tagebuch 17. mai 2007
chile / nähe terminal san gregorio - vor onaisin (feuerland)


aha, da sind wir ja schon.. schwupps aus feuer wurde land.
heut nacht hab ich von den katzen auf dem fundo geträumt.. mach ich ja des öftern, und an sie denken sowiso. am morgen lag ich wach im bett und hab den fluss besucht, der letzthin zum rinssal wurde und nun plötzlich noch reissender als das erste mal war.. ja, da geht was ab, ich versuch mit allen mitteln das reissende nass etwas zu entschärfen.. ja, da ist mal wieder was raufgekommen, da arbeitet was und ich lass es zu. der fluss war wichtig früher, also hat er auch das recht, nochmal aufzubäumen. ich nehm es an und versuch mit hilfe von engeln und innerem kind wieder etwas ruhe reinzubringen.

dann schau ich etwas aufs meer raus, den möven zu, wie sie knapp über dem wasser vorbeiziehen. 2 enten tanzen auf den wellen.. guten morgen. dann mach ich die übungen, brau kaffe und bald sitzen wir vor der dunklen brühe und essen süsses dazu. ein blick aus meinem fenster, rüber zum rinnsal von gestern, das unterdess (wie mein innerer fluss), angewachsen ist. ich hatte also recht und wir beobachten es noch ein paar minuten, aber es kommt schnell, das wasser. also nichts wie weg hier, ich starte das matzmobil und lass die räder im salzwasser baden um auf dem weg drüben wieder zu parkieren, weiter kaffe zu trinken ;-). ich schneid noch ein rübli auf, als wegzerung.

zum zweiten mal werden die motoren gestartet, es geht weiter dem meer entlang und uns überholen alsbald etwa 10 busse der armee. da scheint was los. später sehen wir sie bei einer antiken estancia, wo auch noch 2 schiffe am verlottern sind. ich steig aus, lese die schilder die die geschichte der boote beschreiben, das schild, dass man keinen müll wegwerfen soll (was niemand beachtet) und dann hüpf ich wieder ins warme matzmobil. kalter wind! gerne hätte ich die alten gebäude, die hier am verkommen sind, erkundet (fabrikli?).. aber mit all dem militär keine gute idee.

an uns ziehen weiter minenfelder vorbei (gut geschütz mit zäunen und infotafeln) und dann kommt schon der abzweiger zum fährhafen. ein leuchtturm, ein paar hütten, die fähre mit offener luke.. wir werden grad drauf gewunken und der captain winkt uns zu, wir werden eingewiesen und ich lass den motor nachlaufen, schnapp mir die kamera, ess ein rübli und als ich aussteige, sind wir schon am fahren.. aha.. so schnell kann das gehen. fredel kommt vom zahlen zurück, wir sind also camion unter 2 tonnen ;-). danke! auf deck oben schauen wir dem schaumkronenübersähten meer zu, schauen rüber nach feuerland, nahe ist es.. ein paar fotos, die frische meerluft einatmen, schon wird die fähre langsamer, wir machen uns fahrbereit.

die luke geht auf, wir setzten über, unsere räder fahren auf feuerland.. aha, da sind wir also, ging irgndwie so flott.. feuerland, das wilde, das ferne, das einsame, das sturmumtoste.. wir halten grad an, es ist eitel sonnenschein, eine schöne, schwarze katze wärmt sich auf einer mülltone (wo keine tiere rein drüfen ;-), hier sind wir also, auf feuerland.. wir brauchen noch eine weile, bis wir uns mit dem gedanken "abgefunden" haben, dass wir nun schon hier sind ;-). alle busse sollen uns überholen und dann verabschied ich mich von dem büssi mit den stechenden augen und los geht es, ein paar km auf der hauptstrasse, dann der küste entlang nach provenier (zukunft).

ein historischer ort wartet auf uns: die erste ölförderpumpe ;-). wir sinnieren über die zukunft, wenn man vielleicht mal belächelt, dass der mensch sich die mühe gemacht hat, so weit runter zu bohren, um energie zu finden. wär ja schon interessant zu wissen, was der mensch noch so vor hat, ob sich die natur das gefallen lässt. endlose pampa, ab und an eine estanzia, viele schlafe, guanacos, etwas rübli essen, fredel süsses, so vergeht die zeit bis wir mittagshalt machen. am strassenrand, kommt eh kaum ein auto vorbei ;-). ich esse salat im vollgenuss, fredel ein sandwich, dann geht es weiter. gänse fliehen vor uns, schafe, guanacos, endlose flächen pampa, das meer, sieht von der seite irgendwie gleich aus wie von der anderen ;-).

ganz alleine auf der strasse sind wir dann doch nicht, ein döfi kommt uns im tiefflug entgegen und schleudert einen stein auf unsere scheibe, paff, weiteres einschlagloch.. mann!! das nervt, aber lässt sich nicht ändern, wenigstens wieder auf der beifahrerseite. vor porvenier hat es eine lagune, deren fernes ufer rosa leuchtet, alles voller flamingo-freunde.. aber näher ran kommt man da nicht, also geniessen wir den blick von fern und fahren alsbald in die zukunft, mit stadtplan. wir blödeln rum, dass wir uns sonst verfahren würden, hätten wir wohl ;-).

und ohne stadtplan finden wir aus der nächsten schafherde raus, die die strasse bevölkert ;-). die landschaft ändert sich, eine steilküste, wild, schön! die strasse geht rauf, wieder runter zu kleinen häfen mit farbigen booten, dann wieder auf die nächste klippe. ein paar huasos winken uns zu, sonst nur schafe und guanacos und gäse.. übrigens: für die lamas ist ein hoher zaun kein hinderniss, aus dem stand springen sie darüber, wie wenn das nichts wär für sie.. die leben also wirklich noch wild.. das sehen wir heute das erste mal, und viele male ;-). die strasse wird etwas schlechter und ich meine: da könnte das MOP (strassenbau der regierung) mal wieder was machen und ein paar km weiter ist da eine maschine am arbeiten ;-).

wieder verlieren wir uns in endlosen graslandschaften und ein paar bäume scheinen unsere insel für die nacht. da stand mal ein hotel für die reisenden (anno), wir übernachten hier auch. ich erkunde das schild wo die infos draufstehen über das ehemalige hotel (die schilder hat es hier überall, schön in holz) und dann entdeck ich ein babyschaf-kadaver auf einem baum. mit mir geht die fantasie durch.. das ist vielleicht aus einem laster gesprungen? als alle auf dem weg zum metzger waren? bin traurig, aber weiss auch, dass ich fleisch esse, so die tiere leiden müssen wegen mir.. wie das tier hier auf den baum kam, ich weiss es nicht, aber so klein wie es war, sicher nicht mit einem sprung aus einem laster..

fredel bereitet uns eine weltbeste cuacaomle und einen caipi, wir stossen "uf d'schwoscht" an, auf dass all ihre wünsche in erfüllung gehen, sie glücklich ist, an sich denkt und überhaupt. wir stossen auf sie an und essen ein paar chips (indianerchips, wie sie fredel nennt) und sinnieren über dies und das und mit ein paar spagetti wird der rest der grünen sauce gemixt und ich find das essen einfach supergut! fredel schenkt mir den letzten bissen, les amour. beim abwasch geht dann meine laune auf tauchkurs, werde von ihr überrannt und weiss: es geht was ab in mir.. aber auch dafür ist eine reise da, man kommt sich näher und prozesse kommen ins laufen und ich weiss eines: das soll so sein und ich find da auch wieder raus.

im bett les ich noch etwas, bin aber irgendwie müde, matt. will schlafen.

ich habe mal wieder richtig gut geschlafen. schine ist schon aufgestanden und hat kaffe gemacht. ich schneide brownies - ja wir sind wieder für eine woche ausgeüstet.

noch während dem käfelen schaut ruscheli zum fenster raus, und bemerkt, dass sich die kuhle welche wir gestern durchfahren mussten um an dieses plätzli zu kommen, langsam aber sicher mit wasser füllt. nach zwei schluck kaffe und einem brownie, schaut sie wieder, und das wasser steigt immer noch. nun gehts schnell. schine ordnet eine evakuierung an, schliesslich wollen wir noch weiter, und das wasser steigt stetig. in null komma drei mal wasserstand sitzt schnitz hinter dem steuer, und fährt uns durch die furt. ich derweil sitze immer noch am tisch, halte kaffetasse und drinkbecher und schau unserem kochbesteck zu, wie es freudig hin und her schaukelt.

kurz nach dieser aktion sind wir wieder auf der asphaltierten strasse. aber heute morgen sind wir nicht alleine. von hinten schleicht sich eine ganze invasion von militär bussen an uns heran. einer nach dem anderen überholt, alle grüssen. wenige kilometer nach der militär aktion sehen wir alle versammelt und parkiert . bei einer antiken estancia sind sie alle aufgereiht. mit dabei nun ein - den sternen auf seiner schulter zu folge - hohes tier. ich winke freundlich und er grüsst salopp zurück. einen augenblick später, jedenfalls keine sekunde länger fahren wir direkt auf die magellan strasse zu. hier, irgendwo im nichts oder sogar noch einige kilometer dahinter steht ein faro = leuchtturm, eine heruntergekommene cafeteria, und direkt vor uns eine fähre, die ladefläche einladend runtergeklappt.

schine fährt ein wenig näher ran, und schon werden wir eingewiesen. zuvorderst links, in pole position werden wir gewunken. ruscheli stellt den motor ab, ein angestellter weist mich zur kasse, code 01 heisst das zauberwort. für fünfunddreisig franken, praktisch jede minute einen franken werden wir vom südamerikanischen kontinent auf die insel feuerland übergesetzt. wir sind nicht die einzigen turisten an bord. zwei busse, beide nur zur hälfte gefüllt, bringen die reisenden wohl noch heute bis ushuaia auf der argentinischen seite feuerlands. auf uns muss ushuaia wohl noch eine weile warten......

als erstes erwartet uns auf der feuerländischen seite ein brandschwarzes büsi für schnitz. gemütlich sitzt der miez auf den mülltonnen und lässt sich von den sonnenstrahlen wärmen. ja, wir sind also nun an diesem so garstigen, windumtosten fleck der erde angekommen, und die sonne scheint. wir haben schnee, sturm und eisige kälte erwartet, sind aber nun nicht wirklich enttäuscht. wir beobachten die katze auf dem mülleimer, lassen alle busse und lastwagen die mit uns auf der fähre waren an uns vorbeiziehen, und fahren dann richtung zukunft respektive porvenir. der weg bis zu dieser hafenstadt, eigentlich nicht mehr als zwei handvoll häuser ist nicht sehr abwechslungsreich. magellan pampa durchmischt mit magellan pampa ab und an abgelöst von magellanischer pampa.

um der landschaft nicht ungerecht zu werden, muss ich hier erwähnen, dass wir in der ferne zwei drei lagunen gesehen haben. das ufer des einen sees hat von flamingos nur so rosarot geleuchtet. auch auf der strasse, nun nicht mehr asphaltiert, aber in erstaunlich gutem zustand, war abwechslung angesagt. immer wieder flache füchse, und alle paar hundert meter mussten sich scharen von gänsen vor uns flüchten. irgendwo zwischen nirgendwo und überall kommen uns doch ab und zu auch mal andere fahrzeuge entgegen. einer, wohl verwandt mit fidipaldi konnte seinen schwung nicht wirklich bremsen, fuhr lieber schier in den strassengraben, damit er uns so schnell wie möglich kreuzen konnte.

ein knall , ein hässliches geräusch, und unsere windschutz scheibe hat ihr erstes souvenier von feuerland. wieder mal eine steinschlagblume mehr. aber zum glück kein einschlag der weiterreist. vor porvenir machen wir sprüche ,dass wir uns richtig zusammenreissen üssen, damit wir uns nicht verfahren. viel fehlt dann aber nicht.... die nächste herausforderung ist dann die durchquerung einer schafherde. die strasse vor uns ist ein einziges wollknäuel, und im schritttempo passieren wir die hin und her eilenden etwas verwirrt wirkenden cheap sheep oder bänzen.

am späteren nachmittag sehe ich dann von weitem, am horizont in der pampa eine baumgruppe in den himmel ragen. als wir näher heran fahren, sehen wir, dass davor ein hölzernes schild steht. drauf eingeschnitzt, hotel baja inutil. aber von hotel ist nichts mehr zu sehen. dafür bietet uns die baumansammlung etwas schutz vor dem wind, der nun doch langsam über die endlos scheinenden schaffelder fegt. schine ist ein wenig entsetzt ab den zwei baby schafbeinchen die von der einen baumkone runterbaumeln. ihre gedanken kreisen um das kleine tier, welches offensichtlich aus einem transporter lastwagen gehüpft ist, um dem metzger tod zu entkommen, und dann kläglich auf dem baum verhungert sein muss.....

wir verhungern sicher nicht. ich verarbeite zwei avocado zu einer köstlichen masse welche wir zuerst als vorspeise mit chips geniessen. dazu und zum heutigen burtseltag vor schwoscht mixe ich uns einen caipi mit dem wir auf ihr glück, ihre träume und wünsche anstossen. zum znacht haue ich noch ein pack spagutz in die pfanne. die teigwaren werden mit dem rest guacamole vermischt, und mit dem rest caipi runtergespühlt. kurz danach sind wir im bett, lesen noch eine runde ergeben uns dann dem schlaf der ersten nacht auf feuerland.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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