tagebuch 21. dezember 2007
argentinien / buenos aires - grande buenos aires (hafen buenos aires)


eingeschifft von italienern, indern, schotten und new yorkern
ja, das war wirklich eine sch... nacht.. aber meinen unmut kann ich wiederum nicht an den fetten, überfressenen, übergewichtigen mosikots auslassen.. ich scheuch sie einfach raus.. wenn ihr jetzt nicht geht, müsst ihr auf dem schiff hier drinnen kläglich verhungern! sie hören auf mich und verlassen das paradies. ich lieg noch immer wie eine tote fliege da, bin froh, waren nicht alle nächte hier so heiss!

irgendwann steh ich auf, brau kaffe, den letzten für eine weile im matzmobi. dazu medialunas, die nur halb so gut sind, wie sie ausschauen..trotz der völlerei gestern dünkt uns, wir müssen noch etwas essen, wird vielleicht ein langer tag, irgendwo zwischen den containern wartend.. aber es kommt anders.. zuerst räumen wir noch alles zusammen. fredel rückt noch aus, diesmal findet er aber das gesuchte nicht.. ich putz den abgetauten kühlschrank, lass gas ausbrennen, räum auf, putze das badezimmer (alles ist so schmuddelig und dreckig! aber auf dem schiff kommt auch wieder russ drauf..).

als mein mann zurück kommt hat er schon den platz gezahlt und dann werden schon bald die motoren gestartet. das matzmobil surrt vor sich hin und produziert luft für den hinteren reifen.. jetzt gehts los.. ab in die ellenlange schlange vor dem hafen.. wir schaukeln aus dem "camping" und winken allen, lenken auf die strasse, fügen uns in die camionschlange ein.. ein herr winkt uns rüber, auf eine andere spur.. aber wir müssen wirklich in den hafen.. aha! ja dann.. dann wartet ihr hald.. aber nicht lange.. kaum in der nähe des geländes trillert ein polizist und winkt uns rüber, an allen vorbei.. vip würd ich sagen ;-).

wir sollen da vorne warten.. tun wir doch, neben all den grossen. der wassertank wird noch seiner kleinen last enleert und ich knips etwas im zeug rum.. das hat wiederum ein trällern der polizei zur folge.. stimmt ja, im hafen dürfte man nicht fotografieren ;-). sorry.. wir waren lange nicht auf dem schiff.. und fotos machen wir doch, einfach etwas versteckter.. ich muss ja nicht mitten auf der strasse stehen und susifröhlich mässig kniipsen ;-). da sitzen wir also und warten, wohl noch den ganzen tag.. weit gefehlt.. schon kommt ein etwas verwirrter herr und will einen pass und das carnet de passage.. er stolpert im zeug rum und dann steigt er in einen personenwagen mit fahrer ein und winkt uns zu, wir sollen folgen.. vip die nächste.. mit eskorte durch die container täler.

wieder ein halt, dann noch einer.. wir können aber immer schön sitzenbleiben, der verwirrte geselle macht alles für uns.. wir werden von den camioneuren angeschaut, begutachtet und ab und an winkt man uns auch freundlich zu.. wir tun ja eh immer einen auf: wir gehören dazu ;-). aber irgendwie passen wir wohl schon nicht so ganz ins bild.. egal... wir sind drin und schon fahren wir vor der grande buenos aires vor.. aber die rampe ist oben, sie wollen grad umparkieren. der herr verwirrt meint: abends um elf können wir das matzmobil reinfahren.. auf die kabine dürfen wir aber schon. adios und er käme dann wieder. parkieren neben den container, einstieg ins boot auf einer kleinen brücke..

eben diese wird just in dem moment, wo wir schwerbeladen mit unserem gepäck ankommen, eingezogen. egal, wir haben ja alle zeit der welt und das hohe schiff gibt schatten. ich plfatsch mich auf den seabag und dann geht die brücke doch wieder raus. ein inder und ein ostblock-herr verstehen sich nicht so gut, aber wir können rein ;-). welcome an board.. ein italiener begrüsst und grinsend und erklärt uns dies und das in dem so typischen italo-englisch.. wir lieben es.. verstehen aber nicht so ganz alles ;-). es geht mit den lift ins zweitoberste deck.. die menschen denen wir begegnen grüssen uns alle sehr freundlich.. wir sind erstaunt.. weitere indier.. hier ist glaub indien eher trumpf als philipinen (waren auf der grande francia vertreten).

wir sollen eine liste vom elektronischen zeugs machen.. ob wir eine kamera hätten, vielleicht einen compi? na gut, wir haben ALLES.. der junge lässt es bleiben mit der list, schnappt die pässe und legt sie in einen kleinen schrank ;-). wir sollen ihm folgen.. das gepäck liegt frei rum.. ich mach den spruch: ist es hier sicher (zweifle ich nicht).. und wir kriegen eine parade über die sicherheit des schiffes zu höhren.. keine kollisonen und untergänge und überhaupt ;-). war wohl anders angekommen bei ihm als ich es gemeint hab.. nun gut, ich brillier auch nicht grad mit englisch... endlich mal etwas ans spanisch gewöhnt, sollte ich wieder auf diese sprache wechseln? uff..

der indische stuard ist auch mit dabei nun und wir kriegen den essraum gezeigt.. das zimmer ist noch nicht fertig.. haben sie doch heute morgen 11 passagiere verabschiedet. wir haben ja zeit und machen einen aussengang.. unten kommt grad der verwirrte herr mit den beiden anderen passagieren an.. wir winken und sie winken zurück.. ein älteres, englisches paar. passt, denken wir uns.. und es passt.. als sie nämlich auch einsteigen können, das schiff schon ein paar meter umparkiert ist, sitzen wir gemeinsam am mittagstisch.. ein schotte und eine new yorkerin ;-). guter mix.. wir lachen schon zusammen, der englische, exgüsi, schottische humor passt echt..

auch der captain hat den schalk im nacken. er hat uns auf dem obersten deck schon mit händedruck begrüsst an board.. alles in allem scheint gute stimmung unter dem personal zu sein.. das ist unser erster eindruck.. auch am gästetisch ist gute stimmung. mit den beiden lässt es sich aushalten. uns ist es eigentlich noch sehr recht, dass keine anderen womoreisenden dabei sind.. irgendwie haben wir das auf der reise nicht gesucht und das hat sich nicht geändert ;-). wir sind und bleiben eigenbrötler.

das erste zmittag ist also durch und wir begeben uns, ohne umwege (zum essaal haben wir etwas unterstützung gebraucht) in unsere kühle kabine. einräumen, einleben.. fredel organisiert all unser technisches zeug, ich werf die kleider in die schränke.. dann ist es soweit, endlich duschen!!! hier drinnen in der kühlen luft ist es mir sogar recht, dass es warmwasser hat ;-). wie neu fühl ich mich, frische kleider, die mottigen stadtklamotten auf einen haufen.. wähh. sind die grauslig. jetzt fängt die aera der frische an ;-). auf dem recht breiten bett (eines unten, eines oben..) lesen wir etwas.. bücher hat es zur genüge im gemeinschaftsraum, auch deutsche.

dann der nächste aussengang.. wir haben ja kein fenster, also müssen wir immer um ein paar ecken und dann können wir raus.. noch immer drückende hitze.. rundgang, schauen was im hafen so läuft. 2 luxusliner sind auch parkiert.. gewaltsschiffe eigentlich. sicher komfortablere kabinen als wir haben.. aber wir sind happy so wies ist.. ein blick hinter runter und genau da bewegt sich die rampe.. langsam und gemächlich nimmt sie den weg auf das dock runter unter die "räder".. riesen flaschenzug-system.. es knarrt und surrt und quickst und irgendwann ist sie unten.

fredel hat diesmal die ehre in den schiffbauch zu fahren.. er geht mal runter und ich in die kabine.. ein stern-heftli später kommt mein mann zurück.. auftrag ausgeführt.. nun sind wir also alle drei an board!!! genial.. freut mich.. irgendwie hab ich es lieber so, wenn alles schon an seinem ort ist.. das matzmobil nicht einsam in der hitze brüten muss. ist schon bald znacht zeit?? wir können kaum warten ;-). um welche zeit war das essen überhaupt angesetzt? wir haben mal wieder keine ahnung und gehen aufs geratwohl mal vor sechs rüber.. niemand da.. also wird es sicher sieben sein.. als wir da gemütlich lesen in unserem neuen heim schrillt ein alarm.. was ist denn da los?

später klingelt auch das telefon.. essen ist im gange.. aha.. doch sechs uhr ;-). wir kommen also 20 minuten zu später.. super. hallihallo an alle und hinsetzen und essen. nächster eindruck von unseren mitreisenden: gut, sehr gut.. passt irgendwie dünkt uns.. gelacht wird auf jeden fall mit fleiss.. fredel bringt uns nach dem guten mahl (der koch passt glaub auch) noch einen kaffe. ich verzichte.. am abend besser nicht. dafür hab ich mit weisswein (nur solcher steht auf dem tisch) zum abschied von argentinien angestossen.

weiter gehts auf einen abend-sonnen-gang auf das obere deck.. der feuerball verschwindet zwischen den häusertürmen, kugelrund, wunderschön im smog.. echt ein hammer abendrot.. oder besser gelb.. noch immer heisser wind, noch immer die stadt und der hafen zu unseren füssen. auch mary und robin (unser mitreisende) sind oben und wir werden informiert, dass das schiff frühestens morgen mittag ablegt.. uns solls egal sein.. schon bald tauchen wir wieder in ein leben ein, wo ein paar tage verspätung ein riesen problem darstellen. also geniessen wir noch die zeit, wo das einfach so ist wie es ist und gut so ist..

wir haben uns vorgenommen, so manchen film zu schauen wärend der schiffahrt.. wir fangen heute damit an.. heut ist ein lustiger dran "undercover 2".. wir lachen viel und geniessen unsere bettburg mit dem tv-ecken. fredel hat perfekt alles plaziert und wir können so unser homekino leben. danach sind wir müde für gut und fredel steigt auf ins obere schlafgeschoss.. mal wieder so richtig platz haben ist seine devise.. gar keine schlechte idee dünkt mich.. ich leg mich unten hin, es ist stockdunkel.. kein fenster.. aber das ist nun mal so..

in mir kommen gedanken an die katzenengel auf.. tüsschen, moudi, furz.. ich geb mich mal wieder dem katzenjammer hin.. ein paar warme tränen rollen mir übers kühle gesicht (die klimaanlage geht für gut).. ou, ich vermisse euch!!!

so richtig ausgeruht schauen wir beiden uns heute morgen nicht in die augen. erst in den allerletzten paar morgestunden haben wir eine runde schlafen können, und nun sind wir schon wieder wach. ruscheli nützt diesen gemütszustand sogleich aus und setzt zum kaffekochen an.

noch drei stunden bis buffalo respektive bis grande buenos aires. wir schlürfen kaffe, verdrücken wunderschöne, semi köstliche dafür wüsten trockene medialunas und dann will alles für die einschiffung vorbereitet sein. ich fliehe vor ruschelis wirbelwindigem tun und mache mich auf die suche nach dem gestern entdeckten schutz schalencase für sonyki. nach einer morgenwanderung im bereits dichtesten stadtgeiwmmel kehre ich erfolglos zurück. dafür konnte ich den platz bereits bezahlen, und schine hat alles für die abfahrt vorbereitet. da wir aus dem estacionamento raus, und eine zusatzhuelta fahren müssen, damit wir ganz hinten an der camion schlange anstehen dürfen - so wie die grossen - rechnen wir mal genug zeit ein, bis wir dann wirklich im hafengelände drin sind.

es geht dann schneller als gedacht. innerhalb von fünfzehn minuten sind wir von etwa vier polizisten neben jedem camion vorbeigewunken worden und haben nun, bereits hinter den hafen pforten, pole position in warteposition übernommen. zwanzig minuten vor der ausgemachten zeit kommt auch schon der hafen agent und stiftet ein bisschen unruhe mit seiner unzielgerichteten art. pass, fahrzeug pappier, bla bla bla bla, mir folgen, und schon sitzt er in einem fahrzeug welches uns zum zoll bringt. hier kriegen wir einen stempel ins carnet de passage und werden dann weiter eskortitert bis unser kleines matzmobil mit klein ruth und klein fredi vor der grossen weltbereisten grande buenos aires stehen. der agent verabschiedet sich von uns. aha ja das fahrzeig werden wir dann irgendwann im verlaufe des tages mal reinfahren können. im moment ist die gewaltige luke aber noch zu.

wenigstens dürfen wir schon unser gepäck reinbringen, und die kabine beziehen. aber just als wir mit unseren seabags und rucksack zum kleinen passagier gangway gschtürflen, beginnen zwei männer den kleinen steg in den schiffsbauch zu ziehen. uns ists recht, kein problem. aber offensichtlich hat der käptn das ganze von zuoberst beobachtet, und funkt nun: passagier gangway wieder rausfahren. so schleppen die beiden anderen den schweren steg also wiedr raus, wir schreiten rein in den bauch des ungetüms und werden von einem ragazzi matrosen in allerbreitestem italenglish übernommen. mit dem lift rauf, durch die verworrenen gänge ins office, pässe. carnet ect. alles abgeben und dann werden wir an den steward übergeben.

mit ihm müssen wir uns dialekt mässig wieder ein wenig umgewöhnen. costas spricht gehacktes kopfschüttelndes breitlächelndes indinglish. nett. er weist uns darauf hin, dass die zimmer noch nich bereit sind, und zeigt uns stattdessen den speiseraum und rattert die zmorgenzmittagznachtzeiten so schnell runter, dass wir uns nicht einen dieser so wichtigen termine auf anhieb merken können. ruscheli und ich gehen erstmal die aussicht auf dem deck oben geniessen. in dem augenblick sehen wir, wie die nächsten beiden gäste ausgeladen werden. auch sie haben grad keinen gangway, das schiff muss grad noch ein paar meter umparkieren. als wir den beiden zuwinken, macht es fast den anschein, als würde das schiff ablegen, und die beiden kleinen gestalten da unten vergessen. und unser matzmobil mit ihnen!

so weit wirds schon nicht kommen. wir können uns nun erstmal gemütlich an den zmittagstisch setzen und einen ersten gaumen schmaus der deftigen italienischen küche, welche uns nun die nächsten vier wochen mästen wird geniessen. auf befehl des käptns werden nun auch die beiden anderen gäste an bord gelassen und sofort an den tisch gebeten. robin -nicht hood, aber sieht aus wie sein grossonkel - und mary - nicht die queen, aber sieht sicher besser aus - dürfen sich an unseren tisch setzen. robin ist schotte, und hat den humor nicht nur gepachtet, sondern auch noch den schalk und seine freunde hinter sich her - sprich im nacken - und mary hat es irgendwie geschafft - wir haben noch nichts genaueres in erfahrung bringen können - in den unzähligen dunklen und engen gassen new yorks den witzigen quirligen, tatsächlich ein wenig einem kobold ähnelnden schotten aufzureissen......

angenehm die beiden. lustig, aber nicht aufdringlich, freundlich aber nicht zurückhaltend, offen und dabei nicht zu texter. einzig die umstellung vom spanisch zum schottischen, wobei sich robin wirklich mühe gibt, ein schönes - also sagen wir verständliches - englisch zu sprechen, braucht bei uns noch ein wenig zeit. an unserer englischen ausdrucksweise gibt es natürlich nichts auszusetzen.... den nachmittag läuten wir dann mit kabine einräumen ein. und als dieser krampf schon mal erledigt ist, schauen wir uns das treiben im hafen vom hohen deck aus an. als wir am heck stehen, bewegen sich plötzlich die tonnenschweren arme der laderampe und der bauch des schiffes beginnt sich langsam aber sicher an zu öffnen.

schine verschanzt sich in der kabine und ich begebe mich runter, um den first officer davon zu überzeugen, dass unser matzmobil so schnell wie möglich an bord muss. keine zwanzig minuten später steht das matzmobil da wo es immer steht wenn es auf einen grimaldi frachter parkiert wird, und wir sind also nun komplett eingeschifft. den rest des nachmittags geniessen wir, frisch geduscht in einer heruntergekühlten kabine mit neuer literatur vom gemeinschafts raum jeder auf seinem eigenen bett. kurz vor sechs werden wir beide durch einen ganz hässlichen piepston aufgeschreckt. dies muss der ton sein welcher schrillt, wenn das schiff am sinken ist. wir machen uns mal auf den weg zum essraum, um nachzusehen, ob dies vielleicht eine sanfte aufforderung zum znacht gewesen sein könnte. aber fehlalarm. wir verziehen uns wieder in die kabine.

zehn nach sechs schreckt uns schon wieder ein ton auf. diesmal ist es das telefon. unser steward infomiert uns persönlich - wenn die neuen doofgäste den unüberhörbaren z'nacht piiep nicht realisieren - dass es nun dinner zeit wäre. wieder wird drei oder sogar viergängig aufgetischt. ich sehe uns schon in einem monat, aufgedunsen, mit genug fettreserven, einem sehr harten winter entgegenfahren. nach dem znacht führe ich die alte kaffekoch tradition der herfahrt gleich wieder ein. mary, robin und ich kriegen einen " diese nacht nie einschlaf können" macciato, schine hält sich wohlweislich zurück. robin hat bereits mit jedem crew mitglied rücksprache gehalten, und wir sind ab sofort immer mit den allerneusten informationen gefüttert.

die allerneuste information ist also: wir können den sonnenuntergang hinter den hochhäusern von buenos aires bis zur absoluten finsterniss geniessen. wir werden allerhöchstens morgen mittag ablegen. schine und ich stehen also titanic stile auf dem deck, verabschieden uns schon mal von argentinien - wer weiss wie lange wir morgen schlafen werden - und dann begeben wir uns ins kino center auf deck 12. dies wurde erst heute nachmittag eingerichtet. und zwar von mir höchspersönlich, und in unserer eigenen kabine. harddisk, vaio und lautsprecher, alles ist verkabelt, und als guetnachtgschichtli ziehen wir uns miss undercover II rein. dann verabschiede ich mich von meiner frau, klettere eine etage höher, lege mich ins kajüten bett und lasse mich vom sanften hafen wellengang in schlaf wiegeln....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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