tagebuch 14. september 2007
chile / beim vulkan lonquimay - mirador vulkan llaima


wieder ein spezieller morgen! wenn die araukarien singen
ein blick aus den dachfenster.. schönstes wetter! die finger des wunderbaumes schwenken gemächlich hin und her.. wind? endloses kitevergnügen? endlos sicher nicht, wie sich später rausstellt ;-). aber zuerst dreh und wende ich mich nochmal, kuschele mich an fredel in schüsseli-position, tu etwas lesen.. gemütlich, wie meistens. da mein mann ja nicht bei den frühaufstehern ist, hab ich genug zeit.

wobei, mein gegenüber schon plaudert, im bett! gibts also, in seltenen fällen. ich werf mal die heizung an, eis auf dem fenster, also kalt draussen, also kühl drinnen. da muss was unternommen werden. später braut fredel kaffe und ein blick nach draussen, schönstes wetter, wind hat es auch ein wenig.. was sollen wir machen. weiterfahren.. aber einen kehr zum kiteparadies rauf machen wir doch, man weiss ja nie.. oder? und promt.. als wir oben auf dem schlammigen parkplatz ankommen, sieht es sehr wohl nach gut wind aus. wir stolpern über die schneewächten und schauen uns um.. wenn die wunderbäume singen, ja dann hat es böhen, und die genügen eben schon!

also nicht lange diskutieren, probieren. fredel packt also die sachen aus der dachbox und bald sind wir im gstältli, mit kite ausgerüstet und den ski auf dem buggel unterwegs aufs grosse weiss. was für ein service.. fredel hilft mir tatkräftig mit meinem schirm.. sogar einen probelauf macht er damit.. geht also.. nun bin ich dran, und wie immer, wenn ich etwas länger nicht gemacht hab, tu ich zuerst sachte üben. ohne ski nur in den wind stellen. mich dünkt, es hat genug luft.. mein assisten bringt mir die ski und es kann losgehen.. zaghaft im stemmbogen lass ich mich etwas raufziehen.. geht.. aber so ganz sicher fühl ich mich noch nicht.. im zweifelsfall lieber meinen lieben schirm runterlassen. sicher ist sicher.

so probier ich also ein paar mal und rauf gehts, runter nicht.. nun gut, erst als mir fredel mal mit den ski, den schirm unter dem arm von oben entgegen kommt wird mir klar: runter gehts nicht mit dem schirm oben.. wär dann doch etwas zu viel.. war es auch ;-). aha, wenn runter, dann schnell und überhaupt.. nun gut, dann kann ich den chnorz ja lassen und mich aufs rauffahren konzentrieren. ist der vulkan schön! hab immer mal wieder zeit, ihn zu bewundern, wie er sich vom dunklen blau des himmels abhebt.. heut hat er ein paar wölkli zu besuch, so fluffys.. sieht schön aus. an meinem handgelenkt reisst es, schauen kann ich ja schliesslich nur, wenn der schirm unten ist.. und wenn er eben da unten liegt.. will er wieder rauf und reklamiert ;-). ist mein arm nun ein paar cm länger?

nächster versuch, schirm rauf, wellenbewegungen machen, fahren.. wenn es fast zu wenig wind hat, hab ich alles gut unter kontrolle. wenn der wind in böhen reinbricht, na dann, geht es nicht mehr so kontrolliert.. aber auch da, im zweifelsfall alles loslassen und das leash am arm (mein armes handgelenk), bremst das teil runter und schaut, dass es schön über dem boden auf ein erneutes aufziehen warten kann. praktische sache, so advance schirme. ich liebe meinen, so hässlich hellgrün er sein mag..

in einer mulde komm ich fast nicht mehr raus, zu wenig wind.. aber dann, auf der krete zu viel.. mich lüpft es in die luft.. nun gut, so das paradies in sachen laminarem wind ist es nicht.. aber ein versuch ist es lange wert.. ich streng mich auf jeden fall auch körperlich sehr an, bis ich einiges an höhe gemacht hab.. fredel derweil, wie immer, macht einen auf superlocker, wo könnte das problem sein. schliesslich ist er eine ausgeburt an koordination, kraft und intuition.. so geht es vielleicht schon ein klein wenig einfacher als wenn man sich koordinative prinzessin nennen lassen muss ;-). freude hab ich doch.. auch wenn ich sicher nicht immer ein gutes bild abgebe.. aber ich gebe alles.

noch ein paar höhenmeter, dann werd ich runterfahen, aber da kommt wieder so eine blöde hammerböhe und verwurschtet meinen schirm und verheddert die leinen.. ein zeichen, ich lass es bleiben.. war schön, aber für mein können braucht es wohl etwas ausgeglicherene verhältnisse in sachen luft. so nehm ich also meinen kleinen grünen zusammen, klemm ihn unter den arm und probier noch fotos von fredel zu machen. leider will die kleine nikon nicht, hoffentlich nur die batterie. nun gut, dann schau ich eben dem treiben meines sport-matzes so zu.. und ich staune.

wie kann man mit abwind sich den berg hochtragen lassen? für mich ein rätsel, aber es geht, das beweist mein mann da oben.. genial. freu mich so richtig für ihn. steh da in der sonne, schau rauf, schau in die schöne welt raus und bin zufrieden. ich realisiere, dass ich jüngst noch über mich hergezogen wäre, weil ich nun nicht so gut kiten kann, aber heute, ist mir das einfach genial. ich tu das, was mir freude macht.. und wenn nun die verhältnisse für mich etwas schwierig sind, dann geniess ich einfach so das leben, die aussicht, die welt und mich. gut so, bin stolz auf mich. und zufrieden bin ich auch..

fredel ist hinter einer krete verschwunden und erscheint wenig später, karvend wieder.. zusammen sausen wir die fläche runter, karven einen zopf in den firn schnee.. genialer abschluss für mich. ein bischen müde bin ich auch, die leinen meines schirmes sind im durcheinander.. mich dünkt, gut für heute, für mich. klar macht fredel noch weiter ;-). zuerst hilft er mir aber mit meinem grünen blitz und als der schön verpackt ist, geh ich ins matzmobil, und schnapp mir die grosse nikon. wär ja gelacht, wenn ich nicht noch ein paar fotos machen könnte. meinem sportmatz bring ich etwas schoggi.

nach foto und filmsession saust mein mann davon, ich räum etwas müll zusammen, der da so rumliegt.. auch ein kleines blättli von der schoggi-alufolie geh ich suchen, das hat es mir weggewindet vorhin. ich find es, und noch mehr müll. nehm ich alles mit und geh nach hause. ein junge kommt des weges, mit funk und allem, scheint hier zu arbeiten. er schaut mich etwas schräg an, als ich das gstältli abziehe.. grüssen tut er dann aber doch noch ;-). nun tauche ich ein, ins matzmobilleben.. mir gefällt das eben auch. eines ist klar, ich bin der schön-wetter und perfekte-verhältnisse- sportler in allen belangen und zu beweisen hab ich mir glücklicherweise nichts mehr in dem belang. mich nährt anderes. gut so, gefällt mir. werde sicher immer gerne mal wieder so sachen machen, aber muss nicht sein.

und was kiten abelangt, das wurde mir oben am hang bewusst, wird mir das kiten mit wägeli und auf ski sicher besser gefallen als auf dem surfbrett. irgendwie hat man da harten boden unter sich und so etwas halt.. am besten gefällt es mir sicherlich in den buggys, auf rädern.. aber auch die ski geben mir ein sicheres gefühl.. nur ist es eben, wo schnee auch etwas kalt.. meine finger hatten am anfang etwas zu kämpfen mit wind und kalt.. aber jetzt glühen sie, wenn ich diesen satz schreibe und im warmen matzmobil sitze. umgezogen, in wohlfühl-modus laufend, zu hause sitzend und tagesberichte schreibend. mit geht es doch gut.

fredel derweil wird wohl noch en ganzen vulkan und alle ebenen erkunden ;-). ihm ist alles zuzutrauen ;-). die tagesberichte sind a jour, ich hab noch die panorama fotos gemacht, sehen gut aus.. unterdessen ist auch fredel wieder zurück und strahlt über alle backen und ohren oder wo tut man das? er ist kapput, müde und räumt doch noch alles auf.. ich derweil hab die batterie meiner kleinen, neuen, nikon gefüllt und somit das problem, das sie hatte behoben. so dacht ich, aber es geht nichts.. objektiv fehler.. aha.. und wenn das nach dem ein und ausschalten weiter besteht, dann soll ich zum nikon händler.. gibts ja nicht! kann nicht sein, ist aber eben doch so.. das nervt mich schon ein klein wenig, aber ändern kann ich es nicht.

wenn ich sie wenigstens auf den boden geworfen hätte! aber nichts der gleichen.. nun gut, muss ich einwirken lassen. die gute laune kann es mir irgendie doch nicht nehmen ;-). zu schön ist die welt.. also weglegen und an anderes denken. ich ess doch am besten mal ein paar resten von gestern. canapes sind am nächsten tag noch besser, dünkt mich. ein blick auf die schneeweiten, mein mann erscheint.. auch er ist fix und fertig und räumt alles zusammen. gut für heute.. und weiter will er auch.. mir ist es recht.. so nehmen wir alsbald abschied von dem schönen berg, von den eindrücklichen bäumen, dem schneeparadies und fahren talwerts.

das erste stück weg ist gar nicht mal so schlecht, aber dann wechselt es in schlamm.. eine strassenmaschine versucht in die dunklen, schlabber-schleim massen eine strasse zu wälzen ;-). der herr am steuer hat wohl den tageseffort als wir kommen und wir warten geduldig ;-). geduld muss man leben können in dem teil der welt, und wir können das schon sehr gut. geboten wird uns ja was.. 2 herren die zuschauen, winken uns nach einer weile durch und zeigen uns dass wir langsam fahren sollen. wie wenn man hier schnell unterewegs sein könnte ;-). ein paar meter weiter unten staunen wir nicht schlecht. da steht ein mittelgrosser bus, die insassen vertreiben sich die zeit mit schneebaldschlachten ;-). die warten auch.. wie sind die bloss bis hier her gekommen? wir staunen nicht schlecht.. das matzmobil hat nämlich noch eine weile mulden-wellen-schlammfahrt vor sich ;-).

endlich asphalt.. tut unserem heim sicher gut.. in schallgeschwindigkeit (60) geht es weiter.. immer mal wieder lugt der lonquimay vulkanfründ hervor.. wie schön er doch ist.. ein eckiger berg, aber eben doch ein vulkankegel in aller schöheit. ab und an wäre land zu verkaufen, aber hier ist unser platz nicht.. finden wir.. also weiter. ich spiänzle immer mal wieder links aus dem fenster, ist der nächste vulkan schon zu sehen? fredel entdeckt ihn als erster.. was für eine silouette!! pha!! der perfekte konus!! ganz im winterkleid.. unglaublich schön.. ich bin wieder voller freude und glück.

wir passieren das nächste dorf, da waren wir auch schon mal.. heut gehts aber eine andere strecke weiter. unterdessen sehen wir beide vulkane.. wow!! ich könnte immer mal wieder anhalten um fotos zu schiessen. aber fredel hat recht, wir fahren ja dem llaima (dem perfekten kegel) entgegen.. stimmt. also abwarten und geniessen. unser matzmobil hat bald wieder kies unter den rädern.. aber die strasse "interlagos" ist gut im schuss. hätte gedacht, dass die vielleicht zu ist.. aber nichts dergleichen, wir sausen darauf gegen den llaima zu. (nun gut, morgen wissen wir mehr).

ein abzweiger macht uns etwas unsicher und wir fragen einen eineimischen.. nun gut, ich hör nur blablabla und das schnell. kann mir nicht vorstellen, dass das auch nur irgend jemand verstehen könnte ;-). zu schnell, zu verschluckt und abgekürzt ;-). fredel macht wie "gäng" in diesen situationen: er nickt und plaudert irgendwas und gibt dem gegenüber so das gefühl, dass seine erzählungen ins detail verstanden wurden ;-). ich grinse und wir fahren auf der gleichen strasse weiter. wird schon gut kommen. und das kommt es. fredel und ich tun eher mit gedankenübertragung komunizieren heute.. ohne gross blabla ;-). geht auch.. nicht immer, aber immer öfter.

hatte der bauer von vorhin nicht was von aussichtspunkt gesagt? den gibt es also.. und bald sind wir da installiert.. um uns ein riesen lava-feld, dahinter der kerl, der all die masen ausgespuckt haben muss, der llaima.. ist der schön.. ich kann mich nicht sattkucken. so viel perfektion, so gefährlich.. kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man den weissen konus so sieht, friedlich vor sich herdampfend.. ja, das lavafeld ist von 1956, die letze aktivität war 2003.. der ist also wirklich aktiv.. kann so viel schönheit vernichten? kann.. ich bin faszniert ab dem wechselspiel an gedanken.. ich tauche ein in die schönheit, die perfekte form, dann wieder wechsel auf die realität, das ist eine schlummernde gefahrt für mensch und tier und alles lebende.. aber das muss so sein, hier haben wir nicht das zepter in der hand.. hier sind wir eben nur fürze auf der welt.. demut..

ich koche tee, hock mich mit dem warmen becher hin, schau raus auf den vulkan.. auf meinen schenkeln liegt das aktuelle buch, das fertig gelesen werden will.. aber ich kann mich nicht auf die buchstaben konzentrieren.. wie könnte ich mich von dem anblick des berges abwenden? so schau ich einfach zum schönen vulkan und bin.. danke! da muss schon ein apero kommen, der einen racletteabend mit dem guten käse aus lonquimay einläutet.. da lass ich mich dann doch rasch aus meiner vulkan meditation bringen (nicht dass ich vorhatte zu meditieren, aber das geschieht bei dem anblick einfach..). aber nur rasch.. prost und auf uns, aufs leben, auf fast 2 jahre und 5 monate ex schweiz (am 16 wär die feier, aber der platz hier ist perfekt), auf die liebe.

dann wieder fokus aus dem fenster (das hab ich noch geputzt, für klarblick ;-) und sein.. kaum zu glauben, aber ich kann mich nicht mal dem raclette-vorbereiten widmen.. ich bin wie gebannt, in den sog des berges gezogen.. mach fotos, bin, schaue, das licht wechselt, wow!! fredel übernimmt für heute das auftischen und ich bin ihm sehr dankbar. ich geh nochmal raus, in die kühle luft, um die letzten sonnenstrahlen am berg festzuhalten.. was ist er schön. nur die dämmerung kann mich erlösen von dem zauber. dann aber sauberer switch: racletteöfeli und käse und und und.. was geht es uns gut!! wieer anstossen und uns noch einen film anschauen. über tauchen.. gar nicht mal so übel. geht um die grenze bei jedem.. was ist er bereit einzugehen für reichtum.. krumme dinger drehen? wir nicht, wir wissen, dass wir allen reichtum in uns tragen.. das wird an solchen tagen wieder mal sehr klar.

der film ist fertig, die schalen leer.. der käse war nicht ganz so gut wie letztes mal.. wohl noch zu jung und ist so flockig geschmolzen.. aber gut war es allemal. ich mach mich an den abwasch und bin plötzlich in der welt der asche.. passt eigentlich auf dem lavafeld ;-). aber in dem moment bin ich plötzlich von einem negativ-gefühl erfasst.. überall die schwarze pape, die am neuen raclette-öfeli war.. am compi, an den kleidern, am boden.. wie wenn das ein unlösbares problem ist.. aber in mir will wohl was raus.. ich habe eine vermutung: der verstand will sich hervorheben.. ja, zu viel glück ist in mir.. er, oder besser der schmerzkörper in mir (das wort hab ich vom aktuellen hörbuch, find ich passt), will nicht verdrängt werden.. er will genährt werden, und zwar mit negativem..

aber da mach ich nicht lange mit.. ich geh raus, schau in die sterne und schon ist für ihn kein platz mehr, den schmerzkörper.. "s'chlinä fiisä monster" wie züri west singen würde.. ich glaub, der kampf geht weiter.. aber ich will glück und mehr glück anziehen.. und ich mach das gut, dünkt mich.

wir haben uns schon gestern gedanken gemacht, wie das möchtegern skigebiet wohl am wochenende aussehen mag. dabei sind wir draufgekommen, dass wir besser heute schon die enge rumpel strasse wieder runterfahren um dem weekend gegenverkehr aus dem weg zu gehen.

halb acht ist tagwach. bevor wir abfahren einen heissen köstlichen kaffe zum zmorgen und die ersten sonnestrahlen zum fenster rein lugen lassen. hurtig ist alles fahrbereit verstaut. eine kleine abschiedshuelta haben wir noch immer gemacht. also wendet schine das matzmobil nochmal gegen den pistenfahrzeug parkplatz zu wo uns vorgestern noch der weg versperrt war. just als wir diesen kilometer unter die räder nehmen, kommt uns doch eine camionetta entgegen. es hat grad genug platz zum kreuzen, und schon stehen wir an der baumgrenze neben dem eingepackten bagger. der graben, welcher als strasse zum lift hoch dient, ist heute nicht versperrt, wir parkieren trotzdem erstmal da.

auch die camionetta kommt noch mal des weges. einer steigt aus, und meint mit ernster miene, dass wir mit diesem vehikel da nicht hochfahren können. ich stelle meine lieblingsfrage "como no" wie nein? und ob wir da hochfahren können. ich werde aufgeklärt dass die piste zu weich sei, und wir alles kaputt machen würden. ich beruhige den strassenchef, der schon beim hotel drüben den lenker des pistenfahrzeuges avisieren wollte um uns zum lift zu bringen. wir wollen nur schauen wie's heute mit dem wind aussieht. er meint dieser käme heute von der anderen seite, ich horche auf. andere seite tönt vielversprechend.

schine und ich erklettern also das schneeplateua und stellen uns neben die letzten araukarien welche hier - 1500 müm -gerade die waldgrenze bilden. von hinten fegen ein paar windböen durch unsere haare. die brise verfängt sich in den kronen der majestätischen bäume welche sogleich ein lied anstimmen. ruscheli horcht auf und meint mit einem professionellen blick und ernster mine " wenn die araukarien singen, sollte es eigentlich zum kiten genug wind haben " sollte und müsste ist soviel wie ganz sicher. also los probieren wir's. ich steige aufs dach, räume unsere kites raus, schine wirft sich in die skiklamotten, und innerhalb von zwanzig minuten stehen wir neben der eingeschneiten tempo begrenzungs tafel. max 40km/h! das kann ich heute nicht versprechen.

als erstes wird schines farbenfrohes tuch ausgepackt. der bar wird hinter die eingesteckten skis verankert, und dann die leinen mit dem schirm ausgelegt. der wind hat sein neues spielzeug schon entdeckt. vor lauter freude bläst er den schirm schon mal auf, reisst die skiverankerung aus dem schnee und knallt sie an meinen rücken.... man merke: besser die bremsen an die verankerung befestigen als den aufzugsbar. wie auch immer keine gravierenden schäden zu verzeichenen, und wenn der wind sich so ungeduldig gibt, lass ich ihn mit dem tuch spielen. ich lass mich gleich zu anfang mit schines schirm in der luft und den skiern an den füssen, der fläche entgegen tragen. es geht ab für gut. kleiner schirm, lange leine, ich übergebe alles meiner frau. bis ich mein tuch ausgepackt und die leinen ausgelegt habe, ist ruscheli soweit, ihre skis anzuschnallen. von nun an, ist sie auf sich selber gestellt.

ich kümmere mich nun um meinen schirm. als alles bereit wäre zum aufziehen, bemerke ich erst, das die einhängeschlaufe an meinem bar fehlt. also noch mal aufs matzmobildach, schlaufe holen. und das in den skischuhen. umständlich fädle ich die schlaufe über den bar, bis ich dann endlich voller ungeduld meinen schirm ebenfalls in den böigen wind stellen, und schine entgegen gleiten kann. sie kämpft im stemmbogen gegen den bockigen wind, versucht langsam wieder das gefühl für beide geräte zu kriegen. ich kann das ganze nicht so gut dosieren und fetze über die leicht ansteigende fläche hoch. an ein zwei stellen fällt der wind völlig ganz zusammen, um wenige meter weiter, in der fläche draussen den schirm wieder mit seiner geballten kraft zu packen und mich der vulkan flanke entgegen zu schleppen.

während ich selber mit meinem farbigen fetzen ziemlich beschäftigt bin, sehe ich schine in der fläche unten, ihren kite immer wieder hochnehmen um ihn wenig später wieder gebremst dem boden zukehren zu lassen. ich packe meinen schirm zusammen, wurschtle alles in die jacke und fahre über den herrlichsten firn meiner frau entgegen. sie meint, den berg hoch gehe es eigentlich recht gut, aber wieder zum ausgangspunkt zurück shaffe sie's nicht. ich erkläre ihr, dass unser heutiges ziel nur der vulkankrater sein könne. also nur one way, und zwar hoch. runter wirds wegen dem gefälle des geländes dann zu schnell und in den bockigen verhältnissen beinahe unkontrollierbar. nach diesem tip gehts auch schine ein bisschen leichter, und sie lässt sich auf die fläche raustragen.

meine worte hallen in meinen eigenen ohren nach. unser einziges ziel heute kann nur der kraterrand sein. also auf gehts. ich lass brettern, liege voll gegen den wind rein, lass die kanten den firn schneiden und arbeite mich der bergstation des tellerlilifts entgegen. mit jedem meter höhe den ich mache wirds hackiger. unterdessen bin ich voll gegen den wind am vorwärtskämpfen. schlussendlich lass ich mich in eine mulde reinziehen. hier, voll im lee ist mir ab und zu eine kleine verschnaufpause gegönnt. sobald der schirm wieder auf die höhe der kante steigt, trägts mich wieder ein paar meter höher. die bergstation des tellerlifts liegt längst unter mir. um aber noch mehr höhe zu machen, muss ich nun den kite talwärts von mir fliegen lassen. noch ein paar höhenmeter, dann ist schluss. ich kann den hack nicht mehr halten. ich lass mich, mit dem schirm am boden, in die nächste mulde schleifen, stopfe das tuch wieder in die jacke, und geniesse dann eine herrlich lange firnabfahrt der vulkan flanke entlang der weiten fläche zu.

schine hat unterdessen genug gekämpft. auch sie packt ihren schirm unter den arm, und wir fahren gemeinsam unserem basis lager entgegen. ich denke mir, wenn schon nicht an den krater hoch, so dann wenigstens noch ein bisschen auf der fläche rumfetzen. ich helfe schine ihr schirmli zu verpacken und fetze sogleich wieder los. ich habe das gefühl, dass der wind etwas stabiler geworden ist, und lass mich in einem horrenden tempo über die leicht ansteigende fläche ziehen. erst als ich den kite aufgrund einer böe am sicherheitsleash mal zu boden lassen muss, bemerke ich, dass ich quasi wieder auf dem weg zum krater bin. diesmal aber in der vollen leeseite des vulkans. wieder mache ich rasch höhe. einmal zu rasch. ich übersehe eine apere stelle, mein belag ist wieder ruiniert, aber es geht immer noch.

genau wie auf der vorderen seite, wirds je höher, umso hackiger. zu allem elend scheint hier die sonne noch kräftiger hin, und apert einige dunkle kanten aus. an sonnenbestrahlten dunklen kanten entstehen vielfach thermische winde. diese vermischt mit den fallwinden vom vulkan her ergeben eine absolut ruppigen cocktail, und genau so einer hält mich gerade gefangen. der schirm ist am boden, voll am sicherheitsleash. aber er ist immer noch prall gefüllt, und zieht immer mehr der kante, respektive dem aperen tobel hinter der kante entgegen. mit einem handgriff öffne ich die naxo bindung, ramme die skis gegen den wind so flach und so tief wie möglich in den schnee, renne durch den langsam weich werdenden firn zum wild tanzenden tuch und liege erst mal drauf und verschnaufe eine runde.

diese episode war dann der schluss der heutigen vulkan krater eroberung by kite. egal von welcher seite - zwei wären noch auszuprobieren - ich bin nich t höher gekommen als zum oberen ersten drittel. auch das anschliessende in der fläche rumfetzen dauerte nicht mehr sehr lange. die kraft und die konzentration lassen langsam nach. als mich eine böe in die luft hebt, ich die kontrolle über meine, sowie die schirmlage in der luft verliere und so ziemlich unsanft wieder lande, ist für mich klar dass nun der zeitpunkt gekommen ist, den heutigen, absolut perfekten kite tag abzuschliessen. also schirm in die jacke stopfen, runter firnen, alles einpacken und die paar schritte nach hause stapfen.

ruscheli hat wohlweislich wieder sämtliches material zum trocknen an die sonne gestellt. ich schütte erst mal einen halben liter drink in mich hinein, und beginne dann mit einräumen. und wenns grad noch so schön ist, krame ich das freitagszigaret aus der blechschachtel und setz mich an den fuss eines - immer noch - singenden araukarien freundes. dann treibt mich der hunger nach hause. es sind noch resten belegte brote im kühlschrank. diese werden ratzeputz alle vernichtet. während dem festschmaus beschliessen wir, gleich noch ein stück weiterzufahren. schliesslich wissen wir jetzt wo unser top kite gebiet ist, und es sind noch ein zwei weitere vulkane und skigebiete zu erkunden......

so sind wir also wenig später talwärts unterwegs. auf halber höhe beginnen zwei gewaltige strassenmaschinen just in dem moment an zu arbeiten, wo wir grad zu fahren kommen. wir warten eine viertelstunde um dann - den handzeichen entsprechend - sachte und gemütlich durchzufahren. gleich nach der - ewigen - baustelle treffen wir auf einen bus voller schulkinder. wie es dieses altertümliche teil bis hier hoch geschafft hat ist uns beiden ein rätsel. für den fahrer war jedoch wohl von anfang an klar dass er die kids bis zum skilift hoch fahren wird. einige holper di polter und schmierige kilometer später sind wir wieder mal auf asphalt und brettern mit 60 km/h der ruta interlagos entlang.

am swiss andino vorbei - mit der frage, warum dieses hostal wohl direkt hinter einem hügel gebaut wurde welcher den blick auf den vulkan verdeckt - dem nächsten dorf entgegen. in curacautin zweigt dann die ruta wiederum ab. zwei schilder weisen uns den weg aus dem dorf raus, und danach lassen wir uns von einem weiteren vulkan leiten. eingeschneit und in perfekter vulkan form grüsst uns der llanin einmal von vorne, einmal von der seite, ruscheli weiss schier nicht mehr wo schauen und bricht sich fast das genick.... wir folgen der strecke welche nun wieder in naturbelag gewechselt hat. auch die riesigen langen schilder " ruta interlagos " waren schon lange nicht mehr zu sehen, und gerade sind wir wieder mal an einer abzweigung vorbeigefahren welche im turistel nicht verzeichnet ist.

zum glück überholt uns gerade ein einheimischer den ich mit typischem winken zum anhalten bringe. ich steige aus, er ebenfalls, dann folgt erstmal ein handschütteln. auf meine frage ob wir noch auf der ruta seien, und ob wir zum llanin skigebiet irgendwo abbiegen müssten, beginnt der bauer in hohem ton und grausamem dialekt an, ein paar erklärungen zu singen, die ich nich mal zur hälfte verstanden habe. einzig die info, dass wir hier geradeaus fahren können und irgendwo dann mal eine abzweigung komme, hab ich mitgekriegt. als ich wieder einsteige lacht schine nur. sie weiss genau wie wenig ich verstanden habe.

wenig später wissen wir, dass ich alles ganz genau verstanden habe. wir stehen an einem mirador mit direktem blick auf den perfekten vulkan kegel des llanin. um uns herum liegt die erkaltete lava welche bei einem ausbruch im 1957 bis hier her geflossen ist. wir diskutieren nicht lange, um zu merken, dass dies der platz zum übernachten ist. schine kann ihren blick kaum von dem schönen berg nehmen. ich muss schlussendlich einen ganz fiesen trick anwenden, ihre aufmerksamkeit zurückzuerlangen. ein gespritzter weisser wird als apero aufgetischt. wir (vor)feiern zwei jahre und fünf monate ex schweiz. dazu ist uns ein raclette gerade gut genug. ich schneide den käseklotz welchen wir in lonquimay erstanden haben, schine bereitet alle notwendigen kredenzien und bald sitzen wir beim gemütlichen feier raclette.

wobei so richtig gemütlich wirds erst als die dunkelheit den vulkan verschlungen hat. vorher muss schine nämlich alle fünf minuten raus, und ein föteli von ihrem vulkan freund im abendlicht schiessen. als die fotosession dann endlich abgeschlossen ist, starten wir gleich eine filmsession. den wohl letzten deutschen film von der grossen festplatte führen wir uns zu gemüte. der abschluss des abends ist dann von der alles anfallenden kohle - chilenen tee kerzli sind nicht das wahre für die emmi raclette öfeli - etwas getrübt. überall sind hartnäckige schwarze flecken, und abwaschen kann man das zeugs auch fast nicht.

schine verabschiedet sich nach draussen, ich ziehe es vor drinnen zu bleiben. aber nur bis sie wieder - bessergelaunt - zurückkommt. dann machen wir einen fliegenden wechsel und ich verbrenne den rest des freitagszigarets. ein erlebnisreicher tag geht zu ende, ich bin müde, glücklich, und unendlich dankbar, einmal mehr so einen tag erlebt haben zu dürfen. gute nacht ....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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