tagebuch 05. januar 2008
grande buenos aires / dakar (senegal) - irgendwo vor afrika


zwergenkleine europäer in gross-afrika dakar zum zweiten...
ich schlaf noch tief und fest und doch schleicht sich ein gedanke (traum?) ein: wir können landgang machen.. und in dem moment klingelt das telefon.. ich weiss es schon: wir werden von roma informiert, dass wir auf landgang können. schon irgendwie seltsam solche momente.. ich lass unser zimmer mit neonlicht durchflugen und mach mich schon bald bereit.. wenn wir schon raus können..

auch fredel macht mit und keine 10 minuten später stolpern wir zu kaffemaschine. guten morgen.. dann gehts mit dem lift runter und wir stehen vor verschlossenen türen.. rufen nützt nichts, telefonieren nützt nichts.. also nochmal rauf? in dem moment kommt ein arbeiter und lässt uns raus.. wär ja gelacht. wir melden uns ab und treten über die rampe - die verbindung zu festem untergrund - auf afrikanisches land.. und schon haben wir freunde! wir wollen doch gar keine, schon gar keine guides und noch weniger wollen wir etwas kaufen! ja hei, die sind aber hartnäckig.. sie seien ein fröhliches volk und von wo wir seien etc..

die jungs haben ja schon einen drauf, muss man ihnen lassen. sie hören schweiz und kennen grad jemanden von unserer heimat.. fritz und rita von basel oder hans und daniela aus bern, oder besser peter und karin aus..... ja, sie lassen nichts aus, sich als vertrauenswürdig zu erweisen ;-). wir grinsen und versuchen, so gut es geht, die herren abzuwimmeln. gar nicht so einfach.. die lust am kaufen ist uns auf jeden fall schon vergangen.. zu aufdringlich alle. die kleinen stände hätten sicher schöne sachen, aber ein blick genügt und man kommt nicht mehr los.. also tunnelblick bei den tunnelblümli (ein witzli von marianne und heinz ;-).

die läden werden langsam geöffnet, es ist nach 10 uhr.. auch um die grosse markthalle wird es geschäftiger. wir tauchen ein in ein meer aus farben und gerüchen.. aussen rum gemüse und früchte und innen fisch und fleisch.. hier lässt man uns wenigstens in ruhe.. wir schlendern also durch die gassen und mich springen keine mango an.. haben eh kein geld gewechselt.. also einfach schauen und staunen. lustige fische, farbig gekleidete verkäufer, der metzger haut mit dem beil stücke aus der kuh.. es läuft was und hier drinnen gefällt es mir echt gut.. auch entdecken wir viele asiaten die am einkaufen sind.. fahren schöne autos.. scheint, dass sie hier irgendwas arbeiten.

wir schlendern noch durch einige gassen. ein internetkaffe ist nun offen und wir wollen geld wechseln, um uns die verbindung zur welt zu gewähren.. aber 2 dollar will uns der herr nicht wechseln.. ja dann, eben nichts mit www. wir gehen weiter und flanieren noch um einen platz und dann wieder richtung hafen. viel zeit haben wir eh nicht. ein herr mit einem korb süssholz fällt uns auf.. später kriegen wir auch lust, uns solche zu kaufen und kehren nochmal um.. aber leider ist der herr weg. er hätte das geschäft des lebens gemacht.. wir hätten glatte 2 dollar investiert.. wird leider nichts draus.. wir ziehen also ohne holzstücke ab :-(

gegen den hafen wird es wieder geschäftiger. jeder verkauft irgend was, dass vielleicht mal von einem schiff gefallen ist. die menschen sind bunt gekleidet und riesengross! wir kommen uns vor wie zwerge. schon sind wir am zoll und wir wissen vom letzten mal, wo wir genau anzustehen haben. also schön hinter die abschrankung und unsere passkopien zeigen. unsere namen sind zwar nicht auf der liste, aber man lässt uns doch rein.. grimmiger blick vom zöllner.. dem herren daneben entlocke ich aber doch ein lächeln.. wie ein hochhaus ragt die grande buenos aires aus den containern raus.. schon ein riesen schiff.

wir verlassen also die andere welt, die afrikanische, und tauchen ins reich der cargoschiffe ein. auch eine andere welt, aber unterdessen schon sehr vertraut. auf dem obersten deck schauen wir noch etwas dem treiben unten zu. ein paar starke männer hiefen säckeweise irgendwas auf ein paar lastwagen.. die geben echt vollgas.. hier wird anscheinend schneller gearbeitet als in südamerika. wir können es kaum glauben wie sich die männer einsetzten. ist ja wahrlich ein harter job. und was ist wohl in dem tausenden von säcken drin? wir wissen es nicht, vielleicht ist robin informiert. der erkundigt sich ja immer über alles.

es ist schon bald zeit fürs zmittag. noch etwas lesen in der kabine.. ja, so ein morgen ist lang, wenn man schon um NEUN uhr aufsteht!! eigentlich gings ja ganz gut, so früh aus den federn. werden wir morgen grad wiederholen. so sind wir dann vielleicht auch mal müde am abend ;-). zurück zum zmittag.. robin ist ganz niedergeschlagen, mag kaum essen.. ja, nicht nur uns hat der landgang energie entzogen.. andere hat es noch schlimmer erwischt! wir erzählen uns das erlebte und sind einig, das wär nicht der kontinent, wo wir leben möchten ;-). das ist mal milde ausgedrückt.. eine sicher auch fasznierende welt, aber eben nicht unsere..

je länger wir am tisch sitzen, je besser wird die stimmung. wir haben noch genug rest-energie um robin aufzumuntern und schon ist er wieder im element.. wir lachen über die coolen surfjungs und äffen sie nach und grölen und zeigen und alle sind wir in action.. ja, die beiden sind echt lustig, und wir wohl auch ;-). fredel serviert uns kaffe und dann gehts aufs aussendeck.. die rampe wird raufgezogen, das monster-ding.. wir schauen zu, winken adieu und schon geht es los.. wir ziehen an dem dock mit den verstaubten, alten autos vorbei (die standen doch vor 2.5 jahren schon da?) und dann gehts durch die enge ausfahrt und das offene meer hat uns wieder..

die grande buenos aires zieht an der sklaveninsel vorbei und dann haben wir genug gesehen.. die kabine ruft.. ich werde aber nicht schlafen, das hab ich mir vorgenommen! dafür starte ich den compi und nun bin ich am tippen, filme brennen und fotos anschauen.. fredel sitzt neben mir und tut auch tippen. so ein tag ist schon länger, wenn man zeitig aufsteht ;-). szenenwechsel.. ich geh raus und lese, fredel ist in ein fantasie-spiel vertieft.. jedem das seine.. wenn wir nicht die gemeinsamen essenzeiten hätten ;-).

ich freu mich wie ein kleines kind auf die teigwaren mit tomaten und mozarella sauce und lange auch kräftig zu. dann noch pizza und dann noch hamburger.. ja, satt werden wir für gut. lachen tut es auch wieder zur genüge.. die beiden werden wir wohl etwas vermissen.. sie gehen ja beim nächsten stop von bord.. ui, jetzt geht es schnell.. england und dann 2 tage auf wasser und dann sind wir in hamburg.. ui nei.. ich verdräng den gedanken grad wieder.. noch etwas die ruhe geniessen. aber zuerst ziehen wir uns mal einen film rein ;-). ein epos, dass in china spielt..

die bilder dieser kultur faszinieren mich.. ihre häuser sind einfach und mit stil geschmückt und eingerichtet.. alles hat stil, ist schlicht und schön.. auch die kleider etc.. dann im gegenzug die europäer, prunkvoll aber irgendwie ordinär.. so genau hab ich das noch nie vergleichen können. der film gibt die zeit um 1910 wieder.. echt eindrücklich und gut gemacht.. die asiatischen kulturen scheinen einem irgendwie tiefer, echter.. aber eben, ist ein film und ja auch auf emotionen basiert.. trotzdem geniess ich (oder zieh es mir wahrlich rein) die schönen bilder.. das universo soll schlicht und schön werden, nicht überladen und plump.

der film wirkt noch nach.. die bilder flimmern vor meinem inneren auge weiter.. wir gehen raus, sternen schauen. fredel zieht es aber bald wieder in die kabine.. ich kann da nicht weg.. man sieht sogar mal wieder die milchstrasse!! um nicht zu erfrieren, bitte ich fredel um sein warmes gilet und schon pflatsche ich mich in die liege und schau einfach raus, ins universum, versinke drin und bin.. was für schöne und tiefe momente in meinem leben!! wie dankbar ich um solches bin!! wiederum hab ich das gefühl, ich war stunden da draussen.. heut kann ich mich fast nicht lösen.. hab schon mal die türfalle in der hand und wende mich nochmal, steh da, kopf in den nacken gesenkt, verzaubert vom unviersum.. lass mich da eintauchen und nie mehr zurückkommen..

wobei, auf dem planet erde hat es ja noch so manche erfahrung, die auf mich wartet.. also los ;-). ich geh in die kabine und erzähle vom milky way.. uns gelüstet grad auf eben diesen schoggoriegel ;-). dann les ich im aktuellen buch von eistee.. darauf gelüstet mich auch.. bin eigentlich erstaunt, dass nicht mehr ess-gelüste in sachen schweiz aufkommen.. liegt vielleicht da dran, dass wir hier gemästet werden ;-).

schrill tönt das telefon welches sich genau auf der höhe meines bettes, jedoch ausser reichweite befindet. und nochmal und nochmal und nochmal. ich kann nicht aufstehen, ich kann nicht abnehmen, ich kann noch nicht einmal sprechen. schine geht ran.

roma haben sich überwunden, unsere kabinen nummer zu wählen, um uns zu informieren, dass wir immer noch in dakar sind, und zwei oder drei stunden landgang haben. nun gut, so eine runde dakar lassen wir uns sicher nicht entgehen, zu gut sind die erinnerungen an den schönen früchte- gemüse- fisch- und fleischmarkt in dem runden gebilde nicht weit vom hafen. nach einem käfu machen wir uns auf den weg, und stossen erstmal auf verschlossene türen. auf deck drei wo die rampe in die grenzenlose freiheit führen würde, versperrt uns eine abgeschlossen türe aus eisenstäben den weg. in afrika muss alles beinahe hermetisch abgeriegelt werden, da viele von hier flüchten wollen und vor nichts zurückschrecken.....

nachdem schreien und telefonieren nichts brachte, versuchen wirs mit mentaler kraft und es funzt. gerade als wir mit dem lift hochfahren wollen, kommt ein arbeiter von der rampe her und schliesst uns auf. wir verlassen das schiff und tauchen sofort und unvermeintlich in die spezielle welt afrikas ein. kaum haben wir einen fuss vor die rampe gesetzt, kommt schon der erste herr und informiert uns - nachdem er uns fragte woher wir kämen - dass um elf die fähre zur sklaveninsel - also zur ehemaligen sklaveninsel, nicht dass er auf der suche nach neuen sklaven gewesen wäre - ablege. nach viermaligem erklären, dass wir kein interesse an der besichtigung der insel haben, geschweige denn sklaven werden möchten, können wir den aufdringling endlich abschütteln.

aus dem hafengelände raus, gehts im gleichen stil, jedoch in proportionalen quadrat verstärkter intensität weiter. wie ausgehungerte tiger wetzen leute auf uns los, texten uns zu, worauf wir unsere ignoranz spielen lassen, auf schweizer deutsch angeregt miteinander diskutieren - keine ahnung über was, hauptsache wir diskutieren angeregt - und zwischendurch unsere schatten - die hautfarbe beweist, dass es schatten sein müssen - darauf hinweisen, dass wir weder eine orange telefon karte, noch einen guide, noch ein senegal t-shirt noch einen hölzernen elefanten noch eine vodoopuppe noch ein strandtuch noch eine armband uhr noch eine halskette und schon gar kein handgemachtes stattbild von dakar aus echten schmetterlings flügeln gebrauchen können.....

je weiter wir von den improviesierten ständen in der hafen gegend entfernen, umso ruhiger wird es um uns rum. wenig später und zielgerichtet wie tells apfelschuss sind wir am markt. obwohl wir keinen cent landeswährung in der tasche haben erfreuen wir uns an dem geschäftigen treiben, an den farbigen gewänder der marktleute und der atmosphäre hier drin. einzig die vielen asiaten wollen nicht so wirklich in unser bild passen. aber offensichtlich sind die chinesen aufgrund der afrikansichen bodenschätze ziemlich im vormarsch und überrollen diesen kontinent völlig um - wie sie es sicher propagieren - entwicklungshilfe zu leisten. es kostet euch nur die erz- gold und kohle vorkommen welche ihr eh nicht selber zu tage fördern könnt da es euch an devisen fehlt oder so.....

unser rundgang durch dakar führt uns bereits wieder der grande buenos aires entgegen. auf dem weg dahin versuchen wir, um hurtig unsere mails zu checken, zwei dollar zu wechseln, was für die wechselstube ein lächerlicher betrag ist, minimum zwanzig dollar muss man da schon aufwerfen. dann eben nicht. drei strassen weiter erinnern wir uns, dass wir soeben gerade an einem süssholz verkäufer vorbeigeschlendert sind. da trifft uns der geistesblitz, wir könnten zwei dollar in süssholz invesiteren. aber bis wir wieder an dem ort zurück sind ist der verkäufer natürlich schon wieder über alle hügel - berge gibts nämlich nicht so viele hier -

um elf sind wir wie befohlen wieder auf dem schiff. das ist die zeit wo wir normalerweise, was eigentlich überhaupt nicht normal ist, aufstehen und unsere körper ins gym rüberschleppen. aber heute sind diese schon gestählt, und wir realisieren seit langem mal wieder, wieviel man eigentlich vom tag hat wenn man zwei also eigentlich eineinhalb stunden früher aufsteht. die zeit bis zum zmittag vertörlen wir uns in luftiger höhe auf deck 13 beim beobachten des hafen treibens und päter beim lesen in der angenehm kühlen kabine. um zwölf werden wir von einem schrillen pfeiffen erlöst und schreiten zu tische.

offensichtlich ist robin nicht so erhobenen hauptes in den speisesall spaziert wie wir zwei. er sitzt wie ein häufchen elend auf seinem stuhl und murmelt immer wieder vor sich hin wie sehr er afrika hasse. auch sie zwei waren auf einem rundgang, konnten sich aber nicht so souverän von ihrem erzwungenen begleiter lösen wie wir, was ja auch logisch ist, die beiden sprechen kein schweizerdeutsch und sind somit nicht in der lage, eine unverständliche jedoch tiefgründige alles um sie herum ignorierende diskussion zu führen.... schine und ich therapieren in der folge robins deprönchen = das ist die niedlichkeits form einer depression und zum schluss des mahls sind wir alle wieder auf dem normalen aber nicht allgemein praktizierten lustig respektive dumm tun level.

wieder in der kabine tippe ich hurtig den angefangenen tag zu ende um dann endlich mit meinem längst ersehnten zauberer welten retten computer spiel zu beginnen. sobald dieses aufgestartet ist, gibt es nicht mehr sehr viel vom tag zu berichten. ich glaube schine verzog sich aufs deck und ich tauche ab in diese für sie so unerklärliche sureale welt von zaubersprüchen, dämonen vertreibung, und völker schaffens . das einzige was mich aus der trance holen kann, sind die menschlichen bedürfnisse, wie nachmittags capuccino, und wenig später znacht essen.

beinahe typisch italienisch gehts heute zu und her und die drei gänge sind im nu hinter uns gebracht. nach dem obligaten abendrundgang zu viert an der frischen luft, verabschieden wir uns und verkriechen uns in unsere bienenwaben respektive kabinen. unser home cinema zeigt uns heute eine - mehr oder weniger, wer weiss - wahre geschichte vom reich der mitte. dass um 1900 die europäer in china ebenfalls die hände im spiel hatten wusste ich nicht, aber dass die chinesen im kung fu besser sind als die besten europäischen boxer ist spätestens nach diesem film klar. und dass kung fu filme kostengünstiger zu drehen sind als acton movies und killer thriller ist ebenfalls logisch. beim kung fu sind höchstens knochen brechende geräusche beizufügen. bei den anderen filmen werden eisenbahnwagen voll ketchup verschwendet.

um halb zehn stehen wir nochmal auf dem deck und bewundern den sternenhimmel. ruscheli bleibt noch etwas länger, ich beginne mit dem nahen ende des dicken buches welches ich zu lesen hier auf dem schiff angefangen habe. . bald wird allgemeines lichterlöschen ausgerufen, schliesslich wollen wir morgen wieder um neun aufstehen.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



info@matzmobil.ch