tagebuch 13. mai 2007
chile / bei punto san juan


kampf der giganten ein richtiges magellan sonntagszmorgen
was für eine nacht.. nachdem ich tief und fest schlafend den ersten teil der nacht schon intus hab, bin ich wach, lieg da, studier an diesem und jenem rum, bilde spanische sätze, sinniere was man noch alles erledigen sollte in punta arenas (wie den auspuff flicken, also vorher auch noch das matzmobil waschen lassen, also nicht hier mit etwas wasser absprizten, was ich vorher noch gedacht habe, wär noch gut ;-). ja, wie meistens im leben, kommen gedanke, gehen, hinterlassen spuren oder eben auch nicht, sie sind eifach da und mich dünkt, ich will sie grad gar nicht bei mir haben, möchte schlafen, zur ruhe kommen..

nun hab ich ja den tip von buch von brigitte in sachen zen und beachte meinen atem, beim ausatmen zählen, rauf bis zehn.. wenn aber ein gedanke auftaucht, ich abgelenkt bin, wieder von vorne anfangen.. vorab, bis zehn komm ich nie.. ja, es dünkt mich mein verstand gibt sich alle mühe, mich nicht loszulassen.. nach einer weile, meine hände über dem unteren teil des bauches in oval-form hingelegt, überleg ich mir, aufzugeben, die gedanken scheinen meinen inneren "kampf" zu gewinnen und dann einen schritt weiter: nein, ich lass es einfach weiter geschehen, hab ja nichts zu verlieren und auch der verstand ist ja gut für was.. also einatmen, ausatmen mit zählen.

bin wohl so bei acht, rekord ;-), als mir das gurkenglas für fripes vor augen schwebt, mein verstand also wieder mitmischt und ich muss grinsen und als das glas weg ist aus meinem kopf, da ist irgendwie alles anders.. meine hände scheinen nicht mehr auf meinen körper zu liegen, mein atem verliert sich im nichts, ich bin, aber irgendwie doch nicht, realisier alles um mich rum und bin doch irgendwie wo anders, oder alles um mich ist anders? weiss nicht, nicht in wort zu fassen, es ist einfach anders und ich bin irgendwie entspannt, doch gebannt, gespannt, was ist das, ich will in dem zustand bleiben, passt..

neben mir dreht und wendet sich plötzlich fredel, er schnarcht, schnaubt, gibt grunzende geräusche von sich, wendet sich wieder, ich in aller ruhe, er nicht.. der verstand, da ist er wieder: nerv dich jetzt ab dem geschnarche! schups ihn an, dass er aufhöhrt! du willst ja in dem zustand bleiben, oder? ja, das kleine fiise monster gibt alles, aber ich versuch in der leere zu bleiben, eine weile noch, danke verstand für alles, aber hier bist du nicht willkommen. wie lange ich das noch fühlen konnte, was ich grad fühlte, weiss ich nicht, hab mich irgendwann doch auf die seite gedreht und irgendwann war ich einfach wieder ruth im bett, beim versuch einzuschlafen, und irgendwie war doch alles anders.. da ging was, ich beschliesse, mehr zu meditieren..

am morgen erwach ich aus tiefem schlaf, als fredel an mich dockt und meine wärme sucht, ich geb sie ihm gerne, möchte aber noch weiter schlafen, fühl mich todmüde, als ob ich in der nacht einen marathon gelaufen wär.. dann einen blick nach draussen, leuchtendes morgenrot, ich bin wach und schau ins farbenmeer raus und meine gedanken sind wieder beim nächtlichen erlebniss.. sogar mein körper hatte reagiert, am rücken, an beinen, überall wo ich aufgelegen bin, war es heiss, im gesicht eher kalter schweiss.. ja, was war das? weiss ich nicht, aber wär zu haben, das nochmal zu erleben.. auch kam es mir ab und an vor wie der kampf der giganten, verstand gegen seele, doch braucht es beide! und grad noch was: hab nach dem ganzen irgndwie das gefühl gehabt, ich sollte eine engelsessenz ziehen und dache, dass ist sicher relax, und so war es. hab sie zwar nicht genommen, weil ich im dunkeln die flasche ertastet hab und dachte, es sei das mosikotmittel ;-). aber als ich am morgen das fläschli sah, war es tatsächlich relax. denke ich war mir sehr nahe diese nacht, wusste.

wir liegen da also zusammen und ich erzähl fredel von allem, wir schauen ins rot raus, bewundern die welt und ich bin einfach nur zufrieden. auch les ich noch etwas laut vor, aus einem buch über weiblichkeit. einmal mehr bringt mich die blase aus der morgendlichen friedlichkeit, raus in die kälte. auch fredel steht schon da draussen und filmt dem morgen. wir bleiben hier, so friedlich dünkt es uns. fredel zaubert uns eine sonntags frühstück auf den tisch mit eiern, die den perfekten dreiminuten-status innehaben. etwas aromat dazu, ist das gut. draussen strahlt uns die sonne entgegen und das meer ist glatt. die frischerleute holen ein paar fische aus ihrem netz, wir sitzen noch eine weile und dann dünkt mich, ich will doch noch was putzen, wennschon nicht die aussenhaut des matzmobiles.

ich pottere also in der küche rum und schlussendlich kriegt diese einen grundputz und strahlt nun wie neu. zum krönenden abschluss wird draussen noch eine delfinshow geboten und auch jetzt, ich bin unterdessen am tagesberichte tippen, kann ich mich nicht immer auf den bildschirm konzentrieren. immer wieder schweift mein blick aufs glatte meer und meistens entdeck ich irgendwo da draussen eine finne, die das wasser verschneidet, oder mehrere.. heut ist delfin mässig schwer was los. auf unseren dach macht ein freches vögelein dauerlauf und nicht mal fredels urschrei vertreibt das kleine ding.

als ich mal draussen war ist es neben mir reingelandet und mich frech von unten her angeschaut und etwas aus den sand gepickt.. ja, ich nehm es dir schon nicht weg ;-). was für eine schöne welt um uns rum.. ich werd jetzt noch gestern tippen. den tag les ich dann auch noch vor und mir führ ich die selben tage vor einem und zwei jahren zu gute. dann geh ich auf spaziergang dem strand entlang. wieder bin ich faszniert, was das meer alles so an land treibt, was in dem grossen, salzigen nass alles so lebt. auch die bäume, der wald, die angeschwemmten riesenstämme, die vögel, alles dünkt mich wunderschön und ich schlendere weiter und weiter, spring über das ein oder andere bächlein und mache halt um die welt im detail zu betrachten. es ist ebbe und die steine mit den millionen von muscheln an der luft.

einen busch riesenmuscheln, die sich an einem stein festhalten trag ich wieder ins wasser, die teile leben, machen auf und zu, wie mäuler.. schon irgendwie fasznierend. dann wieder den weitwinkel modus, das zoom gegen feuerland zu.. meine augen machen ja alles einfach so mit (ebenfalls fasznierend). es hat schneeberge da drüben, sieht man heute gut, gute fernsicht, würde bucheli wohl sagen. wieder kein wind, die wasseroberfläche samtig wie gestern. ich bin wieder einfach glücklich hier zu sein. auf dem rückweg nehm ich zwar mal einen stein zur hand, viele hundespuren und ein haus mit hunden davor, aber die interessieren sich nicht für mich. gut so.

zurück zu hause treff ich auf fredel, der es sich draussen gemütlich gemacht hat und liest. ich zieh die warme jacke ab und mach mit dem shirt die qigongübungen. echt ein milder, schöner tag.. fredel rückt auch noch aus, ich sitz noch etwas da, schau aufs wasser und bin, ist das friedlich! stell mir vor, wenn ich jetzt ins wasser waten würde, wär mein körper nachher in eine samtige hülle getaucht.. ich vergeh fast im wasser.. ich bin und schau der natur beim sein zu. dann gehts rein, kerzen anzünden, räucherstäbli entfachen, musik hören, nägel lackieren, stricken, was ich immer lust hab, nehm ich in die finger und tu es. nun gut, mich dünkt, der vorhin beim putzen abgerissene fingernagel würde doch zum "chätschä" einfach zu gut sein. ich such nach ihm, leider erfolglos. man muss mich verstehen, schon lange keine nägel mehr gegessen ;-).

auf dem bett leg ich engelskarten in zwei belangen und krieg die gewünschten tips und einen dazu: mir wird geholfen. das stimmt sehr wohl.. danke! dann les ich im buch der weiblichkeit und nehm das, seite für seite, auf und lass mir zeit dabei. fredel ist zurück, ich erzähl ihm von allem und wir beschliessen, heut lasagne zu essen. in aller ruhe beginn ich die tomatensauce zu kochen.. da blobbert es also auf dem herd, ich stricke weiter und es ist schon dunkel draussen. von fredel krieg ich, als ich mal wieder am herd stehe, einen ganz - körper- strichler. schön.. ja, schön ist mein lieblingswort.. aber ich kann so vieles einfach nicht besser umschreiben. gibt sicher andere ausdrücke, aber nichts wird dem wahren gerecht, weder schön noch anderes.

die lasagne ist im ofen und bald in unseren mägen. gut ist sie, einmal mehr. sinniere, ob ich in einem früheren leben mal ein italiener gewesen bin? da vinci? nein, der hatte sicher keien zeit zum essen ;-). wir witzeln rum und dann reden wir noch über mein, erst grad beendetes buch. ein alchemie labor von anno, das würden wir gerne mal gesehen haben. aber die zeiten sind vorbei, heut ist sicher alles technischer und gerade drum faszinieren wohl so bücher, wie ich grad eines gelesen hab. im kerzenlicht schieben wir uns die letzten bitzen ins maul und unterstreichen den genuss mit: hhhmmmmm...

fredel macht den rest-abwasch, ich stricke den schlaufen-schutz meiner nikon fertig. fertig ist es mit dem unangenehmen gefühl am hals, wenn ich die kamera da rumhänge. im bett les ich noch etwas spanisch und in dem kapitel ist die sequenz, die mir brigitte (gerster) mal gefaxt hat. es geht um geld verdienen, träume verwirklichen. viele warten immer länger, noch mehr geld, noch etwas mehr, und schlussendlich setzten sie die träume, die sie sich ersparen wollten, gar nicht um. kann ich verstehen, wie gerne lässt man sich von der "falle" sicherheit zurückhalten. kennen wir ja auch, wann ist genug geld, noch etwas mehr? zum glück hatten wir begleiter die uns fast "gezwungen" haben, zu gehen ;-). (kündigung von fredel etc).

so, heut schreib ich wohl etwas das 10-fache von fredel, aber ich bin nun mal nicht die meisterin im kurzbeschrieb ,-).

unter wenden, drehen und wälzen konnte sogar ich irgendwann mal einschlafen. im morgendlichen halbschlaf fröstelts mich ein bisschen von der wade bis zu den oberschenkeln, und ich schiebe mich unter ruschelis decke und klaue ihr ein wenig wärme.

zusammen schauen wir uns den beginn des sonnenaufganges an. dieser ist einmal mehr so faszinierend, dass wir sekunden später beide draussen stehen und versuchen das beinahe alltägliche naturschauspiel irgendwie festzuhalten. nach dem kleinen ausflug an die kalte morgenluft, schicke ich meine frau wieder ins bett, und ich bereite uns ein richtig währschaftes magellan sonntags zmorgen. kaffe, brownies und je drei vier ein viertel minuten eier werden aufgetischt. durchs fenster beobachten wir die beiden fischerleute welche gestern die zwei netze ausgelegt haben. die ganze mühe für vier fünf fische finde ich dann doch etwas übertrieben, und bin froh fische ich mit iron cast und grey hey...

da wir nicht den ganzen tag mit zmörgelen verbringen können, dieses inklusive aufstehen aber sicher fast den halben verschlingt, sehen wir uns nach anderen erstrebenswerten tätigkeiten um. schine findet ihre musse schlussendlich in einem grund putz der küche. ich suche etwas länger, und stelle dann den kompi auf den tisch und suche die gestern so locker aus dem handgelenkt geschüttelten worten des verlorenen tagesberichtes wieder aufleben zu lassen. eine annähernd so gute zusammenfassung der matzmobil trophy zusammen zu kriegen wie gestern, nimmt mindestens so viel zeit in anspruch, wie schnitz zur küchen grundreinigung braucht.

bald sind wir aber zusammen am tippen. und als sich meine frau mit einem zwischen salätli stärkt, genehmige ich mir ein sandwichli zum zmittag. das herrliche morgenrot hat sich nun schon weiterentwickelt, und sich wieder in einen angenehm milden, wind und regenlosen herbsttag verwandelt. ruscheli nutzt die weitsicht, um einen ausgedehnten strandspatziergang zu unternehmen. ich schnappe mir das buch, welches meine frau für mich noch irgendwo in unseren büchergestellen gefunden hat, und widme mich dem französischen angriff auf portugal in welchem die engländer auch noch dick mitgemischt haben.

aber auch mich locken die sonnenstrahlen bald raus. ich suche den dreibein hocker im kofferraum, ziehe den faser pelz an, setz die sonnenbille auf, nehme das buch unter den arm und suche mir ein geeignetes plätzli zwischen dem schwemmholz am strand. dem fischer, der zum zweiten mal heute seine netze kontrolliert entlocke ich mit müh und not und schierer aufdringlichkeit ein hola. dann stapft er weiter seinem böötli entgegen. bald stapft dann auch schnitz wieder nach hause. eine weile sitzen wir noch zusammen draussen, und dann geh auch ich mir die beine noch etwas vertreten.

heute ist sogar mächtig was los. drei autos fahren der piste entlang. eines parkiert im nahen wäldli beim strand. als ich dort vorbei komme flackert schon ein kleines feuerchen, und die decken werden auf den feuchten moosboden ausgelegt. once = etwas zwischen znüni, zmittag, zvieri und znacht wird abgehalten. ist ja schön, wenn sie nur den müll wieder mitnehmen würden. dies ist anscheinend hier noch nicht so durchgedrungen. das bächlein in den bäumen, wo es einige schöne standplätzli hätte, ist zugepflastert mit plasitksäcken, flaschen, und verpackungs müll.....

auf dem rückweg dem strand entlang, ziehe ich beim versuch ein rinnsal zu überspringen noch einen schuh voll wasser aus dem sand. mit saftenden socken komm ich dann zuhause an. aber in unserer stube ists angenehm warm und das kleine malheur bald vergessen. während schnitz auf dem bett , bin ich am lesen. zusammen kommt uns dann plötzlich in den sinn, dass wir vielleicht auch mal noch was essen könnten. aus den vier fünf menü vorschlägen die schnitz gerade so spontan in den sinn kommen, entscheiden wir uns für eine lasagne. kaum entschieden steht ruscheli auch schon in der küche. ich darf nichts helfen, und muss mich deshalb mit dem game boy etwas beschäftigen.

drausse ist es schon dunkel, der fischer hat seine netze endgültig eingeholt, und wir beiden schlemmen mit hochgenuss die lasagne. im nu ist abgewaschen, und auch noch das allerletzte gürlti auf dem tisch. letztes dessert. letztes chantilly, wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass wir beide das gefühl haben, ohne, fast nicht mehr überleben zu können..... wir werden morgen sehen wie unsere welt nach dem znacht aussieht. jetzt gehen wir erst mal schlafen.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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