden. wir lassen uns leiten und führen bis wir plötzlich und unverhofft tatsächlich wieder in dieser fussgängerzone, und ein paar schritte später in eben beschribenem restaurant vor einem caipi sitzen. natürlich wieder in den zahngläsern. unmöglich von den bubicaipis auch nur ein damenräuschchen davonzutragen. sagen wir, und bestellen den zweiten. in weiser voraussicht gönnen wir uns auch je eine portion pommes, da uns zwei caipis auf nüchternen magen nicht sehr empfehlenswert erscheinen. wir schlürfen also unser zweites behinderten gals leer, verdrücken die pommes dazu und bestellen zu dessert sicherheitshalber einen teamcaipi zu teilen. was danach geschah ist nur noch leicht verschwommen und nicht ganz fadengerade protokolliert. beim bezahlen habe ich haarscharf kalkuliert. genug trinkgeld, und auch noch ein paar real für die rückfahrt mit dem taxi. als ich das taxigeld aber nochmal nachzählen will, ist mein portemonnaie leer..... alle taschen werden untersucht - von denen gibts viele an meiner bauchtasche und hose - wir sind schon auf dem weg zuück zum restaurant, als meine frau schier einen lachkrampf kriegt. in ihrer etwas verkrampften hand findet sie zu ihrem erstaunen ein bündel banknoten - das zurückgelegte taxi geld genau 15 real!
irgendwie können wir dem taxifahrer dann begreiflich machen - weiss jemand warum man leicht angesäuselt praktisch jede fremdsprache auf der welt sprechen kann? - dass wir zum hafen wollen. er macht einen kostenvoranschlag von 25-30 real. ich mach den gegenvoranschlag, dass wir grad noch die hälfte haben und er uns einfach fahren soll soweit die finanzen reichen. nach halsbrecherischen zwanzig minuten sind wir für 15 real direkt vor dem hafeneingang und schon fast wieder auf der grande san paolo. zu fuss durchs hafengelände haben wir ein riesenfest mit allen hafenarbeitern, auf der rampe gabs glaub ich noch eine fotosession welche bis in unsere kabine weitergeführt wird. wir haben ein halbes stündchen um uns auszuruhen bis wir zu tisch gebeten werden. ( wir haben am nächsten tag erfahren, dass wir nicht gelallt haben, und dass die mitreisenden unser damenräuschchen gar nicht mitgekriegt haben ) nach dem znacht fackeln wir nicht lange und legen uns ins bett. ruscheli schläft dann aber nicht wirklich die ganze nacht durch. als wir wieder aufs offene meer hinausfahren, gefällts ihr nicht mehr so gut im bett, alles schwankt nochmal ein bisschen mehr als normal und das wohlbefinden schlägt auf den magen......

11 - 17 stau auf den unendlichen weiten des atlantischen ozeans

die nächsten tage werden unter lektion im hier und jetzt abgebucht. wir sind also bereits in südamerika. wir sind nur noch einen bruchteil der ganzen reise von buenos aires entfernt. trotzdem kommen wir irgendwie keine seemeile vorwärts. wilde wellen, ein fortwährendes schaukeln, und dazwischen immer wieder tümpeln . . .
für ruscheli und mich mag das ganze ja einfach teil der reise sein. aber für unsere mitreisenden scheint die warterei beinahe anstrengend zu sein. gian luca zum beispiel hat seinen film über die schiffsreise wohl mehr oder weniger abgeschlossen, oder wartet vielleicht noch auf die eine oder andere interessante szene welche aber beim dahin tümpeln nicht wirklich kommen will. regine sieht den rest ihrer ferien mit jedem tümpel tag schwinden. sie will sich in buenos aires mit freunden treffen. kann diese aber nicht wirklich über unsere ankunft informieren.
daniel, der gerne genaustens informiert ist was, wo, wann, wie läuft, kriegt keine genauen infos, und stützt sich auf jedes noch so vage mosaiksteinchen von ankunftszeiten.
wir zwei sind da ja auch noch. natürlich würden wir auch gerne wieder den erholsamen schlag auf der weltklasse elsa matratze geniessen. unser eigenes essen nach herzenswunsch zubereiten. genausogut können wir aber die paar annehmlichkeiten hier auf den schiff geniessen. spanisch lernen, genügend platz zum dehnen stretchen und yogieren, ausreichend zeit für shiatsu, handakupunktur, fussreflexzonenmassage und moxakrautbehandlungs studien. unser glück ist, dass wir sogar mit uns alleine genug anzufangen wissen, und so gar keine langeweile aufkommen kann. und kommt dann nach dem lernen doch mal so eine kleine leere auf, überbrückt schine diese zeit damit, bei jedem schiff welches ebenfalls im stau steht - nun bereits vor santos - ob das ein supertanker sei.. bei ihr kann wirklich fast jedes schiff ein supertanker sein.

18 die scheinheiligen von santos oder ceciles gehirnamputation

irgendwann mal in dieser nacht haben wir grünes licht, respektive besuch vom pilot - das sind diese unwahrscheinlich coolen extrem ernsten unnahbaren typen welche immer mit dem schnellboot zu den schiffen rausgefahren werden und diese dann in den hafen lotsen - erhalten, und sind im hqfen angedokt. da wir beide natürlich nichts davon mitgekriegt haben, sind wir auch zu spät, uns in santos einen zmorgenkäfu zu gönnen. in genau einer stunde müssten wir zurück sein. das ist dann doch etwas stressig. also lieber mal auf deck sechs, dem matzmobil einen besuch abstatten.
aber hier erwartet uns eine unangenehme - wenn auch nicht extrem unangenehm, aber unangenehm genug, mir die gute morgenlaune zu verderben - überrraschung. nach dem irgendein brandschwarzer westafrikaner es für absolut unabkömmlich fand, uns des aussenfühlers für die temperaturanzeige in der kabine zu entledigen, hat sich nun wohl irgendein kauderwelsch labbernder brasiliero dasselbe gedacht, und uns des mit kabelbinder befestigten aussensensores für ceciles aussendaten ebenfalls entledigt. das wäre in etwa das selbe wie wennn nun jeden tag um acht uhr cecile auf dem leutschenbach dach oben ohne das wetter für den nächsten tag präsentieren müsste. natürlich ist unsere situation nicht so erfreulich wie wenn cecile oben ohne vom wetter berichten würde, aber rein symbolisch gesehen jetzt, fehlt der cecile einfach etwas.....
uns, respektive unserem schiff scheint ebenfalls etwas zu fehlen. oder sind das dieselben kerle die unsere cecile ihres oberteils beklaut haben, welche nun in antiker taucherausrüstung unser schiff von unten betrachten und womöglich auch noch die schraube versuchen zu stehlen......? ja ich gebs zu die geschichte beschäftigt mich mehr als es eigentlich nötig wäre. vorallem ärgere ich mich über mich selbst, da ich nach afrika noch mit dem gedanke spielte, den cecile fühler zu demontieren. ich ärgere mich auch über meine frau, die genau den selben gedanke gehabt hat, aber nichts gesagt - weil sie angst hatte ich würde sie schlagen - oder unternommen hat... selber blöd, wenn wir schon einen wink kriegen, wie verführerisch die weissen sensoren da vorne bei der winde leuchten, und wir den ersten augenzwinker der engel ignorieren und uns der überheblichkeit und trägheit einfach so hingeben....

15 / 16 / 17 / 18 vor montevideo fast wie an ostern vor dem gotthard

eigentlich kann ich mir die notizen sparen. deja vu. nach eine oder zwei tagen halbe kraft voraus, dürfen wir uns in die reihe vor montevideo stellen. zum glück ist die see nicht mehr so rauh wie auch schon. so können wir sogar die sonnestrahlen geniessen, und am nachmittag draussen spanisch lernen und tanker - waren das nicht alles super tanker - zählen. zu besten zeiten, jetzt mal ohne zu übertreiben, habe ich zwischen 40 und 50 mit containert, getriede, öl oder autos beladene schiffe gezählt. und alle wollen noch hurtig was in montevideo ein- oder abladen. irgendwann darf auch die grande san paolo einfahren und manövriert sich geschickt an ein dok das eher der grösse eines fischerkahns entspricht. wir haben heute mal wieder genügend zeit, uns die beide zu vertreten. wie üblich in einem neuen land, erstmal neues geld wechseln. dann machen wir uns auf die erkundungstour. fussgängerzone unweit des hafens, restaurants für die reichen frambuesas oder portenios und turisten. da wir während den letzten tagen warten recht gut verköstigt wurden, gelüstet uns nicht mal nach einem restaurantbesuch. wir schlendern durch die gassen bis wir an die grosse mole kommen. lauter fischerfreune und vorallem freundinnen sind da ihr petri heil am suchen. ein fernes grollen und unheilverkündende schwarze wolken lassen uns aufbrechen, und im internet kaffe zuück im hafen schutz vor dem heftigen gewitter suchen. sobald der regen aufhört, machen wir nochmal eine erkundungstour. diesmal in einem riesigen bogen der mole entlang, zum zentrum. ein paar gebrannte mandeln später schlagen wir wieder die schlachtrichtung hafen ein und sind schön zum znacht essen wieder auf dem schiff.
damit wir dann auch noch die wirtschaft von uruguay etwas ankurbeln können, nehmen wir in der fussgängerzone noch ein degustiv. je zwei gläschen portwein vom nationalen natürlich und dann ab ins bett. vielleicht kommen wir so früher in buenos aires an. dies liegt ja eigentlich nur zwei stunden entfernt wenn man die fähre nehmen würde.... aber vorher führen wir uns noch hurtig zarate zu gemüte.

19 - 23 rio de la plata zarate und retour bis buenos aires

was sich anhört wie ein spanisches märchen, sind einfach nur die letzten stationen unserer schiffsreise. obwohl wir von der nächsten etappe nicht viel zu sehen kriegen - der herbstnebel hat in etwa die konsistenz einer unverdünnten basler mehlsuppe - geniessen wir die ruhige fahrt auf dem rio de la plata. bis wir dann endlich merken, dass wir gar nicht fahren. wir sind vor anker, und warten einmal mehr um fahrerlaubniss. als ob der pilot an uns gedacht hat, lässt er just in dem augenblick die motroren sampfen als sich der nebel etwas lüftet. als wir dann den rio verlassen - meiner meinung nach wäre es bis zarate alles rio de la plata, was daniel mit seinem gps zu widerlegen weiss - sehen wir dann auch beide ufer. linker hand argentinien, rechter hand uruguay, was widerum von schlaumeier daniels global positioning system widerlegt wird!
links und rechts von uns gehört alles zu argentinien!
bis wir dann in zarate mit eeingezogenem kamin unter der autobahnbrücke durchfahren und ein paar tausend autos ein und ausladen, vergeht nochmal mehr oder weniger ein tag. ruscheli beginnt schon mal langsam aber sicher mit packen, unsere kabine leert, und das matzmobil füllt sich langsam. es ist richtig aufbruch stimmung. nicht mehr lange und das schiffsleben ist vorbei. ob wir überhaupt noch ohne das stete leichte vibrieren des dieselmotors, ohne das sanfte wogen der wellen und ohne die absolute dunkelheit einschlafen können ? ich zweifle überhaupt nicht daran. aber noch ist die odysee nicht ausgelebt. am 23. gegen abend, zieht zu unserer linken eine prächtig beleuchtete skyline vorbei. beinahe renne ich zum kapitän auf die brücke um ihm zu sagen, dass er nun langsam steuerbord geben könnne, und das diese lichter nicht irgendwelche leuchtkäferchen sondern die lichter buenos aire's seien. er fährt nämlich einfach an allem vorbei... vielleicht möchte er ein einziges mal in seinem leben das kap horn umrunden und findet diesen zeitpunkt als ausgesprochen günstig....?
nichts mit kap horn und so. ein allerletztes mal reihen wir uns in den gotthard stau ein. diesmal ists ja noch locker, wir zählen nur 30-40 schiffe und die see ist auch noch ruhig.

24 gute lüfte = buenos aires

noch gestern abend haben wir ein leichtes rumpeln bemerkt. wir haben uns auf deck geschlichen und mitangesehen, wie sich die grande san paolo langsam aber stetig richtung hafen, richtung skyline buenos aires bewegt. mit dem sicheren gefühl, die letzte nacht im kajütenbett zu übernachten legten wir uns gestern abend schlafen. heute morgen werden wir erst vom wecker - welchen wir sicherheitshalber mal ignorieren - und dann vom stewart geweckt. pässe und papiere sind ready. plötzlich geht alles recht schnell. einen letzten kaffe brauen. rocco dem koch zwei cd's "rocco's sound kitchen burned @ matzmobil studios" überreichen und dann im tv raum warten auf die immigration.
irgendwann erhalten wir - daniel und wir - den behfehl, unsere fahrzeuge aus dem schiff zu fahren. ruscheli fährt unser heimetli auf südamerikanischen grund. daniel folgt ihr, und auch gian luca mit regine im schlepptau steheh plötzlich an der rampe. die beiden werden nach herzlichem abschied kurzerhand in den hafenbus verfrachtet und warden nie mehr gesehen. daniel und wir müssen noch auf den zollheini warten. nach kurzer zeit informiert uns irgendeiner - könnte auch der zollheini gewesen sein, war aber der grimaldi agent - wir sollen ihm nachfahren. er geleitet uns zum ausgang, wo auch ein paar andere camiones stehen und abgefertigt werden. wir sollen hier einfach warten - sprach er und verschwand -
also warten wir hier, und stehen rum wie bestellt und nicht abgeholt. ein stunde später nimmt sich unserer dann mal einer aus der abfertigungskabine an, und winkt uns durch. keine zollformalität, kein pass zeigen, kein stempfel, keine fahrzeugkontrolle, nichts nada nüüt...
ruscheli beginnt natürlich sofort an zu kombinieren, und überlegt schon soweit, ob dies dann eventuell unter umständen vielleicht beim nächsten grenzübertritt etwelche probleme geben könnte. ich mach mir auch gedanken. ich überleg mir nämlich ob ich den nächsten käfu selber brauen oder in einer bar einen bestellen soll. so unterschiedlich funktionieren wir....

im nu haben wir alten buenos aires hasen einen parkplatz gefunden. als erstes sticht uns dort robustos mobil ins auge. daneben steht ein weiteres querfeldeinfahrzeug. sollen die reisenden da nur mal stehen. wir wollen erstmal sehen ob die versicherung auch samstags sicherheiten verkaufen wollen. tun sie nicht. dafür konnte ich auf dem vorbeiweg grad noch zwei flaschen destiliertes wasser für die fahrerbatterie kaufen können. während ruscheli drinnen eine halbwegs wohnliche atmosphäre schafft, warte ich die batterie. während dieser meditativen ruhigen arbeit schreit mit plötzlich von hinten etwas auf deutsch an: " wie ist dass den jetzt ? kommt ihr oder geht ihr ?" zack wie ein schlag in die magengrube. ein so herzlich geschmettertes wilkommen in südamerika habe ich mir in meinen wildesten träumen nicht auszumalen gewagt. vielleicht ein gruss, eventuell mal eine schüchterne frage wär ja mal ein anfang. aber so vergeht mir die lust auf konversation schon bevor ich mich überhaupt umdrehe. meine eher introvertierten, nicht zu sagen abweisenden antworten auf die fragen wie das essen den gewesen sei - es musste niemand hunger leiden - , die crew sich zusammensetze - es sind hauptsächlich italiener ( das ist immer so ) und wie die kabinen denn wären - dunkel, schliesslich hatten wir eine innenkabine - zeigen wirkung, und bald bin ich die beiden reisefreunde los.

nach diesem schock müssen wir uns erstmal erholen. wir machen uns stadtrundgang fertig und begeben uns erstmal auf die suche nach einem supermercado. nicht einfach irgendein supermercado! meine frau hat da einen im kopf. und genau der solls dann auch sein. und wenn nicht der dann lieber gar keiner. wie auch immer unsere wanderung hat sich gelohnt. wir haben uns mal wieder bewegt. ich habe die kilometerweise erprobten -in europa nicht mehr produzierten- salomon schuhe gefunden und gekauft. nach viertausendeinhundertchtundneunzig zwischenkäfus befinden wir uns beinahe wieder am ausgangspunkt, wenige quadras vom matzmobil entfernt. zur feier des tages - weil wir keinen supermercado gefunden haben - gönnen wir uns ein auswärts znacht. elefantenohren plätzli mit pommes, dazu zwei ausgewachsene gin tonic. vollgestopft und guten mutes, schlendern wir zwei nach hause und schliessen diesen ersten wartetag ab.

25 schwertransport am sonntag morgen

der käfu im neuen hafen viertel muss heute morgen schwer verdient werden. in der hoffnung, dass in diesem hipen viertel jedes restaurant wifi hat, schleppe ich ein doppelpack laptops mit mir rum. einige restaurants sind dann auch mit wifi angeschrieben, haben aber noch nicht geöffnet. nach einem halbmarathon finden wir dann ein wirklich angenehmes schönes cafe. hell, steckdosen, wifi zugang. einziger wermutstropfen, die steckdosen sind nicht mit unseren akkulader kompatibel... nach einem kurzbesuch im weltweitenweb geben wir und unsere akkus auf.
wieder zuhause bemerken wir schlaumeier dann, dass wir an unserem standort superempfang haben. wir können schon mal erste mails lesen, beantworten, und sogar einen ersten monat reisebericht auf matzmobil.ch beamen. dies macht natürlich ruscheli die gute fee. ich mach mich derweil als chefeinkäufer nützlich und besorge meiner frau einen ausgewachsenen tomaten mozarella zmieri = zmittag zvieri . für mich gibts ein ausgewachsenes kaltes plättli mit leberwurst. frisch gestärkt, zieht es uns schon wieder raus. heut abend schlendern wir das ganze hafenviertel runter bis es nicht mehr weitergeht.
hier sind wir mal wieder am puls des geschehens. locker aufgestellte markt- und essenstände, strassengaukler, tanzgruppen - wenige meter voneinander entfernt - geben von folklore über disco fox der achtziger bis zu scherbelndem national rock alles. dies findet alles in der dämmerung statt. das richtige leben beginnt dann aber erst so um elf uhr abends. aber um diese zeit sind wir schon längst im bett. schliesslich haben wir morgen eine versicherung abzuschliessen und das bereits um neun uhr.

26 nume nüt verjufle oder wie die strassen von buenos aiers mudrig machen können

wenn man uns informiert, dass die versicherung um 08:00 ihre tore öffnet, sind wir schon schlau genug, frühstens um neun vor dem empfang zu stehen. nur ist da grad noch niemand. ein zufällig vorbeschlendernder herr informiert uns, dass frühstens um zehn ein verantwortlicher hier wäre. also immer noch eine stunde zu früh. was macht man da in buenos aires? ganz klar media luna und cortado. aber punkt zehn sind wir wieder an der receptio. zwar ist diese immer noch nicht besetzt, aber ein sympatischer herr nimmt sich unserer an, und sucht sofort jemanden der uns eine versicherung verkaufen kann. während wir warten taucht dann auch ein junges häsi auf welche wohl als telefonsuppoert und receptionistin gedacht ist. nur kommt ihr erst nach etwa einer halben stunde in den sinn, uns zu fragen ob wir hier - vor der reception sitzend - etwas spezielles wünschen oder wie oder was. bis jetzt war sie einfach zu beschäftigt, jeden - aber jetzt ehrlich jeeden - der an der reception vorbeikam auf die wange zu küssen.....nach ca dreiviertel stunden erhalten wir dann - nachdem uns jede viertelstunde jemand vertröstete dass es nur noch ein momentito geht - unsere versicherungspolice. als wir aber auf den preis schauen, stutzen wir. die drei monate kosten neuerdings gleichviel wie vor drei jahren eine jahrespolice. diese wurde zwar in salta austestellt, wo alles viel billiger ist als hier in der hauptstadt aber trotzdem so einen preisaufschlag...?
nun kommt doch noch das receptionisten häsi in speil. wir jammern ihr unser unverständniss vor, und sie beginnt erstaunlicherweise umherzu telefonieren und fragen. schlussendlich werden wir mit inflation - war wirklich gewaltig in den letzten zwei jahren - sowie standort preise ect abgespiesen. ändern kann man nichts.
frisch versichert machen wir uns auf den weg zur stadt raus. ich am steuer, schine auf dem navigationsposten, wie normal. einzig nicht ganz normal ist, dass ich unser neues hand gps ausprobiert habe, und mangels strassen navigation einfach bei allen abzweigern einen trackingpoint gesetzt habe. ruscheli hat das teil noch nie in den fingern gehabt, verlässt sich aber hundert prozent darauf, dass das kleine grätli bei jeder abzweigung freundlich verkündet: in hundert meter bitte links fahren..... dem ist jedenfalls nicht so. ruscheli ohne orientierung, oder ohne vorbereitete route aus der strassenkarte auf dem navi posten im dichten stadtverkehr...... das riecht ganz stark nach doppelmudrig. und was mudrig ist, zieht mudrig an. wie mudern also mehr oder weniger aus der stadt raus, vermuddern uns ein oder zweimal mudern zurück auf die richtige route und haben dann 250 kilometer zeit unsere mudrigkeit verlüften zu lassen.
gegen späten nachmittag fahren wir in lujan ein. ein anonima supermercado hält nicht ganz was er verspricht. das heisst wir verlassen den laden nur mit dem allernötigsten. zehn kilometer weiter instaliieren wir uns im altbekannten balenario verdrücken ein kaltes plättli und geniessen die ruhe, den sonnenuntergang und unsere wiedergewonnene zweisamkeit......

27 / 28 argentiniens pampas oder free wifi weltweit

obwohl es hier friedlicher und gemütlicher ist als in der saison, fahren wir mit gefüllten mugs weiter. heute sind es die unendlichen felder welche uns begleiten. papageien, rinder kinder und pampas soweit das auge reicht. ab und an kommen wir an einer landwirtschaftlichen kolkose vorbei. altertümlich anmutendes gerät steht ruhig und rostig da, und wartet darauf, mal wieder bewegt zu werden. wir bewegen uns munter weiter richtung westen, richtung chile. irgendwo erhaschen wir einen blick auf eine grosse werbung am strassenrand wo grossspurig versprochen wird: san juan gratis wifi für alle! die einfahrt in dies provinz zeugt dann von noch mehr grossspurigkeit. vierspurige autobahn alle zwanzig meter eine strassenlaterne - ja auf der autobahn - und ganz am anfang eine riesige peaje anlage welche jedoch schon bei unserer letzten durchreise einen verwahrlosten eindruck machte.
kurz vor dem eindunkeln und gleich vor einer zahlstelle machen wir halt. irgendwie kommt uns das ganze sehr bekannt vor. haben wir doch vor zweieinhalb jahren schon da geschlafen. als grosse überraschung stellt sich dann heraus, dass wir den compi aufstarten, freien und relativ zügigen internet zugang haben. hurtig alle mails runterladen und wenn wir schon dran sind, kann man ruhig mal wieder einstein im schweiter fernsehen schauen vor dem schlafengehen......

am morgen ist die erste amtshandlung, die autobahngebühren bezahlen. zum glück sind wir hier camion, die sind nämlich günstiger als die autos. wobei beide typen recht günstig sind. da hier in den pampas die dörfer und städte weit auseinanderliegen, und weil ruscheli irgendwie den touristen dieselpreis - war mal doppelt so teuer wie für einheimische - im kopf hat, beschliessen wir, sofort tanken zu gehen. das erstbeste dörfli fahren wir an und finden auch bald eine tankstelle. der tankwart informiert uns freundlich, dass er uns gerne für 50 pesos tanken werde. das kommt mir jetzt sehr spanisch vor. 50 pesos gibt grad knapp mal 14.5 liter........ und wir haben noch einige kilometer vor uns. die frage warum der diesel denn rationalisiert sei, zucken alle nur die schulter. die lastwagen kommen eben nicht mehr vorbei. an der zweiten tankstelle kann ich dann den tankwart überrreden mir einmal 14.5 liter für bares geld und einen zweiten gutsch auf kreditkarte zu füllen. wir fahren weiter , schwanenhalsen links und rechts nach tankstellen. das nächste was wir aber sehen ist eine peaje. aha die wollen ja auch immer noch geld. auch wenns nicht viel ist, diese rechnung können wir gerade noch bezahlen. dann brauchen wir aber einen bancomaten. die sind aber sehr rar in den pampas argentiniens, und noch lange nicht jedes dorf hat einen cajero automatico.
so kommt es, dass sich innerhalb der letzten halben stunde unser erklärtes tagesziel von: möglichst weit an mendoza hinzufahren geändert hat auf: möglichst ohne lange anstehen und nicht in 22 einzelaktionen à 14.5 liter unseren tank zu füllen zu irgendwo geld herzubekommen, damit wir die nächste peaje bezahlen können..... das letzte erklärte ziel kommt uns mit einem guten wechselkurs für dollar entgegen. so könnnen wir diese und die nächste peaje mit pesos bezahlen. ein tourist info kann uns nur informieren wie weit wir noch von mendoza entfernt sind, hat aber keine ahnung wo der nächste geldautomat steht. dafür gibts einen prospekt und eine freundliche unterhaltung.
das nächste dörfli ist dann schon vom namen her gut behaftet. la paz - nicht dieses in bolivien - soll unsere rettung sein. wir fahren ein zwei drei mal die hauptstrasse hoch und runter, zweimal um die plaza - eigentlich wie immer - bis wir dann die bank finden. schine hüpft raus und hebt geld ab, ich fahre eine runde um den block. zwei quadras weiter gibts sogar eine tankstelle. der junge sympathische tankwart meint er könne uns locker mal hundert liter tanken. ich erkläre ihm unser reiseziel santiao in chile und er erhöht auf 150 liter als wir dann losfahren, sind 170 liter diesel gefüllt, unser tank voll und wir brettern weiter nach mendoza.
schine lenkt mich gekonnt auf die stadtumfahrung und bald stehen wir an der altbekannten lagune umgeben von kite bubis - welche aber nur hurtig einmal den schirm aufzogen um den chicas im auto zu imponieren - und meinen fischerfreunden.
vor dem znacht halten wir beide mal noch kriegsrätliche grundsatzdiskussion von wegen meiner mudriganfälligkeit seit einigen tagen worauf ich dann meine frau mit einer speziell brutal also quasi ungeniessbar versalzenen portion spagutz meine unbegrenzte liebe bestätige.

29 grenz pässe oder pässe ohne stempel

wir nehmen uns heute zwei sachen vor: erstens den pass rüber nach chile und zweitens das ganze gemütlich anzugehen. schliesslich gehts hoch und runter wie auf einer achterbahn, und auch die zollformalitäten sind nicht immer so leicht zu überstehen.
ruscheli übernimmt die erste zweistunden etappe. umsichtig steuert und schaltet sie unser 7.3 tonnen chalet an den um einiges schwereren brummis vorbei immer weiter ins aconcagua tal rein. immer wieder sind wir fasiniert von den farben, formen und höhen der andenriesen. mit schauen, ab und zu fotos machen und aussicht geniessen sind wir im nu an der puente de las incas. kurzer mittagsrast mit fahrerwechsel und schon gehts weiter. gleich hier um die ecke ist ein erstes zollgebäude. die frage ist nur müssen wir uns da jetzt schon anmelden oder nicht. ich meine nicht, und fahre vorbei. schine meint ein paar hundert meter weiter dann eben doch und ich wende und fahre zur abfertigungshalle hoch. da winkt uns schon von weitem einer zu. der zoll ist weiter oben, diese halle ist nur für diejenigen welche von der anderen seite einreisen. weiter gehts den berg hoch. an der einfahrt zum aconcagua base camp vorbei und dann rein in den tunnel welcher auf die andere seite führt.
nur ist mitten im tunnel plötzlich stau..... man muss sich diese tunnels in etwa ähnlich vorstellen wie diejenige welche von martina nach samnaun hoch in den fels geschlagen sind. spärlich beleuchtet, ohne notausgänge, geschweige denn irgendwelche lüftungen noch etwelche ampeln die vor einem eventuellen stau warnen würden. natürlich hälts auch keiner für nötig - ausser uns natürlich - den motor abzustellen. schliesslich gehts ja bald wieder weiter. vielleicht eine viertelstunde später - uns drohte bereits die blase zu platzen, da wir den wc stopp vor dem tunnel verschoben haben - gehts weiter. im schneckentempo. die chilenen sind an einem neuen tunnel bauen. deshalb gibts auch nur einspurige verkehrsführung was ja auch nicht so schlimm ist während der hauptsaison des einzigen passes im umkreis von werweisswieviel tausend kilometern.
wenigstens können wir an all den camions vorbei an den zoll fahren. sind aber nicht ganz sicher ob wir nun links rechts oder in der mitte einspuren sollen. alles ist ein bischen im umbau. darum finde ich auch die toilette nicht und entledige mich meines überschüssigen wasserhaushalts hinter einer baracke, was mir schier eine buss einbringt wie mir die herangeeilte wc frau mitteilt. da hats ruscheli schon besser gemacht. während eines weiteren kleinen staus vorhin auf der baustelle hat sie sich vors matzmobil gekauert und gut geschützt vom vorderen lastwagen ihre pi pause abgehalten... ( hätte ich nicht schon, dann hätte ich ganz sicher nach dieser aktion diese frau geheiratet )
zurück am zoll, scheint für alle anwesenden und hier arbeitenden die verwirrung und orientierungs- losigkeit genau so gross zu sein wie für uns. aber ruscheli weiss sich wieder mal zu helfen. mit geschäftiger und überaus freundlicher mine und unserem ordner unter dem arm tritt sie an irgendeinen schalter - natürlich einen wo's grad keine leute hat, alle andern sind mit mindestens fünfzig leuten besetzt - und fragt in bestem castellan was wir denn nun wohl am besten machen würden. im verlauf der zollformalitäten erhalten wir mindestens 24 verschiedene persönliche mitarbeiter zugeteilt welche für uns die protokolle ausfüllen - wir sind eben extranjeros und könnennicht so gut - als ob das noch nicht genug wäre, haben wir auch noch keine argentinien einreise stempel im pass, was grad nochmal verwirrung stiftet, uns aber zu einer wirklich einmaligen persönlichen zollberatung verhilft. auch die lebensmittelkontrolle ist schnell erledigt. ich erkläre dem jungen frischling, dass wir ein stück schweizer käse im kühlschrank hätten. er schaut sich den stötzlig an und meint der sei hart genug, dürfen wir mitnehmen. phhhoooa das hats noch nie gegeben. nun haben wir sämtliche zollhürden übestanden............. dachten wir! zum gebäude raus müssen wir noch das peaje ticket welches wir drinnen bezahlt haben abgeben. der herr drinnen schaut sich erst das ticket, dann unser matzmobil an, und will dann mit mir über die zulassung unseres heimetlis diskutieren. nicht lange und dann ist er überzeugt, dass wir eigentlich nur eine camionetta sind.
im schildkrötengang und praktisch ohne bremsen gehts nun auf der anderen seite des passes runter. in einem schnäärz ziehen wir durch bis collina. nur ganz kurz unterbrochen von der peaje beim tunnel nach los andes. hier handeln wir die gebühr ebenfalls in rekordzeit von 6'000 auf 3'400 pesos runter. in collina machen wir einen kurzen halt an der copec und handeln einen termin für eine saubere unterboden und aussenreinigung für morgen früh aus.
die letzte hürde ist dann das neue tor vom fundo. dies ist mit einem dicken vorhängeschloss gegen mülltourismus gesichert. aber kaum mache ich mich auf den weg zu dem globulars, ist auch schon almiro der guidador und papa von juan carlos ex guidador bei uns und gewährt uns einlass in don und doña jimmijacks paradiesli. ganz kurz begrüssen wir noch vitoria und ihre tochter papa ist in der mine am arbeiten. und dann bin ich eigentlich ganz froh ins bett zu kommen. pass hoch pass runter, wenig gerrunken, lange fahren, ich habe kopfschmerzen und putz mich ohne znacht ins bett.

30 ruschelis animations geburtstags programm

mitten in der nacht bin ich der allererste der meiner frau einen dicken muntsch auf die lippen drücken und ein tuuuullllliiiiiiieeere ins ohr flüstern kann. danach schlafen wir beide nochmal eine runde. schliesslich müssen wir heute früh um acht bereits an der copec vorne stehen. mit käfu im mug machen wir uns auf den weg. ganz kurz begrüssen wir noch pecas nochmal einen vecino auf dem fundo.
an der copec vorne ist juan wie versprochen da, aber einfach noch nicht bereit. dies dauert dann auch noch etwa eine stunde ist aber auch nicht so schlimm schliesslich lassen wirs gemütlich angehen. meine frau hat heute burtseltag, und da lassen wir uns nicht aus dem konzept bringen. nachstehend ist das geplante und in etwa auch so ausgeführte geburtstags überraschungs programm meiner frau: ( es ist nicht empfehlenswert dieses zu kopieren oder als überraschung für andere frauengeburtstage anzuwenden!!! )
als erstes machen wir mal einen grundeinkauf. zur feier des tages gibts ein - für mich - längst fälliges fleischfondue. wir halten uns mächtig zurück und kaufen nur 600 gr filet! bis wir uns im ganzen laden umgeschaut haben, und wieder mal wissen was wo genau steht, ist auch unser heimetli sauber geputzt und dargetan.
nächster programmschritt, zurück auf dem fundo: ruscheli macht grosswässche! eine maschine nach der anderen wird gewaschen und aufgehängt. ich widem mich dem weidezaun welcher von den pferden ein bisschen lädiert wurde. das breite weidezaunband wurde von almiro super provisorisch ganz chile like irgendwie mit draht zusammengehalten und gespannt. geht auch...... gegen späteren nachmittag lassen wir dann die fete so richtig anlaufen köpfen mal wieder eine flasche martini, zünden einen dicken fetten schoggistumpen an und feiern zu fleischfondue und fred fritz - oder wie hiess der schauspieler doch gleich - aus der mitte entspringt ein fluss, ruschelis einundvierzigsten geburtstag. auf dass alle aber wirklich alle deine wünsche in erfüllung gehen - die meisten wünsche teile ich nämlich mit dir -und wir noch bis in alle ewigkeit plus zwei drei tage zusammenbleiben werden. hippi häppi burtseltag.......

die fotos findest du in der fotogalerie!



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