tagebuch 11. november 2007
chile / universo


von tränen der freude und tränen der trauer wie lange währt ewig und immer.....
auf meinem ersten aussengang seh ich, dass die resten fleisch noch immer auf dem baumstrunk liegen.. wollen das nicht mal die geier essen? wie auch immer, ich schlüpf nochmal ins bett, in die wärme.. es ist nämlich kühl draussen! kerzen hab ich noch entfacht, dass es ein wenig wärmt bei uns im matzmobil. dann nochmal etwas kuscheln, lesen, rausschauen.. das wetter ist durchzogen, leider kein blick zu den vulkanen. fredel erkundigt sich über dies und das per zeichensprache. ich grinse immer wieder ab seiner fantasie in dem belang ;-).

die rinderkinder kommen nicht, dafür der nachbarshund.. er trottet mit seinen wippenden ohren des weges, richtet seine nase gegen den himmel zu und geht dann zielstrebig zum kalten plättli mit filet rüber ;-). än guätä! mich gelüstet auch nach zmorgen-.. also koch ich kaffe und stelle die erstandenen muffins auf den tisch. ich werd heute noch bessere backen, odä? aber zuerst mach ich für fredel eine ausgeweitete morgenshow und schlüpf dann schnell wieder in die kleider.. ist ja echt frisch heute.. dann gehts schon bald los in sachen back-stube.. fredel unterstützt mich im unterfangen muffins. unterdessen duftet es herrlich im hause matzmobil, die kleinen zöpfli in den neu erstanden förmli kühlen aus, die muffins sind nun auch draussen. geht ja eigentlich hurtig.

apropos essen: ich hab heute gesehen, dass sogar schon der raclettekäse etwas schimmel angesetzt hat. das kann man ja abschaben, kein problem.. aber wir werten die ganze sache mit altem filet, schinken musste ich auch werfen gestern und nun dem käse als zeichen. wir sollten vielleicht nicht überborden mit essen im universum ;-). aber jetzt, so zum feiern, ziehen wir den noch durch.. fredel ist schon am degusiteren eines muffins, ich will nun etwas raus an die (sehr) frische luft.. fredel wird wohl noch lesen, er hat das langweilige buch übernommen, wo es mehr um waffen geht als um menschen. ihm gefällts ;-). wohl eher ein männerbuch..

nun gut, der entdeckergeist ist dann auch in meinem manne stärker, wir rücken aus und gehen auf den unteren, vorderen teil (unter der strasse). ist alles grün unterdessen! alles spriesst, blüht und leuchtet.. was da nicht alles wächst.. und auch da unten, es kommt uns grösser vor, als wir gedacht haben.. wir umrunden das gelände und entdecken immer wieder neue flecken.. schon ein schöner gedanke, dass hier die natur machen kann was sie will, wir lassen sie erst mal gewähren. auf der strasse oben trennen sich dann unsere wege, ich geh nochmal in den hinteren, unteren teil, fredel erkundet die stromzufuhr ;-).

ich schlendere also den weg runter, der zu einem fundo führt und längs durchs grundstück geht. dann durchs untere tor und rein ins grün.. ich erklimme den kleinen bewaldeten hügel und da bleib ich auch eine weile.. keine ahnung wie lange, ich hebe ab, lass mich ins reich der natur entführen.. ich horche den geräuschen des waldes, des windes, der tiere.. ich steh da, fest verwurzelt und doch mitten im universum, frei schwebend.. einmal mehr kullern mir tränen der freude übers gesicht.. ich stehe, bin und lass mich auf alles ein.. wow!

dann gehts durch die mora-sträucher rauf zur krete, zu unserem adlerhorst, zu den fruchtbäumen, dem blümlein, dem fichtenbubis.. ich schau mir teile der natur ins detail an, die schönen weissen blüten der kleinen fruchtbäume, der busch da drüben, das schöne holz am boden, der himmel, die wolken, die gräser.. was gibt es alles zu sehen, zu achten, zu schätzen und zu erleben. ich möchte noch etwas draussen bleiben und fredel macht mit. wir packen die hängerstühle raus und setzen uns rauf zur kleinen hütte. mit der prallen frühlingspracht sieht man den see nicht mehr ganz, aber das ist egal. auch sind die vulkane in den wolken verborgen, egal. mich dünkt der frieden, die ruhe einfach so schon hammer..

ich kann kaum stricken, immer wieder muss ich aufschauen, einwirken lasse.. wir sind im universo!! echt genial. fredel holt sich noch einen kaffe, ich krieg tee, ich schlürfe, sehe raus.. die vögel verwöhnen uns mit ihrer musik, der wind saust uns um die ohren, ab und an wärmt uns die sonne.. eine tiefe zufriedenheit erfasst mich und lässt mich nicht mehr so schnell los. später vertreibt mich die kälte zwar rein, aber egal.. auch im matzmobil ist daheim. heut ist da drinnen mani-pedi-kür angesagt.. meine lieben füsse, die mich schon so weit getragen haben, meine lieben hände, die so viel helfen beim fassen, spühren, berühren etc.. sie sollen etwas "ghäschelet" werden.

dann schlüpf ich zu fredel ins bett, wir liegen im universo und lassen uns von der ruhe tragen, wir sind, wir verschmelzen im hier und jetzt. was sind wir glückspilze.. auch da, keine ahnung wie lange wir da lagen, es war einfach.. ich realisiere, dass es schon bald znacht zeit ist.. also auf und alle zutaten für ein raclette bereiten. dann kriegen wir besuch.. pablo kommt hoch zu rosse mit der schrotflinte in der hand.. er gehe hasen jagen und ob wir uns gut eingelebt haben etc.. wir plaudern und machen für morgen abend, sechs uhr, für eine besprechung ab.. er, sein bruder gregorio unser landverkäufer und wir..

dann dünkt es uns, wir wollen rene noch einen schönen sonntag abend wünschen.. wir haben ja sicher einen.. nun gut, schnell kann sich alles ändern. wärend dem gespräch kommt pablo nochmal des weges und ich übernehme rene an mein ohr ;-). klar, einen schwenk der katzen möchte ich hören.. moudi sei ein frecher siech ;-) und furz sein schatten.. kein wort über tusse, das fällt mir erst auf, als wir abhängen.. ich muss grad nochmal anrufen.. haben fripes doch auch nur ein bild von moudi und furz geschickt.. ich sitze also auf den tritten zum bett und lass mich informieren, dass tusse eben doch nicht auf dem fundo sei... war ein missverständnis.. was hab ich mich gefreut, dass alle 3 noch leben, aber so ist es nicht.. vielleicht ja schon, aber tusse ist nicht mehr vor ort.. ou nei.. meine zweite lieblingskatze.. ich horche den worten.. rene meint noch, ich hätte sie besser mitgenommen. super, in mir kommen grad schuldgefühle auf.. aber die muss ich ablegen.. ist mir klar..

was ich nicht ablegen kann, ist die trauer, die mich da grad überfällt. fredel nimmt mich in den arm, verfüttert mir später noch anti-trauer globuli.. aber alles hilft nichts, ich muss es rauslassen. denke an dem abend, neben raclette und guten film, viel an die katzendame, die königin, die jägerin der nacht, die eigenwillige supermiize, die perfekte mama und die kratzbürstige katzentusse.. viele gesichter, aber ich hab totale achtung vor dem viech.. wirklich ein gewaltsbüssi! ich werd sie nicht mehr wiedersehen und das treibt mir noch die ein oder andere träne übers gesicht im bett. ja, freudentränen, trauertränen, alles an einem tag, der so ist wie er ist und so ist es gut.

es ist noch nicht sommer. das berichtet mir ruscheli als sie von einem ersten aussengang, wieder reinkommt und die kerzli als heizung anzündet. mir ist das alles eigentlich noch ziemlich geichgültig. ich bin immer noch unter der warmen decke, fühle mich wie in einem wolkenmeer, und geniesse einfach diese herrlichen paar minuten zwischen aufwachen und aufstehen. sich treiben lassen ohne gedanken um sieben ecken, rück- und trugschlüse sowie grosse diskussionen. das einzige was schon recht gut funktioniert, sind die augen, weil die sind schon offen.....

ruscheli lässt mich gewähren, vollführt eine raffinierte variation ihrer morgentoilette und setzt dann kaffe auf und stellt muffins als zmorgen auf den tisch. in einer ruhe und seeligkeit lassen wir es uns schmecken und geben uns nach dem zmorgen unseren ferien beschäftigungen hin. schine beginnt mit einer eigenen muffin kreation. ich schnipsle die schokolade, helfe wo ich kann, und vertiefe mich zwischendurch immer wieder in den terroristen schmöker, welchen ruscheli als total abgedroschen, waffenlastig und zu weit hergeholt halb gelesen mir zugeschoben hat. mein kommentar bis jetzt - ich hab erst den ersten drittel hinter mir - fesselnd mit vielen detail beschreibungen welche zeitweilen etwas ausgeblümt werden, weil der autor offensichtlich tatsächlich ein experte in sachen waffen und strategischer kriegsführung zu sein scheint.

die matzmobilsche backstube hüllt sich unterdessen in einen unwiderstehlichen muffin duft. ich kann nicht warten und muss einen der kleineren muffins schon mal degustieren. weltklasse, vorallem die grösse der schokoladestückchen ist sowas von perfekt, dass man meinen könnte sie seien von maschine gehäckselt. während ich immer noch im degustations modus arbeite, ruft ruscheli schon mal eine allgemeine blätz tour aus. ich mache mit, und schon sind wir auf erkundungstour im dem unteren teil des grundstücks. obwohl auch hier massen weise mora = brombeersträucher wuchern, ist noch genug weide, um rinder kinder und schafe äsen zu lassen. uns gefallen die zwei waldoasen und die bewaldete, stellenweise undurchdringliche abgrenzung zum nachbarn grundstück.

unsere wanderung geht weiter. wieder zur strasse hoch, und nun auf die hintere seite, dem grösseren zusammenhändgenden blätz entgegen. schine hat jedoch eine grössere runde im kopf als ich. sie ziehts runter zur halbfertigen scheune. ich will mir den verlauf der stromversorgung anschauen. an die zweihundert meter graben müssten reichen um den strom direkt an das fundament der globulars zu bringen.... eine geraume weile später - zeit spielt im universo eine untergeordnete rolle - kommt auch schnitz von ihrem wald pulli = hügel ausflug zurück und schlägt vor den sonntäglichen nachmittagssonnenschein noch etwas auszunutzen. wir pflanzen uns bei den fruchtbäumen oben in unsere hängersessel und geben uns dem lesen und stricken hin.

wie es aber halt auf, und an kanten bekanntlicherweise so ist, zieht uns eine steife frühlingsbrise um die ohren. bald räumen wir unseren aussichtspunkt und legen uns drinnen noch eine weile hin. geschützt vom wind, in den eigenen vier wänden lassen wir die schranken von raum und zeit im universo verschwinden und sind nur noch ein ganzes im hier und jetzt und erfreuen uns ab diesem, beinahe ins ewige ausgedehnten augenblick. aber auch ewig, und noch weniger immer, währt für die unendlichkeit. der sonnenstand bescheint nun bereits den hinteren teil unseres terässlis - haben wir schon erwähnt, dass wir auf der krete oben ganztages sonnenschein geniessen können - und langsam aber sicher ist es zeit für's znacht.

kaum mit den vorbereitungen begonnen, reitet ein cowboy auf unser grundstück. und zwar so ein richtiger cowboy mit hut und gewehr unter dem arm. pablo, gregis bruder geht auf hasen jagd. hoch zu ross und mit einer schrotflinte. wir halten einen kurzen schwatz und machen gleich für morgen abend ab, um den weiterverlauf der landwirtschaftlichen nutzung des universos mit - unseren quasi gratis pächtern - zusammen zu besprechen. nachdem unser raclette schmaus bereits auf dem tisch steht und nur noch drauf wartet verspiesen zu werden, verspühre ich die unbändige lust, dem don rene jack noch einen geruhsamen sonntag abend zu wünschen. ich rufe ihn an und plaudere ein wenig mit ihm. draussen reitet pablo schon wieder nach hause. ich übergebe das telefon an schine und verabschiede pablo.

wenig später, wir haben noch nicht mit der globularen käse schmelze begonnen, kommt schnitz in den sinn, dass sie von rene don jack nie mehr was von der tusse gehört hat. auch dass fripegs ein foto mit "nur" zwei katzen drauf geschickt haben, macht sie stutzig. sie ruft gleich nochmal an und will nun alles ganz genau wissen. ihre befüchtungen bewahrheiten sich. die tusse ist also nicht mehr auf dem fundo unterwegs. die stimmung schlägt in tiefe trauer um. ich tröste meine frau so gut es geht, drücke meine überzeugung aus, dass die grosse kämpfer katze sicher weitergezogen ist, weil moudi ihr ständig am arsch hing, und sie ganz andere sachen im kopf hatte als ewige, nie enden wollende vermerhrung......

mit etwas verspätung beginnen wir dann die käse schmelze und schauen uns dazu einen film an. aber weder der geschmolzene käse, noch der geschmackvolle film - mal ohne allzuviel und allzu spritzendes blut - können ruschelis gedanken von den horrorszenarien, was der super tusse alles hätte passieren könen abbringen. eine ladung globuli der ignatius bohne - bringt linderung bei trauer und verlust - welche ich schnitz im bett verabreiche, lassen die tränen nach einer weile versiegen. wenig später lassen wir uns von der ruhe in den schlaf begleiten und freuen uns schon auf einen weiteren tag an diesem platz, in diesem universo.....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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