tagebuch 20. mai 2007
chile / am lago blanco


sonnentag am lago blanco, aber weiss ist er nicht.. klar- durch- und fernblick....
die nacht hat der wind wieder an unserem haus gerüttelt, um uns gejault und seine böigen arme haben mich immer mal wieder aus dem schlaf aufschrecken lassen. lange lass ich mir das nicht gefallen, stöpsle das anti-wind-mittel in die ohren und schlaf beim geräusch meines herzschlages wieder ein. bätsch.. am morgen kuscheln wir uns aneinander und gehen es gemütlich an. ich war auch wieder bei meinem bach, hab die grotte geputzt, mit hilfe von feen, den bachlauf auch, hab mit meinem inneren kind eine goldene steinkugel und 2 pfeilersteine geholt und diese, wie ein altar, über der quelle plaziert.. als dankbarkeit, dass der fluss da war, noch immer ist, aber nicht mehr so intensiv. braucht keine dunklen fluten mehr!! bin geschützt. wenn die goldene kugel mal runterfallen sollte, die quelle schliessen, dann ist er ganz weg, aber das geht wohl noch eine weile. heilende gedanken, tut gut an mir zu arbeiten.

es ist ja sonntag ;-). fredel stellt fest: draussen ist es hell, morgenfarben. ich mach die rolläden runter und seh anstatt morgenrot nur braun ;-). ja, da ist kein durchsehen, beim besten willen nicht ;-). so entsteht schon mein erster plan, die fenster und solarpanelen zu putzen, aber den wird fredel umsetzten. zuerst tun wir aber zmörgelen mit perfekten 3-minuten eiern und einem browni, kaffe und dann sitzen wir noch eine weile da, bis die geschäftigkeit über uns kommt. ich beginne mit gewürz-auffüllen, boxen umfüllen etc. fredel hilft und übernimmt dann eben das fenster putzen. ist ja auch schade, vom schönen wetter nichts mitzukriegen, weder sonnenenergie noch den ausblick. und wenn fredel was putzt, dann richtig.. wir können rundrum wieder rausschauen, im badezimmer aus einem herz.. ist das schön, ich find es genial, bin enzückt und tu weiter einräumen und dann noch ordnung in die kerzen box bringen..

das ganze wird von klängen unseres sonikys untermalt.. jetzt spielt er wieder, am morgen nicht.. schliesslich haben wir ihn ja nicht mit einem schafpelz vor der kälte geschützt, drum hat er gezickt und musste zwischen meinen beinen gewärmt werden.. fredel wollte seine stelle einnehmen ;-). aber nichts da, musik geht vor ;-). ja, unser mp3 hat ja wirklich nicht gerne kalt.. das wissen wir jetzt ziemlich genau. wir müssen wohl noch eine abend-pendenzenliste machen: soniky zudecken ;-). wir haben es übrigens semiwarm. schönes wetter noch immer, aber der eisige wind geht durch jede ritze (und solche haben wir viel ;-).

ein schöner ort hier, wir bleiben. hatte mal den gedanken, dass wir hier nicht mehr wegkommen könnten, wenn es viel schnee gäbe.. aber das hab ich schnell wieder verdrängt.. wir wollen jetzt mal ein paar tage ruhe, also schnee, du kannst noch warten. ausser uns ist hier übrigens so ziemlich niemand ;-). hat zwar zwei hütten auf der insel draussen (wer in aller welt will am ende der welt noch auf einer insel wohnen? muss ein extremer sein ;-), aber da ist glaub niemand zu hause. vielleicht im winter in hawaii? wie auch immer, wir haben den see für uns, die welt. wie es scheint. rund um uns rum die schönste natur.. wow! ich muss immer wieder mal rausschauen und es mir anschauen.. ja, see, bäume, schaumkronen, schneeberge, insel, grasfläche. genial.

der wind treibt immer mal wieder ein paar wolken über die welt, dann aber lugt wieder die sonne raus. die wärmt zwar nicht mehr, aber taucht die welt in schönes licht und speist unsere batterie ein klein wenig. unterdessen ist schon nach mittag, wir sind am tippen, am fotos anschauen und ich am ordnen.. wir sind im verzug wie lange nicht mehr.. also tiptiptip.. resten von gestern sind in meinem magen, fredels ist kaffe ertränkt.. und immer noch, hab grad rausgeschaut (wir sehen raus!! juppiii), schönes wetter, viel wind, schöne welt. jetzt mach ich einen riesen schritt zurück, auf 5 tage zurück.. nach 2 tagen tippen mag ich nicht mehr.. fredel ist an der morgentoilette, es ist schon drei uhr ;-). er trauert um seine beigen hosen, die reissen nun an allen nur erdenklichen stellen, wie meine jeans auch, sniff. und wie heut abend auskommen wird, unsere bettwäsche ebenfalls.. an der häng ich nicht zu knapp, mit den schönen blumen.. die darf nicht sterben.

fredel hat mich unter dem vorwand der morgentoilette und delfinen zum, aber nicht ins, bett gelockt ;-). aber nun sitz ich wieder am compi und wollte eigentlich nochmal einen tag schreiben, aber die batterie ist auf 24,also fertig für heute, morgen ist auch ein tag. bald stolpere ich in die kälte raus und geh auf kleine erkundungstour. über mir fetzt der erste kondor durch.. wohl das gefühl, es gäbe ein feines, fettes, menschen-chnäbi? nein, wir leben noch ;-). kaum der erste vorbei, soart der nächste über die baumwipfel und lässt sich von aufwind in die höhe tragen, scheint eine rennstrecke zu sein.

ich hab kalte hände, ein warmes herz, beim anblick der schöneheit der natur. kleine vöglein zwitschern, der papageischwarm krächzt und reklamiert, weitere geier ziehen über mich weg, der wind lässt die bäume knorzen und chnarzen und die letzten blätter zu boden fallen. ich komm am matzmobil vorbei und spiel unser lieblingspiel: wer bini? ich roare rum und fredel weiss nicht was ich bin... ein wildes tier natürlich ;-). weiter geht es zu den zwei blechütten weiter hinten. nun gut, die chilenen, ob indigen oder europäisch, haben einfach keinen stil und müll lassen sie überall liegen. eine mulde wo man versucht hat, alles zu verbrennen und wohl nicht wusste, dass glas und dosen nicht feuer fangen ;-). die mulde ist mitten zwischen den beiden hütten, versteht sich.. ein wc-häuschen aus plastikblachen mit richtiger schüssel drin, na ja..

ich geh noch etwas auf die gradfläche raus, schau auf den see, geniess das abendliche licht, weitere kondore fliegen über mir, jetzt wird mir kalt und ich schlüpf wieder ins matzmbil, drecksspatzmobil. sauberer wechsel mit fredel, er raus, ich rein, er "was bini" spielen (ich weiss es ;-), herzen in die luft zeichnen und weiter geht er auf erkundung. ich geniess unser haus, bin glücklich und sinniere über meine meine bach/reissendfluss-geschichte und bin stolz auf mich, versuch ich auch ohne hilfe, mir näher zu kommen, tiefer zu gehen. es geht was ab und das ist gut so. auch bin ich offen in allem, schreib es nieder, schliesslich ist genau das wichtig für mich und das will ich ja in zukunft auch mal nachlesen können.

mir kommt eine geschichte der meditationslehrerin in den sinn.. jeder hat seine gruben, in die er fallen kann.. zuerst fällt man rein, kommt kaum raus, nächstes mal fällt man nochmal rein, kommt aber schon besser raus, dann nochmal und nochmal und irgendwann kann man einen bogen drum machen... so in etwa geht es mir.. falle in vieles, aber ich weiss, es gibt ein rauskommen und irgendwann sind die gruben weniger, ober eben bekannt und können umgangen werden. bin dankbar für dieses glück, für all die hilfe die ich schon gekriegt hab.

die sonne verschwindet im see, ganz langsam, früh wird es dunkel, mein mann ist zurück und eine lasagne ist bewilligt. ich schnäzle also gemüse, bereite dies und das und lass dann die sauce lange kochen, ich stricke, lausche der musik, schau raus in die natur, die in kaltes restlicht getüncht ist, stricke, rühre die sauce, strick weiter.. mir gehts gut. der mond kommt raus, dünn wie eine sichel, sterne und dann hör ich tropfen? wo um himmels willen kommen denn die her? keine wolke, so ein schöner tag war das, nun tropfen? kaum hat es geklöpfelt, ist auch schon wieder ende der regenpracht.. haben sich wohl verirrt, die wassertropfen. fredel geht nochmal raus und ich bitte ihn, er soll doch die wettergeister bitten, uns nicht einschneien zu lassen ;-). hier kommt sicher kein schneeschnutz hin..

fredel löst ein sudoku, ein schwieriges, seine stirnrunzeln sind zusammengezogen, volle konzentration. ich stricke, hab den frieden und bin erfüllt mit liebe.. aber ich bin ruhig, will ihn ja nicht stören, besser die lasagne vorbereiten. eine weile später wir die auch in den ofen geschoben, fredel hat übrigens das sudoku lösen könne, wow, und wir geniessen bei kerzenlicht die köstlichkeit.. viel gemüse drin, auch rübli, das lieb ich.. mhhhhh... wir plaudern über dankbarkeit, über das recht aller zu reisen, über dies und das und dann kratzen wir auch den letzten rest aus dem teller. fredel macht den abwasch, ich trockne ab und dann verbind ich mich wieder mit dem roten faden, lass daraus eine ferse entstehen. fredel rettet die welt im gameboy.

nach der obligaten spanisch-vorlese-aktion machen wir einen auf lichterlöschen, aber an schlaf ist bei mir noch eine weile nicht zu denken. mal einnicken und dann vom wind und vom folgenden regen wecken lassen. wieder kommt mein "chlieses fiises monster" zurück und will mir weismachen, wir könnten eingeschneit werden, die strassen wären nun schon in viel schlimmerem zustand etc.. es regnet weiter, ich versuch mit atem zur ruhe zu kommen.. aber da kommt es wieder: wir müssen weiter, sonst kommen wir hier nicht merh weg.. ach, chabis!!! aber eben, auch das gehört dazu, der verstand ist auch für was da, wennschon auch ab und an nur zum üben in die ruhe zu kommen. heut nacht scheitere ich ;-).

so sanft wir vom wind in den schlaf gewiegelt wurden, so harsch wurden wir in der nacht immer wieder vom selben aufgeweckt. matzmobil bietet halt angriffsfläche, und die knorzigen alten blattlosen bäume um uns rum nicht sehr viel schutz.

dank ohrenstöpsel sind wir dann am morgen doch recht gut ausgeschlafen. ruscheli erinnert mich daran, dass es sonntag ist. und ich verstehe sofort. kaffe aufsetzen, brownie auf den tisch und in mundgerechte stücke schneiden und eine portion vier ein viertel minuten eier zubereiten. hormontechnisch wollte ich die sonntag morgendliche ration von einem halben dutzend auf vier eier reduzieren, bin aber auf starke opposition vom schlafzimmer her gestossen. es scheint alles zusammenzupassen. der kaffe duftet, die eier haben die perfekte konsistenz, es hat noch genug aromat, und draussen scheint die sonne. einziger wermuths tropfen, wir können das schöne wetter von der guten stube aus nicht wirklich geniessen. unsere fenster sind zugepappt von der gestrigen schlamm fahrt.

dieses problem hat ruscheli schon lange realisiert, und quasi auf ihrer internen pendenzen liste vermerkt. aber zuerst steht eine wiederauf- und umfüll füll aktion sämtlicher plastik gefässe in unseren schränken an. ich freue mich schon, wenn ich das nächste mal das tupper ware mit den krümel biscuits suche und diese dann da finde wo vorher die getrockneten zwiebeln standen.... als da meine frau so geschäftig am rumpottern ist, will ich ihr in nichts nachstehen. ich zieh die jacke an und lass sonne in mein herz und unser haus. die getrocknete schlamm schicht hält sich ziemlich hartnäckig auf den plastik fenstern, und ich rubble mir schier die arme lahm. beim wc fenster angelangt kriege ich dann nicht mehr ganz allen dreck weg.......

die im und ums haus aktivitäten nehmen beinahe den ganzen morgen in anspruch, und als wir unsere kompis auf den tisch stellen - der war ja wegen der umräum aktion besetzt - ist es tatsächlich schon mittag. das ist es, was ich so liebe. unumgängliche nötigkeiten werden spontan erledigt, danach in musse das getane geniessen, bis einem die nächste idee überfällt, zu was man noch lust hätte. so richtig wie sonntag..... die nächste idee ist also nicht so spontan wie gerade beschrieben, aber wenn die kompis schon auf dem tisch stehen, tippen wir doch lieber noch ein zwei tage darnieder. dazu eine weitere kanne kaffe, so hasten die finger noch aufgeregter über die tasten hinweg.

mitte nachmittag überkommt mich dann mal noch der morgentoiletten trieb. beinahe vergessen zähne zu putzen und feucht tüechli frische zu verbreiten. ruscheli lässt sich die abwechslung nicht entgehen und kann mal ihre finger von den tasten und ihren blick vom bildschirm abwenden. dies ist dann auch gleich der abschluss des heutigen computer tages. da die sonne trotz frisch polierten solarpanels nicht mehr als ein ampere reinbringt - eine automatische sonnenstand anpassende solarpanel anlage wär was - verstauen wir unsere tagebücher für heute unter dem tisch.

schine rüstet sich für einen frischluft ausflug, und ich hüte derweil das haus. plötzlich wird die nachmittägliche ruhe von einem röhren wie von einem brünftigen hirsch unterbrochen. ich schau raus und sehe meine, in ihre daunenjacke eingepackte frau, auf einem umgefallenen baum vor dem fenster brüllen. nicht dass sie brünftig wäre, es ist nur eine etwas abgeänderte art von robert lempkes "was bin ich" sie muss das rätsel auflösen. nichts mit brünftig oder hirsch, aber ein wildes tier.... nachdem sie von einer erkundungstour zum camp ground gleich nebenan zurückkommt, tauschen wir die rollen. sie behütet unser heimetli und ich geh auf wanderschaft.

ich folge dem kleinen uferpfad, hoffe noch immer, vielleicht irgendwo auf einen bach zu stossen in dem klares sauberes wasser fliesst, und ich dem fischen fröhnen kann. aber stattdessen führt der weg einfach in abgestorbenes unterholz, über durchnässte beinahe sumpfige lichtungen.ich atme die frische luft, verweile zwischen den bäumen, halte ausschau nach den kondoren die hier der flanke entlang den wind nutzen und sich in die höhe tragen lassen. bald treibt mich der wind wieder nach hause. ruscheli schlägt vor, eine lasagne in den ofen zu schieben, und ich bewillige die idee.

ich kann kaum warten bis die herlich duftende sauce endlich in der form ist und mit den lasagne blättern zusammen im ofen dampft. bis die köstlichkeit dann endlich auf unseren tellern landet, verstricke ich mich in ein sudoku mit der überschrift dificil. es gäbe noch welche mit muy dificil, welche ich mir wohl für ein anderes leben als mathematik genie aufhebe. in diesem leben gebe ich mich lieber dem genuss, der kulinarik, dem entdecker geist, dem reisen, dem leben und der liebe hin. so gut so schön, aber auch die eben gerade genannten dinge machen einen nicht gefeit gegen abwasch und solche sachen. zusammen erledigen wir den krampf und lassen dann den tag bei lismen, lesen und game boy knöpfe drücke ausklingen.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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