tagebuch 21. april 2007
argentinien / am lago roca


freudentränen potz fuchs und forelle....

erwachen, augen scharf stellen, staunen. hallo patagonien, hallo blauer himmel, hallo herbstliche welt.. was ist es schön hier, die schneegipfel, die farbige vegetation, der dunkelblaue see.. mir gefällt es hier, seeehr gut.. kommt der fuchs von gestern nochmal? nein, und der erwünschte puma auch nicht, aber schön ist es noch lange.. ich lieg da, will meinen mann nicht wecken, schau einfach raus und bin glücklich hier zu sein.

nun bewegt es neben mir und fredels hände ertasten seine frau ;-). per zeichensprache der erste austausch: viel liebe und gut geschlafen und wieder gesund. das sind doch gute news. wir lümmeln noch etwas im bett rum und fredel findet es wieder besonders lustig, mir auf die blase zu drücken ;-). ja, die treibt mich dann auch in die senkrechte und dann kann ich ja auch grad noch die übungen machen. fredel braut kaffe und dann sitzen wir am tisch, ich les aus dem touriste-führer vor über den chilenischen teil des südlichen patagoniens und dann starten wir die motoren, die compi-motoren.

was bin ich erleichtert, fredels cd laufwerk ist wieder da, einfach so zurück.. uff..... ich hab noch die vaio dame gewaschen, sie sauber gemacht, "ghäschälät".. vielleicht braucht sie einfach liebe? wie auch immer, das problem ist noch nicht behoben, nur überlistet und ich kann so sogar tagesberichte tippen. draussen chnäbert hugo alte chips und fredel liest mir schon den ersten tag vor, den er zu tagebuch gebracht hat. es ist noch immer eitel sonnenschein, ich werd jetzt ausrücken und die schöne welt um uns rum erkunden.. genau das mach ich jetz. also runterfahren.

zuerst speichern und mein herz fällt in die hosen, es dauert, nichts geht mehr? doch, irgendwann ist wieder alles am laufen. na ja, ich weiss ja nicht.. passt mir nicht, das bangen um meinen compi. aber da muss ich durch. fredel spielt mir mit dem neuen schlauch-verbindungs-teil happy birthday vor.. so zur auflockerung ;-). der künstlerische wert zählt ;-). so, jetzt bin ich aber listo, reif für die natur. zuerst mal auf den aussichtspunkt.. tage wie dieser, kommen nie wieder, so singt doch die gruppe juli.. das könnte gut sein, so ein wetter wie heute ist wohl nicht alltäglich, stahlblauer himmel, nur auf den höchsten gipfeln krallen sich ein paar wolken fest, sonst freie sicht auf die imposante umgebung. ich sitzt da oben und bin wieder platt.. es ist einfach wunder wunder schön hier..

jeden bergspitz seh ich mir genau an, die hängenden gletscher, die schneefelder, unten der herbstliche wald, der see, der perito moreno gletscher leuchtet.. wie schön wär es, das irgendwie festzuhalten. aber eben, geht nicht. ich probier es mit panorama fotos die ich eventuell mal zusammenfügen kann.. aber auch da, ist die wahre natur nicht ersichtlich, das gefühl hier oben zu sein und das alles zu sehen nicht zu spühren.. also einsaugen, aufsaugen, speichern in meinem kopf.. mit der gewissheit, dass es nicht immer so schön wetter ist, geh ich nochmal zum matzmobil und befehl fredel, sich auch da rauf zu begeben.. das muss man einfach sehen. er wird es sicher nicht bereuen..

ich geh etwas dem weg entlang.. da war noch ein schild von wegen planta.. mal schauen was das ist.. um mich saust der recht warme wind, ich setzt fuss vor fuss, beschwingt, glücklich, um mich der herbstliche wald.. wieder die hoffnung ein puma zu sehen.. ja, träumen darf man ja.. es lockt mich dann ein anderes schild, als das planta schild an. zum cerro cristales.. nun gut, die 4 stunden werd ich da nicht raufkraxeln, aber ein wenig höhe machen, aussicht geniessen? genau, ich bieg also ab, folge einem kleinen weg ins gras raus, passiere einige findlinge, den kleinen bach und dann geht es "opsi"..

nun gut, so sehr fit bin ich ja nicht, ich keuche langsam vor mich hin und immer wenn ich denke, das sei jetzt aber zu viel der anstrenung.. dann schau ich runter und bin sofort wieder motiviert, noch ein paar höhenmeter zu machen.. ja, die aussicht ist einfach hammer.. der hintere see kommt zum vorschein, leuchtend türkis, der "unsere" ist ja dunkelblau, dazwischen die landzunge in herbstfarben und als krönung, der gletscher mit der abbruchkante.. wow!! also noch etwas und noch etwas, schauen dass ich nicht die hunderten von heugümpern vertramppe und dann wartet da ein stein auf mich, gemütlicher ort zum verweilen. die jacke zieh ich mir wieder über, hab schön kuschelig warm, lass mich vom wind umspielen und schau einfach nur in die welt runter, die da vor mir liegt..

was für schöne berge, die seen, der gletscher.. die natur eben.. ich sitz da, bin einfach und mir kullern freudentränen übers gesicht.. was bin ich ein glückspilz, solche moment erleben zu dürfen.. es ist nicht zu beschreiben, was für ein glück in mir hochgestiegen ist.. lange zeit halt ich inne, bin bei mir und in der natur, für mich, alleine und doch so verbunden mit allem. gut, der kondor der mir vor die nase fliegt unterbricht mein "ich bin alleine auf der welt" feeling ;-). schön unter mir zieht er an mir vorbei. so kann ich sein oberes, weiss leuchtendes federkleid bewundern.. seine federfinger in den wind und rauf gehts.. ja, fliegen, das möcht ich jetzt auch grad können, der krete entlangsoaren, das alles von noch weiter oben sehen. zu viel wind für gleitschirme und wenn auch, ich wär warscheindlich vor lauter angst, der patagonienwind könnte grad reinbrechen, eh nicht so entspannt unter dem flügel aus stoff.. besser am boden bleiben und geniessen.

keine ahnung wie lange ich da sass, es kam mir sehr lange vor.. aber vielleicht war es einfach nur so intensiv.. irgendwann erheb ich mich, streichle meinen stein, geh ein paar schritte, bewundere einen kleinen baum der dem wind trotzt, geh den weg zurück, schwanke mit meinen armen, aber das sind eben keine flügel.. die zufriedenheit durchflutet mich noch ein weiteres mal.. am fuss des hügels angekommen geh ich einen anderen weg und finde mich alsbald unter einem riesen findling wieder. da hat es sogar ein gästebuch, muss ein spezieller ort sein. sind die roten "flecken" auf dem stein gar zeichnungen aus uralten zeiten? könnte sein. ich trag mich im buch ein mit kurzen worten und geniess auch noch eine weile den magischen ort, um mich dann auf den heimweg zu machen. am wegrand hat es alle ca 100 meter ein schild aus holz mit infos über die ureinwohner des landes, ihr leben, ihre zeichnungen am fels.. waren es also doch solche..

irgendwann bin ich wieder auf der kiesstrasse und geh etwas zügiger, ja, fredel wird mich wohl schon vermissen. hab ihm gesagt, ich geh nur rasch etwas um die ecke ;-). aber so rasch bin ich dann doch nicht zu hause, ein gaucho reitet mir über den weg und wir plaudern eine weile. sein dialekt ist für mich nur schwer verständlich. sein pferd gefällt mir, hat eigentlich ein schwarzes fell, aber ab und an weisse haare, hübsch. ob das eine rasse von hier ist, frag ich.. er meint: warum? hm.. ja warum.. wir haben andere pferde in der schweiz.. aha.. das ist ein pferd von hier, ja ;-).

ich hätte sogar das glück auf erden, auf dem rücken von pferden, erleben dürfen.. aber das arme tier soll nicht meine last tragen müssen ;-). gerne lässt sich der junge herr noch fotografieren und meint dann irgendwann: er gehe weiter auf seine reise.. genau.. ich auch, meine reise ins matzmobil und mit dem und meinem mann noch viel weiter.. so geht das.. und da sitzt mein mann noch immer am compi und ich erzähl ihm wasserfallmässig, was ich alles erlebt hab und bereite so nebenbei noch eine öpfelwähe.. es duftet gut im hause.. fredel hat genug des schreibens und verabschiedet sich zum fischen. ich will notizen machen, aber in der zeit kann ich das auch grad schreiben. bin gefüllt mit emozionen und bring es nicht zu notebook..

draussen wechseln sich ein kleiner fuchs und hugo ab mit chips essen ;-). ich tippe und bin bald listo.. ja, was für ein schöner tag.. noch immer ist es perfektes wetter.. was sind wir glückspilze. die luft und die sonne haben mich aber schon müde gemacht.. und wenn ich an fredel gestern denke, ja dann lieber nicht übertreiben und die schöne welt eben von drinnen anschauen. ich probier noch ein panorama zusammen zu fügen in meinem compi und dann bin ich einfach nur müde, runterfahren für heute und etwas hinlegen.. und etwas wähe essen.. gut ist sie, find ich auf jeden fall.

draussen sind auch gestalten am essen.. ja, unterdessen sind es zwei kleine füchslein die sich an den chips genüsslich tun.. jöh, sind die süss, ich kann mich fast nicht sattsehen und als ich mal rausgehe, lassen sie sich nicht gross stören.. nach dem essen legen sie sich hin, grad vor dem matzmobil in den schatten, wir haben also zwei hausfüchse ;-). auch hugo kommt mal noch angeflogen, will aber nichts mit den buschigen schwänzen zu tun haben. ich will mich nur noch hinlegen, etwas stricken, nada mas. bald ist fredel vom fischerausflug zurück und berichtet von seinen fängen. er hat sie wieder freigelassen, wir hätten ja noch gemüse und wähe.. ich find das genial. er hat echt einfach freude am fischen..

wenn fredel schon da ist, soll er auch grad seinen fuss zu mir strecken, sockenprobe ;-). das werden so richtige hippy socken bis unter die knie. wir haben nachbaren gekriegt, 2 männer rennen mit tonnenschwerem foto equipment durch die büsche.. nun gut, das schöne abendlicht und der noch immer stahlblaue himme.. gibt gute sujets, ich geh auch noch raus, fredel knipst auch noch etwas und dann sind wir wieder im kuschel-mobil und ich bereite uns in aller gemütlichkeit einen gemüsegratin, den wir etwas später mit vollgenuss essen, den zwei jungen füchsen beim spielen zuschauen (wie katzen, rennen sie ihren schwänzen nach ;-) um dann ins bett zu fallen.

noch was, das mir gut passt im moment: wir können uns ab und an ohne worte verständigen. ja, ich hab beim letzten bissen, der fredel mir von seinem gratin gegeben hat, gedanken gelesen: das macht er um sich den abwasch zu ersparen.. er gab mir recht, das war seine hoffnung ;-). auch als ich zum spaziergang aufbrach, hat er mich gefragt, ob ich nicht die stöcke mitnehmen will (die hab ich nie mehr genommen in letzer zeit). das war auch mein gedanke.. mich dünkt, wenn wir beide zufrieden sind, offen, dann geht eine starke verbindung zwischen uns auf. schön.

auch erzähl ich fredel noch von anderen helfern, die mich zum verschollenen telefon-stick gelotst haben. ich denke, ich hab viel unterstützung von unsichtbaren wesen und einen seelenverwanten namens fredel.. was bin ich ein glückspilz.

und noch mal was.. als wir da im bett lagen und in den himmel rauf schauten, ja da wurde es uns fast anders.. das gewicht der millionen von sternen will uns fast erdrücken.. pha.. die milchstrasse, das kreuz des südens, eine sternschnuppe. wie sagte ein medium zu mir, wir sollen uns nach den sternen richten, wri seien sternenkinder und trügen das universum in uns.. ja, so genau fühl ich mich, als ich auf fredels warmen bauch liege und in die unendlichkeit rauf schaue.. lange lieg ich so da und bin einfach.

wie kann durchschlafen schön sein. wie ein neuer mensch stehe ich auf. zwar noch etwas zerknüllt, aber die lebensgeister scheinen in mich zurückgekehrt zu sein. dies merkt auch sogleich meine frau. damit sie nämlich nicht vergisst nach dem schlafen auf die toilette zu gehen, drücke ich ihr sicherheits halber mal auf die blase.

bald sitzen wir gemütlich am tisch, erfreuen uns, einen weiteren tag an diesem herrlichen friedlichen ort verweilen zu dürfen. wir käfelen, setzen unsere tagebücher auf den tisch und beginnen den tag mit schreiben. ruscheli hat ja gestern schon fast den ganzen tag ihre erlebnisse zu notebook gebracht und ist dementsprechend schnell ajour. noch vor dem mittag macht sie sich auf eine kleine wanderung, während ich meine schreiberische aufholjagd vorantreibe. zwanzig minuten später, ich bin grad dran meinen wc stuhl wieder in die garage zu hängen schnalzts um die ecke. meine frau ist schon wieder zurück. oben auf dem kleinen aussichtspunkt sei es so schön, da müsse ich einfach schnell hoch. danke für den tip, mach ich doch gleich.

eine halbe stunde später steh auch ich auf dem kleinen hügelchen hinter dem gratis camping und bestaune die gewaltige rundherumdingsbums ich meine aussicht. das schönste wetter, ein paar malerische schlirggen am himmel, die natur, die farben, die grenzenlose weite, diese freiheit, es ist einfach unbeschreiblich.....

gerade habe ich meinen letzten satz getippt, als meine frau wieder von ihrem entdeckungs trip zurück ist. in der grenzenlosen weite hat sie sich schier einen gaucho aufgerissen, oder umgekehrt (das vorhaben scheiterte daran dass er sie nicht aufs pferd gebracht hat ) auch gut so, ansonsten wär nun der gaucho in den genuss eines apfelkuchens gekommen. während ich ich vom matzmobil fenster aus ein kleines freches füchslein vor der linse habe, zaubert schnitz hurti schnell eine herrliche "wähe" wie sie sich normalerweise ausdrückt. das füchslein streunt die ganze zeit ohne scheu ums matzmobil. als ich das fenster öffne hebt es schnell mal den kopf, und schaut mich ganz erstaunt an... es soll nicht der letzte füchsli besuch sein heute.

nach der kleinen filmsession rüste ich mich aus und wandere zum see unter. heute mit der iron cast ausgerüstet, dafür ohne fischerstiefel angle ich mit einem schönen orangen streamer. schon beim dritten wurf hängt sich eine etwas unterernährte, dafür lange seeforelle dran. 45 cm ist ein beträchtliches mass, aber der arme kerl hat wirklich nichts auf den rippen. ich wandere etwas dem ufer entlang, lass den wind meine würfe in die weite tragen. zwei weitere forellen habe ich noch rausgezogen. einmal 38 cm einmal 43 cm. heut hätten wir uns so richtig den bauch vollschlagen können. ich habe aber allen fischen wieder die freiheit geschenkt. meine überlegung war: erstens hat schnitz apfelkuchen gemacht, zweitens ist zum znacht ein gmüesgratin angesagt, und drittens hats recht viel wind, was einem feuerchen draussen nicht gerade entgegenkommt und zu guter letzt soll man kein holz vom national park verfeuern.

das sind alles gute gründe, ohne fisch nach hause zu gehen. und der endgültige aber driftige grund überhaupt nach hause zu gehen ist der, dass mir der letzte fang, eine kapitale regebogenforelle den köder abgerissen hat. fertig schluss für heute, ich geh nach hause kuchen essen. und übertreiben in wind und wetter will ichs auch nicht, hab ja gestern erfahren wie es rauskommt. daheim riechts wie daheim. die gute stube ist erfüllt vom feinen duft des frischen kuchens. ruscheli sitzt auf dem bett und strickt mir hippediflippedi kniesocken. sie erzählt mir von einem weiteren füchsli besuch. sogar zu zweit seien sie nun da gewesen. auch dieser besuch soll nicht der letzte gewesen sein heute.

unterdessen haben wir nachbarn gekriegt. wir werweisen ob es wohl ausländer oder einheimische sind. als kurz nach dem parkieren - in unserer nähe selbstverständlich, was für einheimische spricht - auch noch laute musik ertönt sind wir fast sicher dass es argentinier sind. da die vier eine ziemliche party haben geben wir einem weiteren füchsli besuch keine chance mehr, aber es soll anders kommen. ich konfiguriere erstmal wieder meine vorfächer, stärkeres vorfach, den schwereren fischen entsprechend, und wenn ich schon am basteln bin, repariere ich auch mein verrissenens matzmobil chötteli. diesmal aber mit elast silk.

mit kleinen fotounterbrüchen beginnt ruscheli mit der vorbereitung des gemüse gratins. während dem essen bekommen wir dann zum dritten mal besuch. und wie es sich zum dritten mal gehört, sind es diesesmal auch drei füchslein. ungehemmt und ungestört, weder von uns noch von unseren nachbarn spielen sie auf dem strässchen rum und wir amüsieren uns ab dem spiel der beiden jungtiere während mama fuchs in sicherem abstand wache hält.

selbstlos wie ich bin, hab ich schine den letzten bissen gemüsegratin geschenkt. les amours ! sie hat aber die amours masche voll durchschaut und beginnt sogleich mit dem abwasch..... ich revanchiere mich danach mit der zubereitung eines desserts. unseren neuen lienblingssucht gütli garniert mit kleinen meringues......... den tag schliesse ich mit dem gestern verschobenen freitagszigaret ab. während ich draussen in der dunkelheit dem sternengeglitzer zuschaue, erhasche ich ein paar wortfetzen unserer nachbarn. es sind von der gattung schwarze haut weisse leibchen ( ist uns an der fussball wm aufgefallen ) franzosen!

schon im bett liegend, geniessen wir beide den herrlich glitzernden sternenhimmel. unser mägen rumoren im duett, meiner jagt mich dann nochmal raus in die nacht. mit diesem akt wär dann wohl der letzte käfer von gestern verabschiedet, und ich kann mich beruhigt schlafen legen....... könnte ich, wenn da nicht unsere nachbarn wären. die vier leute, welche wohlverstanden im zelt schlafen, schaffen es also jeder mindestens fünfzehn (15!) mal die autotüre zuzuknallen. nach summa summarum neunzig mal türen schletzen finden wir dann doch noch unsere verdiente nachtruhe....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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