tagebuch 25. dezember 2007
grande buenos aires / brasilien, vor paranagua


im weihnachtsstau vor paranagua es weihnächtelet sehr da muss martini her
wir wurden ja gestern schon informiert - vom captain - dass wir in der nacht noch vor paranagua vor anker gehen. am morgen ist es also sehr ruhig in der kabine, das schwanken ist etwas sanfter als sonst.. es ist ja auch schon morgen, der anker wohl schon lange am meeresgrund.. langsam kommt leben in die kabine.. wobei, ich fühl mich eher müde und matt seit wir hier sind.. versuch also etwas zu meditieren, aber da kommt schon fredel zu mir ins bett gehuscht.. auch gut, ist ja auch schon halb elf ;-). guten morgen.

mein mann wird dann, vom koffein-drang überfallen und rückt aus, für lange.. seinen dienst, noch das wetter zu checken - fällt so aus.. ich muss mich also in sachen garderobe selber entscheiden.. am besten die alten klamotten ;-). dann stolpere auch ich raus und seh in endloses blau, zu vielen schiffen rüber, und stell mich neben fredel und robin, die beiden sind am morgenplaudern.. es ist drückend heiss, die kamera, mit der ich gerne ein foto vom schiffs-stau machen möchte, beschlägt an der linse.. also nichts mit fotos.. ich geniess den rundumblick doch und zähl so eben mal locker 22 schiffe.. der hafen ist heute zu, morgen gehts weiter.. aber bis so viele schiffe abgefertig sind? na ja, wir haben ja zeit ;-).

ein blick auf die uhr, schon bald zeit fürs zmittag.. ich stürz mich in ein leichtes schlüttli, rechne nicht mit dem gala-essen heut mittag ;-). aber so ist es.. wir werden gemästet für gut.. sitzen wiederum neben dem captain und können so manche lustige situation belachen oder werden sogar selber tätig in sachen rumblödeln. ein gang nach dem anderen wird aufgetischt und ich setzt des öftern aus.. fisch ist trumpf.. klar, wir sind ja auf einem frachtschiff. ich probier das ein oder andere ab fredels teller und lange dann zu, als das fleisch kommt. der chef, der oben am tisch mit den schalk im nacken, hat für mich eine weitere überraschung auf lager.. ich krieg also eine riesen schale glace, gelati, wärend die anderen trockenen panetone essen ;-). komm mir also fast etwas blöd vor.. aber die lust auf das kühle siegt und ich geniess jeden bissen.

wiederum ein wirklich lustiger zmittag.. ich würde auch gerne mehr mit den beiden indischen herren sprechen .. die sitzen aber oben am tisch und so laut in englisch reden.. na ja, so locker geht mir die sprache auch wieder nicht über die lippen ;-). zum abschluss offeriert uns der captain noch einen 12 jährigen wisky.. ich verzichte auf alkohol, am mittag ;-). team marobyn kennen den chef ja schon von einer früheren reise und wir kommen in den genuss von so manchen geschichten aus alten zeiten. echt eine lustige gesellschaft dünkt uns.

irgendwann erlösen wir die herren, müssen ja vielleicht auch mal noch arbeiten. die inder möchten eh schon lange gehen.. so ganz alles kriegen sie auch nicht mit, oben am tisch.. oder wohl besser unten am tisch.. oben sitzt ja der chef. wir bedanken uns für das gute mal, für alles drum und dran und rennen dann voraus, und ich halte die tür zu, so dass fredel schon mal die aussenliegen reservieren kann. nein, war natürlich nur spass.. uns ist es drausse eh zu heiss, wir gehen in die kabine und lesen.. irgendwie sind wir nicht so sehr fit und unternehmungslustig.. kann es ja mal geben ;-). vielleicht würde uns mehr frische luft ja guttun.. wobei, so frisch ist die luft eben nicht. und meinen nacken möcht ich noch immer nicht an die sonne legen.

hab eh auch grad mal wieder einen rückfall in sachen körperbewusstsein, oder eben nicht bewusstsein.. so ganz wohl in meiner haut fühl ich mich nicht grad und so an die sonne legen, bei den vielen männern.. passt mir irgendwie nicht.. also muss es nicht sein. hoff ich hab bald wieder einen besseren draht zu meinem körper, er hat es ja verdient! aber eben, so einen kleinen rückfall kann es eben geben.

unterdessen sitzen wir am compi und tippen tagesberichte.. ich bin so etwas von im hintertreffen in sachen fotos, sollte mal "dähinder".. aber immer zuerst schreiben, so kann ich mir die notizen sparen ;-). auch den fotos widme ich mich noch einen moment, aber dann ist schon zeit fürs znacht.. der hunger treibt uns nicht grad ;-). kurz raus, schauen wie alle schiffe schaukeln und warten, dann an den tisch.. es gibt nur resten und wir sind froh drum.. auf alkohol verzicht ich - noch - ganz gerne.. etwas plaudern und dann gehts nochmal kurz raus.

dann ziehen wir uns den kaufmann von venedig rein.. ein schöner film, etwas schwierige sprache.. aber ideal für weihnachten dünkt uns ;-). dabei stossen wir mit einem martini an.. ja, wir haben ja noch einen gutsch und die weihnachtsmann röhrli.. prosit, auf uns, auf weihnachten und schlürf.. nach dem film noch ein paar zeilen lesen und dann die augen zu. der vollmond will mich zwar nicht grad in tiefschlaf bringen.. aber ich warte geduldig. ein versuch zu meditieren scheittert.. irgendwie fühl ich mich auf schiffen mir selber nicht so nah.. hat ich schon beim hinweg.. bin vielleicht nicht fürs wasser gemacht.. lieber festen boden unter den füssen? könnte gut sein.

ich geniesse das gefühl, jeden morgen aufzuwachen, keine ahnung zu haben wie spät es ist, keine verpflichtung zu haben, die einen zwingt aufzustehen und aus diesem gründen einfach da zu liegen, auf meinen körper zu hören ob er noch müde ist oder schon nach seinen koffein schub lechzt..... als ich dann das aufsteh ritual mit einem zwischenkuschelstop unter schines bettdecke starte, ist es bereits halb elf....

mit dem auftrag in den ausguckkorb hoch im masten oben zu klettern und mit einem detaillierten wetterentwicklungs bericht zurückzukommen werde ich losgeschickt. das vorhaben wird von robin unterschwellig mit einer tiefgründigen diskussion untergraben, und schine muss sich ganz ohne meine wetter berichterstattung entscheiden was sie anzieht. bei pläuderlen und die sonnenstrahlen den blauen himmel sowie den blick auf das saubere meer geniessend lassen wir die zeit an uns vorbeiziehen. im moment scheint diese eh stillzustehen. wir sind vor anker - wie über zwanzig andere riesenschiffe um uns rum ebenfalls - und warten dass paranagua seine hafentore wieder öffnet. dies ist nämlich der einzige hafen an der südamerikanischen ostküste welcher am weihnachtstag blau macht.

um zwölf begeben wir uns dann alle in den speisesaal. am anfang breitet sich eine kleine unsicherheit aus, ob wir nun wieder beim kapitän am tisch sitzen dürfen oder ob dieses privileg unser gestriges weihnachtsgeschenk war. da wir uns gestern wohl zivilisiert genug benommen haben - ich habe mehr als die hälfte der speisen mit messer und gabel zu munde geführt - sitzen wir bald wieder alle zusammen am captains tisch. was jetzt folgt ist das gestrige gelage im quadrat. wieder werden massen an speisen aufgetragen. viel fisch viel meeresgetier, schine probiert häpchenweise von mir, wird aber am schluss noch zu ihren kalorien kommen. an dieser stelle wäre nun mal noch ein lobeswort an den captain zu richten. erstens, weil er schine zum dessert eine tripple portion gläcu organisierte und zum zweiten weil er schon im heissen afrika an weihnachten gedacht hat. auf dem fischmarkt in dakkar hat er eine frische ladung hummer entdeckt, diese sogleich aufs schiff verfrachtet und in die tiefkühltruhe gesteckt. so kommt es, dass wir nun zum weihnachtschmaus diese deliciösen krustenschalen tiere verdrücken...

nachdem wir uns versichert haben, dass kein apprupter wetterwechsel ansteht, uns also von der immer noch brütenden hitze überzeugt haben, verziehen wir uns wieder in unsere kabine. bei lesen, tagesberichte nachschreiben und einem weiteren versuch den kampf gegen das sonic stage musikprogramm zu gewinnen, lassen wir den nachmittag an uns vorbei schwirren während unsere verdauungs muskeln derweil schwerstarbeit leisten... diese sind dann sehr erfreut, dass es am abend nur gerade noch ein paar überbleibsel häppchen vom mittag gibt. zwei drei vier lachsbrötchen als deckel obendrauf und dann hats sich ausgefressen für diese weihnachten.

in der kabine richten wir es uns gemütlich ein und geben uns der lyrik und poesi hin. im klartext heisst das, wir schütten uns je ein zahnglas mit martini voll - bei genügend genuss dessen, wir sicher in eine gewisse lyrik verfallen - und schieben eine dvd in den kompi mit dem vielversprechenden titel der kaufmann von venedig. die etwas hochgegriffenen und noch etwas mehr langfädigen dialoge sind zwar nicht ganz einfach zu verstehen, aber so ein bisschen shakespeare am weihnachtsabend hat noch niemandem geschadet.....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



info@matzmobil.ch