tagebuch 12. mai 2007
chile / bei punto san juan


flipper war auf besuch heut nacht absturz...
wieder wartet der morgen mit einem wunderschönen, langen, farbspektakel auf.. schöne welt, meer glatt, kein wind.. wow.. ich luge raus, fredel kuschelt sich an mich, ich mich an ihn und dann er zählt es mir von der nacht.. ja, flipper war auf besuch, hast du nichts gehört?? ich schon.. wie im film, zuerst ein geschnatter, dann das gequitsche, ich hab, schlaftrunken, eine weile benötigt, bis ich begriffen habe, da "lärmen" delfine rum.. schön, aber es ist dunkel, sehen kann ich sie eh nicht, dünkt mich auch zu viel, die augen zu öffnen, bin müde, schlaf weiter, tief und fest. guter plan, nicht allzuviel pisco zu trinken ;-). fredel hatte einen unruhigeren schlaf als ich..

guten morgen magellanstrasse, guten morgen welt. erster aussengang, dann kaffe und tee kochen, tisch decken, übungen machen, dehnen und alsbald sitzten wir vor browni und feinem kaffe. noch immer wechselt die stimmung draussen, gemächlich und schön. die sonne steigt nicht mehr allzuweit rauf, darum ist morgen und abenstimmung sehr ausgeprägt und einfach wunderschön. ein paar wölklein, das meer, der blaue himmel, die herbstlichen farben, ein fischer boot, idylle pur. wir bleiben. obschon ich mit dem gedanken spiel, den schönen tag zu nutzen, um etwas in die höhe zu fahren und den ausblick auf die magellanstrasse zu bewundern. aber fredel bringt es auf den punkt: wir können warten, bis wieder so ein schöner tag kommt. stimmt.

also etwas tippen, immer wieder rausschauen, sich in den weiten des wassers, der natur verlieren, dann wieder ein paar zeilen tippen, fotos ordnen, oder ab und an ein paar büssi-fotos reinziehen. zwei fischer haben grad ihre netzte vor uns im meer ausgelegt, einer im ruderboot die harte arbeit machend, der andere im auto, ihn mit fischernetzen versorgend. nun sind sie wieder weg, das netz macht seine arbeit selber. werden wohl am abend ihren fang reinziehen. wir werden sehen. im moment seh ich ein riesen frachtschiff an uns vorbeiziehen, das glatte meer, auf einer seite wolken-schlirpen, die an winter erinnern, auf der anderen seite blauer himmel, der sommer erahnen lässt, hinter mir der herbstliche wald, und mitten drin, wir.

auch fredel ist am tippen, ihn beschäftig heut aber etwas in sachen konsistenz, immer wieder jammert er und schaut mich voller sorgen an ;-). ich nehm ihn nicht so ernst, grinse aber ab seinem schauspiel ;-). wieder ein blick nach draussen, keine flipper, aber der frachter ist durch, wohl schon im hafen von punta arenas, dafür tanzen zwei riesenenten verliebt auf den wellen. ich mach jetzt einen sprung zurück, in unsere vergangenheit, die noch darniedergeschrieben werden soll, um uns in zukunft, einblicke in die vergangenheit zu gewähren..

die zeit verfliegt, ich hab den monstertag gestern geschrieben, einen salat in mich reingeschoben und gelesen, was vor einem und zwei jahren los war um nun wieder auf vorgestern zu switchen und nun hab ich den schon geschrieben, werd ihn fredel vorlesen und dann ist fertig compi für heute! es folgt eine reinigung meiner nikon und der vaio dame und etwas aufräumen um mich rum. ich leide mit fredel, der einen tagesbericht verlohren hat, wegt, futsch, dann noch so ein eindrucksgeladener wie gestern.. shit, das muss er nochmal schreiben.. kommt er nicht drum rum.

mich zieht es nach draussen, noch etwas frische luft. türe auf, blick aufs meer und höchst erfreut feststellen: delfine, ich schnapp mir die kamera und weiss ja, dass sie eh zu weit weg sind, aber vielleicht kommen sie noch näher ;-). bald verschwinden sie aber am horizont, sie sind schnell unterwegs heute. adieu ihr geschmeidigen viecher. auch ohne euch ist es schön hier.. ich schlender also dem strand entlang, bewundere all die steine, das schwemmholz, die seltsamen "chrütli" die das meer an land treibt. ich häng die kamera an einen baumstamm und beginne mit den qigong übungen, gegen das meer raus.. ein paar enten finden das etwas suspekt und schwadern davon.. sorry, wollte nicht stören.

das meer scheint wie ein samtteppich, die kleinen wellen fahren gegen das ufer, sie brechen kaum.. die farben des himmels, rosa, sanftes violett, etwas blauschimmer und weiss, spiegeln sich auf der samtoberfläche des wassers, die tierra del fuego bildet die dunkle trennlinie zwischen den farben am himmel und den gleichen im wasser. wow. ist das schön, ich bin da, mach die abläufe und bin einfach nur glücklich. dann bedank ich mich bei allen wesen für die hilfe gestern und im allgemeinen, dass wir hier sein dürfen und überhaupt. dann geh ich ein paar schritte, schau wieder ins meer raus, wieder ein paar schritte, innehalten, geniessen.

langsam und bedächtig geht es nach hause und es schleicht sich ein augenfeuchtendes freudentränli ein. fredel wartet schon auf mich und geht auch noch auf aussengang. die nikon ist mein nächstes projekt, ja, die schneidet mir ein, wenn ich sie um den hals trage ;-). und einen schutz haben wir noch immer rasch gestrickt ;-). also los und eine leuchtend orange wurst wächst aus den nadeln und meinen händen. dann zünd ich kerzen an (die neuen sind ihren preis wert) und unser haus ist voll auf kuschelstatus. kochen ist das nächste, dass ich angehe und bald sitzt ich gegenüber fredel, im schneidersitz und bei kerzenlicht, führe die gabel mit teigwaren und zitronenschnitzel zu munde, bewusst und zufrieden.

ja, an enzos schnizeli kommen sie nicht ran, ein klein bitter war alles eben doch, aber gut noch lange. in aller ruhe mach ich auch grad noch den abwasch und dann sitzen wir wieder zusammen am tisch, in aller friedlichkeit, und essen einen dessert. ich bringe ein, dass so ein rahmquark von der migi (mit schoggistücken drin), doch schon besser wär und fredel stellt fest: das einzige dass uns mit der schweiz wirklich verbindet ist: erstens: familie und göttikinder (ich möchte da noch "meine" weiber zufügen), zweitens: essen (stimmt ;-) und drittens: geld verdienen.. wo er recht hat, hat er recht.. hihi..

fredel rettet die welt noch auf dem bildschirm des gameboys, ich lese im gegenzug vom genfer millieu, laut in spanisch vor. dann dünkt es uns, wir seine müde, wir löschen die lichter aber nach einer weile drehen und wenden merken wir, dass schlafen irgendwie noch nicht angesagt ist. so erzähl ich frede, was in der kurzen weile schon alles studiert hab, er seine geschichten und dann versucht jeder für sich, einen nächstes mal, den schlaf zu finden.

als guten morgen geschichtli erzählt mir ruscheli von einem nächtlichen delphin besuch. dann hüpft sie aus dem bett, macht fotos und kaffe und vollführt ihre übungen und als die kaffekanne den tag einpfeifft ist es auch für mich an der zeit aufzustehen und mich an den brownies gütlich zu tun.

da ja gestern unverhofft mal wieder ziemlich was los war, und auch vorgestern nicht einfach im matzmobil sitzen und fahren angesagt war, gibts heute mal wider verruckti cheibe gschichten darniederzu schreiben respektive erlebtes literarisch zu verarbeiten. als wir schon fleissig am schreiben sind, fährt plötzlich eine camionetta an uns vorbei. das scheint der chef des zweimann fischerei unternehmens nebenan zu sein. einer ist im ruderböötli unterwegs und legt netze aus. der chauffeur der camionetta beobachtet alles haargenau, und nach einer halben stunde ist der spuk vorbei und wir haben wieder unseren frieden.

nach einem ersten tag schreiben bereitet sich schine mal ein salätli, und ich mache eine gegenoffensive und streiche mir ein schinken sandwich. schliesslich haben wir diesesmal sechs stutz investiert, 600 gramm schinken eigekauft, und dieser will auch mal gegessen werden. die kleine pause ist nicht von langer dauer. bald sitze ich wieder am kompi und tippe an den gestrigen erlebnissen. im feuer des gefechts treffe ich den buchstaben block nicht genau richtig mit dem touch pad, verursache einen fatalen error welchen das programm nicht so supi wupi findet, und deshalb entscheidet abzustürzen. normalerweise ist ja für solche fälle eine temporäre datei angelegt, aber genau heute wo doch schon so viel geschriebnen war, und vorallem so gut wie noch nie, quasi literatur nobel preis verdächtig klappts nicht mit wiederherstellen.

schine bemerkt, dass die stimmung grad nicht so auf dem höchsten stand ist, und verabschiedet sich mit fotoaparat und daunenjacke ausgerüstet auf delphin jagd. ich derweil suche in sämtlichen ordnern und unterordnern und versteckten winkeln meiner kiste nach dem verschwundenen manuskript. wahrscheinlich dauert die suche so lange wie ich gebraucht hätte das ganze neu zu schreiben, aber wenn ich mich mal in die unendlichen tiefen von sxga+ gb ghz und rechenspeicher vertieft habe, kann ich nicht mehr so leicht loslassen. irgendwann gebe ich dann aber den geschriebenen tag verloren, und fahre den kompi für heute runter.

ich denke dass mir eine kleine strandwanderung sicher nicht schaden würde. ich ziehe mich mal um. nachmittags um vier ist eine gute zeit um aus den schlafklamotten zu steigen.... bis ruscheli aber von ihrer ausgedehnten delphin beobachtungs wanderung zurückkommt widme ich mich noch eine weile dem langfädigen sich immer wieder verstrickende geschichte von out of africa. dann machen wir einen fliegenden wechsel. ruscheli kommt nach hause und ich schlendere etwas dem strand entlang.

bei jedem schritt knirschen die steine unter mir. und bei jedem knirschen schaue ich mir die steine genauer an. unendlich viele farben, formen und grössen. jedes noch so kleine steinchen ist ungleich verschieden vom andern. ich bin immer wieder fasziniert über die unbegreifliche artenvielfalt die da einfach rumliegt und von den meisten nicht mal beachtet wird. und irgendwo unter all den sandkörner, kiesel und steinen sind noch mehr und noch andere und noch verschiedenere..... ich sammle ein paar, trage sie mit mir und lasse sie wenig später wieder aus meiner hand springen..

wieder zuhause erfreue ich mich an der warmen stube, und habe den absturz des tagesberichtes bereits wieder verdaut. mit etwas lesen und zwischendurch etwas daumengamnastik lasse ich die zeit bis zum znacht verstreichen. ruscheli lismet an einem neuen wollen wunder und beginnt schon bald mal mit einer weiteren kulinarischen höchstleistung ihrer kochkunst. heute entstehen plätzli al limon mit tricolore teigwaren. mit dem kochen und den kerzli auf dem tisch steigt die wohlige wärme auf nahezu dreissig grad. mit hochgenussverdrücken wir den resten fleisch, und lassens uns gut gehen. ein dessert darf natürlich nicht fehlen, und mit der uns langsam umschlingenden dunkelheit legen wir uns ins bett, lesen und spielen noch eine runde, und können danach trotzdem nicht wirklich schlafen......

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



info@matzmobil.ch