was hab ich wieder gut geschlafen.. in der absoluten ruhe, nur ab und an ein paar tropfen aufs matzmobildach, eine windböhe, das geplätscher des wassers (höhrt sich wie meer an) und sonst nur unser atmen, geht es uns gut. es wird hell, ich wag einen ersten blick aus dem dachfenster, blau, wau! eisschicht, kalt! dann der blick zum see, hammer.. was für ein licht, was für berge, was für wasser, was für SCHÖÖÖN... das schreit nach fotos.
schliesslich wird es nicht wärmer, je südlicher wir gehen, also keine schwäche zeigen und meine nikon schnappen und in die minustemperaturen raus, mit t-shirt und unterhose, versteht sich.. wenn schon abhärten, dann richtig. ein paar fotos später, die dieselheizung angestellt, schlüpf ich nochmal ins warme bett. bald wird die naturschönheit noch intensiver, ich muss nochmal raus. die bergspitzen, die schroffen, angeleuchtet von der morgensonne, die vulkanhügel in allen farben, ein paar schönwetterwolken, etwas schnee auf den flanken, ein gletscherplateu auf einem berg, die leuchtenden gräser am ufer, die schwarzen steine im wasser, der see, noch zahm und ruhig, knips, knips.. was für ein schöner ort.
im bett sind wir einig, so haben wir uns patagonien vorgestellt, wild, rauh, schön! die kuschelsession wird heut morgen etwas ausgedehnt, ist es doch irgendwie noch etwas frisch zum kaffe kochen. auch meine übungen mach ich erst später, als unser haus wieder auf wohlfühltemperatur läuft ;-). fredel ist heute der mann des kaffes und wir verspeisen dazu die letzten madeleine aus der bäckerei. guuut. dann "potere" ich etwas rum, wickle wolle zu knäueln, räum auf, koche tee. draussen haben sich schon 2 fischer in die fluten gestürzt (an ihrem platz würd ich auch die fische vermuten).
mein fischermann ist aber an technischen problemen und setziert unseren rio riot mp3 und schiebt cds mit hörspielen in seinen vaio.. ich potere weiter.. gut geht es mir.. das wetter noch immer schön.. was sind wir verwöhnt, diesen ort auch voll und ganz zu sehen.. ist ja in den breitengraden, zu der jahreszeit sicher nicht selbstverständlich. heut bleiben wir noch hier, das haben wir schon gestern beschlossen. auch ich setzt mich an den compi, ordne fotos und als mein fredel das projekt ohrenschmaus aufgibt und zum fischen ab zieht, tip ich noch eine weile weiter.
eine gute weile, hab das bedürfnis, a jour zu sein. fredel ist weg, im wasser. es lacht noch immer die sonne vom himmel, das schreit nach einem spaziergang.. jetzt werd ich also technisches gerät runterfahren, unter den tisch verfrachten und mich mal recht anziehen ;-). bald bin ich an der frischen luft, sogar mit jacke.. ja, die ist jetzt draussen, wird gerne benutzt ;-). die nikon baumelt an der schulter, es kann losgehen. zuerst will ich fredel am fluss besuchen, find ihn aber nicht, also wieder an den see und erkunden, wo der weg hinführt.. vorab, ich weis es nicht, immer dem see entlang, gaaaanz weit, und sooooo weit will ich gar nicht.. nur etwas spazieren.
schon bei den ersten schritten stellt sich bei mir absolute zufriedenheit ein, der kalte wind kühlt meine gesichtshaut, die sonne wärmt den körper, schönes gefühl. neben dem weg wachsen unzählige kräuter, blumen.. ja, es gibt in dem land spagetti und eine art sirup zu kaufen mit der geschmacksrichtung: hierbas del sur.. kann ich verstehen (kräuter der südens).. würde ja schon gerne bescheid wissen und zur kräuterhexe mutieren.. aber das verschieb ich mal auf später, im fabrikli ;-). was ist es schön hier, wie klar die farben, wie dunkel der see, die berge stehen da, wie schon immer, und lassen sich nicht aus der ruhe bringen.
schritt für schritt genuss, anders kann ich es nicht beschreiben, ich bin glücklich. ein paar kleine spatzen-vögel begleiten mich, hüpfen von busch zu busch und erzählen mir ihre geschichte, die ich eh nicht verstehen kann, ich plaudere aber auch in meiner sprache mit ihnen ;-). auf einer anhöhe mach ich fotos, selbstportrait, steh da und schau der natur beim sein zu. ein paar schritte zurück geht ein weg ab, den werd ich nun mal erkundigen. es geht runter an den strand, mich begleiten nun die schmetterlinge, orange, sanftgelbe, jöhh.. bald steh ich auf dem steinstrand und das wasser ist so was von dunkel und tiefblau, wow! irgenwie errinnert mich das an den heiligen titicacasee.. nur ist hier alles etwas weiter unten, genau gesagt, ca 3000 höhenmeter weiter unten ;-). besser zum atmen ;-). ja, ich atme die frische luft ein, noch immer spühr ich die kalten backen in meinen gesicht und das gefühl ist irgendwie winter, kalt, schön, wild.
ich seh spuren am strand, von einem auto, oder wohl besser von einem matzmobil.. denen folg ich und irgendwie versteh ich nicht so recht, warum man da durchfahren muss. aber jedem seine freude.. bald gehen die spuren auf erdboden über, den hang rauf und ich folge bis zum weg und dem weiter dem see entlang. neben mir all die robusten pflanzen, gewächse die in allen grün und rotfärbungen leuchten, abgestorbene holzgebilde.. was ist es schön! neben all den stacheligen, dem wind und wetter trotzenden gewächsen find ich auch ein paar fluffy plfänzli.. jöhh.. auch die sind wohl hart im nehmen, aber weich zum anfassen. würde gerne mit den pflanzen, den steinen, den tieren, komunizieren können, aber da bin ich wohl noch ein universum entfernt davon ;-).
ich lichte meine streicheleinheit mit den einen pflänzli ab, um ehrlich zu sein, um meine gepflegten hände festzuhalten. ja, seit mindestens 15 jahren hatte ich wohl nicht mehr so schöne finger.. bin stolz auf mich und auch so gefühle darf ich ja mal zulassen. irgendwie kommt mir das immer so selbstherrlich vor, aber vielleicht darf man das einfach, sich mögen?!?! könnte doch sein.. ich mag jetzt noch ein paar schritte tun und bald bin ich wieder am strand und auf dem rückweg. in einer kleinen bucht, im windschatten, setzt ich mich zuerst auf einen baumstamm, dann in die warmen steine. die sind es auch, die meine volle aufmerksamkeit abkriegen.. ja, stein um stein nehm ich sanft in die hand und betrachte ihn, jeder ein kunstwerk.. mit glitzer, schönen farben, schöne form, irgenwas faszniert mich an jeden. ein gedanke an brigittes mutter, die im garten runde steine als skulptur stehen hat. hätte ihr einen, aber nur fast-runden, mein favorit..
dann der blick aufs dunkle wasser, es schwimmt ein "hubätaucher" mässiger vogel da draussen, auf und ab, von den wellen getragen, ich sprech mit ihm, wie wenn er mich hören könnte ;-). dass der wind nicht stärker ist.. das ist sicher noch nicht der berüchtige patabonien-wind ;-). mir solls recht sein, ich erheb mich und werde auf dem band aus stein, direkt am wasser, zum matzmobil zurück wandern.. nun gut, eher von stein zu stein hüpfen, stolpern, ausrutschen ;-). eine kleine blumen, mitten in den grossen, dunklen steinen, ich geh einfach vorbei? nein, die hat aufmerksamkeit verdient, so ein kleines ding, da in der steinigen landschaft.. nun plaudere ich schon mit pflanzen.. aber ich mach es gerne. nun gut, der spatz, den ich frage, ob er gutes essen findet hier, pipist nur und fliegt weg ;-).
dann lärm, grosse unruhe in den bäumen, eine horde vögel fliegt auf, papageien .. irgendwie werden die farbigen vögel nie in mein bild von garstigkeit, herbst und winter, passen ;-). ein liebesstein vor mir, nikon raus. ich liebe ihm, meinen mann, immer wenn ich so herzen sehen, schon vorher in einem busch, denk ich an ihn und bin dankbar für unser glück. klar, nicht immer ist sonnenschein zwischen uns, aber da machen wir es eben wie die natur.. irgendwann scheint die sonne wieder. wär schön, wenn wir den lebensweg noch laaaaange zusammen begehen dürften..
immer wieder steh ich auf einen grossen stein, betrachte den see. ja, schnell bin ich nicht unterwegs ;-). zu viel gibt es zu sehen. eine bucht vor dem matzmobil würde ein weg bis an den strand gehen, aber wir stehen ja gut, die strasse hinter uns wird eh nur von ein paar wagen befahren und wir haben einen genialen ausblick auf all die berge. wir werden da also bleiben. ich bin auf den letzten meter, wieder auf erdigem untergrund, ich passiere die wendestelle von gestern. unser haus ist schon genial, lässt sich quasi an ort wenden, viel platz brauchen wir nicht dafür. da hinten, im ausfluss des sees steht mein fischermann und ich will mich bemerkbar machen.. ja, ein wunder geschiet, ich kann pfeiffen ;-). wir zeichnen uns herzen in die luft und ich geh ihn auch grad besuchen.
da sitz ich also auf den steinen, lug meinem manne beim fischen zu und dann zuckt es an der schnur, ein gewaltshecht?? wir beide lachen nicht schlecht.. wie kann ein soooo kleiner furz-fisch überhaupt so eine grosse mücke auf den menueplan nehmen wollen? der ist aber mit sicherheit grössenwahnsinning ;-). fredel wirft bald wieder aus, sieht echt schön aus. ein paar fischerkollegen weiter unten am fluss, auch die werfen aus, aber irgenwie sieht das für mich einfach nur nach roher gewalt aus.. jedem sein stil, fredels gefällt mir besser, friedels ihrer am besten. die wirft, wow!! klar, technisch gesehen hab ich keinen schimmer, aber rein ästetisch..
in ästetik mach ich weiter, verziere meinen selbstgestricken winterpulli mit riesen blumen. wie schöne es doch ist in unserem haus, so warm und gemütlich. ich ess einen apfel, selten war ein apfel so gut wie dieser, nach dem spaziergang. fredel ist zurück und ich beginne mit einem sockenprojekt.. ja, warme socken sind bald trumpf, schlafsocken quasi ;-). ich werd mit einem vorspeisenplättli im bett verwöhnt und wir lümmeln noch etwas rum, geniessen unser haus, draussen noch immer der schöne see, die berge.. uns geht es gut.
irgendwann ist fredel am compi, ich am herd. ja, wir werden schon heute, 2 tage zu früh, die 1 jahr und 10 monate auf dem kontinent feier, feiern. also mach ich mich als saucen-prinzessin stark und alsbald baden wir fleisch in boillon, stossen tanzend mit rotwein an, geniessen einen film. auf so einen schönen tag noch ein schöner film, perfekt. nach abwasch sind wir beide bald müde, ich strick noch etwas, fredel liest noch etwas und dann wird es dunkel im matzmobil. die kerzen werden ausgeblasen, die kerzen für unsere gotti-göttikinder und all die bald-schlüpflinge. gut nacht.
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eisblumen auf dem dachfenster beglücken uns mit vergänglicher kunst am morgen. neben kunst, vermitteln sie uns auch eine leise ahnung über die aussentemperaturen. irgendwann ist schnitz mit der kamera draussen am knipsen. auf dem rückweg ins bett schaltet sie die dieselheizung an, und wir kuscheln uns aneinander und warten bis unsere wohnung ein bisschen aufgewärmt ist. ich helfe nach, und setze kaffe auf.
ich habe noch nicht den ganzen kaffe ausgetrunken - heute mal mit neuem trick, mit einem löffel manjar aufgelöst im kaffe - klappe ich auch schon den kompi auf. eigentlich möchte ich ja die letzten zwei tage darniederschreiben. aber irgendwie öffnet sich das musikpogramm, und ich halte plötzlich den rio riot in der hand. gestern mussten wir enttäuscht feststellen, dass die letzten zwei kapitel des fesselnden kriminal romans nicht mehr drauf sind. so geht das natürlich nicht.
also statt tagesberichte tippen, rio riot auf den neusten stand bringen. zwischendurch muss ich ihn, der stromversorgungn wegen sogar mal aufschrauben. die buchse für den stecker ist ins gehäuse reingerutscht, und ihm geht langsam aber sicher der schnauf aus. das ganze endet dann sowiso an der stromversorgungsgeschichte. rio riot stellt mitten im überspiel modus ab, keine batterie mehr, ich gebe auf für heute.
bis ich mich in meine fischerausrüstung, unterdessen um einem polarfleece pullover erweitert, gestürzt habe, sind die beiden fischerfreunde die eben gerade noch am ausfluss des sees hüfttief im wasser gestanden sind verschwunden. ich fülle meine trinkflasche mit ruschelis morgentee und mache mich auf den weg, die ufer des herrlich klaren flusses zu erkunden. am rande, wo die strömung nicht mehr zu ziehen vermag, sehe ich wieder einige fürze springen. die frage nach dem köder stellt sich. ich entscheide mich mal wieder für meine lieblings nymphomanin also quasi nymphe.
nach zwei drei würfen hat sich auch schon eine schöne regenbogenforelle auf den käferkrebschen verschnitt gestürzt und hängt nun am haken. ein erster fang mit 28 centimeter. das fängt ja gut an denke ich mir und fische weiter. immer weiter folge ich dem flusslauf. immer wieder beissen die fische. nach einer halbe stunde habe ich den hattrick also drei forellen. nach einer weiteren halben stunde, nachdem ich ungewollterweise wohl mitten in einem forellen kindergarten geangelt habe, bin ich bereits auf fünf fängen. nur dass die letzten drei nicht als ganze fänge gezählt werden können.
ich erfreue mich am herrlichen wetter das uns die wilde patagonische landschaft bietet. zwischendurch lege ich mal meine angel beiseite, und widme mich einigen fotogenen sujets. ich bin vernarrt in tote bäume, mit gelbem pampas hintergrund und stahlblauem himmel durchzogen mit ein paar fluffy wolken. ich sammle solche sujets geradezu. alle gleich und doch irgendwie von ganz eigener eleganz, beständigkeit und eigenständigkeit.
nach einigen malen den fluss queren, wandere ich nun fischend wieder dem see entgegen. irgendwann bemerke ich, dass ich wohl den köder abgezwackt habe. sicher wars kein grosser fisch, denn die müschterli welche ich nun noch rausziehe, sind es beinahe nicht mal wert schon fisch genannt zu werden..... irgendwann fasse ich den entschluss: nach zehn ist schluss. als ich wieder am see ankomme, kehrt auch grad schnitz von ihrer wanderung zurück. sie schiesst noch das eine und andere foto. und just in dem moment passierts. der rekord fisch schnappt sich meine nymphe. schnitz schaut mir beim drill zu und biegt sich schier vor lachen. der minus rekord seit ewig häng am haken. der köder fast so gross wie sein kopf.
genug gefischt für heute, sonst hängt womöglich als nächstes eine traube kaviar am haken....ich kehre nach hause zurück und widme mich sogleich - nicht meiner frau - nein, wieder dem rio riot. wieder ist das problem die stromversorgung. manchmal lädt er manchmal nicht. peutêterli. ich greife nun aber zu drastischeren massnahmen. nochmal aufschrauben, die buchse in den vorgesehenen anschlüssen fixiert, den stecker vom ladegerät augeechselt, wieder einstecken und siehe da..... beim ersten versuch lädt das teil schön kontinuierlich die batterie.
während einer kleinen pause der rio lädt gerade ein hörspiel runter, bereite ich uns zweien ein jamon crudo vorspeischen das wir auf dem bett verschlingen. ruscheli kümmert sich schon um die saucen zubereitung des für heute angesagten fleischfondues, ich köpfe sicherheitshalber schon mal ein flasche lieblingswein - nicht dass die noch vergessen geht - und dann beginnen wir mit der frischfleischtehnischen vorfeier des einjahr und zehn monate auf dem kontinent juhubiläum. im nu ist vaio und rio vom tisch verschwunden und hat dem caquelon den saucen und den chips platz gemacht.
vor lauter herrjeh vergessen wir schier zuerst die buillon zu kochen.... als dann das wässerchen auf dem rechaud steht, suche ich uns einen film aus unserem harddisk archiv. zu einer wahren englischen schuh geschichte, verdrücken wir häppchen um häppchen fleisch, genissen schlückchen um schlückchen wein, und feiern in einer wohligen gemütlichen atmosphäre irgendwo im wilden patagonien. es geht nicht lange liegen wir im bett, erfreuen uns einmal mehr am sternenhimmel der uns durchs dachfenster entgegen leuchtet und lassen uns von den abertausend lichtlein in den schlaf schinmmern.
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