tagebuch 29. dezember 2007
grande buenos aires / brasilien, rio de janeiro - atlantik


der tag danach, auf dem grossen meer die grosse überfahrt beginnt ...
das erste mal bin ich schon sehr früh wach.. fühl meinen kopf, fühl mein unwohlsein ;-). besser noch etwas schlafen.. später brummen die motore (wie mein kopf). wir legen ab.. wiederum hält sich der drang aufzustehen in grenzen.. wie ein magnet kleb ich an der matratze, die augendeckel wiegen tonnen. adieu südamerika.. wir kommen ja hoffentlich schon bald wieder ;-).

erst gegen mittag wird es hell in unserem zimmer.. wir liegen in meinem bett, plaudern über gestern und rechnen nach, für was wir wo geld ausgegeben haben.. irgendwie geht es nicht so ganz auf.. egal.. vielleicht mal falsches rausgeld? vielleicht aus der tasche gefallen? wie auch immer, ändern können wir es eh nicht und brauchen tun wir die währung ja auch nicht grad wieder. hoffentlich macht es jemandem freude. mir macht erst mal mein bauch freude.. meine verdauung ist angeregt ;-). dann macht fredel mir noch freude: er holt mir eine cola und ein stück brot.. guten morgen! etwas in den magen kann nicht schaden..

nun sitzen wir schon vor dem bildschirm und ich werd den gestrigen abend versuchen zu beschreiben ;-).. war ja schon witzig.. ah, noch was, training fällt wegen restalkohol-gehalt in den adern aus ;-). fühl mich zwar gut, aber rausfordern will ich es auch nicht.. alles ist sicher noch nicht draussen, das schiff schwankt.. besser vorsicht walten lassen. mit dem tippen wird es schon mittag und wir rücken aus, unsere mägen zu füllen. wieder wird es lustig.. wir erzählen von gestern und wie wir uns kennengelernt haben. nachdem der captain und sein gefolge weg sind, erzählen wir auch noch den zweiten teil unseres gestrigen abends. muss ja nicht grad jeder wissen. vielleicht ist es nicht erlaubt mit gästen auf die kabine zu gehen?

draussen geht unser geplauder weiter und wir lachen ab robins schwarzem humor.. fredel steht in nichts nach.. ich derweil bin heut eher passiv.. zurück in die kabine und tippen.. unterdessen ist unser heim mit frisch gewaschener wäsche verhängt und wir tippen weiter.. oder zumindest fredel. ich brauch jetzt pause.. um halb fünf gibts noch sicherheitstraining.. muss ich also noch etwas liegen davor ;-). ich nicke sogar rasch ein.. dan gehts aber in den aufenthaltsraum und wir werden bestens unterhalten. der sicherheitschef ist mehr lustig als vertrauenswürdig ;-). zuerst gehen wir alles theoretisch durch und dann gehts noch auf rundgang.

auch hier, mehr dumme sprüche als lernen.. aber wir hatten ja auf der grande francia einen ganzen tag sicherheitstraining.. wir sind also informiert. mary und robin kennen eh alles was mit schiffen zu tun hat.. wir beichten noch, dass wir die beiden passagier-karten verloren, bzw. vergessen haben und werden - auf lustige weise - angehalten, weniger zu trinken ;-). unser instruktor mein nur, wir hätten damit wohl 2 flotte schnitten reingeschmuggelt.. auf deck 3 meint fredel und so weiter und so weiter.. dann müssen wir noch unterschreiben, dass wir alles verstanden haben und wir sind entlassen.

ein weiterer aussengang folgt und dann ist schon zeit fürs znacht.. schon ein stress auf so einem schiff. bald sitzen wir also wieder zu viert an dem runden in der ecke und lassen uns verwöhnen. von witzigen anektoten, von gutem essen etc.. weiss gar nicht mehr, ob das bei dem znacht aufkam.. die sache mit dem gleitschirmfliegen. egal, ich will meine beobachtung jetzt niederschreiben.. ich merke, wenn es um dieses thema geht, ist mein ego noch voll dabei.. ich hab ja faktisch aufgehört mit der selber-fliegerei.. was auch gut so ist.. aber irgendwie will mein ego noch immer genährt werden mit der tatsache, das ich das zumindest mal gemacht hab.. wie sonst könnte ich erklären, dass ich das sofort erwähnen muss? jaja, lieber verstand.. mir ist eigentlich egal ob ich fliege oder nicht. aber anscheinend definier ich mich doch noch irgendwie darüber.. aber das wird sicher besser und besser ;-). musste einfach ab mir selber grinsen, dass es mir wichtig war, zu erwähnen, dass ich das auch gemacht habe und ich eine ahung habe.. ansonsten ist mir das ja in fast allem recht egal.. bin ja kein anderer mensch ob ich nun fliegen kann oder nicht.. aber wie gesagt, in dem belang steh ich anscheinend noch nicht drüber.. hab es noch nicht losgelassen.. aber immerhin fällt es mir auf.

aber zurück zum abend (ob es nun der gleitschirm-geschichten-abend war oder nicht). für die herren gibts noch einen kaffe zum abschluss und dann gehts nochmal raus.. sternenpracht, viel wind.. wir sind bald wieder drinnen.. der nächste film steht an.. über einen mexikanischen fussballspieler der in amerika entdeckt wurde und es in eine schottische mannschaft gebracht hat.. ja, der schottische dialekt und humor passt doch einfach.. werden wir wohl fast etwas vermissen ;-). der film ist auf jeden fall voll auf herzschmerz und siegestaumel gemacht und unterhaltsam zum schauen. hollywood hald.

dann ziehts mich nochmal raus.. fredel kommt rasch mit.. ich bleibe draussen, schau versonnen in den himmel rauf.. leider find ich das kreuz des südens nicht.. vielleicht hinter den paar wolken, die wie schwarze löcher am himmel kleben.. egal.. sterne hat es mehr als genug und ich schaue und geniesse und bin einfach nur zufrieden. ja, die natur, die bringt mich schlussendlich immer wieder näher zu mir selber. nur steh ich mir ab und an sogar im wege um diesen zugang zu leben.. mensch hald..

es ist noch dunkel als wir aufstehen. in unserer kabine jedenfalls. draussen ist seit stunden heiterer sonnenschein, was aber unsere augen noch nicht wirklich vertragen würden, und unsere alkoholgeschädigten kleinen grauen sofort explodieren liesse.

heut morgen lassen wir unsere gymastik übungen mal sausen, schliesslich sind wir gestern genug durch rios gassen gewandert, also um ehrlich zu sein dreht sich alles noch zu fest in unseren köpfen und das wohlbefinden ist noch nicht ganz zu seiner höchstform aufgelaufen. dafür dürfen dann kurz nach dem aufstehen die magensäfte und kaumuskulatur gleich wieder zu höchstleistungen antreten. gespannt horchen roma ( robin und mary ) unseren rio geschichten während wir vor uns berge von pasta, fisch, fleisch und dessert auftischen lassen. nach dem obligaten macciato schauen wir uns auf deck das unendlich scheinende blau um uns herum an und verziehen uns danach in die angenehme kühle der kabine.

etwas tagesberichte tippen, und ein paar bisher ungehörte songs auf sonyki laden hat noch nie geschadet. und nach ein paar kapiteln lesen steht auch noch ein wichtiger termin an. wir werden in die sicherheitspolitik der grande buenos aires eingeführt. amüsant, witzig, lustig und in kleinstem masse vertrauenserweckend. aber auf die anfrage ob wir einen ausgedehnten security drill wünschen - inklusive einstieg ins rettungsboot, exklusive testen der zielgenauigkeit von rettungsringen an hilflos im wasser treibenden gästen - verzichten wir alle vier dankend. roma haben das ganze sicher schon unzählige male geübt, wir haben einen ganztägigen einführungs kurs auf der grande francia genossen.

soviel protokollarisch festgehaltenes und unterzeichnetes geistiges sicherheits know how muss natülich verdaut werden. buch schnappen auf die aussenliegen pflatschen um eine knappe stunde später, wie könnte es anders sein mal wieder am zwangsernährungs pogramm für schwerst wieder einbürgerbare zentraleuropäer welche eigentlich mit dem ganzen euro kram gar nichts zu tun haben teilzunehmen. nützts nichts so schadets nichts. mit anderen worten, so hart kann der kommende winter gar nicht werden um all die so säuberlich angefressenen kalorieen in kälte, schnee und wirbelstürmen wieder zu verbrauchen. ausser wir finden auf anhieb gleich wieder einen job, wo innerhalb von zwei wochen, acht komplett eingeschneite und nicht markierte iglus unter eine drei meter dicken schneedecke ausgebuddelt werden muss......

wir unterhalten uns mal wieder blendend und haben weitaus mehr zu lachen als all die unter- ober und höchstoffiziere welche an den anderen tischen sitzen. und so unterhaltsam die themen auch immer sein mögen, so ungezwungen und ganz normal verabschieden wir passagiere uns voneinander, gehen vielleicht noch hurtig an die frische luft zu sammen und tauchen dann wieder in unsere eigene welt ein. ruscheli und ich sind sowas von dankbar, so angenehme, amüsante, umgängliche und witzige mitreisende auf dem schiff zu haben.

wenig später tauchen wir, wie gesagt,wieder in unsere eigene kabinen welt ein. gooooooooaaal !!!! nicht dass fussball seit neustem unsere welt ist, aber den film, dessen name ebenso lautet, bedeutet für den jungen mexikaner nuñez seine ganze welt. schine versteht nicht ganz, dass ich während einer szene zidane und beckham erkenne. ich auch nicht, aber vielleicht ist das fussbal gen doch irgendwo im hintersten winkel des knorpels von meinem ohrläppchen eingepflanzt worden. nach der lebensgeschichte schnappen wir nochmal kurz frische luft, schine widmet sich noch etwas der autodidaktischen aneignung astronomischer erkenntnisse und dann betten wir uns zum schlaf.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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