tagebuch 19. dezember 2007
argentinien / buenos aires


und noch einen tag länger von la boca und anderen quartieren....
guten morgen sonnenschein.. gut geschlafen, bei der angehmen frische.. ich bin sehr dankbar drum.. neben mir hängt moskito joe, fett und dick, wohlgenährt kann man das nicht mehr nennen.. kann er noch fliegen? ein test.. vielleicht kann ich ihn aus dem fenster buxieren.. aber das tier ist schlau und will den fresstempel auf keinen fall verlassen.. den trick kennt die mücke ja schon.. wegfliegen gegen das badezimmer, oben beim schlitz rein und sicher ist sie.. wir grinsen..

beide liegen wir noch länger im bett, lümmeln rum, fragen uns, ob wir nun kaffe zu hause oder auswärts nehmen wollen. nochmal so ein landestypischer medialuna lockt.. (gipfeli, etwas kleiner als in der schweiz und sehr süss und glasiert). der ruf der süssikeit gewinnt, wir machen uns halbpatzig bereit und rücken aus.. im ersten kaffe setzen wir uns hin, schauen die karte an und sind wieder weg.. das ist des preises zu viel ;-). fredel will uns einen günstigeren ort finden.. tut er auch. das kaffe von gestern, das ohne wifi, aber mit weltklasse medialunas und einer morgenshow die sich sehen lässt ;-).

die herren kellner sind noch nicht ganz proper gekleidet, bedienen uns aber doch.. das restaurant scheint erst zu erwachen.. wir sitzen draussen, in der fast autolosen nebengasse und schauen den geschäfitgen leuten zu.. kein lächeln ist den menschen zu entlocken.. wären da nicht die 3 herren in den schmuddeligen kleider.. ja, die helden der städte!! die müllmänner haben ihren müllfresser-lastwagen auf die eh schon enge strasse parkiert und gehen bei unserem resti ein und aus.. zuerst werden tonnen an müll rausgetragen, sabbernd, saftend, stinkend.. dann wird hier und da ein schwatz gehalten und die drei herren sind so lustig und aufgestellt drauf und blödeln rum.. wir lachen immer wieder mit ihnen mit.. echt die aufsteller in all den düster dreinschauenden menschen..

zu guter letzt kriegen sie wohl noch einen kaffe, sie sind auf jeden fall für eine weile drinnen verschwunden. guter deal.. müll aus dem resti direkt holen, dafür einen zmorgen.. das passt doch.. in der zeit wird auch dies und das angeliefert.. hier haben die krämer zu tun.. der liefert gemüse, ein anderer getränke, ein weiterer brot, einer kommt und putzt die fenster, eine andere die toiletten etc.. unglaublich was da an einem morgen, ein morgen wohl wie jeder andere auch, abgeht.. wir finden es höchst interessant und amüsant zuzuschauen. ein polizeiauto biegt in die nebenstasse ein und hupft ganz sanft die tauben von der strasse.. ach, wie schön, so eine tierliebende geste in dieser grossen stadt.. ich bin entzückt!! fredel lacht mich aus und meint: die hätten nur ihrem kollegen gehupt. aha.. hm.. na, dann hald.. ich glaub eben an das gute im menschen ;-).

es vergeht noch eine gute weile, bis wir uns von dem platz lösen. es geht zur reederei.. im sitzungszimmer sitzt ein anderes pärli, unsere mit-schiff-genossen? wir schauen uns an und hoffen wohl beide: nein! aber das sind ja schliesslich nur die vorurteile.. sind sicher zwei nette.. aber wie es nun mal ist, man macht sich immer eine vorstellung von menschen.. wir freuen uns aber auch, wenn es dann anders ist, als wir schnöder es vorhergesagt haben ;-). auch wir setzen uns hin, an den empfang, und warten auf ines. eine gute weile, aber wir haben ja zeit.. als sie kommt, wird uns noch mehr davon gewährt.. ja, unser schiff kommt erst am 20. am abend, also einschiffen erst am 21. noch einen tag stadt..

was machen wir den damit? unsere lust auf erkundungen hält sich unterdessen in grenzen.. ich lass das entdeckungs-gen aber doch nochmal aufflammen.. wie wärs mit dem stadtteil boca? soll farbige häuser haben, da soll der tango her kommen? warum nicht, meint fredel und wir gehen los.. in die richtung, wo wir das quartier vermuten.. stundenlang den strassen entlang.. wir wandern und wandern und gönnen uns in einem kleinen laden ein getränk. ich frag mal nach, ob die schlachtrichtung stimmt nach boca? ja, geraudeaus.. also los.. aber bald geht es nicht mehr geradeaus.. rechts oder links? beide dünkt es uns links.. und weiter.

die menschen in den folgenden strassen möcht ich nicht grad allzunah an mich ran lassen ;-). ein paar strube gestalten, ich fühl mich irgendwie beobachtet.. aber nur kurz, dann leg ich das gefühl einfach ab und geh zielstrebig weiter. schliesslich sind wir hier die gäste und das sieht man uns mit sicherheit auch an.. also darf man uns auch anschauen. odä? ein riesen fussballstadion ragt über die verlotterten häuser raus.. das muss es sein, das stadion der boca juniors (so heissen die genau, gemäss fredel.. für mich wars einfach boca ;-). wir gehen auf direktem weg drauf zu und staunen nicht schlecht: 50 kassen!! am morgen natürlich nichts los.. oder doch?

vor dem stadion ist es für wahr geschäftig.. war vielleicht ein match, oder ein konzert gestern? aufräumarbeiten sind im gange und so können wir einen blick in die hallen werfen.. schon noch riesig.. aber ein stadion wie jedes andere wohl auch. weder fredel noch ich sind gross fussballbegeistert, also weiter. wo sind nun die farbigen häuser? ah, hier hat es eines, hier ein verlottertes auto (modell: fahrt nüm) und noch eines und noch mehr farben und schwups, sind wir drin.. im gässlein, das in jedem reiseführer beschrieben ist.. eine bescheidene flaniermeile ;-). der touristenkern des quartiers ist nicht riesig, aber echt schmuck, fotogen, eigen, speziell und eben: farbig. uns gefällts..

es hätte auch viele marktstände.. aber dieser bedarf ist bei uns mehr als gedeckt.. es ist uns überhaupt nicht mehr nach konsum. aber die atmosphäre geniessen wollen wir natürlich doch.. wir suchen uns einen taktisch guten schnöderplatz und pflatschen uns auf eine bank.. vor uns sucht ein schick gekleidetes tango-pärli touristen, die sich mit ihnen ablichten lassen wollen. die schnitte ist echt hübsch.. sicher für jeden mann eine freude, sich mit der schönheit, arm in arm, aug in aug, ablichten zu lassen (in tangostellung, versteht sich). der herr ist nicht so beliebt.. aber auch er findet mal eine blondine die mit ihm posiert.

dann ist da noch ein maradona verschnitt, auch mit ihm kann man sich fotografieren lassen ;-). nicht dass ich das gewusst hätte, wie der fussballer aussehen würde.. aber fredel hat es grad realisiert.. auch er findet guten anklang ;-). eine 2 meter lange dünne, in armani (oder so was) gekleidete russin (oder so aussehend ;-) stolpert mit ihren high heels über den kopfsteinpflaster ;-). mir tut sie fast etwas leid.. alle schauen sie schräg an (wie wir) und sie kann sich wirklich kaum auf den beinen halten.. schwieriges terrain für dieses outfit. dann noch eine gruppe schwarzer touristen.. uns fällt auf, dass das auffällt.. wenige afrikaner (oder von wo sie auch kommen) sind am reisen.. so dünkt uns.

ein paar meter neben uns wird ein kühlschrank geliefert.. modell: 7 up.. so einer für ein restaurant.. nun gut, die beiden herren die ihn liefern, gehen mit dem gut nicht grad zimperlich um, überhaupt nicht! wir verziehen immer mal wieder die gesichter in der angst um den schönen kühlschrank ;-). so ganz schadenlos kommt der sicher nicht an ;-). dann wieder der blick zu all den touristen, die vor lauter filmen gar nicht mehr sehen wo sie hingehen.. die kameraausrüstung zweier asiaten lässt die menschen noch kleiner wirken.. objektive so lang wie arme, rucksäcke voller material ;-). wir vermuten, die fotografieren nicht mal für eine zeitschrift, oder für ein bildband.. sondern nur für sich ;-). warum auch nicht.. ich würde so manches teil gerne nehmen ;-).

ein dicker braunhäutiger herr, mit satter körperbehaarung und sein englisch, weisshäutiger kollege schlendern an uns vorbei.. lustiger kontrast.. ja, die menschen, wie sie hald sind, jeder anders, jeder für sich speziell und eigentlich auch schön.. mir wird mal wieder bewusst, dass jeder etwas an sich hat.. nun gut, die herren der schöpfung, die mit den gelglänzenden, schwarzen locken, die gefallen mir persönlich nicht so sehr ;-) hihihi... fredel und ich sehen immer was, komentieren oder sitzen einfach da und schauen zu. wie man uns sicher auch zuschaut..

irgendwann raffen wir uns auf, den weiten weg wieder unter die sohlen zu nehmen. wir könnten ja grad dem wasser entlang.. guter plan.. das wasser ist ja im grundsatz sauber.. haben wir gelernt.. na ja ;-). in der ecke bei einem - wohl für immer - angelegten schiff sammelt sich der schwimmende müll.. wääääh! dafür ist die promenade recht hübsch.. eine brücke folgt, ein altes gebilde, wo sie anno wohl mal schiffe damit rausgehieft haben.. ein paar männer kleben an das metallgerüst grüne streifen.. warum? ich frag einen sicherheitsbeamten.. das sei für weihnachten, das werde dann beleuchtet.. aha! und das gegenüber, was ist das? mit schwerem gerät wird da sand (oder wie ich meine, holzmehl) aufgeladen.. das ist zum bauen.. und es ist sand.. fredel hatte recht.

weiter gehts, beschwingten schrittes.. und irgenwdie wird es um uns anders.. hier passen wir nicht hin, das wird uns mehr und mehr bewusst.. nun wissen wir auch, warum man boca nicht alleine oder in der nacht besuchen soll.. das schmucke touristen eckli ist sicher etwas anderes, aber nun sind wir im richtigen boca.. slums nennt man das wohl.. und da schreiten die beiden touristen durch.. ich komm mir einfach immer so deplaziert vor in solchen situationen. bin auch froh, bin ich nicht alleine.. wir sind zwar überzeugt, dass das nicht schlechtere menschen sind hier, aber irgendwie ist die stimmung an solchen orten schon bedrückender, anders..

wir stechen in eine andere richtung, in der hoffnung, bald wieder in anderen gegenden zu landen.. hühner rennen vor uns durch, die wohnen mit den vielen menschen wohl im gleichen raum.. kinder schauen uns mit ihren grossen augen an.. überall müll und doch hat man es sich irgendwie eingerichtet.. so gut es hald geht.. in solchen lebensumständen mag man wohl nicht mehr ins detail gehen, hat wohl nicht die kraft, es sich sehr schön zu machen und die mittel erst recht nicht.. wir sind mal wieder unheimlich dankbar für unsere lebenssituation.. macht es schon einfacher.. wobei, wir wissen ja nicht wie sich andere menschen wirklich fühlen, wir sehen und machen uns ein bild davon.. das ja mit bestimmtheit nicht viel von der realität beinhaltet.. egal, mir gehen totzdem so manche gedanken durch den kopf und eben, die dankbarkeit ist gross..

an einer hauswand ein riesen plakat, dass für eine teuere digitalkamera wirbt.. wir staunen nicht schlecht.. der verkäufer dieser werbefläche hat den kunden wohl kaltherzig über den tisch gezogen ;-). das plakat ist in etwa so fehl am platz wie wir beiden. wir gehen weiter, grüssen die menschen die wir sehen (ist grad mittagszeit, nicht allzuviel los), kriegen ab und an einen gruss zurück.

bei einer kreuzung frag ich einen polizisten, ob wir auf dem richtien kurs sind.. er schaut mich etwas trüb an, benebelt gar.. ja, hier entlang.. und bald sind wir wieder in gefielden, die wir kennen. dann folgt der gute alte, oder eben neue, hafen.. mich drängt es, monatstechnisch, auf eine toilette ;-). aber öffentliche hat es ja nie, so finden wir uns schon damit ab, einen toastado zu essen und etwas zu trinken. da passende lokal kommt aber nicht, oder es hat keine tostados oder es ist voll.. also weiter und weiter.. die wc-rettung kommt heute sogar in form eines öffentlichen toilettenhauses!! wow! dann noch gratis und sauber.. wir staunen nicht schlecht.. so geht es uns doch schon wieder viel besser.

mich dünkt zwar, fredel sei nicht so locker drauf, aber das denkt er wohl auch von mir ;-). egal, wir gehen weiter und weiter und da nun die nötigkeit eines lokalbesuches nicht mehr besteht, gehts hald bis nach hause.. gute alternative und günstig dazu. rein in die gute stube.. fredel legt sich grad flach, ich brauch noch etwas ordnung und sauberkeit ;-). könnte auch mit einem zyklus zusammenhängen.. ich geb mich der reinigung hin. auch meine hände und füsse kommen dran.. fredel alias krümel schläft unterdessen schon neben der guzlibox.. ich gönn mir etwas salami am tisch vorne und schlüpf dann auch ins bett.

da lieg ich, lass meine gedanken schweiffen und versuch auch ohne sie zu sein.. fällt mir schwer.. was solls.. ist wie es ist und ich lieg da und les in der folge noch etwas spanisch.. fredel ist auch wieder wach und schaut mich erwartungsvoll an - so dünkt mich zumindest. aber ich will nicht, dass man von mir was will ;-). was ich auch sage und fredel so wohl grad verscheuche.. er rückt aus um den hafen-eingang zu begutachten.. als er zurück ist setzt ich zum dösen an.. wie machen wir das bloss, wenn wir mal wieder arbeiten sollten? ohne mittagschlaf? ohne 10-12 stunden schlaf pro nacht? hihihi..

wir wollten eigentlich auswärts essen, aber wir schieben das auf morgen, ist ja nun der letzte abend.. besser heute zu hause essen. meine teigwaren-idee kommt nicht gut an, fredel rückt lieber aus um fleisch zu kaufen. auch gut.. zuerst schreiben wir aber noch ein paar zeilen und dann nur noch ich. nun sitzt mein einkaufsmann wieder neben mir und in der küche liegen fleisch, salat.. also wechsle ich nun da hin.. ist mir übrigens grad recht, bleiben wir zu hause.. vor lauter stadt hab ich heute etwas kopfweh aufgelesen.. und einen sonnenbrand am nacken.. kommt davon wenn man nur rasch um die ecke gehen will und dann den ganzen tag unterwegs ist.. keine kopfbedeckung, keine sonnencrem auf am nacken.. gar nicht gut..

ich mach den salat, fredel brutzelt das fleisch.. viel fleisch.. das ganze menue kostet gerade mal 5 chf.. kann man nicht jammern ;-). arme leute essen, wie es fredel - zu recht - nennt. wir geniessen das mahl und dann freu ich mich einfach nur noch aufs bett. nach dem abwasch roll ich da rein, bette meinen schweren kopf auf das elsa kissen und möchte nur noch schlafen.. das war wirklich ein bischen zu viel der guten alten sonne.. es geht eine gute weile, bis ich etwas einnicke.. paaaffff! knall und explosion.. ups, das ist was in die luft geflogen!! mir tun schon die leute leid, die was verloren haben etc.. es knallt schon wieder und der himmel wird hell, voller sterne ;-).

jetzt realisier auch ich, dass ein feuerwerk im gange ist.. und was für eines.. wir schauen aus dem bett zu.. ja, argentinien lässt sich unseren abschied was kosten ;-). nun gut, der grund des feierns bleibt uns ein rätsel.. fredel meint, vielleicht sei das weihnachtsfeuerwerk zu früh los? wir grinsen und schauen zu.. nicht von schlechten eltern.. das epizentrum muss sehr nahe sein, so laut wie das knallt.. auch nach dem schlussbouquet der himmelslichter geht es rundherum weiter mit knallen.. erst august der argentinier? wir wissen es nicht, aber wir schlafen trotzdem bald ein..

da unsere abschliessende diskussion gestern abend keine befriedigende antwort auf die frühstücksfrage hervorgebracht hat, nehmen wir das thema erneut auf kaum sind unsere augen offen. bis meine kleinen grauen merken um was es eigentlich genau geht, sind wir bereits auf dem weg zum havannas, einem eigentlich eher typisch chilenischen cafe. da drinnen sitzen wir aber nicht sehr lange. einen blick in die karte und wir sind schon wieder auf der strasse.... solche preise für kaffe werden wir wieder bezahlen müssen, aber das hat grad noch gut einen monat zeit.

da schine keinen blassen schimmer hat wo wir unseren kaffe mit den media lunas kriegen könnten - die idee an und für sich wäre ja super - nehme ich die sache in die hand und lasse mich instinktiv führen. wir enden in einer beinahe fussgängerzone, im altbekannten barbaro. hier kriegen wir vom kellner in trainerhosen und durchlöcherten t-shirt - die schürze und das schwarze hemd kommt erst kurz vor dem mittags rush zum einsatz - einen cortado und köstliche medialunas serviert. dazu ziehen wir uns die allmorgendliche buenos aires gente en movimiento live show rein.

erst wundern wir uns, dass alle zutaten zum zmittag von einzelnen klein händlern geliefert wird. als erstes kommt, wie es uns scheint der mafia boss höchstpersönlich vorbei, lädt ein paar graue plasticksäcke aus seinem auto und verschwindet sogleich wieder. einer liefert säckeweise brot mit dem fahrrad, ein anderer kommt mit dem sackrolli und bringt gemüse..... wie es scheint floriert hier der kleinhandel, und wenn eine bar oder ein restaurant läuft, hat jeder etwas davon. auch die müllmänner. ihren camion lassen sie die halbe strasse versperrend stehen und dann beginnt ihr auftritt. es ist wirklich faszinierend was die drei jungs da bieten. auf dem weg zum barbaro begrüsst und umarmt der eine die kiosk schnitte, die anderen beiden schreiten lachend und witzelnd und eine wahre lebensfreude versprühend in die küche und tragen kübel- sack und kistenweise müll raus. und die ganze zeit mit einem lachen und einem schalk den wir in der ganzen stadt noch bei keinem menschen gesehen haben.....

das ist faszinierend. die müllmänner deine freunde und helfer. der lichtblick im tristen, konsum gesteuerten so trüben stadtleben. wir beiden amüsieren uns köstlich und freuen uns richtig ab soviel strahlender lebensfreude. ich glaube die jungs sind richtig stolz auf ihre arbeit. haben vor augen was passieren würde, wenn es sie nicht gäbe, und sehen sich selber wohl als mindestens so wichtig an wie la presidenta. mit dieser lehrreichen morgenshow schliessen wir unseren zmorgenschmaus ab und machen uns auf den weg zur reederei. heute sollte uns ines die genauen daten der grande buenos aires durchgeben. nach kurzer wartezeit wissen wir diese dann auch. das schiff läuft erst am 21. dezmeber ein das heisst, wir dürfen noch ein bisschen länger hier verweilen.

was fangen wir also mit soviel neu gewonnener zeit an? schine schlägt vor, la boca zu besuchen. ich finde, wir sollten besser mal la boca besuchen.... und schon sind wir zu fuss unterwegs in die wahrscheinlichste richtung. ausgerechnet heute haben wir keinen stadtplan dabei. aber alte buenos aires hasen wie wir sind, können wir das pralinen schachtel fussball stadion - scheints wird das, ins wohgebiet eingeschachtelte stadion gerne so betittelt - gar nicht verpassen, zumal ich vor vierzehn jahren schon mal da war...... zielstrebig sind wir unterwegs. kaufen uns was zu trinken, fragen dabei gleich, ob wir auf dem richtigen weg seien. der kiosco besitzer meint, la boca? zieht eine augenbraue hoch und erklärt etwas belustigt, dass es nur noch etwa zwanzig quadras seien bis dahin.....

irgendwann im verlaufe des vormittags kommt dann das stadion in sicht. wir halten auf den schwedisch anmutenden - blau gelb sind die farben der boca juniors - riesen bau zu. rundherums dings bums hat es fan artikel shops, und als wir an den fünfzig ( 50!) kassen vorbei sind, können wir kurz einen blick in das heiligtum werfen. ein rasen, zuschauertribünen steh- und sitzplätze ein fussballstadion halt. aber eingefleischte fussball fans würden sich wohl ein ohrläppli abschneiden diesen fussballplatz sehen zu können. wir schlendern zwei gassen weiter und dann stehen wir auch im gässchen, welches wohl in jedem reiseführer über argentinien beschrieben ist. das boca quartier.

hier wo die ersten einwanderer ihre bleibe gefunden haben. wo sie ihre wellblechhütten zusammengebastelt haben, und wo vor jahren ein künstler die idee hatte, die blechwände mit kanlligen bunten farben anzumalen. so hat sich dieses quartier vom schäbigen einwanderer quartier zu einem anziehungspunkt für touristen etabliert und strahlt nun einen ganz speziellen charme aus. jede nur erdenkliche ecke ist mit souvenier shops bestückt, alle zweihundert meter steht ein päärchen im tango look und posiert für ein paar pesos mit den besuchern in einer typischen tango pose. hier soll das lebensgefühl ja die religion tango, seinen ursprung haben.... die souvenier shops und marktstände haben wir dann bald mal gesehen, und wir schauen uns lieber das treiben auf den gassen und um die stände an.

nachdem der maradona verschnitt einige blonde schönheiten zu einem foto mit ihm überreden konnte, die tango schnitte dem einen und anderen herrn für ein urlaubsbilbild ihre langen beine um die hüfte geschlungen hat und der vip tour führer seinen privatgästen eine unglaubliche geschichte erzählte und wir von jedem ereigniss zeuge geworden sind, machen wir uns dann doch langsam auf den heimweg. ich schlage vor dem ufer entlang zu gehen. erstens damit ich heute auch mal noch was vorgeschlagen habe und zweitens damit man vielleicht unter umständen an einem parillada de marisco restaurant vorbeikäme..... aber so restaurantig sieht dann die gegend nicht wirklich aus. obwohl am anfang ists sehr interessant. alte gewaltige stahlbauten auf ein halbinselchen rüber werden renoviert und zu weihnachten beleuchtet. die alten morschen pfosten im wasser auf welchen bäumchen und schilf wachsen, muten beinahe asiatisch an und sind richtig romantisch fotogen, sähe man nicht vor lauter schwimmendem müll kein wasser mehr.....

noch ein quadra weiter wirds dann nochmal eine stufe schäbiger. zwar hats auch hier ein paar alte herrenhäuser welche sicher den einen oder anderen schatz in sich bergen. aber die bauten sind dem zerfall preisgegeben, einige türen aufgebrochen, halb aus den angeln gerissen und drinnen im stickigen dunkel sieht man ab und an eine alte steppdecke in die sich jemand eingerollt hat. in, früher offensichtlich mal gepflegten vorgärten hinter eisenzäunen und hohen mauern sehen wir, wie sich ganze familien eingenistet haben. mit karton, wellblech und was sonst noch so in alten hafenquartieren zu finden ist, haben sie sich eine bleibe geschaffen....so malerisch hier alles mal gewesen sein mag, so verlottert und heruntergekommen ist es nun und genauso falsch sind wir beiden hier in dieser gegend.

uns wird in diesem moment klar, warum im reiseführer geschrieben steht, dass la boca nicht unbedingt alleine oder bei nacht besucht werden sollte. wir sind nämlich nun im richtigen la boca. in diesem teil wo kein künstler die behausungen mit farbe bemalt, eine "in" bar ihre tore öffnet oder ein feinschmecker restaurant gut betuchte gäste zum üppigen mahl lädt..... es geht dann sicher noch drei vier quadras bis wir wieder in einer etwas belebteren und sympathischeren gegend sind. es geht dann auch wieder zwanzig dreissig quadras bis wir wieder in bekannten gefilden, dem beginn der doks, diesem krassen unterschied zu vorhin ankommen.

hier, am anfang der neuen flanier meile, der feinschmecker restaurants und modernen lofts finden wir dann auch zum erstenmal eine einrichtung auf welche wir, die hoffnung in buenos aires darauf zu stossen eigentlich schon aufgegeben haben. eine öffentliche toiletten anlage. und dann erst noch sauber und gepflegt. wir sind erstens überrascht und danach erleichtert....mit dem toiletten stop erübrigt sich dann auch unser angepeilter tostado halt in einem der restaurants, und wir ziehen unsere stadtquerung gleich bis nach hause durch. da angekommen, stürze ich mich sofort über die krümelbox. irgendwo muss die verpuffte energie ja wieder hergeholt werden. auf den krümel schmaus hin lege ich mich hin und döse eine runde, bis ruscheli putzelli ihren reinigungs drang ausgelebt hat und dann das bett übernimmt.

irgendwann kommt dann die obligate znacht frage auf. auswärts oder nicht auswärts. da wir ja nun doch noch einen tag länger hier bleiben, können wir eigentlich unseren auswärts abschluss abend auch einen tag verschieben. dies zieht dann aber sogleich die nächste frage nach sich. schine formuliert die "was" frage in etwa mit teigwaren, teigwaren oder spagetti.... ich setze meinen gegenvorschlag durch, und rücke aus, uns einen bitzen fleisch zu suchen. fitnessteller ist angesagt. um den bahnhof rum finde ich dann auch einen erstaunlich schönen salat, tomaten und von einem mocken fleisch werden mir auch zwei schöne bifsteak abgeschnitten. dass die beiden plätzli netto 800 gramm wiegen, fällt mir erst zuhause auf, als ich die leintuch grossen teile in pfannengerechte stücke schneiden will.

wenn man bedenkt, was wir heute wieder für eine strecke gemacht haben, ist es eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, dass keine resten mehr übriggeblieben sind. nach dem kurzen abwasch legen wir uns dann ziemlich bald ins bett. wir haben beide etwas käppidruck. vielleicht doch ein bisschen viel sonne gekriegt heute. respektive ruscheli hat definitiv zuviel sonne gekriegt heute. ihr nacken und schulter leuchten in einem so intensiven rot, dass ich zum einschlafen schier die sonnenbrille anziehen muss. schon fast eingeschlafen müssen wir dann aber beide fast die sonnenbrille anziehen.

mit einem urknall werden wir aus dem ersten schlaf-dös stadium gerissen. auf den knall folgt der urblitz und dann hörts nicht mehr auf. offensichtlich hat die reederei vergessen zu melden dass wir einen tag später ablegen und der argentinische staat hat das feuerwerk zu unseren ehren schon heute gezündet. einen anderen grund, warum man an einem stinknormalen wochentag ein halbstündiges farbenfrohes und vorallem ohrenbetäubendes feuerwerk ganz in unserer nähe in rauch und flammen aufgehen lässt können wir uns nicht vorstellen.....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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