tagebuch 10. juni 2007
argentinien / rada tilly - irgenwo an der 20-er


zu stein geworden von steinharten baumstämmen
ja, die starke luft hat mich eben doch immer wieder aus dem schlaf gerissen, die ohrstöpsel wurden mir unangenehm.. also raus damit, noch weniger schlaf, aber wenigstens wohlbefinden. zeit zum sinnieren und studieren hatte ich allemal diese nacht. etwas wirklich nützliches kam glaub nicht raus damit ;-). es ist morgen, jetzt dünkt mich könnt ich schlafen, aber wir wollen ja weiter. einen besuch bei meinem inneren fluss und der grotte und dann steh ich auf und koch kaffe, heize und bereite alles für die fahrt vor.

fredel ist vom kaffeduft auch munter geworden. es ist eitel sonnenschein, die dünen leuchten im morgenlicht, das meer wird vom wind gepeitscht.. wow.. da muss ich doch glatt raus um ein paar fotos zu machen. ausser mir scheint noch niemand im dorf auf den beinen zu sein ;-). der wind ist eisig, besser wieder rein. dann gehts los, wir tuckern der promenade entlang und bestaunen die gebäude. da hat sich der ein oder andere verwirklicht, ganz klar. und hier wohnt die gut verdienende schicht der gegend. eine wägeli-kite lust steigt in mir auf.. aber der wind ist immer noch bockig, kalt und wir wollen nun gen norden zu. also los. wir kommen wieder, dessen sind wir einig.

an der tankstelle füllen wir noch wasser und dann knipst fredel noch den dorfnamen, der in grossen beton-lettern am hügel steht: rada tilly. wollen wir tilly schicken, einem kollegen aus dem kanu-zeiten ;-). vielleicht haben die hier verwandte? es geht weiter bergan, durch ein tal mit unendlich vielen camping pläzten. vielleicht geht der meer-mensch gerne ins hinterland in die ferien? könnte sein. die landschaft ist gespickt mit öl-bohr-insekten. langsam auf und ab, auf und ab.. einige werden abgebaut, am anderen ort aufgestellt. die hügel haben überall bitzen ab, flächen sind in die flanken gebaggert worden, bohrturm drauf, fertig.. der mensch gräbt und wühlt und saugt die erde aus.

strom scheint für die ölbeförderung wichtig zu sein.. die gegend ist vor lauter strommasten und kabel kaum zu sehen.. ein wald aus masten.. dazwischen die bohrtürme, auf und ab und auf und ab.. bohren die alle das gleiche unterirdische lager an? wir wissen es nicht.. schon seltsam, wir menschen.. das wird mir echt immer wieder bewusst in solchen gegenden, wo gebort, gewühlt wird.. aber auch wir fahren genau wegen diesen insekten und somit bin ich dafür mitverantwortlich. ab und an fahren wir auch an zwischenlagern vorbei. täler voller öltanks, 10'000, 50'0000 qubik.. daneben entdecke ich einen wassertank.. ja, all die vielen öltanks sind nicht im gerinsten mehr wichtig, wenn das wasser ausgeht.. das klare nass ist leben. mehr als alles andere.

über die hügel hat es wieder die schnurgeraden linien von den erkundungsfahrzeugen.. die gehen wohl schauen, wo was zu finden ist. was müssen das für super-gelände-fähige vehikel sein? wir haben noch keines gesehen aber staunen immer wieder, wo die überall raufkommen und ihre spur hinterlassen. das wär mein job, sinnier ich.. aber fredel kennt mich mal wieder besser: ich würde eh nicht weit kommen, vor lauter ausweichen.. da eine blume, ein busch, ein insekt, ein moos ;-). ja, das stimmt. hätte sicher skrupel, so quer durch die natur zu fahren.

es geht weiter durch das energie-resevoir.. wir staunen weiter und dann ist wieder nur ebene, ein paar hügel, ohne dass der mensch wühlt. heute wollen wir nicht weit von hier, versteinerte bäume anschauen. ich navigiere fredel ins valle heromsa und wir fragen uns die ganze zeit.. was hier wohl so schön sein soll? wir wissen es heute noch nicht. vielleicht hat man hier anno mal öl gefunden? oder eben wasser? aber fürs auge haben wir doch etwas: ein schwarm farbiger papageien begleitet uns eine weile, mit riesen krach, wie immer ;-). die vögel sind echt nicht leise gesellen. beim nächsten abzweiger gehts rechts, dann nochmal rechts und plötzlich finden wir uns in einer anderen welt wieder.. oder auf dem mond?

da wartet die mutter erde ja mal wieder mit was auf.. wir staunen nicht schlecht ab den formen, farben. man fühlt sich echt wie auf einem anderen planeten. wir tauchen ein in die andere welt und parkieren vor dem eingang. ein netter guardaparque informiert uns wo wir , was sehen können und zahlen dürfen wir nachher. und zahlen tun wir dann auch gerne. überall schilder mit infos und nette hinweisschilder, man soll doch bitte nichts mitnehmen. das fällt schwer, aber dazu später. wir treten also ein, gut eingepackt, der wärter hat uns vor der kälte gewarnt. es geht etwas rauf und wir sehen den ersten tronco. baumstamm.. wär ja nichts besonderes, so ein bisschen stamm, aber wenn man ihn eben anfasst, ist alles ganz anders.. steinhart, stein, versteinert, 70 millionen jahre alt!! pha..

wir streifen durch die hügel, lassen uns voll ein auf die landschaft, ihre wilden formen. überall gibt die natur neue baumstämme preis.. wind und wetter trägt erdschichten ab, die bäume werden so, quasi ausgegraben.. wir tasten sie immer wieder an, wirklich stein, auch wenn einem das auge weismachen will, dass das holz ist. nun gut, war es ja mal ;-). wir stellen uns die landschaft vor, wie es mal war, mit den araukarienbäumen, den dinosauriern.. und jetzt, quasi wüste, die bäume in stein verwandelt und vom boden konserviert.

der wind bläst uns fast weg, aber wir lassen uns nicht vertreiben, zu schön ist es hier. mich dünkt, die bäume geben, auch wenn zu stein geworden, noch energie ab. wie schwer es fällt, nicht ein kleines souvenier aufzulesen, ein holz, äh, steinsplitter.. aber wir respektieren die natur, lassen sie wie sie ist, andere menschen wollen es auch noch sehen, genau. wir hatten den ganzen rundgang die welt wieder mal für uns, keine menschenseele. erst als wir zum matzmobil schreiten, kommen uns 2 andere entgegen. wir zahlen und sind weg.. in der nähe hat es 2 seen, da können wir vielleicht mal etwas früher einen platz für die nacht finden? eine kleine pause? tagesberichte schreiben?

daraus wird nichts, zäune überall.. aber schön ist der eine see, dem wir entlang fahren, türkis leuchtet das riesen teil aus der kargen gegend. weiter geht es durch hügellandschaften, die uns an die andenriesen im norden erinnern. aber wir sind nicht auf 4'000 müm, sondern auf 400 ;-). also keine atemnot angesagt. bevor es dunkel wird, findet uns fredel ein schönes plätzli an einem ausgetrockneten flussbeet. perfekt, ab von der strasse, ruhig. kaum im wohnraum, richt ich auch schon ein um zu duschen. das haben wir mal wieder bitter nötig. ich bin als erste unter dem wasser und fredel doppelt nach.

bis es im badezimmer wieder trocken ist, liegt das ganze zeug, das eben sonst da drinnen ist, im wohnraum rum und das vermittelt mir nicht grad den wohlfühl-modus. ich möchte dies und das tun, aber überall liegt etwas im weg und ich merke, wie meine laune zusammenbricht. ich pfutter etwas vor mich her und fredel lockt mich mit pommes chips an den tisch, aber da kann ich nicht hinsitzen, es hat keinen platz. ja, in ganz wenigen momenten im matzmobil, wird es mir zu eng.. heut ist so ein moment. langsam wird es trocken, wohnlicher, schöner, mir geht es grad wieder besser und ich ess auch ein paar chips.

fredel hat angeboten, das kochen zu übernehmen, geh ich gerne darauf ein. ich lese etwas spanisch und mir wird ein teller bester pasta kreationen vorgesetzt. hhhmmmm. nach dem abwasch schlüpf ich zu fredel ins bett und ich krieg nicht so recht die enstpannende stellung hin.. ja, mein rücken macht mir heute etwas zu schaffen, vielleicht das viele fahren? oder zu schwer "glupft" gestern beim räder wechseln? wer weiss, ich nicht.. eine bettflasche nehm ich zur hilfe, wärme lindert.. guter plan.

dann les ich in einem wegweisenden buch über emozionen und gefühle. emotionen übermannen einem, kommen aus alten zeiten rauf, sind nicht förderlich, verfälschen. gefühle sind im moment, sind echt, man kann sie rauslassen und wird dadurch leichter. so in etwa. ein kapitel nach dem anderen verschling ich und mir wird bewusst, dass ich in der letzten zeit sehr wohl von emozionen heimgesucht wurde und da nicht rauskam.. auch in sachen auswirkung auf die beziehung, energien, verbindung oder eben auf 2 verschiedenen planeten leben, alles super beschrieben. ich hab also so quasi ein aha erlebnis und bin froh, dass so was normal ist. ja, manchmal hab auch ich meine kleinen momente, wo ich denke, ob das alles mit rechten dingen zu und her geht.

alles wiederzugeben, was da stand, liegt mir nicht, ist zu tief und weiträumig.. aber eines ist klar, die worte und sätze und kapitel gehen voll rein und ich les alles fredel auch noch vor. erhoff mir so mehr verständnis.. so gut ist beschrieben, was in beziehungen abgehen kann und bei uns auch abgegangen ist in letzter zeit. fredel hört zu, äussert sich nicht dazu.. wie gerne hätte ich die tiefe diskussion begonnen, aber er muss das wohl noch einwirken lassen. ich lieg also da, bin sehr dankbar für das alles was ich grad gelesen hab, gedanken kommen und gehen und kommen und gehen.. gefühle sind da, emozionen jetzt grad nicht.. das buch beschreibt auch wege, aus den emozionen rauszukommen.. wird wohl mein nächster schritt, das zu probieren. einfach wird es nicht.. grad wenn sich der verstand noch gerne mit den emozionen aus der vergangenheit verbündet.. starke gegner.

ein bisschen heizen, ein bisschen kaffe kochen ein bisschen das warm wirkende morgenlicht digital einfangen, meine frau ist schon ein sehr geschäftiger morgenmensch.

nach dem zmörgelen fahren wir der strand promenade entlang, wundern uns wie einige besitzer ihre häuschen an bester lage einfach verkommen lassen können. einige quadras weiter lenkt schine das matzmobil an die tankstelle um wasser zu füllen. die jungs staunen nicht schlecht, als ich ihnen erkläre dass diese fahrzeuge muy economico seien weil sie mit wasser fahren. am schluss erwähne ich dann doch noch, dass wir gestern schon diesel getankt haben. mit beinahe vollem wassertank gehts, ab nun landeinwärts. die gegend wird abwechslungs reich. leicht geschwungene hügel, sanfte täler, immer wieder arbeitet sich das matzmobil auf 700 meter hoch, um sich gleich wieder in die nächste senke rollen zu lassen.

auf, um und neben jedem hügel ist bewegung. riesige, insektenähnliche gebilde heben und senken ihren kopf unablässig, scheinen einen langen rüssel in die erde zu stecken und deren essenz auszusaugen. überall stehen diese klassischen borhtürme. es scheint man könne einfach irgendwo in dieser gegend bohren und auf öl stossen. offensichtlich brauchen die dinger auch strom. wie ein spinnennetz ist die ganze gegend mit stromkabeln verwoben. überall stehen strommasten. einige noch aus holz dem zerfall preisgegeben, neuere aus beton, und grosse, alles überragende metall füsse stehen dumm und bewegungslos in der gegend rum.....

immer wieder überholen uns mini busse. in uns wächst schon das szenario, dass unser heutiges tagesziel - die versteinerten wälder - übersäht mit besuchern sein wird. schine findet dann aber raus, dass dies alles angestellten busse der ölfelder sind. da müssen hunderte ja tausende von leuten angestellt sein. wir verlassen bald mal die asphaltierte strasse und fahren nun auf einem kiessweg durch das valle hermoso = das schöne tal. nur können wir da grad noch gar nichts schönes entdecken. eine fläche gespickt mir steppen gras, vereinzelten büschen, ab und an ein paar rinder kinder aber hermoso....?

erst als wir dann wieder abbiegen, beginnt sich das bild zu verändern. ein schwarm herrlich gefärbter papageien begleitet uns, die hügel nehmen mehr und mehr abstrakte formen an, es werden verschiedene farben sichtbar, und kurz vor dem eingang des national reservats finden wir uns in einer unbeschreiblichen mondlandschaft wieder. der parkwächter empfängt uns freundlich, erklärt uns den rundweg, und warnt uns vor der kälte. es sei hinter dem hügel um einige grad kälter als hier, und der wind wehe ebenfalls viel stärker. und ah ja bezahlen können wir wenn wir zurückkommen. der eintritt beträgt 10 pesos pro person. wir sind uns einig, dass wir für solche einrichtungen gerne ein geld liegen lassen, und wandern los.

nach wenigen schritten kommen wir an einen ersten baumstamm. fotografisch oder auf film fast nicht festzuhalten. die dinger sehen aus wie ganz gewöhnliche baumstämme. beim anfassen jedoch wird einem sofort klar, das holz ist nicht nur steinhart, es ist stein. faszinierend! da ist in der unendlichen pampa, umgeben von ölbohr türmen irgendwo im niemandsland eine gegend die sich von allem ringsherum in einem umkreis der nächsten 250 kilometer einfach abhebt, unterscheidet beinahe unwirklich anmutet. als ob vorgestern ein riesen pouff geschehen wäre, die araukarien versteinert, alle käfer in stein konserviert dinosaurier verdampfen lassen und die ganze gegend einfach für die nächsten sechs milliarden jahre konserviert hätte.

wir wandern dem angelegten pfad entlang, und müssen uns immer wieder zurückhalten nicht ein stück stein das wie holz aussieht mitzunmehmen. es wird überall darauf hingewiesen, dass man bitte für die nächsten besucher oder die eigenen kinder alles so belassen solll wie man es selber sieht. die freundlichen hinweise, nicht verbote, respektieren wir vollumfänglich, auch wenns schwer fällt. grossflächig sind nämlich von wind wasser eis und wetter geformte holz-stein schnitzel verteilt. wie ein finnenbahn fusballfeld siehts aus. ausgekühlt und voller eindrücke kommen wir wieder zum ausgangs punkt. einmal mehr haben wir das ganze reservat für uns alleine gehabt, und schauen beinahe verblüfft , als wir zwei andere besucher auf dem rundweg sehen.

nach dem kleinen ausflug in die prähistorische zeit, in die dinosaurier landschaft tauchen wir wieder ins richtige leben ein. die fahrt geht weiter, immer nach einem schlafplätzli ausschau haltend. aber entlang der kiesstrasse siehts nicht nach einem plätzli aus. die gegend ist recht bevölkert, und so wies aussieht, haben die ersten siedler hier, ein paar säcke pappel samen dabei gehabt. alle lotes sind mit den hoch in den himmel ragendenen, dem wind trotzenden bäumen abgesteckt. hier heissts auch nicht lotte oder terreno, hier spricht man von einem chakra..

bald sind wir wieder auf der asphaltierten strasse und können mit normaler geschwindigkeit fahren. es hat wenig verkehr, das wetter zeigt sich von einer angenehmen seite, und wir kommen gut voran. nur die suche nach einem schlafplatz gestaltet sich nicht sehr einfach. die gegend ist wieder für die rinder und schafzucht ausgelegt. links und rechts der strasse ziehen sich die zäune schnurgerade über hunderte von kilometern hin. wir müssen ebenfalls fast noch hunderte von kilometern fahren bis uns ein breites bachbett zum verweilen über nacht einlädt.

mit drei wasser sind wir gerüstet für eine dusche. schine räumt alles raus, und wir sparen mal nicht mit wasser. da das badezimmer nach dem duschen immer etwas austrocknen muss, und derweil die sachen aus diesem stauraum in der stube rumliegen, ist immer alles ein wenig überstellt. schine möchte nach dem duschen vier oder fünf sachen miteinander und sofort machen. dies wird dann aber eben durch platzmangel etwas erschwert. auf die verdammnis zum nichtstun folgt eine möffelphase die ich ignoriere und mit einem sack chips zur vorspeise zu besänftigen versuche.

bald ist aber wieder genug raum im hause matzmobil, und ich beginne mit kochen. resten teigwaren werden mit einer spinat rahmsauce verfeinert. schine übernimmt den abwasch ich helfe abtropcknen, und um acht legen wir uns ins bett. ruscheli liest mir einige kapitel zu körper bewusstem erleben und geniessen vor. ich brilliere darauf mal wieder durch eine nicht stattfindende diskussion welche in die tiefe gehen sollte und welche vielleicht auch verständniss und erkenntniss ausdrücken könnte. so legen wir uns mit der unverdauten geistigen nahrung schlafen......

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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