tagebuch 07. mai 2007
chile / bei puerto natales - am seno skyring (meerarm)


so lebt man in patagonien estancia um estancia um estancia....
schon um fünf bin ich wach und meine augen wollen nicht mehr zufallen und meine seele nicht ins reich der träuem zurück. also achte ich auf den atem, hülle menschen, die mich irgendwie belasten, in liebe und hoffe, sie lassen mich so in ruhe ;-). ja, das ein oder andere kann einem in ein paar stunden so durch den kopf gehen. ich verzeihe mir für sachen, die ich mir eben doch vorwerfe und ich decke fredel immer wieder gut zu, wenn er sich wendet und dreht (das macht er mit fleiss).

kaum das erste licht im haus, beginne ich mit lesen, genug studiert und sinniert. aber war ein interesannter morgen, muss ich sagen. auch die lektüre wird spannender und spannender. geht um den heiligen gral, um diese und jene hypotese und theorie (was ist der unterschied? das haben wir im kickboxen schon diskutiert ;-)... könnte keinem erzählen, was in dem schunken alles drinsteht, viel zu verschachtelt und zu viele rückbezüge auf dies und das und jenen und säben.. aber es fesselt mich doch. eigentlich seltsam. ich lese also, vergess nicht fredel zuzudecken, wenn er sich wendet und als dieser dann langsam auch wach wird, bedankt er sich dafür in zeichensprache, scheint ihm zu gefallen.

ich brau kaffe, mach übungen, auch das hab ich in den morgenstunden wieder aufs programm geholt (wenn wandern dann nicht, aber jetzt stehen keine wanderungen an) und tu dann auch meine beine beugen, arme liegen und bauch üben.. oder so. was neu ist, weil ich eben doch langsam etwas unbeweglich bin, dehnen, dass kann nicht schaden. fredel kommt nach dem frühstück in den genuss einer ausgedehnten morgenshow und dann räumen wir unsere sachen zusammen und fahren los. heut ist schlecht wetter, eigentlich ideal im internet zu hocken. da bin ich auch bald installiert und meine vaio dame lässt sich sogar anschliessen, ein klein mötzlen muss sie aber schon. ist ja eine frau ;-). die darf das.

heut ist die leitung etwas schneller, ich bin alleine im lokal. welcher südamerikaner würde auch morgens um zehn schon etwas erledigen? stetig werden also fotos und berichte ins netz geladen und ich saug die mails runter. viele erfreuliche, ein trauriges vom camping jungfraublick. da hab ich mich ja in mäx, die campingkatze verliebt. auch tschula die zweit miize hab ich gern gehabt, aber die war etwas schwieriger im zugang. mäx war quasi unsere erste matzmobilkatze und vor ein paar wochen gestorben.. ich bin echt traurig, das riesenviech hat mir so viel freude verschafft, sogar meinen bauch geheilt, als ich krank war - er war so gross, konnte quer über meinen bauch liegen, kopf auf der matrazze und hinterbeine auch.. er war so warm und weich, so gemütlich, der kater.. aber mit autos legen sich katzen besser nicht an. ou nei.. hab mich immer gefreut, ihn mal wieder zu sehen, daraus wird nichts. aber es freut mich natürlich, dass bea und florian uns schreiben und alles berichten.

fredel ist unterdessen am reifen pumpen (aspahlt steht bevor) und kaffe trinken. ich mach mir schon fast etwas sorgen, weil er so lange wegbleibt. bin mich ja auch nicht gewöhnt, so alleine ;-). im ernst: die leitung war schneller, ich listo, genau als fredel reinkam und wir schlendern bei regen durchs dorf zum einkaufsladen. ich hab meinen mann von der nötigkeit eines raclettessens überzeugt, schiesslich haben wir noch 4 gewürzgurken! und solch heiliges gut isst man besser mit geschmolzenen käse. fredel, im gegenzug, hat sich panierte schnitzel gewünscht und so stehen wir alsbald in der riesen metzgerei, mit den genialen tierfotos (schaf, rind, sau, im foto eingezeichnet die bitzen fleisch, die sie da rausnehmen, mit namen). leider hab ich die kamera nicht dabei, um das festzuhalten. zeit dafür hät ich gehabt, die dame an der kasse kommt mit dem ansturm an leuten nicht so gut zurecht wie der metzger ;-).

in einem schaufenster eines autozubehörladens sehen wir eine auspuff-verbindung, die scheint flexibel zu sein.. wär das was für unser chummerkind? wir gehen rein udn erkunden uns und der ältere herr ist ganz erstaunt, dass wir so ein zwischenstück nicht haben, bei den strassen hier, bei dem rütteln und schütteln. wir grinsen und halten die idee mal im hinterkopf. die rundung könnten wir sicher nicht machen damit, aber vielleicht so ein stück einsetzten um das ganze gebilde (das ist ein gebilde bei uns), etwas zu entlasten in sachen spannung. mal schauen. heut ist nicht der tag für auspuffe, wir pflotschen durch die wasserlachen und kaufen was wir noch wollen. ein riesen salatkopf, etwas speck und käse, listo. nun gut, so ein dessert-gürtli, einen weisswein, und und..

übrigens, als wir am speck selektionieren sind, regnet es mindestens so stark wie draussen auf unsere köpfe. ja, dicht muss hier noch lange nicht jedes dach sein, ist ja auch nur ein wenig wellblech ;-). jetzt kann es aber losgehen, bei der copec besteigen wir unser haus und fahren los, winken und bedanken uns für den stellplatz und dann gehts aus dem dorf. fredel weiss genau wos durchgeht, ich staune. durch ein paar aussenquartiere und militärgelände kommen wir zu einer polizeikontrolle. der herr mit pelzmütze die russisch anmutet, will es genau wissen und hält unsere ausweiskopien lange in der hand, so dass sie dann auch sicher nass werden ;-). ist ihm wohl langweilig, verständlicherweise.

wir brettern mit 70 die strasse entlang und wir meinen zu fliegen. so schnell sind wir schon lange nicht merh gefahren. es geht durch herbstliche wälder (bäume sind hier nicht hoch, wald ist fast etwas übertrieben, eher baum-ansammlungen), kontrastreich hebt sich das killer-moos (barba de viejo) von den herbstfarben ab.. ab und an sieht es fast gespenstisch aus. dann abgestorbene baum-riesen, die in den grauen himmel ragen (die zeit der kleinen bäume ist gekommen), dann wieder weideland, im hintergrund, hinter dem grau des nebelsn, leuchtet ein klein wenig weiss hervor. schnee, ja, der winter soll kommen, wir wollen skifahren, airboarden.

die hautsächliche windrichtung ist unschwer zu erkennen, die gewächse haben sich den gewalten gebeugt und lugen alle in die gleiche richtung, mich dünkt, gegen süden, wo wir hinfahren. uns gefällt die gegend, trotz schlechten wetter. für gute fotos ist nichts, aber wir habens im inneren gespeichert. mehr und mehr sind auch schafe zu sehen, so wie wir uns patagonien eben auch vorgestellt haben. höchst entzückt sind wir auch ab den schönen bushaltestellen-häuschen im fabriklistil und in matzmobilfarben ;-). man scheut keinen aufwand, wie es scheint, jede estanzia hat eine haltestelle, das heisst aber lange nicht, dass die nahe beieinander liegen ;-). die grundstücke hier sind zum teil riesig..

ein paar huasos winken uns freundlich zu, wir fahren beschwingt weiter und sehen uns nach einem schlafplatz um. nichts schlaues, also noch etwas weiter. wir sind nahe an der argentinischen grenze, wie uns die karte verrät. dann gehts wieder südlich und durch eher eintönige landschaft, einizg ein hügel (da gäbe es noch felszeichnungen) ragt heraus und im hintergrund erkennen wir die höheren erhebungen, weiss.. ja! im touristel hab ich gelesen, dass die farmer sich im nächsten kaff treffen, da gibts auch ein riesen fest einmal im jahr, und gratis internet. nun gut, das dorf ist klein, aber irgenwie witzitg. internet gäbe es, über satelit, WIFI in der luft, aber zum bleiben ist es dann doch nicht grad ideal. alle unsere mails haben wir verschickt, und empfangen, homepage angepasst, also kein absoluter WIFI notstand ;-). langsam wär die leitung ja wohl sowiso.

ich erkunde mich nach den termen an einem meerarm. die dame von der gemeinde zieht ihre brille an, schaut auf die karte und meint: keine ahnung.. dann kommt ein herr des weges und der weiss es dann ganz genau: strasse hässlich und wenn wir heute am ende derer parkieren, dann seien wir in 2 tagen (fussmarsch) auch an den thermen ;-). wir fahren aber doch mal in die richtung, einen abstecher ans meer haben wir noch nie gescheut. die schotterstrasse ist recht gut und fredel ist nur durch eine riesen schafherde zu bremsen. zeit einen blick in den rückspiegel zu wagen und nur dreck zu sehen. ja, so dreckig war unser haus wohl noch nie.

das letzte schaf geziemt sich, uns platz zu machen, winkewinke an den schäfer und weiter gehts. wegen einem missverständnis machen wir eine kleine rundfahrt, das kann es ja bei uns mal geben. dann erkunden wir eine alte hacienda mit 2 super schönen fabrikli-bauten, ställen, vielen keinen häusern etc.. wow! man fühlt sich in eine andere zeit versetzt. menschen sehen wir nicht, ans meer kommen wir da auch nicht, bei der schule wenden und zurück auf die hauptstrasse. nun gut, wir beschliessen mal richtung termen zu fahren, ein schlafplätzli werdne wir da sicher finden.

durch farmland geht es, immer dem meer entlang, wo schwärme von gänsen von uns flüchten und uns so einen blick auf ihr schwarz-weisses flügel-federkleid gewähren. wieder hat es riesen rinderkinder, hier ab und an sogar in schwarz gehalten, was sie noch mächtiger scheinen lässt. fredel findet uns mal wieder den perfekten schlafplatz, irgendwo zwischen zwei riesen estanzias. wir stehen auf wiese, es riecht nach bauernhof und meer, vor uns der seno skyring (fiord), hiner uns ein hügel mit windschiefen büschen und bäumchen, der uns von der strasse schützt. nun gut, ob dann noch ein auto da durch fuhr später? nicht zwingend ;-).

alles sieht so friedlich aus, kein lüftlein, aber die bäume erzählen da eine andere geschichte, vom windgepeitschten, rauen land. heute ist aber definitiv anderes programm ;-), was wir sehr geniessen, ruhe, sein. beide sind wir schon recht müde und ich beschliesse, die grosse raclett-schlemmerei auf morgen zu verschieben und heute die plätzli zu machen. wie ein kleines kind freu ich mich auf den salat, und natürich auf das fleisch. fredel ist am lesen und ich bereite in aller gemütlichkeit, mit vielen, traurigen gedanken an den verstorbenen mäxxxx, alles vor, zünde kerzen an, lese auch noch ein paar zeilen im aktuellen buch. was haben wir es schön in unseren haus, kerzenlicht und räucherduft gibt mir den rest in sachen wohlfühlatmosphäre.

der meister der bratpfanne gibt alles und wir geniessen ein ausgedehntes mal. ich halte mich zurück, den ganzen salat zu verspeisen, auch morgen sollen noch ein paar vitamine abrufbar sein. ich wasche ab, fredel trocknet was vonmeinen nassen händen kommt und dann legen wir uns ins bett und lesen noch gemütlich eine runde. was ist es schön ruhig.. so friedlich und still, genuss pur. superwurm (die kerze von ihr, man erinnere sich, die kerzen brennen je für rahel, nicole, yara und die frischgeschlüpften und die, die noch im bauch sind) will nicht schlafen, ihr kerzenlicht flackert noch weit in die nacht rein, bis ich sie auch ins bett schick ;-).

mit dem steten klöpfeln von regentropfen auf unser dachfenster wachen wir auf und wollen eigentlich gar nicht aufstehen. heute wär der tag, den wir vor noch gar nicht allzulanger zeit herbei gesehnt haben. aber mit einem ganzen tag im bett liegen ist nichts.

schine löst sich von meiner schulter und beginnt ihre wiederaufgenommenen morgenübungen, was wie meistens, auch gleich das aufsetzen der kaffekanne beinhaltet. während ich noch an der zweiten tasse carakafe bin, macht sie sich schon für einen stadt bummel zurecht. ich derweil habe schon einen plan ausgearbeitet. ich werde die paar kilometer nach natales zurückfahren, sie beim internet cafe ausladen, dann zur tankstelle fahren, alle sechs reifen pumpen, mich ins nächstbeste kaffe setzen einen cortado bestellen und dann wieder zum ausgangs punkt zurückkehren.

genau so verläuft dann auch unser morgen. mit unseren paclite regenjacken ausgerüstet fahren wir los. an den schmucklosen gehöften und der müllkippe vorbei, am contaminierten strand entlang - beinahe - schnurstracks zum internet anbieter. das reifen pumpen nimmt seine zeit in anspruch, und nach dem dritten käpchen abschrauben sind meine finger schon ziemlich klamm. während der arbeit finde ich raus, dass es für luftdruck noch eine bezeichnung mehr gibt. auf dem copec anschlussstück ist der druck in lbs angegeben. auf meinem, welches ich immer wieder ans ventil mechen muss um verständliche einheiten ablesen zu können ist der druck in psi und bar angegeben.

ich bin froh, kann ich eine halbe stunde später meine finger an einem cortado grande wenn nicht gigante aufwärmen. dazu blättere ch - wie ich erst später meiner frau gestehen werde - in einem 4x4 auto magzin. nach dem kaffe und einer wirklich entspannenden morgentoilette in angenehmer, warmer sauberen atmosphäre - was in chile nicht immer so selbstberständlich ist - bin ich auf dem weg zu meiner frau. die internet verbindung ist heute pfeilschnell, die home page bereits ist auf dem neusten stand, ujnd unser posteingang voller mails zum lesen. auf dem weg zu matzmobil welches ich freundlicherweise bei der tankstelle parkieren durfte, rüsten wir uns gleich noch mit ein paar überlebens wichtigen lebensmitteln aus. chanco raclette käse, ein dutzend eier, und siebenhundert gramm polo ganso für panierte schnitzel.

so ausgerüstet hoffen wir, die zweihundert fünfzig kilometer bis punta arenas in etwa drei vier tagen zu schaffen...... nicht dass das matzmobil nicht schneller fahren könnte, aber wir haben auf der karte noch eine therme, ein paar seen gesehen, und im turistel ist von einem fluss mit muy buena pesca die rede. mit der hoffnung den einen oder anderen schönen platz zu finden verlassen wir also natales. gleich nach den letzten häusern der stadt breiten sich riesige eingezäunte flächen aus. alles militär gebiet welches einige kilometer weiter südlich in gewaltige estancias übergeht.

trotz der tristesse welche das wetter über die kulisse legt, finden wir immer wieder motive die uns faszinieren. der barba del viejo = bart des alten rafft halbe wälder dahin. das grüne moos welches wirklich wie ein bart von den ästen hängt gibt einen leuchtenden kontrast zu den roten herbstfarben. wir fahren, singen, bewerten sonykis musikgeschmack, knabbern argentinische darvidas und haben die welt und das universum für uns. viel schneller als erwartet erreichen wir das nächste dörfchen. gemäss turistel soll es hier gratis wi fi internet zugang geben, was dann aber wohl die einzigen attraktion der freundlich wirkenden häuseransammlung wäre.

schine, als beifahrerin klopft bei der gemeinde an, und fragt nach dem weg zur therme und dem internet zugang. ihr wird erklärt, dass die strasse zur therme muy feo ganz hässlich sei. desweiteren sei sie in zwei tagen sicher dort, wenn sie heute am ende der piste parkiere.... weiter vorne habe es aber noch eine weitere gemeinde welche vielleicht noch mehr infos habe. ohne lang zu diskutieren fahren wir dann doch von der asphaltiereten strasse weg, lassen die wifi strahlen ungenutzt in der luft verpuffen und sind richtung meerarm unterwegs, wo man dreissig kilometer später dann zur therme abzweigen könnte.

quasi überland auf sehr guter kiesstrasse fahren wir an unzähligen feldern von offensichtlich riesigen estancias vorbei. wir bemerken, dass diese gegend früher mal alles wald gewesen sein muss, und dieser nur für die, dazumal noch rentierende schafzucht einfach abgefackelt wurde. am meerarm angekommen fahren wir wie üblich wenn wir was suchen, eine kleine zusatzhuelta. in der hoffnung auf einem aussichtspunkt vielleicht ein lauschiges plätzli zu finden, enden wir in einer antiken aber immer noch in betrieb scheinenden estancia. als wir das gelände wieder verlassen, ist es als ob wir uns auf einer zeitreise befänden. die häuser, die zäune, die schafschärhallen und die alten dampfmaschinen die funktionsuntüchtig rumstehen spiegeln eine zeit vor gut hunder jahren wider.

trotz allen unkenrufen, dass die thermen quasi unzugänglich seien, fahren wir mal dem meerarm entlang. immer wieder schwanenhalsen wir auf das eine oder andere näs raus. innerhalb einer halben stunde haben wir bereits vier oder fünf schlafplätzli gefunden. als ich dann aber auf einer kleinen anhöhe eine piste entdecke die auf eine weide fläche am meer führt, haben wir unseren schlafplatz gefunden. mit herrlicher aussicht auf den fjord, ohne wind, und nur einigen verirrten regentropfen, richten wir uns ein. während ich schon auf dem bett liege und ein zwei drei kapiteli des schunkens verschlinge, bereitet schine schon alles vor zum znacht.

hoch offiziell hat sie das, eigentlich für heute geplante raclette verschoben, und den menuplan auf panierte plätzli mit salat geändert. so stehe ich bald von einem hüngerchen getrieben in der küche, paniere das fleisch welches wenig später im fett prutzelt und als goldbraune perfekte plätzli den weg auf unsere teller findet. mit heisshunger vernichten wir die siebenhundert gramm fleisch mit salat, und können uns nur mit knapper not zwei plätzli für einen morgigen zwischenimbiss retten. schine wäscht ab, ich ünterstütze sie mit abtrocknen und mit einem mehr als zuckersüssen manjar gürtli in den fingern lesen wir uns beide die nötige müdigkeit an.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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