tagebuch 31. mai 2007
argentinien / nationalpark tierra del fuego - usuhaia


alles leer wir einheimischen...
in der nacht hat es etwas geschneit, ich hab gut geschlafen und ab und an über fredel grinsen müssen. er hatte einen kampf mit seiner bettdecke.. chani ebä nöd so guet, würde rahel sagen ;-). wieder bin ich zuerst wach, versuch mich an der heizung und schaff es wiederum nicht, so dass fredel nachdoppeln muss. aber heute bringt auch er keine wärme mehr hin, nur ganz kurz geht was, dann sind unsere batterien flach, alle beide 12 volt dinger.. auch der wassertank ist fast leer.. wir brauchen strom, wir brauchen wasser zum duschen.

es bleibt uns also nichts anderes übrig, als heute weiterzufahren. vielleicht besser. der ort scheint ja wirklich verzext zu sein. heut morgen ist noch die eine soyamild überlaufen, hat sich aufgebläht, hatte ein loch, das ganze badezimmer mildgetränkt.. nun gut, jetzt ist genug, wir gehen ;-). auch der radio geht nicht mehr, der gasmelder hat auch schon reklamiert wegen strommangel.. es schneit noch immer, wir fahren gegen ushuaia und um die erste kurve, wos runtergeht, kommt ein landi entgegen. erste reaktion: bremsen, ausweichen. zweite reaktion: realisieren, dass auf bremsen unser haus grad gar keine lust hat zu reagieren, also den fuss weg.. dritte reaktion: puls erhöhen, augen weiten. vierte reaktion, gegen rechts ausweichen, uff.. es hat gereicht.. ja, bin nicht alleine auf der strasse.

jetzt geht es noch gemächlicher.. auch ist meine hirnzelle mit den infos: nicht bremsen, schauen wo du hinfahren wills.. wieder aktiviert ;-). hab ich ja in schleuderkursen genug gelernt, eigentlich.. aber heut morgen war ich noch im modus: mir gehört die welt und ich bin alleine auf der strasse, gelaufen ;-). vor der stadt hat es einen camping und fredel fragt nach: zu, kein strom.. aha.. also weiter gegen zentrum zu und erst mal tanken. auch diesel ist so gut wie leer. ich weiss jetzt noch nicht, wie es fredel geschafft hat, den netten tankherren zu überzeugen, dass wir unseren tank doch besser mit dem einheimischen tarif füllen sollen, dafür ganz.. auf jeden fall ist es dann so, sogar in den oberen tun wir noch ein paar liter ;-). da sparen wir eine stange geld.

einen platz zum stehen hätten sie uns auch, aber kein strom und ohne strom können wir nicht sein. somit geht die suche weiter und wir wenden uns, wie es touristen nun mal so tun, ans tourist-info. mit einer zusatzschlaufe finden wir sogar einen parkplatz mitten in der stadt und sind schon bald in dem häuschen mit etwa 10 personen drin, alle am arbeiten in sachen tourismus? im winter? alle grübeln wie sie uns helfen sollen, aber niemand sieht eine lösung. ich frag noch nach dem skilift und die dame zeichnet uns den club andino ein. wär sogar ein camping, aber eben zu.

nun gut, als erstes trinken wir mal ein kaffe in unserer "stamm-beiz" und schnöden etwas über die anderen gäste. wir beschliessen, es mal beim club andino zu versuchen und sonst an einer anderen tankstelle, oder bei einem werkhof, die ideen gehen uns nicht aus.. wenn wir keinen strom kriegen, dann müssen wir fahren.. und eigentlich wollen wir noch gar nicht weg hier. also lösung suchen. fredel will mir noch ein parfum kaufen im dutty free.. aber die beiden, die ich möchte sind beide sündhaft teuer, also lassen wir es bleiben. es geht bald bergan und ohne umschweife fahren wir zum skilift, auf dem gelände des club andino.

ein junger herr begrüsst uns und hört sich unsere anliegen an, ruft seinen chef an und kriegt ihn nicht an den hörer. wir können eine weile warten, er käme eh noch vorbei.. warum nicht. wir erkunden das gelände, schauen auf die stadt runter, lassen uns schneeflocken auf den kopf fallen. zurück beim matzmobil frag ich fredel, ob der junge am telefonieren ist? und just in dem moment klingelt es bei dem wirklich und der chef ist einverstanden, dass wir hier stehen und strom beziehen, gegen knapp 5 chf am tag. das machen wir doch. fredel stellt unser haus in position. wir sehen zur stadt runter, können batterien laden, haben so warm und wasser organisiert fredel auch grad noch.

perfekt. ich mach es uns drinnen gemütlich und richte die dusche ein. unterdessen sitzen wir, frisch und munter (vor allem fredel, er hat schon wieder kaffe eingenommen und krümel dazu ;-) am tisch und tippen tagesberichte. die batterie saugt sich genüsslich am 220-er strom.. wir werden wohl 2 tage hier bleiben, beide batterien überfüllen.. es rieselt auf unser dach, weisse winterlandschaft, wir haben warm.. ja, das war ein erfolgreicher tag. ruhig scheint es hier oben auch.. vorhin hab ich den vorschlag gemacht, ab juni so zu tun, als ob nichts gewesen wäre.. fredel meint: ich vermisse schon die zuneigung von ihm? wohl eher die harmonie.. mal schauen.. was war, musste so sein.. vielleicht ist es durch, vielleicht nicht.. wir werden sehen. eines ist klar, auch solche zeiten gibts im leben, im beziehungsleben. besinne mich zurück, letztes jahr in peru, als wir besuch hatten, waren auch nicht grad die harmonischsten tage.. aber wir haben uns wieder gefunden, auf dass es diesmal auch so ausgeht.

wenn ich schon von peru schreibe, les ich auch noch nach, was vor einem und 2 jahren so los war. dann ist für mich fertig mit schreiben für heute, meine vaiodame bleibt aber auf dem tisch.. ich bin ja nun die daten-quelle.. so hab ich das vergnügen am aktuellen buch zu lesen und ab und an einen seitenblick auf den bildschirm zu werfen. da läuft eine dia show der katzenbilder.. büssi! was wollen wir heut aben dessen? lasagne, bratkartoffeln oder carbonara? das los entscheidet und fredel kocht uns kartoffeln. unterdessen ist es dunkel, fredel liest mir den 26. vor und alle lichter brennen.. schon schön, einfach mal wieder strom brauchen können. klar, dass ich, aufs versehen, das licht im schlafzimmer brennen lasse, das ist dann doch etwas übertrieben ;-). wir können musik höhren, haben es warm, licht.. ja, ab und an ist der luxus schon schön.

es schneit noch immer, wir essen super feine bratkartoffeln und nach dem abwasch huschen wir ins bett.. ich les die letzten zeilen des dicken buches und nun?!? wie soll es weitergehen? ah, hatte ja noch die spanisch-deutsch-parallel-lese aktion.. also tu ich das mal wieder machen und im buch der sinnlichkeit etwas stöbern. irgendwann ruft fredel das allgemeine lichterlöschen ein und ich schlaf schon bald ein um dann wieder zu erwachen und wieder einzuschlafen. es ist verhältnismässig warm, wir sind uns anderes gewöhnt für die nacht.. ich tu also das fenster auf und zieh etwas frische luft ein.. die heizung ist zurückgestellt und wieder schlaf ich ein um dann wieder zu erwachen. es schneit noch immer. so richtig winter.

ich habe sicher nicht so gut geschlafen wie meine frau. mit meiner decke hat was gar nicht gestimmt. ich glaube schine hat das teil extra den queren weg in den überzug gesteckt, damit sie mal wieder was zu lachen hat....

ohne heizung - die batterie ist nun wirklich leergesaugt - schlürfen wir einen kaffe und bereiten uns sowie das matzmobil für die suche nach strom, wasser und diesel vor. schine fragt, ob ich in die stadt reinfahre. ich meine gerne, aber dann müsse sie bei den campings aussteigen und nach einem standplatz fragen. in anbetracht, dass der fahrer gemütlich hinter dem steuerrad an der wärme sitzen bleiben kann, und der beifahrer sich durch das schneegestöber kämpfen muss, setzt sich meine frau auf den fahrersitz und startet den motor.

der abschied vom parque national tierra del fuego gestatltet sich dann ziemlich dramatisch. die erste anhöhe kommen wir zwar locker hoch, aber bei der abfahrt kommt uns plötzlich ein landrover um die kurve entgegen. schines erste reaktion ist bremsen. matzmobils erste reaktion da drauf ist schlittern. mit käs und brot und ein wenig honig dazu kommen wir nebeneinander vorbei. aber wir haben wohl alle das weisse in den augen des andern gesehen. in gemässigterem tempo geht es dann aus dem national park raus. um uns rum immer noch dichtes scheetreiben.

beim camping am rubgy club werde ich abgewiesen. nein hier kein strom keine möglichkeit zu stehen, einfach zu geschlossen. also lassen wir diese herausforderung erst mal ruhen, und kümmern uns um diesel. bei der ersten tankstelle fahren wir vorbei. irgendwo hat schine gelesen dass es bei der ypf im dorf auch parkplätze habe wo man sich hinstellen darf. so steuert sie also unser heimetli an die zapfsäulen heran. ein tankwart schaut uns an, und winkt uns zu den lastwagen säulen hinter dem gebäude. ich steige aus, frage ihn nach dem preis und erkläre ihm gleich, dass wir zum turisten tarif nur 100 liter tanken, zum einheimischen tarif aber locker mal 300 liter einfüllen werden.

es kommt wie es kommen muss. gemäss unserer autonummer ag sind wir argentinier, also kriegen wir auch den einheimischen tarif. so haben wir also trotz dreihundert liter diesel tanken in etwa sfr. 250 .-- gespart. auch mit dem standplatz hätten wir glück gehabt, aber stromanschluss hats keinen, womit uns nicht sehr viel geholfen ist. vor lauter herrje vergessen wir beide nach wasser zu fragen, und wir fahren mit vollem günstig diesel dafür mit leerem wassertank zur turistinfo. mit einer gekonnten zusatzhuelta durchs oberdorf ergattert uns schnitz einen parkplatz in pole position mitten in der stadt.

im turist info gehts zu und her wie in einem bienenstock. zehn mitarbeiter und -innen schwirren im office rum und alle scheinen geschäftig zu sein. unsere freundin vom letzten mal ist leider nicht anwesend heute. trotzdem sind alle bemüht für uns einen ort zu finden wo wir uns zwei drei tage hinstellen, wasser und strom laden können. leider erfolglos. wir beschliessen erst mal in unserem stammkaffe einen cortado zu kippen und einen tostado zu verddrücken. schliesslich ist es schon wieder mittag. dabei beschliessen wir, unseren super parkplatz gleich noch etwas zu nutzen, und ich entführe meine frau in ein duty free laden an die parfum wand. wir lassen uns beide etwas einnebeln - das übertüncht die nötigkeit des duschens ein wenig - und machen dann schier einen rückwärtssalto als wir die preis sehen. poison und kenzo amour kosten locker mal je einen hunderter. was wohl normal ist, aber für uns ist das schier ein monats budget für ernährung. wenn auch für einen monat ohne festivitäten!

die nächste anlaufstelle für stromlose reisende ist dann der club andino von welchem aus man eine herrliche aussicht auf ushuaia hätte, wenn denn das wetter mitspielen würde. als wir hier ankommen sieht das ganze dann noch ziemlich ausgestorben aus. aber aus dem nichts taucht dann christian - wie sich später rausstellt - auf. er müsse hurtig den chef kontaktieren. aber wir sollen das gelände ruhig etwas erkunden. es geht dann ein ratito bis der chef zurückruft, aber wir kriegen die erlaubniss uns hier an den strom anzuschliessen und ein zwei tage zu stehen. im nu habe ich mit christian einen schlauch von seinem häuschen zu unserem häuschen gezogen, und unseren wassertank gefüllt.

kaum haben wir mal wieder vier wasser, steht meine frau auch schon unter der dusche und wenig später machen wir einen fliegenden wechsel. bald sitzen wir beide frisch gedüschelet und gefenijälelet am tisch und tippen im vollrausch von 220 v gleich noch ein zwei tage nieder. als uns dann ein hüngerchen unsere konzentration etwas untergräbt, werde ich als freiwilliger erkoren, uns eine pfanne bratkartoffeln zu kochen. schnell ist das znacht zubereitet, und ebenso schnell wieder vernichtet. in einem zwischenzeitlichen lichtermeer geniessen wir das letzte dessert gürtli, erfreuen uns am luxus strom und versuchen dann bald mal zu schlafen, was in der ungewohnten wärme irgendwie gar nicht so einfach und schnell zu bewerkstelligen ist.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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