tagebuch 13. november 2007
chile / universo


planung, abendliches spektakel die globulare ausrichtung...
heut ist der tag, stahlblauer himmel, beide vulkane sichbar.. wir wollen ja schliesslich ungefähr festlegen, wo das globularuniversum stehen soll, und was man von wo aus sehen kann, wo die sonne morgens und abends scheint, wir haben etwas vor.. aber irgendwie passt das geräusch nicht ganz zur visualisierten schönwetterperiode.. es klopft aufs dach.. hm.... janu.. ist hald so.. schön ist es doch hier oben..

ich kuschele mich an fredel, geh auf ersten aussengang (wieder nur 5 grad.. brrr) und schlüpf sofort wieder ins warme bett. langsam wird auch fredel munter, fast zu munter.. manchmal kommt er mir vor wie ein kind ;-). so lange ärgern, bis die grenze gefunden ist und dann noch etwas drüber ;-). aber er ist auch ein ausgewachsener kaffekoch ;-). bald plaudern und planen wir am stubentisch und dann hol ich stift und papier und geh ins zeichnerische planen über.. ja, meine gute alte ausbildung kommt mir eben doch ab und an zu gute. ich zeichne also rudimentär 3 globulars auf und wir sitzen da, was könnte wo sein, und wie und überhaupt.. schon noch schön, so träumen..

fredel geht nach dem intermezzo an die heilkräuter bücher, ich geselle mich zu den kühen. die rinderkinder schauen mich so an, wie sie einem eben anschauen und dann darf ich die eine grosse, sogar auf der nase kraulen.. ich liebe die herde.. angst vom matzmobil haben sie definitiv nicht ;-). von mir ebensowenig.. im moment scheint sogar die sonne. aprilwetter wird hier neu definiert ;-). aber noch nichts mit vulkansicht.. etwas sonnenlicht tut aber doch gut... nun sitz ich wieder drinnen. fredel ist auf kräuterjagt draussen. ein hüngerlein, oder besser ein glüstlein, plagt mich und wird gestillt. ich mache einen auf resten essen, es hat noch immer käse ;-). der kann geschmolzen werden und in meinem maul verschwinden, ein strahlen huscht über mein gesicht.. ich liebe raclette!!!!

ich schau raus und schlag alarm - fredel ist wieder zurück und am lesen - die vulkanwurzel ist zu sehen!! wir rücken mit plan und massband aus und durchmessen den pulli (hügel).. ungefähr da, kommt hin.. vulkan sollte sichtbar sein.. da stehen wir, haben das glück gepachtet und sind am planen und visionieren.. erst zurück im matzmobil komm ich wieder in die ruhe.. ich leg mich hin, meditiere, lausche der stille, bin einfach, beobachte das aussen und das innen. ich schliess ab und an die augen und versuch auch ohne optische unterstützung, alles zu sehen.

jetzt zieht es mich raus, fredel kommt mit.. schliesslich werden mir morgen vormittag weiter, abschied nehmen.. also ist es unser wunsch, nochmal das land zu durchstreifen.. sachen zu entdecken, die wir noch nicht gesehen haben.. das gelingt wie jedes mal.. wir haben sogar "rote bäume"!! die lieben wir, und es hat sie eben doch!! mein herz macht sprünge.. auch ein dicker baum fällt mir das erste mal auf.. die meisten wurzelfreunde sind ja nicht ganz so massig, aber der hebt sich ab.. auch finden wir einen neuen, kleinen bach.. ja, wasser hat es sicher genug.. das einzige problem, wir wollen zu oberst leben, also muss alles raufgepumpt werden.. aber das kann man sicher bewerkstelligen.. vielleicht mit alternativen energien? wir werden sehen.. das ist auf jeden fall ein thema, das uns fesselt.

fredels herz schlägt höher beim anblick von ausgerissenen wurzelstöken.. die haben bizarre formen und würden wohl das ein oder andere möbelstück hergeben.. wenn man sie dann putzt und anpasst.. ja, wir freuen uns aufs kreativ werden!! ich will schweissen, fredel mit holz werken.. das kommt gut!! wir stöbern weiter im universo rum... ein riesen loch, wer lebt den bitte hier? der hase, der grad weggehoppelt ist, wohl eher nicht.. der war zwar auch gross, aber so einen bau trauen wir ihm nicht zu ;-). ja, wir leben nicht alleine im universo.. es kriecht, und fliegt und rennt und hoppelt und rennt.. einfach natur, wie sie für sich lebt, ohne die hilfe des menschen.. die kann das ganz gut ohne uns ;-). wir sind menschen, die hier sein dürfen, das alles geniessen dürfen.

die rinderkinder muhen uns an.. die felder mit dem grünen flaum drauf, heben sich in leuchtendem kontrast zu den dunklen wolken ab.. sieht hammer mässig aus.. die leuchtend roten bäume.. ach, wie könnte ich das alles beschreiben, ich find es einfach genial.. wir gehen die letzten schritte den hügel rauf und sehen schon bald zum matzmobil runter. da drin verschwindet fredel alsbald, ich pflatsche mich nochmal in den hängersessel, schau auf die welt runter.. es ist zwar kühl, aber dick ins daunengilet gewickelt, kappe auf dem kopf, gehts schon.. ich lass die seele baumeln, der körper ist enspannt, ich bin da, lass alles einwirken.. schau um mich, kann mein glück fast nicht fassen.. tiefe zufriedenheit und vor allem dankbarkeit.. eine zuversicht, dass alles schon so kommen wird, wie es soll.. ein gottvertrauen!

ich hänge da, versuch mich in dem einen moment an den vorhin zu erinnern.. gelingt mir nicht, bin so ins hier und jetzt eingetaucht, bin einfach genau jetzt und der rest ist weit weg, lang vergangen, weit im voraus.. wiederum dankbarkeit, so empfinden zu können. fredel besucht mich, mit der kamera und verabschiedet sich dann für einen weiteren rundgang, in den vorderen, unteren teil. ich bleib auf meinem hochsitz und schau weiter die welt an.. regenbänder ziehen übers land, dunkle wolken brauen sich zusammen, blauer himmel erobert terrain zurück, die sonne beleuchtet teile der welt, hellgrün, leuchtend und klar.. der see mal fast schwarz, dann hellgrau und stechend.. wow!! es ist echt unbeschreiblich schön und doch versuch ich es wieder, es zu beschreiben.

ich kann mich kaum lösen! meine augen sind verwöhnt vom ausblick, meine seele vom glück, meine ohren von der geräuschen der natur, mein hautorgan vom wind, meine nase von der frische der einströmenden luft.. ich will hier einfach bleiben.. ich verweile, bin um dann zu merken, dass ich schon recht durchgefroren bin ;-). also, vernunft walten lassen und ins matzmobil wechseln. ich zünde kerzen und räucherstäbli an, koche tee, zieh mich warm an.. und dann bringt mein mann die sonne zurück.. es wird umgehend warm.. ja, aprilwetter ist ein dreck dagegen.. ein wechsel, da wird es einem bestimmt nicht langweilig.. der ausblick ist ja an und für sich schon schön genug, aber die natur zaubert doch noch ihre effekte rein. ich seh uns schon im wohnzimmer sitzen und dem treiben zuschauen.. das chemine knackt und "chlöpft"..

aber zurück ins jetzt.. wir lieben es ja auch, im matzmobil zu leben.. und wie! ein weiterer punkt, der mich mit tiefer dankbarkeit füllt.. wir haben unser perfektes haus auf rädern!! was durften wir schon schöne stunden, tage, wochen, monate, ja gar jahre hier drinnen und drumrum verbringen!! ui nei, wir sind einfach glückliche pilze! also, wo war ich.. genau, im matzmobil ;-). da drinnen bereite ich eine tomatensauce, die sich sehen und vor allem degustieren lässt, mit viel gemüse und schinken au no. während es blubbert und köcherlt will ich notizen machen.. aber ich kann mich nicht konzentrieren, schau einfach raus, bin.. muss also tatsächlich fredel fragen, was heute alles los war ;-). ich werte das als gutes zeichen, geniesse einfach den moment.

dann passierts, der lanin, der weisse berg (wie fabienne sie nennt ;-), der vulkanfründ in argentinien drüben, der höchste in der gegend, lugt aus den wolken raus!! da muss auch ich raus, und fredel natürlich auch und den letzten abend begiessen wollen wir auch noch. ich richte uns ein "bänkli" mit einer holzlatte ein, fredel bringt einen schönen martini mit zitrone.. wir stossen an und geniessen unser glück. ja, das ist "unser" platz, dessen sind wir sicher.. jetzt sieht man sogar den schlund des villarica, der rauch, der endlos aus dem loch steigt.. wow!! die wolken umhüllen das ein, dann geben sie das andere wieder frei.. wie wenn es nicht schon genug schön wäre, bilden sich auch noch ZWEI regenbogen-stummel über dem hügel uns gegenüber.. echt, unbeschreiblich schön und ich schreib doch noch..

wieder vermag uns nur die kälte ins matzmobil zu treiben.. aber auch da hat es fenster, und ich schau noch des öftern raus.. die wolken haben zwar wieder das zepter übernommen, aber schön ist es auch so!! die lasagne ist unterdessen im ofen und der duft, der aus dem metallquader steigt, lässt mir das wasser im munde zusammelaufen! für den letzten abend warten wir noch mit einem film auf.. dirty dancing 2.. wir witzeln rum, dass wenigstens nicht mehr patric schweissli (oder wie heisst der?) mitspielt, da wirbelt er auch schon über die fläche ;-). aber nur kurz.. der schielt ja!

ich seh dann aber nach dem znacht sehr klar, in den sternenhimmel rauf, ins universum, steh mittem drin.. nach dem schönen abend noch ein sternezauber, der sich sehen lassen kann! eine sternschnuppe, die mich spontan zu einem sehr weltlichen wunsch hinreissen lässt ;-). wieder schlüpf ich in die wärme und mach noch ein paar anpassungen am plan des globular-universums. fredel klettert derweil ins bett und wirft mit die schlaf-hösli auf den tisch ;-). ja, ich komm ja schon, aber ich muss zuerst nochmal raus!! zu schön die glitzerpracht da draussen. ich zieh mich warm an und tauche ein, steh im universo, im universum.. züri west würde singen: du bisch nöd mal äs chlisäs pünktli!! und doch ist der ursprung mitten in mir.. dann kommts noch schöner, ich seh kurz den vulkan aufflackern.. wohl eine grosse rauchwolke, die von unten, von der blubber lava, beleuchtet wird.. wow! war nur eine kurze freude, aber was für eine.. ich heb den blick nochmal an, schau auf die milliarden von punkten, tauche ein und dann geh ich rein..

und da empfängt mich fredel seminett im bett.. er will lesen und beklagt sich, dass ich lieber schlafen möchte und da trifft doch sein momo (oder sein trauma) irgendwie den nerv meines und die verbinden sich und nähren sich.. hm, wer hätte das gedacht, dass an einem solchen tag, so eine energie überhaupt eine chance hat.. hat sie.. aber nicht lange.. bei mir flackert es zwar noch ein, zweimal auf, aber dann ist es wieder still, zuest aussen, und sie findet auch eingang ins innere.. die ruhe des universums umhüllt mich, durchdringt mich und nimmt mich mit ins reich des schlafes.

als ich endlich aufwache, ist ruscheli schon dreimal durchs heim gefetzt, rein und wieder raus und schon wieder im bett, beinahe fast so als ob nichts gewesen wäre. trotz ihrem morgendlichen hin und her, allzu aktiv solls dann doch nicht werden, also steh ich auf und bereite uns das zmorgen.

eigentlich wären noch ein paar tagesberichte fällig, aber erst müssen wir uns um unsere zukunft kümmern. die anordnung des globular paradieses haben wir - also schine - ja schon seit geraumer zeit aufgezeichnet und am fensterrahmen aufgehängt. gestern hat meine frau ja die grundrisse mal noch eins zu hundert aufgezeichnet, und heute ist der innenausbau dran. wir harmonieren wie ein eingespieltes innenarchitekten team - sind wir ja auch, eingespielt wenigstens - hier ein wändli, da ein raum, dort eine abtrennung... was dabei rauskommt, kann sich sehen lassen, wird aber wohl auch noch ein zwei drei mal revidiert werden. aber eine grundidee was man aus den rundhäusern alles gestalten kann ist schon mal ausgearbeitet.

nach der architekten stunde, ziehts mich raus. mit einem ausführlichen handbuch für essbare pflanzen und früchte, mache ich einen kleinen waldlehrpfad rundgang. ich habe nämlich nicht weit von hier irgendwelche blüten entdeckt die sehr verdächtig nach erdbeer blüten aussehen. das einzige was mich stutzig macht ist die grösse. ich setz mich also auf einen baumstrunk vergleiche die blüten, den stiel und die blätter mit der abbildung im buch, und bin dann, doch kein bisschen schlauer. am besten hier sitzenbleiben und den pflanzen beim wachsen zuschauen. während ich da so sitze, reisst es immer mehr löcher in die wolkendecke, und das blau über uns nimmt langsam überhand.

wieder daheim brutzelt schnitz noch die allerletzten stückchen käse in der pfanne an. ich stibitze zwei drei mocken, und habe somit auch gleich zmittag gegessen. zur verdauung ruft schine eine allgemeine landvermessung, globular aus- und himmelrichtungs bestimmungs zeremonie aus. das wetter ist nämlich nun so gut, dass man anstzweise erkennen kann, wo der villarica ungefähr seine spitze in den himmel emporragt. wir gstürflen also mit dem massband zwischen den jungen fichten rum, und sind zuerst grad ein bisschen überrascht von den dimensionen die da auf uns zukommen werden. aber schlussendlich ist die globular bauerei eine rasche und kostengünstige baumethode und als pilot projekt und büro für globular chile kann unser paradiesli allemal hergezeigt werden.

nachdem wir die dimensionen unserers projekts etwas verdaut haben, begeben wir uns zusammen auf einen abschliessenden universo rundgang. einen kurzen abstecher auf das feld unterhalb der strasse von wo wir uns dann aufmachen, den grossen zusammenhängenden teil des geländes von einer ganz anderen perspektive her zu betrachten. wir folgen dem weg welcher durch das grundstück zum fundo weiter hinten an den hügeln führt. erst jetzt sehen wir wo das eine bächli entspringt, welches genug wasser zur selbstversorgung liefern würde. auch auf der anderen seite des weges - wo wir ja auch noch ein stück wald haben - ist eine kleine biotop landschaft wo ein weiteres bächli entspringt.

an wasser fehlt es uns auf jeden fall nicht. auch wenn man - sollte es nötig sein diese quellen anzuzapfen - alles zur krete hochpumpen muss. auch an holz fehlt es uns nicht. auch wenn man - sollte der rohstoff mal knapp werden - erst alles fällen muss. aber ich denke dass wir mit den paar bäumen welche der aussicht wegen gefällt werden müssen schon mal eine gute weile über die runde kommen werden. auch wenn wir das cheminee jeden tag einheizen würden. auf dem abschliessenden rundgang entdecken wir, dass es auch bei uns notros = leuchtend rot blühende büsche chiles hat. der eine oder andere wird wohl auf die krete verpflanzt werden. ich entdecke auch ein paar ausgegrabene wurzelstöcke mit bizarren formen. vor meinem inneren auge entstehen aus diesen gebilden, mit stahldraht und filigranen inox stäben verbundene hocker und tischli......

als wir wieder auf der krete oben ankommen, verziehe ich mich in die gute warme stube. schine hat noch nicht genug, und geniesst die ruhe, die natur und den frieden auf dem adlerhorst. drinnen schau ich den plan nochmal an. dabei fällt mir ein knick in der grenzführung auf. diese ecke geh ich kurz nochmal erkunden und bin zwanzig minuten später bin ich schon wieder daheim. da wartet schine schon mit dem vorschlag, den letzten abend im universo - für eine zeit lang - mit einem martini zu geniessen. ich mixe uns je ein glas, schine richtet uns ein bänkli her und da sitzen wir. glücklich, seelig, verliebt, naturverbunden, im hier und jetzt und geniessen einfach.

später, als wir schon wieder in der guten stube sitzen, passierts dann doch noch. die wolkendecke an der cordilliere gegen argentinien rüber reisst an einem punkt auf. und dieser punkt gibt - wie von schine gewünscht - genau den vulkan lanin frei. etwas mehr links ist auch der breite kegel vom villarica gut erkennbar. und als wir beide voller entzücken einmal mehr aus dem haus stürzen, zeigt sich auch noch dessen spitze. wir stehen auf der krete, am ort wo das terässli entstehen wird, sehen durch die bäume auf das räuchlein des villarica und erblicken direkt vor uns, in argentinien drüben den lanin. ein perfektes auf wiedersehen bild zum abschied vom universo.

schine kann sich kaum aufs tomatensauce kochen konzentrieren. immer wieder muss sie raus, kommt wieder rein, rührt die sauce, stürmt mit dem fotoapparat wieder zur krete.... irgendwann berichtet sie dann auch noch von einem doppelregenbogen der sich über den himmel spannt. für mich enden die farbig gespannten tore genau vor unseren füssen. es ist als ob auch das unvierso auf wiedersehen sagen will. trotz soviel aufregung von naturs seiten, sitzen wir zum sonnenuntergang am tisch und lassen uns eine lasagne schmecken. da das naturschauspiel drausse in der dunkelheit versunken ist, schauen wir uns zum znacht essen einen film an.

nach dem essen erledige ich rasch den abwasch. ruscheli zieht sich nochmal warm an und geht draussen abschied nehmen. ich leg mich derweil schon mal ins bett und vertiefe mich in meine momentane lektüre. wenig später kommt auch ruscheli ins schlafgemach. als sie den befehl zum lichterlöschen durchgeben will, löst dies bei mir sogleich ein altes kindheits trauma aus. - immer hat der brüetsch das sagen gehabt wie lange oder ob überhaupt noch gelesen werden darf - ich klappe das buch zu und gebe meiner frau zu verstehen, dass sie mir nicht unbedingt jeden abend - komischweise kam diese thematik gestern auch schon auf - vorschlagen müsse, wann es an der zeit wäre das licht zu löschen.

den ausdruck meines unmutes über einen lichterlösch befehl löst dann noch eine zwei diskussions etappen aus, welche aber irgendwann versiegen und vom schlaf zugedeckt werden...

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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