tagebuch 06. september 2007
argentinien / chapelco (san martin de los andes)


än vulkaaaan wechselhaft, stromlos, aufruhr und besuch
guten morgen, nach einer drehfreudigen nacht.. ja, der alkohol wirkte in die dunklen stunden rein ;-). war vielleicht doch ein spritzer zu viel? egal.. ein schöner abend war es doch.. trotz gruselfilm. meine träume sind wohl auch eher dadurch zu erklären, dass wir nicht nur leichte kost konsumiert hatten (essen und filmtechnisch). aber jetzt ist wieder hell.. oder sind das nur die scheinwerfer der pistenbullis? das ist so.. ich bin wach, also blase entleeren und schauen, wie die lichtkegel der monster den berg erleuchten.. sie scheinen guter dinge zu sein, dass das mit dem strom klappen wird.. wies aussieht.

es ist morgens um fünf uhr, der wind rüttelt an unserem haus und ich führe meinem munde ein halswehzälti zu. der chnoblisaucen-geschmack haftet in meiner mundhöle, das möcht ich nicht und tu was dagegen. so klebt also so ein viereckiges chrüter-zältli in meiner backe und ich schlaf wieder ein.. ich schlaf tierfer als vorher und geniess das nicht zu knapp.. wieder hell.. aber diesmal die tageshelle.. sonne? das nicht.. ein blick nach draussen: wechselhaft.. wie die letzten tage.. aber warm.. die bäume haben all ihre schneepracht verloren.. die lifte laufen noch nicht, aber es ist ja auch erst halb neun.. bin gespannt.

irgendwie schläft es nicht mehr so richtig, also buch zur hand.. aber kaum bin ich in die zeilen versunken, meldet auch schon mein gegenüber seinen anspruch an.. er möchte jeden cm meines körpers liebkosen und das nicht nur einmal.. es kann auch zu viel werden, so empfind ich das zumindest ;-). in dem punkt weich ich deutlich von meinem lebenspartner ab ;-)))... lesen wird auf jeden fall nebensächlich.. immer wieder bei der gleichen zeile anfangen und dann wieder abgelenkt werden.. was will man machen? den mann zum kaffe kochen schicken ;-). än trick.

bald steht das gebräu auf dem tisch, ich mach es uns gemütlich und dann sitz ich auf meinem logenplatz und schau in die welt raus. das erste mal kann man den gipfel des skigebietes sehen. da oben hat der wind sein unwesen getrieben.. apere flanken, mulden voller schnee.. mehr lifte als ich gedacht hätte. auf die andere seite schau ich auch raus und bin höchst enzückt.. da steht doch ein vulkan-fründ!! ein wunderschöner konischer berg im winterkleid.. wie ich das liebe.. ich glaub, wir sehen von unserem unsiversum aus auf so einen söttigen.. aktiv muss er ja nicht grad sein ;-). obschon ich ein räuchlein nicht verwehre, aber doch eher respekt von einem ausbruch so eines teils haben.

so sitzt also susi blümchen am fenster und schaut zum vulkan-freund rüber und strahlt vor sich hin. fredel derweil himmelt seinen kaffe an und ist auch selber überzeugt, den weltbesten zu brauen. hat er wohl recht.. im früheren leben hat er glaub mr. star bucks geheissen.. jedem seine freude. weniger freude haben wohl die insassen der old lady.. die alte dame hat sich den berg raufgeschnauft und steht nun da, wie sie eben so dasteht.. schönes teil! irgendwie haben wir die von anfang an ins herz geschlossen. aber eben, die menschen die da drin leben, möchten gern auf die bretter. ah, ganz vergessen.. die lifte laufen noch immer nicht ;-). gemäss andre sollen die mapuche einen baum anschlagmässig gefällt haben.. oder so.. gemäss einem herren vor ort soll es vielleicht in einem halben tag wieder strom haben ;-). die gerüchteküche broddelt, uns ist es einfach nur egal.. wir genissen auch gerne einen tag zu hause.. so schön wetter ist eh nicht.

zurück zur old lady.. die hat sich soeben mit ihrem wunderschönen horn verabschiedet und macht sich auf, ihre ladung schneesüchtiger nach caviahue zu bringen.. ins märchen-wunder-araukarien-land.. da haben wir sie ja das erste mal gesehen.. wir haben uns von andre verabschiedet und dem riesenbus nachgewunken. nun sind wir so ziemlich die einzigen auf dem parkplatz.. man scheint zu wissen, das nichts geht hier oben.. bei uns ist zum glück noch kein strom notstand und wir nützen unsere resourcen, um tagesberichte zu schreiben. also, ich switche in die vergangenheit.

das nimmt dann seine zeit. nach vorlesen des hinter uns gelassenen verabschiede ich mich vom stubentisch und wechsle in die küche. ein kleines zwischen-speislein ist angesagt. fredel sitzt nach einem ausflug auf die toilettenanlage hinter meiner vaio dame und tippt was das zeug hält. ich schnall mir den kopfhörer an und lausche spirituellen erzählungen und lass meine hände eine socke stricken.. ich bin voll dabei, im hier und jetzt? sicher nicht immer. ab und an bin ich auch abgelenkt vom geschehen draussen. so wie es scheint, wurde auf 13.00 die wiederfahrt der gondeln angesagt. ein auto am andern kommt den berg hoch, man begibt sich voll ausgerüstet gegen die bergbahnen zu und wartet.. noch immer keine bewegung zu sehen in sachen bahnen.. aber das hält sicher niemanden ab ;-).

die zeit geht, die schlange vor dem einen sessellift wird länger, noch immer geht überhaupt nichts.. eine gute stunde später, die talstation ist noch mehr von menschen überlaufen, geht immerhin mal die gondel.. es läuft! wir schicken ein lächeln zu allen rüber.. schön für die verbissenen fahrer.. am sessellift geht noch immer nichts und das ende der schlange ist von uns aus nicht mehr zu sehen.. gegen halb drei, endlich, geht auch der sessel den berg hoch und schwingt, vollbeladen, die lasten auf und ab.. wenn das nur gut kommt ;-). zum glück schaffen sie es, ab und an auch leere sessel hinzubringen ;-). vielleicht schätzt das seil diesen umstand ;-). uns wird es angst und bange, wenn wir da zuschauen.

übrigens.. auch nach stundenlangem warten, gibt es kein gedrängel.. als die gondel lief, gab es einen kleinen streick am sessellift.. alle haben mit den stöcken lärm gemacht ;-). geholfen hat es nicht viel.. aber dann bleibt man eben da stehen und wartet.. wir stellen uns vor, wie das in europa laufen würde ;-). sicher ein KLEIN wenig anders ;-). unterdessen ist nach drei uhr, die schlange baut sich langsam aber sicher ab und die pisten sind bevölkert. fredel und ich haben wiederum den platz gewechselt. er macht gameboy pause, ich tippe eben dies und jetzt und werde der vaio dame nun eine pause gönnen.

wir brauchen frische luft und gehen auf einen rundgang. an den taxi-chauffeuren vorbei, die grad die welt neu organisieren ;-). dann rauf zum resti, dass in sachen wohlfühlatmosphäre in etwa einem kühlen bahnhofbuffet gleicht. also wieder raus und unten bei der abuela (grossmutter) eine heisse schoggi konsumieren. nun gut, so gute schockolade macht die alte auch wieder nicht ;-). wir sitzen aber doch gerne etwas im schnee draussen und schauen dem treiben einer skistation zu. die menschen scheinen die verlorene zeit nachholen zu wollen ;-). man gibt vollgas, ob der fahrstil das erlauben würde oder nicht.. augen zu und durch.. geht schon, und es GEHT..

zurück zu hause legen wir uns nochmals etwas aufs bett. meine zweite socke soll heute vollendet werden. dann mach ich mich ans gemüse.. znacht zeit.. zumindest für europäer.. es klopft, ich mach auf und schau in die erstaunten augen von daniel.. er suche seinen companiero, alfredo! aha, der liegt da hinten ;-). wir haben also eine weile besuch und ich unterbreche die znacht-aktivitäten auf dem herd ;-). daniel findet das matzmobil einfach genial und dies und das und er wundert sich wohl ein klein wenig, dass man um halb sieben schon kochen kann ;-). er zieht seine schuhe wieder an und verschwindet so schnell wie er gekommen war ;-). adios.

nun koch ich aber wirklich und es geht flott und mit viel neben den pfannen und über dem feuer und im abguss.. ich stell mich nicht allzu geschickt an, kann es geben. das essen, fried noodle with vegetabels.. so in etwa.. noch etwas soyasauce drüber und es ist essbar. genug ist auch.. wusste gar nicht, dass die thainoodeln so an grösse gewinnen im wasser ;-). draussen ist noch immer die hölle los. im schnitt hat der südamerikaner ca. 1 stunde vom eintreffen beim auto, bis zum verlassen des parkplatzes ;-). lustige szenen - geb niemals die ski aus den händen! geht auch viel besser so die schuhe zu wechseln ;-).

irgendwie dünkt es mich, ich kann den saustall an küche, das schlachtfeld von verteiltem gemüse und sonstigen, nicht fredel überlassen, und mach den abwasch auch noch. fredel zündet kerzen an, trocknet ab und bei räucherduft liegen wir alsbald im bett. ich horche noch eine weile den worten des erleuchteten und tauche in die innere welt ab. ich liebe es.. das ist es.. wenn alles nur so einfach wäre.. es IST einfach, aber ich hab noch nicht grad immer den zugang ;-). ich arbeite dran, obschon man das gar nicht müsste.. theorie und praxis, klafft noch auseinander, aber es kommt, dessen bin ich mir sicher. danke dem herren in meinem ohr, er bringt mir vieles näher..

fredel derweil tut sich mit seinem gameboy genüsslich und als ich in schlafposition wechsle, macht er doch promt mit.. nur für mich.. angenommen.

irgendwie schafft es schine, meine prioritäten umzupolen, lenkt meine aufmerksamkeit von ihrem körper auf eine bevorstehende tasse kaffe, was ja zu diesem zeitpunkt mindestens so interessant ist wie das, am morgen in aller herrgottsfrühe schon, bücher verschlingende lektüren fräullein neben mir.

noch während wir am kaffe schlürfen sind, schnauft die gute liebe old lady den berg rauf dem, um halb zehn praktisch immer noch leeren parkplatz entgegen. andre hat seine truppe mit der aussicht auf ein paar jumps hoch über dem kicker an die talstation chauffiert. als ich ihn begrüsse, kann ich ihm schon die info weitergeben welche ich von zwei büssli chauffeuren - die sind ums matzmobil rumgeschlichen wie rollige katzen - gekriegt habe, dass ein baum die stromleitung gekappt hätte und es mindestens noch bis am mittag gehe bis der schaden behoben sei.

andre ergänzt die info, dass "scheints" die mapoche indios aus protest einen baum auf die stromleitung gefällt hätten. ich zweifle sehr an dieser aussage, und gebe eher dem tonnenschweren nassschnee die schuld. nun wird der old lady crew auch klar weshalb sie heute morgen keinen stau hinter sich hergezogen haben. im dorf unten wird die nachricht wohl die runde gemacht haben, und es verirren sich nur ein paar wenige bis zum skigebiet hoch. auch andre zieht es vor, mit seinen schneehungrigen old lady mitbewohnern schnee- und vorallem strom reichere gefilde zu besuchen. er verabschiedet sich und fährt caviahue entgegen.

nach kaffe und morgentoilette lass ich schine ihre zwei tage tippen, und warte geduldig, bis sie fertig ist. so wie's aussieht, habe ich noch den ganzen nachmittag zeit meine tageserlebnisse nieder zu schreiben. und wenn die sonne schon nicht so hoch am himmel steht, kann ich den strom, welcher mein kompi hungrig verschlingen würde gleich sparen und schreibe auf schines gerät. genau als wir diesen wechsel vornehmen, füllt sich der bisher praktisch leere parkplatz innerhalb einer stunde. offensichtlich hat sich im dorf unten ein hartnäckiges gerücht vom öffnen der anlagen herumgesprochen.

wir schauen dem treiben zu und amüsieren uns köstlich ab der show welche uns geboten wird. bis alle insassen eines fahrzeuges dann endlich ausgerüstet sind, jeder seine schuhe, seine jacke, seine skier und seine stöcke, nicht zu vergessen seine handschuhe, mütze und skibrille beisammen hat, vergeht eine kleine jedoch gemächliche ewigkeit. und wer weiss wie lange eine ewigkeit geht, kann sich in etwa vorstellen wie lange eine gemächliche ewigkeit dauern kann. gemäss den massen die aus dem dorf den berg hochchauffiert werden, füllen sich auch langsam die pisten. obwohl noch kein einziger lift in betrieb ist, bildet sich eine lange schlange beim sessellift. kollektive manifestation ? wenn alle ganz fest daran glauben, wird der strom wohl auch irgendwann die sessel gen berg hoch fahren lassen.

als erstes fahren die gondeln gegen die wolkenverhangene krete hoch. der sessellift scheint die tatsache, dass das skigebiet nun wieder an die stromversorgung angeschlossen ist hartnäckig zu ignorieren. die gäste haben den stillstand auch lange ignoriert, aber nach drei stunden tatenlosem - erstaunlicherweise auch drängel losem - anstehen, schlägt dann aber die gelassene kollektive stimmung kurz mal in ein kleines aufbäumen um. ich höre ein gejohle, und klappern wie von einem schwarm störchen. der pöbel macht sich lautstark bemerkbar. alle schlagen die stöcke über ihren köpfen zusammen und johlen dem liftpersonal ihren leichten unmut entgegen.

es scheint zu helfen. wenige augenblicke nach dem aufruhr, schweben die ersten sessel, vollbepackt mit wintersportlern den berg hoch. schine und ich sind etwas bekümmert, ob der, doch schon etwas in die jahre gekommene sessellift die massen an personen auch bewältigen kann. das schaukeln der sessel hat zwischen dem viertem und fünften masten den höhepunkt erreicht und gleicht eher einer riesenschaukel als einem sessellift...... aber von den massen scheint sich niemand daran zu stören. alle werden hinaufbefördert und wälzen sich dann wieder dem tal entgegen. wir sind eigentlich grad ganz froh sind wir nicht teil des ganzen, zumal sich das wetter auch nicht gerade von der einladenden seite zeigt.

unterdessen bin ich, trotz bester unterhaltung und ablenkung zwei tagesberichte weiter und lasse nun unsere batterien und kompis ruhen. um noch näher am geschehen dabei sein zu können, sprich auf kürzeste distanz schnöden zu können, unternehem wir einen kleinen ausflug an den ort des geschehens. wir setzen uns auf grossmutters terrasse - die grosse, "etwas in den magen kriegen abfertigungs halle" an der talstaion hat den charme einer ausgedienten räucherfabrik - und gönnen uns eine chocolate caliente. der schnöde aspekt übertrifft dann aber den heissen schoko genuss bei weitem...

bald wird es uns zu frisch, und wir beschliessen nach hause zu gehen. schine fackelt nicht lange, und beginnt mit gemüseverarbeitung. längst fällige thai noodeln sollen mit dem langsam aber sicher ebenfalls fälligen gemüse vereint werden. damit ich nicht allzusehr im wege bin, werde ich mit game boy ausgerüstet aufs bett geschickt. die spielerische versenkung währt aber nicht lange. es klopft an die tür, und schine wird nach ihrem compañero gefragt. daniel - der taxifahrer von welchem ich heute morgen die new's mitgekriegt habe - steht vor der türe. er ist am innenausbau vom matzmobil interessiert und stattet uns ein bsüechli ab.

als ob das schuhgwimmel an unserer eingangstür ihm keine andere wahl lassen würde, zieht er seine schuhe aus, obwohl er mehr oder weniger am eingang stehen bleibt. wir zeigen ihm unser heimetli, plaudern ein wenig über details und energie versorgung. dann entschuldigt sich daniel - das hat er schon heute morgen gemacht, und als er die schuhe ausgezogen hat ebenfalls - wünscht uns eine gute zeit und verabschiedet sich wieder. die tatsache dass daniel meine haushälterin - für das muss er schine gehalten haben - beim kochen überrascht hat, war wohl ein grund für seine entschuldigung gewesen. wie auch immer, kurz danach sitzen wir auch schon beim znacht und geniessen das intermezzo welches sich auf dem parkplatz abspielt.

nach dem essen frage ich mich, ob daniel mit seiner vermutung - ruscheli sei meine haushälterin - vielleicht gar nicht so unrecht gehabt hat. schine steht nämlich plötzlich auf, und beginnt auch noch den abwasch zu erledigen. ich sträube mich überhaupt nicht dagegen, schliesslich wird schine auch fürstlich belohnt, nicht jede haushälterin darf mit ihrem arbeitgeber nach dem abwasch ins bett steigen. und exakt so kommt es dann auch raus. meine hilfe beim abtrocknen kann als freundliches goutieren ihrer kochkünste angerechnet werden, und wenig später liegen wir nebeneinander im bett. sie mit den kopfhörern auf den ohren, ich mit dem game boy in den fingern, wie es sich in einem anständigen arbeitsverhältniss gehört.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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