tagebuch 02. september 2006
chile / lo valdes - thermas valle colina (zu fuss)


schrittfürschrittimschneetritt rückenwind und ego trott...
energie für die wanderung heute nehm ich über cornflakes und soyamilch auf und fredel und ich plaudern angeregt zum zmorgen. bald sind die letzten sachen in den rucksäcken verpackt und die hunde bereit zum abflug ;-). ja, die wollen unbedingt mit, aber dürfen nicht, wir sind zu lange da oben.

wir verabschieden uns vom deutsch-schweizer päärli, kriegen noch ein geschenk (wenn jemand nicht gerne skier auf den schultern trägt - wer macht das schon - es gibt eine lösung, bald ist der link auf unserer page) und suerte!! wir wünschen uns gegenseitig gute reise und wir sind weg. das mit den hunden ist dann gar nicht so einfach, aber irgendwann können wir hunde-los-wandern ;-). zuerst gehts durch ein wenig idyllisches kieswerk und dann windet sich der weg den geröllkelgeln der imposanten felsen entlang langsam rauf. der lawinenkegel ist noch immer strassen-sperrend da, wenn auch schon etwas kleiner geschmolzen.

wir wandern auch an schulklassen vorbei, die man per bus hier her gebracht hat und die jungs und girls geniessen das bitztli schnee und rennen im zeug rum.. die sind mit wenig zufrieden zu stellen. zum glück ist die strasse zu den thermen noch nicht offen, sonst wären die sicher alle da oben ;-). ich leide schon in dem ersten stück.. mal wieder so viel gewicht auf den schultern und auf der hüfte, da muss man sich zuerst wieder gewöhnen, dünkt mich.. aber was solls, irgendwie schaff ich die strecke zu den thermen schon, wir haben ja zeit. ab und an eine drinkpause und dann eine pause um die schneeschuhe zu montieren. ja, wir tauchen in eine schwarz-weisse welt ein.. der himmel ist überzogen und lässt so keine anderen farbnuancen zu.

fredel verfällt zwischenzeitlich mal in seinen trott und entfernt sich schnell von mir.. mein ego bricht zusammen, baut mich nicht auf.. lieber geh ich etwas zusammen, vielleicht ein wenig plaudern, oder dann ganz alleine, das mach ich auch gerne. aber immer wieder aufschliessen scheint mir nicht so spass zu machen. wie ich bin, wenn ich etwas erkenne, wird es sofort mitgeteilt und von da an nimmt fredel mein tempo an, ich geh voraus.. gute sache so.. leiden tu ich doch noch, aber es geht echt leichter so.

wir kämpfen uns über schneekegel am bach entlang und ich möchte mir nicht ausdenken, hier runter zu rutschen.. wäh, das wasser sieht wild und kalt aus und es zwängt sich in der sektion an grossen findlingen vorbei über stufen schnell runter. kein ort zum baden!! aber an so einen sollen wir ja kommen, das ist das was mich motiviert. nach diesem schräghangstück gehts über eine brücke und fredel meint: wir haben 2/3.. na ja, es kommt bald ein schild das uns verrät, wir haben, wenn überhaupt, grad mal die hälfte.. so ist das. meine motivation bricht etwas ein, aber weiter im trott..

das tal wird breiter und wir setzten die schneeschuhe auf der schönen ebene auf, unterstützen den schritt mit den stöcken und geniessen die ausblicke auf den bach und die lawinenkegel, die von den seitenhängen runtergekommen sind. weisse gebilde, wilde landschaft, winter, eisiger wind zieht um unsere körper. mich dünkt es ist zeit für eine ausgiebige pause. ein paar ruinen geben uns windschutz und so sitzen wir alsbald da drinnen, bestaunen den vielen schnee, der vom wind hier rein verfrachtet wurde. einen gang nach hinten sieht man die schneewellen bis weit rein.. geniale formen, echt.

auch genial dünkt fredel meine idee, noch 2 manjar-riegel mitgenommen zu haben. den einen verschlingen wir mit wohlgenuss und kommen so zu einem energieschub. weiter gehts ;-). meine resourcen sind aber bald wieder aufgebraucht und ich zähle die schritte, ein sicheres zeichen für erschöpfung bei mir ;-). irgendwie dünkt mich die landschaft gar nicht mehr so interessant und nur noch schritt an schritt zählt. endlich werd ich erlöst, wir sehen die thermen und ich nehm die letzten meter supergemütlich unter die schneeschuhe. fredel derweil überholt in diesen letzten meter noch 2 skitouren-läufer und findet schon mal einen platz für unser zelt.

das stellen wir dann auch auf, räumen unsere geliebten daunenmätteli rein, tun die daunen-schlafsäcke drauf und krönen das ganze mit dem auspacken der daunenjacken, diese ziehen wir aber erst nach dem ersten bade in den thermen valle colina an. ja, jetzt ruft zuerst mal das warme wasser!! ganz alleine sind wir ja eben nicht, aber das tut unserer freude nichts ab. die angestrengten körper in die wärme eintauchen lassen.. wow!! es kommen später noch 4 personen, die ersten sind wieder weg. es geht was hier hinten, wir haben aber die ruhe weg in dem heissen wasser, im schlamm am boden.

der blick auf die verschneiten berge, wir in der vollen wärme vom vulkan-wasser.. das gefällt!! aber weniger schön wirkt der gedanke ans aussteigen, den körper an den kalten wind bringen.. wähhh... aber da müssen wir durch und alsbald stecken wir in warmen, trockenen kleidern, ich im schlafsack. fredel superhero macht einen auf camp-koch und bereitet tee und znacht.. mir gehts gut, ich lieg in dem meer aus gänsedaunen und lese ein paar zeilen. wie schön ist es doch, gute ausrüstung zu haben, wird mir immer wieder klar.

nachdem wir gegessen haben (im zelt, draussen zu kalt, zu viel wind), geht fredel nochmal raus um abzuwaschen und nochmal etwas wasser zu kochen.. danke!!! ich schätz das sehr. lange geht das ganze aber auch nicht mehr und mein durchfrohrener jüngling taucht auch ins daunenmeer ein. wir kuschlen, geniessen die wärme unserer körper, lesen, lauschen dem wind und mich dünkt: wir werden eingeschneit heut nacht, aber so kommt es nicht..

es kommt eh anders als man denkt, aber dass da spät in der nacht noch andere "gäste" eintreffen und ihr zelt stellen und plaudern und PFEIFFEN (ich hasse pfeiffen) und kochen und wer weiss noch was.. ja, mit dem hätten wir nicht gerechnet, niemals ;-). wir grinsen und schlafen doch recht früh ein an dem schönen ort, ich freu mich schon aufs morgenbad!!! schön wieder mal im zelt zu schlafen.

es ist ja schon alles gepackt, und die wanderung zu den termas braucht nur etwa drei stunden. also genug zeit, gemütlich zu käfelen, schine zu cornflaken, und uns dann drüben noch von den beiden eskimo schweizern zu verabschieden. zu unserer überraschung kriegen wir einen freehander geschenkt. das praktische ski snowboard schulter trage system für freie hände ( klick link )

was wir nicht getestet haben, ob man mit dem teil die beiden hütten hunde hätte festbinden können. andy der hüttenwart meinte, für drei tage dürften die doggis nicht mit, und wir, respektive der koch hatte seine liebe mühe die beiden aufgeregten vierbeiner zurückzuhalten. wir habens dann kurz nach zehn doch noch geschafft, unsere vollgepackten rucksäcke zu schultern, und uns auf den weg zu machen.

nach dem kurzen abstieg vom refugio aleman, führt uns die wanderung erstmal durch den staubigen steinbruch der die idylle der berglandschaft etwas verunstaltet. das gestern gefallene fläumchen schnee hat sich schon wieder verflüchtigt, und die erste dreiviertelstunde sind wir ohne schneeschuhe an den füssen unterwegs. bald stehen wir auch wieder vor dem riesen lawinenkegel der uns schon vor drei vier tagen den weg verspert hat - die wand steht immer noch - und einige höhenmeter später ist dann auch zeit die raquettes zu schnallen.

kaum habe ich die schneeschuhe an den füssen, überkommt mich ein egoistischer trott. mich ziehts magisch in die schwarz weisse trübe landschaft. die schritte verschmelzen in einklang mit dem atem, die halbverfrorenen mückchen welche sich in den fussstapfen verirren, die tiefliegenden wolkenschwaden, die zahlreich niedergegangenen kleineren lawinen, die mächtigen findlinge und patina grün schimmernden gröllkegel alles wird wahr- aber nicht aufgenommen, alles ist wie in einem slow motion film. die bilder wandern an einem vorbei, wenigstens werden sie nicht immer von werbeblöcken unterbrochen.

irgendwann wird dann aber mein trott doch gestoppt, und ich merke erst jetzt, das schnitz, mit hängendem kopf und schleppendem schritt ein gutes stück hinter mir herkommt. als sie wieder zu mir aufschliesst, werden sofort theorieen von solo wanderungen, nie mehr zusammen touren machen, und schlechten einflüssen fürs weibliche ego geäussert. ich entschuldige mich für meinen trott anfall, was ich aber nicht müsse, da dies ihr problem sei und nicht meines, wie mir in nicht unbedingt freundlichster art vermittelt wird....

die führungsspitze wird ausgewechselt, und ab sofort ist schnitz am spuren. das heisst es muss gar nicht richtig gespurt werden. der schnee ist dank dem trüben wetter ziemlich verfirnt, und wir sinken nicht wirklich ein. nachdem ich dann noch eine fehlprognose bezüglich der restlichen strecke rausgelassen habe - zwei drittel haben wir schon - sind wir beide froh, in einem alten bunker bei der hälfte der strecke ein wenig schutz vor dem, stetig von hinten blasenden bissigen wind zu finden. dank meiner superschnitte von einer frau, kommen wir sogar zu neuer energie in form von einem manjar riegel. dies ist quasi ein caramel niidle täfeli in der grösse eines milky way!

frisch gestärkt machen wir uns auf das zweite teilstück der winterlichen termen tour. dies zieht sich nur noch ins tal rein. ohne grosse steigung, dem fluss entlang, zum glück über keine der eingebrochenen scheebrücken, die wohl unter einem imposanten donnern zusammengebrochen sein müssen. aber eben wie gesagt, die strecke zieht sich. weit vor uns sehen wir drei turenskigeher, und ich habe das gefühl dass wir ihnen immer näher kommen. sind das erste halluzinationen? oder sind die drei wirklich so langsam unterwegs?

als ich dann nach einem kleinen anstieg zwei des grüppchens überhole - von schnitz vorausgeschickt wohlverstanden - und oben an den terma becken ankomme, sitzt der älteste herr bereits im warmen wasser. hurtig muss er dann doch noch eine badehose anziehen, als er bemerkt, dass da wohl noch andere leute eintreffen werden. während ruscheli und ich erstmal das zelt aufstellen, den innenraum mit mätteli und schlafsäcken dekorieren, ich uns eine kochstelle einrichte und schon mal eine ladung schnee für tee schmelze, können sich die drei türeler erstmal ein wenig im wasser suhlen.

alsbald sind diese abgezogen, und wir können das oberste wärmste becken ganz für uns alleine in anspruch nehem. aber nicht lange. schon kommen die nächsten vier leute. dass wir beiden die einzigen zwei sind die dreieinhalb stunden wandern, nur um in ein paar ziemlich verschlammten heisswasser becken zu sitzen war wohl eine utopie.... schön aufgewärmt, entspannt und dampfend steigen wir nach einer kleineren ewigkeit aus dem wasser, und stürzen uns in die daunenjacken.

schnitz verzieht sich sogleich in unser temporäres heim, ich flüchte mich hinter den kocher. nach einer zweiten pfanne heissen wassers für tee, ist gerade noch genug übrig, die schock gefrier trocken nudeln zum znacht zu bereiten. so kommt es, dass wir kurz nach fünf schon znacht essen, ich mich zum dessert nochmal aus dem zelt wälze und am 60° zufluss abwasche. dann verbarrikadieren wir uns im zelt, und lesen noch, bis uns dann die dämmerung das licht abstellt, und wir uns aneinander gekuschelt zum schlafen legen.

aber das hotel terma de colina hat seine pforten noch nicht geschlossen. noch bevor wir schlafen kommen zwei weitere tour schaften auf besuch. auch diese bauen je ein zelt auf und kochen sich ein süppchen zum mitternachts imbiss -wie es uns scheint - es ist etwa acht uhr......

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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