tagebuch 15. juli 2006
peru / thermas chivay - colca canyon (mirador del condor)


meine zweite identität - der kondor ;-) von käse kirchen und kondoren
ich erwach in aller "wöhli", fredel und gudi leiden noch immer in sachen hals, shit. so übernehm ich das kaffe und tee brauen und lass die patienten noch etwas liegen ;-). ich setzt mich mit meinem getränk auf gudis bett, so quasi in die gute stube und wir schlürfen alle vor uns hin.

dann wird aber fredel wach und macht einen auf superlustig mit philosophischen sprüchen und wer weiss noch was, wir lachen nicht zu knapp. was für eine morgenshow. lusstig würde yara sagen ;-). wir müssen nicht lange diskutieren, der colca canyon wird von uns erkundet! also fahren wir bald los und halten bei der zahlstelle an um den eintritt so quasi nachzuzahlen. wir hätten da nicht hin müssen, der weg geht daran vorbei, aber ehrlichkeit währt am längsten, so unsere devise und so ist es nun mal. auch für zukünftige touristen hilft es sicher, wenn wir wort halten und so stehen wir da mit dem geld und niemand will es. die zahlstelle sei heute weiter unten aber sie wird nicht kommen.

colca, du schönes tal, wir kommen. es holpert uns etwas durch aber das lenkt uns nicht gross ab von der schönheit des ortes, wow! die terassen sind ins gelände gebaut, endlos und in allen farbabstufungen leuchtet das winterliche gelb.. neben uns felsen, berge, vulkane und weit unten der bach.. echt eine imposante gegend, der reiseführer verspricht nicht zu viel. wir haben zeit und besuchen ab und an ein dorf. im ersten parkieren wir auf der plaza, wo kein mensch zu sehen ist, vor einer seltsam anmutenden kirche. eine lange, grosse, weisse, auf der seite eher unförmige masse, aber voller charm. der haupteingang ist mit blumensutkaturen verziert und sie sind am renovieren.

die wahre schönheit zeigt sich aber innen, oder soll man sagen: das wahre chaos, der treffpunkt des dorfes, der platz des austausches, des plauderns und lachens?!? wenn man in das gotteshaus tritt fühlt man sich einfach nur wohl und nichts ist mit ruhe da drin ;-). auch die dekoration ist zusammengewürfelt und wohl genau darum so schön und einladend. echt ein platz zum sein, ich fühl mich sofort wohl und auch gudi und fredel geht es nicht anders. in einer ecke entdeck ich ein kreuz dass mit leiter und ein paar arbeitsgeräten verziert ist.. irgendwie erinnert mich das an was. hatte "s'grosmuäti" so eines?!? ich weiss es nicht mehr, aber es lässt mich grad abschwelgen.

unlängst war wohl eine prozession und die geschmückte trage steht noch in einer ecke, überall brennen kerzen, aus lautsprechern plärrt indisch anmutende musik und die menschen sind etwas am vorbereiten. wir finden raus, dass man kerzen im laden kaufen kann und da stossen gudi und ich auch wieder auf fredel, der da grad einen käse ersteht und mit dem personal am plaudern ist. die menschen hier sind übrigens supernett, sprechen uns an und so finden wir auch raus, es findet eine hochzeit statt.

zurück in der kirche, zündet gudi eine kerze für jemanden an, der hilfe grad brauchen kann, auch ich denk an ihn, auch wenn ich ihn nicht kenne. meine kerze brennt aber einfach nur für die welt! auf der wir reisen dürfen, in die wir ein paar einblicke haben dürfen und die uns duldet.. danke liebe welt, du bist wunderschön und es soll dir gut gehen. die kerzen flackern, es wird geschäftig im schönen haus. das brautpaar kommt durch den eingang, die musik spielt und wir staunen nicht schlecht als wir die gesichter der frischvermählten sehen: alte menschen mit verbitterten gesichtern, das ist selten zu sehen hier ;-).

aber der anlass ist superschön, die menschen ihn ihren, für hier typischen, bunt bestickten trachten, echt ein erlebnis, wir mitten drin. haben wir doch glück, wir könnens kaum glauben und lösen und erst viel später von dem magischen ort. ein paar kilometer weiter machen wir nochmal einen abstecher in ein dorf, parkieren wiederum genau vor der kirche und da hat es auch ein paar stände. gudi und fredel probieren kaktusfrüchte und ich schau mir die auslage der stände an. ein mann mit einem wunderschönen, grauen adler stellt sich - gegen geld - als fotoobjekt zur verfügung, eine frau will mit lama abgelichtet werden, warum nicht. wir machen da nicht mit, dafür besuchen wir die kirche. viel geordneter, auch schön, aber hier verhält man sich andächtig, ruhig ;-).

ich kann gudi nicht von der nötigkeit eines tuch-kaufes überzeugen ;-) und so geht es weiter des weges, das schöne tal runter. sogar einen tunnel passieren wir und dan wieder ausblicke in das kunstwerk, dass der fluss hier ins land gefressen hat, unglaublich imposant, ein gewalts tal, ohne frage. früher als erwartet erreichen wir unser heutiges ziel (karten zeichen können auch die peruaner nicht ;-), den mirador de los condores. hier sollen die andenkondore kreisen, am morgen in die lüfte entschweben und erst am abend wieder zurückkommen, die fliegen locker mal an die küste. oder besser: lassen sich fliegen, flügelschläge sind wohl zu anstrengend, drum besser in der thermik drehen ;-).

wir können uns auf einem alten strassenstück installieren und bald kommen sogar ein paar vögel weit über uns des weges. wow, wir sitzen alle drei draussen an der sonne und geniessen. gudi und ich lassen es sich nicht nehmen, unsere haut etwas zu bräunen, fredel fotografiert "seine" schnitten ;-). so geht das... und als es etwas viel wird mit sonne geht gudi rein um unsere restlichen eier zu verarbeiten. ja, wir sind wieder bereit, dem projekt teufelseier einen neue chance zu geben. ein ei ist wiederum etwas seltsam in form und konsistenz und wir fragen furby, ob wir das noch brauchen sollen. er meint nicht und wir legen es, in der hoffnung einen kondor anzulocken, auf einen grossen stein.

gudi und ich machen draussen noch die qigong übungen (beim abschluss fliegt ein geier über uns durch, wow) und dann bleib ich auch grad noch an der frischen luft, der wind zieht um meine ohren, ich pack mich ein und sitzt da, les etwas, schau den leuchtenden blumen zu, dem blauen himmel, den kondoren weit oben, den 2 kleinen greifvögeln die ein schauspiel am himmel vorführen, den kaktussen, den gräsern im wind zu. mir gehts einfach nur gut, ich tauch in die natur ein, bin bei mir und auf der welt.

auf mir landet ein vermeindlicher hummel, der sich als momo-monster-bartolomäus mit riesenrüssel entpuppt ;-). wie schön es hier ist, ich saug alles rein und bin bestandteil von allem. das tut mir so richtig gut und ich geh erst viel später rein ins matzmobil und geniess die wärme da drinn, während gudi am schlottern ist ;-). die beiden haben übrigens eine kleine vorspeise kreiirt, gudi die eier, dann ist fredel ins hoch aufgelaufen und wir haben den tisch voller köstlichkeiten ;-). das reicht grad als gute hauptmahlzeit. beim chnäbbern diskutieren wir über meine tante (gudi liest grad ihr buch), über das tibetische buch vom leben und sterben (das hat gudi mir geschenkt), über den tod, über wichtigikeit im leben, über dies und das.. echt schönes gespräch.

danach hat nicht mehr viel platz, etwas lesen, schlafen an dem schönen ort. der wind saust ums matzmobil und lässt es wiegen.. gut nacht. träum ich von meinen neuen seelenverwandten?!?! ja, gudi hat vom reiseführer über den kondor vorgelesen und die ähnlichkeit ist frapannt ;-). nicht dass ich so gut fliegen würde, oder hoffentlich auch nicht so eine hässlichen kopf hab ;-).eher geht es um das essverhalten ;-). wenn die riesenvögel mal wieder etwas zu beissen haben (bis 40 tage können sie ohne sein, ohne energieverlust) dann schlagen sie so richtig zu und sind dann so träg, dass man sie locker einfangen kann ;-))) sie mögen nicht mal mehr fliegen, hihihi.. kommt mir doch irgndwie bekannt vor ;-). ich fühl mich von heut an nicht nicht mehr wie ein wal, nein wie ein kondor, nach einem gelage ;-)

noch ein paar fakten: flügelspannweite bis zu 3 meter . sie essen nicht nur aas, sind also auch raubvögel. ihr revier hat locker einen umkreis von 100 km. sie lassen sich von der thermik auf bis zu 8'000 müm tragen. können 100 jahre alt werden. nicht schlecht der vogel, der ca 10 kg schwer sein kann. bin gespannt, ob sie morgen früh ihre flugkünste zu besten geben...

reges plantschen von den becken her und die aufgehenede sonne lässt uns aufwachen. ruscheli macht uns teeli und kaffe, da gudi und ich einen leichten anflug von einem halswewehchen haben. während dem käfelen ist dann schnell entschieden dass wir doch noch finanzielle mittel für einen canyon besuch aufbringen können.

bald sind wir im dorf auf der plaza. gudi und ich kaufen halsweh tabletten und brot. als wir zurückkommen ist schnitz angeregt mit zwei polizisten am diskutieren. die beiden sind sehr hilfsbereit, und wollen den beiden schnitten in ihrem büro vis a vis noch prospekt material mitgeben. die enttäuschung ist ihnen ins gesicht geschrieben, als nur ich mitgehe.

bei der barriere wo ich gestern meine einstellung von freundlichkeit und geduld grundlegend überdenken musste, ist heute kein schrankenwärter. nur ein polizist sitzt da, und weist uns an weiter ins tal reinzufahren, da käme dann noch eine zahlstelle. wenn uns das befohlen wird befolgen wir diese anweisung auch. wir tauchen ein in eine canyon welt sondergleichen. neben der strasse hat der fluss in jahrmillionen ein tal in die gegend gewaschen. die flanken sind trotz ihrer steilheit mit feldterassen übersäht, und am gegenüberliegenden hang sieht man einzelne häuser zu einem dörfchen zusammengewürfelt.

gudi liest uns die informationen aus dem reiseführer vor, und weist uns den weg in die sehenswerten dörfchen. beim ersten halt, nach einer huelta um die kleine plaza parkieren wir direkt vor der kirche. die frauen gehen das im bau befindliche gotteshaus besichtigen, und ich suche ein lädeli welches offen hat, und mir von dem - im reiseführer gepriesenen - käse verkauft. nur schnell ein käsli kufen läuft aber hier nicht wirklich. ich bin schwer mit den besitzern am plaudern - der dueño wollte meine kamera, ging aber nicht auf den tausch mit dem laden ein - als gufruth ebenfalls reinkommen und noch kerzen erstehen. ich gehe diesmal auch mit in die kirche, und bin etwas über die lockere stimmung erstaunt.

in der schlichten einladenden kirche herrscht ein reges kommen und gehen, das halbe dorf trifft sich in oder vor der kirche, und irgendwas anderes ausser der friedlichen atmosphäre dieses ortes und der indischen musik aus den lautsprechern scheint etwas in der luft zu liegen. wenig später werden wir aufgeklärt, und quasi als gäste eingeladen, einer einheimischen hochzeit beizuwohnen. die kirchentür ist offen, es komme wer wolle und wir drei mitten drin.

irgendwann reissen wir uns aus diesem märchen und fahren weiter dem zauberhaften colca canyon entlang. gudi liest uns von einem dorf vor, welches berühmt für seine handwerkskunst sein soll. wir fahren auch hier von der hauptpiste ab und richtung plaza. alle campesinos=bauern grüssen freundlich und weisen uns den weg. wiederum halten wir vor der kirche. vis a vis hats ein improvisiertes restaurant, wos draussen die kaktus früchte in einem körbchen hat. ich weiss schon dass diese nach einer mischung von kiwi apfel und ananas schmecken. gudi will die dinger ebenfalls probieren, und wir lassen uns je drei schmecken. die gute frau meint die früchte kosten nur eine donation=spende, und wir lassen also unser letztes münz liegen, auch wenn es bedenklich wenig ist.....

auch diese kirche besuchen wir. aber hier ist alles viel prunkvoller und aufwändiger eingerichtet, und auch die stimmen im innern sind eher gedämpft. draussen sind einige marktstände aufgestellt, und einer hat einen prachtvollen grauen steinadler auf seinem arm und bietet das tier - für eine kleine donation - den turisten für ein foto auf ihrem kopf an. beinahe hätten wir gudi noch von einem offensichtlich handgewobenen decken teppich kauf überzeugt. aber nachdem wir ihre ganze wohnungseinrichtung besprochen und auseinandergenommen haben, waren wir alle sicher dass die farbe und der stil einfach mit nichts zusammenpasst.

auf der anderen seite plauder ich ein bisschen mit einer verkäuferin die eine herrliche schwarze pracht mit unzähligen glitzersteinen und stickereien trägt. ich frage sie nach dem grossen fest das morgen in einem dorf weiter hinten im canyoun stattfinden soll, und ob sie auch gehe. etwas bedrückt berichtet sie mir dass sie in duelo = trauer sei, da ihre mutter gestorben sei. mir fehlen die worte, da ich mal wieder keinen blassen schimmer habe was man auf darauf entgegnen könnte....

wir machen uns noch vor dem grossen condor beobachtungs rückreise turismus verkehr auf den weg, den aussichtspunkt in antizyklischer richtung zu erreichen. gemäss den beiden bordcomputern vairuth und gudell müsste es noch einige kilometer dauern. aber kaum sind wir wieder auf der holprigen stauppiste, und unsere augen wieder an die nun noch tieferen ausblicke in die schlucht gewöhnt, erblicken wir plötzlich einen aussichtspunkt nach dem anderen. kruze zeit später stehen wir schon am mirador der kondore.

kurz davor hat es ein überwachsenes kaum mehr erkennbares stück einer alten strasse welches uns mit seinem hügel als sichtschutz gleich als übernachtungs plätzli dient. wir sind schnell installiert, geniessen die ruhe und die wärmende sonne auf unserer neuen naturterasse. während wir da so in den sesseln hängen, kreisen plötzlich auch schon die ersten kondore über uns. ob sie nun schon von der küste ehimgeflogen kommen, oder von den zwei halbnackten chicas auf dem serviertablet angelockt wurden ist nicht mit sicherheit zu sagen. aber wir waren alle drei verblüfft, dass wir die fliegenden thermik künstler am späten nachmittag noch zu gesicht gekriegt haben.

gudi meldet sich freiwillig uns ein kleines vorspeischen zu präparieren. dass schine und ich uns auf ein erneutes devils eggs experiment einlassen wiederspiegelt nur den zustand unseres momentanen wohlbefindens. als ich das bisschen ei auf dem teller sehe, überkommt mich plötzlich die kreativität, und mir beginnts ebenfalls mit vorspeisli zaubern. die teller füllen sich, und plötzlich ist der ganze kühlschrank voll mit vorspeisli tellern. somit wäre auch gleich geklärt was es zur hauptspeise gibt. nämlich vorspeise.....

nach diesem geschlemme macht niemand mehr von uns grosse sprünge, geschweige denn flüge. uns ist plötzlich allen zumute wie einem kondor.... die viecher können nämlich bis zu vierzig tage ohne etwas zu fressen sein, und sich dann den bauch so voll schlagen, dass sie nicht mal mehr abheben können. so geht es uns grad im moment. schine und ich heben höchstens noch ab ins bett und schlafen einem weiteren interessanten tag entgegen.....

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



info@matzmobil.ch