tagebuch 19. oktober 2007
chile / villarica - termas geometricas


aha, ja, gut, machen wir ;-). oder: von totaler zuversicht und freudentränen bis attacken des "chlinä fiisä monster" handschlag....
ja, wie schon gestern geschrieben, die nacht hatte es in sich, aber ich hab mich doch erholt und bin auf jeden fall positiver veranlagt heut morgen. die gedanken an die miizen wirken nach, neben mir liegt der mann, mit dem ich den weiteren lebensweg gestalten werde.. mir gehts doch gut, odä? also auf und übungen machen und kaffe brauen? nein, kaffe wird verschoben. zuerst fahren wir einen bitzen.

man beachte die vulkan-campesito-regel: trägt der vulkan einen hut, wird das wetter nicht gut. es wird saumässig. heut ist echtes huddelwetter. wir bleiben wohl den ganzen tag zu hause ;-). aber mich dünkt, ich will mich mit meinem bruder mailtechnisch austauschen und so suchen wir ein freies wifi-netz. ich sitz halb bekleidet am stubentisch und scanne die luft nach strahlen, fredel fährt, oder hält auf mein komando ;-). nun sind wir online, mails getippt und ich bin sogar a jour mit schreiben. auch fredel ist dran. den kaffe haben wir uns natürlich auch noch gegönnt. auch ein mail an meinen bruder geht raus, nochmal ein lagebericht in sachen land von gregorio und weitere.

nun gut, für fredel und mich ist ja irgendwie schon klar, dass der bitzen auf dem hügel es uns angetan hat, aber so richtig entscheiden mögen wir uns irgendwie doch nicht, oder doch? wer sagt als erstes ja? mein bruder hilft etwas nach, auf mein ellenlanges mail kommt die sece antwort: kaufen! aha, ja, hm.. ich les es fredel vor und der strahlt und meint, warum nicht, ich meine das ja auch, aber so ein entscheid ist mir noch nie leicht gefallen. geht ja um ziemlich viel. nicht nur dass wir dann landbesitzer sind, sondern auch, dass dann unsere lebensumstände aprupt ändern werden.

wir haben einen anruf auf dem handy und wechseln sofort auf skype. als erstes haben wie meinen papi auf den bildschirm. er ist sicher nicht grad begeistert, dass wir so weit weg unser leben aufbauen wollen. versteh ich sogar. aber er kennt mich ja ;-). eine freude mal wieder etwas mit ihm zu plaudern. dann kommt mein bruder aufs bild und er hört sich geduldig die geschichte an, die ich ihm ja schon geschrieben hab. nun gut, ihm reisst wohl eher der geduldsfaden. wie immer, seine kleine schwester macht es komplizierter als es ist.. aber so bin ich nun mal, wenn es um geld geht. da bin ich einfach eine memme. und ehrlich gesagt, bin ich da noch nicht drüber weg! hätt ich da doch ein paar gene von meinem bruder intus! hab ich aber, noch, nicht.

nun gut, eigentlich ist alles klar, sonnenklar, aber bei dem sauwetter sollen düstere gedanken erlaubt sein ;-). fredel tippt seelenruhig seinen letzten tagesbericht und ich tigere im haus rum und räum auf. dann ist der moment gekommen. wir rufen gregi an und wissen in kurzer zeit: mit dem preis lässt sich nichts machen (ist auch ein gutes angebot so) und: wir haben den telefonischen handschlag zu 20 ha gegeben und am montag sind wir beim notar. ich räum weiter fleissig auf und versuch mit fleiss, nicht zu weit zu denken. gelingt mir nicht! ui nei!! wir haben land!! noch nicht auf dem papier, aber wir haben zugesagt.. aufräumen, fredel hängt ab und wir schauen uns an und, na ja, was soll man da sagen. soll man so ein gefühlschaos beschreiben können? ich nicht.

fredel hat es mal gut erklärt: es ist wie mit der liebe. man hat das gefühl das muss immer highlife sein, ist es aber nicht.. und auch jetzt.. eigentlich müsste man doch verplatzen vor freude, tu ich aber nicht, mich übermannt eine welle von: ui nei!! fertig reisen, verpflichtung, arbeit!! fertig freiheit, fertig leben.. na ja, mir ist ja auch in dem moment klar, dass das einfach das "chlinä fiisä monster" ist, dass jubiliert, dass angriffsfläche für einen angst-flächenbrand schürt. aber ich versuch es zu vertreiben, an das schöne zu denken. ein hin und her von freude und unwohlsein. eines ist klar, einfach hier sitzen kann ich nicht. es muss was laufen.

fredel ruft noch seine eltern an, sein papi meint: potzheieiei.. ja, das ist für wahr potzheieiei und potz: hei mümmer ;-). warum bloss ist das so eine beängstigende vorstellung zurück zu reisen und zu arbeiten? müssen wir ja eh mal wieder.. aber nicht jetzt! aber eben doch und dann wieder: he, wir haben land, eigenes land! für das arbeite ich gerne!! weiter geht die berg und talfahrt, auch während wir am einkaufen sind in unserem haus-einkaufszenter. da werden wir uns eindecken in zukunft. hallo, alle nachbaren ;-). nach einem sms von meinem bruder überrollt mich das glück! tränen rinnen mir, mitten in den gestellen voller essbarem (und büsi fresströgen), über die backen. fredel kommt, wir schliessen uns in die arme und ich könnt verspringen. wir haben land!

liebe, glück, hier und jetzt. die nächste attacke des kleinen monsters lässt auf sich warten ;-). aber sie wird nicht ausstehen ;-). wir haben alles im wagen, bis auf fleisch. das kaufen wir im dorf vorne, im zweiten anlauf. der metzger kann nicht verstehen, dass uns das stück filet in der auslage zu alt ausieht. etwas braun kann doch kein problem sein. er holt grad eine halbe kuh aus dem raum hinter ihm und schneidet uns ein frisches filet raus. die touristen sind einfach kompliziert ;-). wir grinsen und wissen, für eine feier wie diese, muss gutes fleisch her. ja, wir haben beschlossen, das wochenende in termen zu verbringen. das alles erst mal verdauen, feiern. klar untermalen wir das kulinarisch.

auf der strasse spenden wir einen batzen und dann gehts weiter. wir fahren unsere zukünftigen heimweg, den aspahltierten teil zumindest. wir sitzen da im matzmobil, sind ruhig, jeder am gedanken wälzen. wir sehen plötzlich überall land-verkauf schilder. ist so wie wenn du einen compi kaufst, am tag danach siehst du überall noch andere ;-). aber wir haben uns entschieden! das haben wir, ui nei.. wie oben beschrieben geht es bei mir weiter. mal voller glück und vorfreude, dann wieder zu tode betrübt, das momo (monster) gibt alles. ich kann es mir nur so erklären. das kleine ding hat ja gerne probleme und in letzer zeit hatte es wenig davon. es hat also terrain verloren und das will es zurück. kriegt es auch ab und an. dann füll ich mich aber wieder mit positivem und zeig dem teil, dass ich zumindest weiss, was es vorhat ;-).

auch fredel wird wohl nicht ganz verschont davon ;-). wir plaudern und sinnieren und dann ist wieder stille. jeder in sich gekehrt. eine fröhliche aussage von meinem manne: am montag sind wir pleite ;-). stimmt.. ja, ist so.. bringt es wohl auf dem punkt. ist wohl auch der grosse hacken bei mir. in sachen geld war ich noch nie stark, oder gar mutig! obschon das hier ja nichts verlores ist.. aber es ist eben doch geld ;-). auch da, ich hab noch viel zu lernen und im moment krieg ich eine gute lektion im: (einfach?!?!) loslassen und geschehen lassen, annehmen und vertrauen. eigentlich weiss ich ja sehr genau, dass das leben es gut mit uns meint, dass wir geführt sind, dass es seinen grund haben wird, warum es so viel land ist.. aber eben, das momo speist immer wieder ein paar zweifel ein.

es geht bergan und es klingelt ein weiteres mal. der bruder von gregorio meint er hätte noch was anderes? hä?? jetzt haben wir uns entschieden, das kann aber fredel nicht mehr sagen, die leitung ist tod. der herr hat wohl wieder keinen akku mehr. haben sich die brüder abgesprochen? wollen sie uns nun doch nicht den adlerhorst geben? wir sind etwas verunsichert und rufen lieber nochmal gregorio an. der meint: er hätte es dem bruder noch gar nicht gesagt mit dem verkauf ;-). ja, gregorio ist die ruhe weg, das steht fest ;-). nun gut, wir sehen uns also montag, halb zehn. wir haben land! ui nei.. beschwingt gehts weiter gegen die termen zu.

ein vulkanisches tal, grün, schwarze erde, plätschernder bach. recht viele leute wohnen hier hinten. in den urwald sind wege geschlagen worden, sie tragen namen. hm.. überall sind schilder von wegen: kämpft gegen die elektrizitätwerke (stauwerke). wollen sie die mapuche hier rauf verfrachten wegen einem neuen projekt? wir wissen es nicht. aber eines ist klar. wenn urwald geschlagen wird, sieht das irgendwie traurig und brutal aus. weiter gehts dem tal entlang, es regnet, aber doch ist es eindrücklich, schön. und so geht es weiter. wir haben die termen erreichen und gehen auf ersten erkundungsgang. sprachlos sind wir ab der perfekten inszenierung dieses bade-tales. ein flecken mit wasserfällen, bach, bäumen, dschungel-vegetation, wow! darin eingebettet sind die termen geometricas.

wie wir später erfahren hat sich hier ein architekt aus santiago verwirklichen können. und das hat er! es hat umkleide hütten, ein grösseres haus mit feuerstelle, unzählige warm und kaltwasser becken aus schieferplatten, stege aus hols verbinden alles miteinander. überall stehen gefässe für kerzen (werden am abend angezündet), aus holzstämmen gefräste, massive stühle und bänke.. die farben halten sich in schwarz und rostrot, dazu die schieferfarben, das glasklare wasser, der dampf des warmen nasses, die grünen pflanzen und bäume, der bach der um grosse steine plätschert.. wir sind hin und weg..

da zahlen wir auch gern was dafür, das ist es wert! also zurück ins matzmobil, umparkieren, umziehen und rein ins warme nass. sogar ein badetuch kriegt man, ein schloss für die massiven fächer, so kann alles schön eingelagert werden. echt der hammer! die gebäude sind speziell, die atmosphäre auch! wir lümmeln im einen pool rum, über uns eine überhängende wand aus nagelfluh, verwachsen mit moos, farn, ein vogel lugt uns zu. was sind wir glückpilze!! wir baden, realisieren langsam, was wir getan haben ;-). umarmen, festhalten, sein. liebe erfüllt mich, ich geniess das warme nass.

klar, wir schauen uns den stein genau an, die aufmachung des ganzen. können wir das ins globularuniversum einfliessen lassen? es regnet uns auf die köpfe, wir tauchen immer wieder unter, voll umspielt mit warmem wasser. ich liebe es! werden wir jemals wieder raus hier? eines ist klar, das ist der ideale ort zum verdauen! und das haben wir ja genug ;-). auch unsere mägen haben bald zu verdauen, ein fleischfondue.. es war gut! wir haben auf uns angestossen, auf unser universum! auf das leben. das kleine monster hatte eine weile pause. auch der film hatte dazu beigetragen. carfield hat uns zum grinsen gebracht. fredel sagte sogar mal: gärn büsi! das werd ich ihm nie vergessen ;-).

nach dem abwasch gehts nochmal raus ins huddelwetter, rein in den pool. es ist schon spät, allzulange verweilen wir nicht. wir halten uns, sind eigentlich recht ruhig und eilen dann wieder, durch die dunkle nacht, durch den regen, zurück in unser kuschelparadies, ins matzmobil. ab ins bett. ich zweifle, ob ich schlafen kann! tropfen von bäumen (hatte es da bäume?) klatschen aufs dach, oder besser: schlagen ins dach ein. ein riesen lärm, fredel wird sogar mal ohrstöpsel einführen. mich stört die geräuschkullisse weniger. ich hab da schon andere "feinde" aber dazu morgen. den ersten teil der nacht hab ich nämlich gut geschlafen ;-).

gewohnt ruhig - in der zwischensaison wohlverstanden - am balenario von villarica haben wir gut geschlafen. anstatt aber heut morgen sogleich el oscuro aufs feuer zu stellen, fahren wir erstmal eine runde in den anliegenden quartieren rum. schine, leicht bekleidet am stubentisch, durchgang zur fahrerkabine offen damit sie mich fernsteuern kann. wir sind mal wieder auf wifi piratierie....

direkt vor der kirche werden wir fündig. ich sezte kaffe, schine die vaio dame auf. während ich mich noch mit der perfekten mischung von ruschelis moccacino und meinem rahmkäfu beschäftige, hat sie schon ihre ganzen gedanken und zweifel in ein mail gefasst und an urs geschickt. dieser ruft postwendend an, und wir verbinden uns sogleich über skype. am anderen ende der leitung ist erst domi. leider funktioniert unsere kamera grad nicht, so kann er uns nicht, aber wenigstens wir ihn sehen. es ist nicht gerade so, als dass er uns den landkauf gleich ausschwätzen will. nach einem kleinen grummel dass chile so weit weg ist, ermutigt er uns sogar fast dazu.

als dann der hörer zu urs wechselt, lauscht dieser einmal mehr ruschelis zweifel und geschichten. ich halte mich zurück. das meiste hab ich nämlich gestern abend schon gehört. einmal entgegnet urs genau dass selbe was ich gestern auch schon gesagt habe, was ruscheli dann in sachen dieses spezifischen zweifels vollends überzeugt. danke super ürsel für deine tatkräftige seelen klempnerei und weisen ansichten. nach dem gespräch ist klar, wir rufen gregorio gleich nochmal an und führen eine letzte verhandlung. bis ich dann aber für das finale gespräch bereit bin, brauche ich noch ein bisschen gnadenfrist. ich tippe erst noch den tagesbericht fertig den ich gerade angefangen hab.

als ich das chile natel in die finger nehme, schau ich auf das gebäude vor welchem wir parkiert habe, und denke bei mir- obwohl ich mich in dieser hinsicht nicht als sehr gläubig bezeichnen würde - dass der entscheid, den adlerhorst zu kaufen nichts schlechtes sein kann, wenn dieser dann sogar noch vor einer kirche kundgetan wird. ein letzter erfolgloser versuch gregi für ein entgegenkommen im preis zu bewegen, und dann der telefonische handschlag. dieser entscheidungs trächtige handschlag, der unser leben so ziemlich verändern wird, der auf einen schlag alles anders macht, der absofort eine ganz andere denkweise voraussetzt, der eine baldige rückkehr in die schweiz besiegelt, der uns quasi zu landbesitzern macht, der am montag noch notariell besiegelt wird.

über skype versuche ich noch fred und isabelle zu erreichen. beim dritten anlauf klappts. dädel ist gerade nach hause gekommen, und wird mit der unwiederruflichen wahrheit konfrontiert. und nicht nur das, er wird auch mit der aufgabe betreut isabelle die freudige nachricht zu überbringen.... ich denke mir, dass die freude nun erstmal darin liegt, dass wir nächstens bald in die schweiz zurückkehren werden. und wenn dies schon ansteht, beschliessen wir den rest der zeit sowie die richtungs weisende entscheidung auch gebührend zu feiern. und zwar mit einem fleischfondue - so lange wir noch so günstig dazukommen - also ab zum supermercado und alles nötige einkaufen. ausser fleisch. kein filet heute, der lieferanten camion ist noch nicht angekommen.

dann kaufen wir unser fleisch halt in der dorfflesicherei. aber auch die hat zu. dafür ist ein kleinerer supermercado an der ecke geöffnet. überall stehen kübel rum und am boden ist sägemehl verstreut. es regnet nämlich unterdessen ziemlich gruusig, und das dach ist nicht mehr oder besser gesagt, war noch gar nie dicht. das fleisch in der auslage hat in etwa die gleiche qualität wie das dach, und ich fahre mitten in den kuchen von villarica rein. auch hier in einem der grösseren supermercados, kübel und sägemehl und das einzige filet in der auslage von vorgestern. der metzger erkennt aber unsere not, verschwindet hurtig im kühlraum, kehrt mit einer halben kuh zurück und schneidet uns das filet vor unseren augen raus, entfernt alles - aber wirklich alles - fett. während dieses schauspiels wird die schlange am fleischtresen länger und länger und als wir dann noch reklamieren dasss der mocken fleisch 1300 gr und nicht ein kilo sei, ist der metzger glaub ich sehr froh dass er uns mit genau einem kilo filet endlich los ist......

mit allem nötigen ausgerüstet chauffiert schine unser heimetli schliesslich aus villarica raus, über den hügel richtung termas geometricas. wenn wir uns nämlich am morgen dazu entschliessen, einen bitzen land, beinahe halb so gross wie die schweiz zu kaufen, müssen wir auch bei unserem körperlichen sowie leiblichen wohl nicht schmürzelen! ab in die geometricas. dass uns auf dem weg dahin etwa 29'437 schilder mit vendo terreno - und kein einziges davon vendo ternero = kalb ins auge stechen, deuten wir als eine art prüfung, an einmal gemachten entscheidungen festzuhalten und auf keinen fall an deren richtigkeit zu zweifeln. dass dann aber kurz bevor wir das empfangsgebiet der natel strahlen verlassen, noch pablo, gregorios bruder anruft, und mir erklärt, er habe jetzt unseren bitzen land gefnden, mit seiner erklärung aber nicht weiter kommt weil ihm offensichtlich der akku mal wieder ausgegangen ist, deuten wir diese tatsache also dann als quasi abschlussprüfung.

ich rufe nämlich gregorio nochmal an, frag ihn ob er wisse was mir sein bruder mitteilen wollte, und beauftrage ihn damit, seinen bruder zu informieren, dass wir uns entschieden haben, und keine weitere landschauen mehr unternehmen. basta listo finito fertig schluss, wir müssen uns nicht mehr die hälse nach verkaufsschildern oder schön gelgenen flecken verrenken. wir sind fündig geworden und haben unser universum gefunden. denke ich und habe in der genau gleichen sekunde das bild von einem grundstück vor augen, welches durch einen hügel von der asphaltierten strasse getrennt, direkt neben einem breiten camino zum 200 meter entfernten seeufer, mit gepflegter vegetation, ohne direkte nachbarn und in der perfekten grösse zu einem lächerlichen preis verkauft wird........? dies kann so aber nicht sein. denn wir sind drei wochen um jeden see gereist, haben uns praktisch jedes grundstück zwischen einer halben und einunddreissig hektaren angeschaut. das einzige beinahe perfekte - und das beinahe auch nur weil ein bisschen gross geraten - ist der adlerhorst. basta listo finito fertig schluss....

durch einen, am anfang noch, ziemlich unberührten urwald einem bach entlang fahren wir fast zwanzig kilometer in ein tal rein. ob der ur- beinahe regenwald noch lange so unberührt bleiben wird, wagen wir zu bezweifeln. die hidro electrica scheint hier ihre hände im spiel zu haben, und uns schwant, dass diese beinahe unberührte natur in kürze unter einem stausee verschwinden wird. vielleicht - hoffentlich - nicht. wir werdens auf jeden fall erfahren, denn wir sind nun quasi hier ansässige. im strömenden regen kommen wir um vier uhr bei den termas geometricas an. bei einem ersten augenschein, bewundern wir die harmonie mit welcher die ganze termen landschaft in ein bachbett eingepflanzt wurde. rostrot gestrichene holzstege führen über den bach zu 17 verschiedenen becken. die wassertemparaturen bewegen sich zwischen 6° (drei kaltwasserbecken mit wasserfall ) aber hauptsächlich zwischen 34° und 39° celsius.

das ganze ist von völlig intakter vegetation umgeben, und strahlt eine ansteckende ruhe und friedlichkeit aus. wir fackeln nicht lange, bezahlen den verhältnismässig hohen - wenn wir von termen eintritten sprechen - oder verhältnismässig geringen - wenn wir von unseren heute entschiedenen ausgaben sprechen - preis, ziehen uns um und gehen im wahrsten sinne des wortes baden. es sind so wenig leute anwesend, dass mir der gedanke kommt, wir hätten die ganze anlage nur für uns alleine gemietet. und sogleich ist der preis mehr als gerechtfertigt. was er aber so oder so ist. die erbauer haben sich hier wirlich alle erdenkliche mühe gegeben. es hat sogar liebevoll eingerichtete toiletten häuschen mit wc papier und seife zum händewaschen was nicht immer selbstverständlich ist.

bei allen becken hat es massive, aus einem baumstrunk herausgesägte stühle. die bänke welche überall aufgestellt wurden sind ebenfalls sehr schlicht aber passend gehalten. ein viereckiger klotz mit dicken ästen als lehne. kerzen behälter in der grösse eines schukartons, ebenfalls aus massivem holz und mit glasfront, lassen wohl bei nacht - je nach dem was für einen film man gerade gesehen hat -eine romantische bis unheimliche stimmung aufkommen. bei uns kommt jetzt aber erst mal eine hungrige stimmung auf. in unsere bademäntel gehüllt machen wir uns auf den nachhause weg. schine mixt saucen, ich schneide fleisch, verbrenne zwischendurch mal einen ersten teil von einem der dicksten freitagsstumpen die ich an lager habe.

da wir vorhaben, nach dem essen eventuell nochmal baden zu gehen, beschliessen wir, heute mal ganz bewusst einen film zu suchen und keinen exorzist oder etwas von finsterniss des grauens anzuschauen. ruscheli liebt büsi. ich seit dem film den wir zum fleischfondue genossen haben auch. carfield und eine flasche rotwein hat unsere gemüter erheitert. nach dem rekordverdächtig schnellen abwasch sind wir auch schon bereit für eine weitere plansch runde. und diesmal haben wir die ganze anlage tatsächlich für uns ganz alleine. wir lassen uns zusammen im warmen wasser treiben, spüren die regentropfen auf der haut, tauchen wieder unter und sind einfach nur im moment und hier und jetzt.

die nacht ist dann nicht mehr so ruhig wie der abschluss des abends. als ich parkiert habe, schaute ich zwar auf eine ebene lage, habe aber die zwei bäume welche leicht erhöht auf einer kante stehen nicht beachtet. man merke je höher die bäume über dem dach sind, umso tiefer können die regentropfen fallen, umso tiefer die regentropfen aufs dach fallen um so lauter dröhnt es im innern eines matzmobils. irgendwann halte ich das schmetternde klopfen nicht mehr aus und suche mir zwei ohrstöpsel.

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