tagebuch 25. märz 2007
argentinien / am lago rivadivia - am lago vintter


so haben wir uns das vorgestellt erste visuelle patagonische farbtupfer
nicht das wetter am morgen, es ist bewölkt.. aber jammern wollen wir ja wahrlich nicht. fredel steht heut vor mir auf, mach sonntags frühstück mit allem drum und dran, ich setz mich, direkt aus dem bett, an den gemachten tisch. nicht schlecht.

wir beschliessen, weiterzufahren. bald sind wir auf der piste und staunen, dass wir keinen eintritt zahlen müssen, saison wohl vorbei. gut so, wir fahren durch und sind einmal mehr verblüfft, wie viel wir nicht mehr im gedächtnis haben. die strecke sollten wir ja kennen, aber nur teile davon geben das DEJAVU gefühl.. auch gut so.. an einem schönen grünen fluss entlang, fredels fischerherz schlägt höher, aber finden keinen stellplatz, an den nächsten see.. der ist ja riiiiiesig.. wind und wetter, ja so könnte man das nennen. uns wird was geboten, einmal wird der see beleuchtet, dann wieder ein paar berge, dann wieder alles düster, dann einen regenbogen über den ganzen see.. langweilig wird es überhaupt icht. ich knipse und halte an, um alles anzusehen.. schliesslich bin ich am steuer, und will nicht etwa in den see rausfahren. die strasse ist recht gut, manchmal genau am nass entlang.. schöner nationalpark.

familie argentinien ist am grillieren, in kappen und hanschuhen, das hält niemanden ab. die busfahrer, die viele menschen in den park bringen - ist ja sonntag - bringen es fertig den mate-kübel zu halten, am halm zu saugen, und noch zu steuern ;-). nun gut, wenn sie wasser nachfüllen müssen, halten sie MANCHMAL an ;-). wir grinsen und grüssen. ganz klar, wir sind touristen, ohne mate ;-). für ein filet sind wir noch immer 50 km gefahren? heute nicht, so beschliessen wir und lassen esquel links liegen, weit links ;-)

in einem kleinen dorf finden wir dann doch noch fleisch, sicher nicht grad filet, aber gut sieht es aus, guter preis auch, stolzer preis.. aber was solls, der herr metzgermeister soll auch was davon haben. auch einen sack holzkohle packen wir uns, zahlen gute kohle und fahren weiter. ich musste mich also recht zusammenreissen, nicht noch die himbeeren zu kaufen. aber wir haben so viel frischwaren, das muss zuerst weg. es geht auf recht guter schotterstrasse in die pampa raus.. praktisch kein verkehr, unendliche weiten, stroh-gräser, chnorzliges gewächs, ab und an bäume im herbstkleid.. garstige gegend, die anden in wolken gehüllt.

im nächsten dorf fragen wir einen jungen nach dem weg und der gibt uns erstaundlicherweise sehr exakt auskunft, wo rechts, wieviel brücken, dann links und da und dort und wir sind wieder auf kurs. nur immer nach himmelsrichtung fahren, ist nicht die lösung ;-). aber jetz, geht es wieder gen süden. bald ist fahrerwechsel und mit dem wechselt irgendwie auch meine stimmung. seltsam.. ich hab plötzlich eine schwarze wolke über mir, hab mitleid mit dem matzmobil, denke man sollte doch eigentlich etwas luft rauslassen aus den rädern und überhaupt.. wie angeworfen mach ich mir sorgen um mechanisches und dann kommt es auch, ein seltsames geräusch.

anhalten und fredel findet den grund, ein schutz der am auspuff fibriert.. aha.. nichts schlimmes also.. aber fredel macht sich wohl sorgen, dass ich noch mehr raufbeschwören würde und übernimmt wiederum das steuer und siehe da, meine laune wird auch irgenwie wieder entspannter. ja, da war wohl irgend ein angst-muster über mich gefallen. "äs chlises fiises monschtär" würde züri west sagen. noch immer find ich, wir sollten etwas luft lassen, aber es wird auf den schlafplatz verschoben. auch gut.. die strasse wird schlechter, windet sich auf eine hochebene rauf (hier sind die wenigstens nur 1000 müm ;-), nicht wie im norden, wo sie auf ca 4000 müm sind ;-).

das matzmobil frisst sich rauf und fredel findet den besten kurs. oben angekommen stellen wir fest, in etwa so haben wir uns patagonien vorgestellt. unendliche weiten, berge auf der einen, fläche auf der anderen, chnorzliges gewächst, sturmgetriebene gräser, garstig eben.. die sonnenstrahlen, die durch die wolkendecke kommen, erleuchten die herbstliche landschaft in schönes licht. wow! uns gefällts.. wild, patagonien.. unsere durchschnitts geschwindigkeit liegt in etwa um 20 km/std.. wir haben also zeit uns alles gut anzuschauen, ich zumindest. fredel ist konzentriert auf den weg.

nun erscheint er, der lago vintter, der winter kann kommen ;-). das ist ja ein riesensee, umringt von bergen (in wolken), von sanft geschwungenen grashügeln (gelb) und von vulkangestein in allen farben. die wälder krallen sich an die flanken, sind wohl auch wieder so chnorzlige genossen, die bäume.. ist da schön. winke winke den holz-arbeitern und runter geht es, zum grossen nass. bald haben wir einen platz gefunden, grad am see, wo ein fluss entspringt.. wie hiess der film mit bratt pit, in der mitte enspringt ein fluss, genau, das sind wir jetzt und fred fisch wird hier fischen.

kaum installiert mach ich mich an die zubereitung eines sandwiches, fredel an die gasflaschen. nun gut, das neue werkzeug ist in den spalt zwischen tank und wohnaufbau gerutscht, shit.. das ist fischen, aber nicht nach glitschigen zeitgenossen, nein, nach werkzeug. fredel ist auch zeitweilig etwas genervt, aber mit dem fang des werkzeuges und noch eines (wie lange liegt das schon da unten , hat das die lecke stelle verursacht?) und einem prospekt, ist er wieder zufrieden und isst sein sandwich, flickt die gaszufuhr. jetzt gehen wir auf erkundungstour und die wolkendecke lichtet sich ein wenig, wir können die geniale landschaft im abendlicht geniessen. wow!!

kühl ist es, das müssen wir uns zugestehen, obschon fredel noch im t-shirt unterwegs ist, ich in flip flop ;-). der wind ist bissig, aber was kann das einem die schönheit des ortes vermiesen? nichts. wir sehen uns um, ich fotografiere, geniesse das licht.. ja, patagonien hat uns.. mal schauen, wie weit wir kommen in sachen wetter. hier sind wir und das gefällt uns. nach etwas rumblödeln renn ich zurück ins warme haus.. schön im matzmobil ;-). auch schön draussen, die stacheligen gräser tanzen im wind, die robusten blumen wanken und der see treibt wellen ans steinige ufer. echt genial.sicher nichts für "fiini pflänzli" ;-). die fauna ist auf jeden fall auf robust gepolt.

ja, wir werden wohl jacken auspacken müssen ;-). aber erst morgen.. ich koch uns tee, den geniessen wir lesend, fredel kocht uns znacht, den geniessen wir hörend. die plätzli mit resten von gestern sind weltklasse, das hörspiel spannend.. bald liegen wir im bett und hören noch was, ein paar regentropfen.. mal schauen, was der morgige tag bringt..

meistens sonntags, manchmal montags, ergibt es sich, so aus einer laune raus, dass wir ein richtiges frühstücksbuffet veranstalten. heute ist so ein montäglicher sonntag. noch während den drei vier einviertel minuten eiern und dem gonfi brötchen schmaus beschliessen wir, aufgrund des etwas bewölkten himmels, weiterzufahren.

in null komma drei mal patagonia ist unser heimetli aufbruch bereit, und wir lassen es aus dem wäldchen auf die schotterpiste schnaufen. schon darauf eingestellt, da überall angeschrieben, am eingang des nationalparks - hundert meter vor uns - eintritt zu zahlen, ist die überraschung gross, als niemand im häuschen, und die barriere oben ist. dem seeufer entlang,an unzähligen weiteren stellplätzen vorbei, muss schnitz im drei minuten takt anhalten und fotografieren. in etwa demselben takt, wechseln nämlich die lichtverhältnisse von strahlend sonnenschein, zu düstere wolkenverhangene weltuntergang stimmung, zu regenbogen verzierten, malerischer see-berg-wald-landschaft.

an der abzweigung zu esquel müssen wir einen grundsatz entscheid fällen. am 28. ist mal wieder eine feier fällig. feiern in argentinien arten bei uns meistens mit einen fleischfondue zum kulinarischen grossanlass aus. sollen wir nun für ein kilo filet 50 kilometer umweg auf uns nehmen, oder einfach geradeaus ins nächste kleine pueblo fahren. wir entscheiden uns für geradeaus und werden prompt belohnt. im dorfladen sonntags um eins - wo sonst ganz argentinien in einen dornröschen schlaf verfällt - finden wir einen mocken fleisch und einen sack holzkohle. für eine zünftige feier ausgerüstet fahren wir los und jammern noch ein wenig über den hohen preis von 15.-- sfr für 1300 gr filet und einen sack holzkohle......

wir fliegen dem herbstlich bis winterlichen patagonien entgegen. die strasse macht einen recht guten eindruck. bis zum nächsten pueblo bin ich noch am steuer. nach einer kleinen zusatz huelta - einmal um die plaza sind wir noch immer gefahren - klärt uns ein junge auf dem fahrrad auf, wo wir durchfahren müssen um an den lago vintter zu kommen. nach dem dorf ist fahrerwechsel. wie verhext wechselt auch der untergrund. die piste wird holpiger und rauher. schine wird nur noch ruhiger, und irgendwas ist bei ihr am arbeiten. als ich sie mal auf eine gegebenheit der landschaft hinweise, meint sie nur: eine sichtkontrolle der schrauben um unterbau sei auch wieder angesagt. und wie auf komando beginnt irgendwas an zu scheppern. die aufhängung des auspuffs vibriert nach besonders grossen schlaglöchern an einer plastik abdeckung.

ich melde mich freiwillig, das ziemlich schlechte stück zu fahren. die rumpel di pumpel piste schlängelt sich auf tausend meter hoch auf ein hochplateua. hier empfinden wir beide das erste mal, dass wir in patagonien angekommen sind. südbuchen und chnorzeichen wäldchen, endlose pampas, schneebedeckte gipfel am horizont, wolken deren form von einem bissigen wind zeugen. wilde und unberührte gegend. einmal kommt die frage auf, was mich bisher abgehalten hätte, an den rädern luft rauszulassen.... abgehalten hat mich eigentlich nichts, nur ist es mir einfach nicht in den sinn gekommen, als ich noch am fahren war, und relativ gute strassenverhältnisse hatte. nun, für die letzten zwanzig kilometer verschiebe ich diese notwendigkeit auf unseren nächsten standplatz.

die restliche strecke bis dahin zieht sich dann mindestens dreissig kilometer hin. aber in gemächlicher, schlaglöcher und grosse steine umfahrender fahrweise, ist es zu schaffen. vom hochplateau sehen wir dann endlich den lago vintter. die schaumkronen auf dem see, die berge am gegenüberliegenden ufer mit ihren schneebedeckten gipfeln, die chnorzigen bäume und büsche, die lenticularis linsenwolken am horizont, dies ist das bild patagoniens welches sich in unseren gedanken gebildet und nun scheinbar in der wirklichkeit manifestiert hat.

etwas abseits der strasse an einem abfluss des sees, einem schönen bach, stellen wir unser heimetli hin. während einer kurzen erkundungstour auf die brücke im t-shirt werde ich unmissverständlich darauf hingewiesen, dass nun die zeit der kurzen hosen und nackten ärmeln der vergangenheit angehört, und ab diesen breitengraden die ära der wollsocken und daunenjacken ausgebrochen ist. zitternd komme ich nach hause und bin froh dass der wärmetauscher den rest der motoren wärme in unsere gute stube pumpt. aber noch ist nichts mit hinliegen und geniessen.

das geholper hat ein werkzeug für die gasanschluss schrauben selbstständig werden lassen. das teil ist zwischen wohnraum und tank gerutscht und hat sich verkeilt. mit draht, schuhlöffel und viel geduld heble ich das ding aus dem spalt. und wenn ich schon dran bin, kann ich ja die klempner zange welche wohl schon seit einer viertel ewigkeit dort unten haust auch gleich heraus fischen. desweiteren wenn ich schon dran bin, kontrollier ich auch noch die dichtigkeit des gasanschlusses. schine meinte schon im fünfminuten takt es gäsele......

eine halbe stunde später, ein zwischen sandwich von meiner frau geklemmt im magen, ist also alles sirup, bier, luft und gas dicht. und wenn ich schon dran bin, stelle ich mich auch gleich grad noch zur verfügung uns kulinarisch zu verköstigen, was schnitz auf dem bett liegend überaus goutiert. resten hörspiel im ohr, resten spagutz auf dem teller und frische filet plätzli auf der gabel geniessen wir unseren neuen standplatz und legen uns alsbald ins bett.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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